Das wichtigste Sound-Tool auf dem Pedalboard
Boost-Pedale gibt es schon ewig und in unterschiedlichsten Ausführungen. Sie können je nach Bauart unterschiedliche Funktionen übernehmen und sind meiner Meinung nach die wichtigsten Pedale für ein richtiges Gain-Staging.
Inhaltsverzeichnis
Für die meisten Gitarristen ist ein lauteres Signal prinzipiell immer besser und Boost-Pedale sind hier der heilige Gral, um dieses Signal zu bekommen, doch sie können noch mehr. Heute möchte ich daher einen kleinen Überblick über die unterschiedlichsten Pedale und deren mögliche Einsatzbereiche geben.
Das erste Booster-Pedal: der Treble-Booster
Booster-Pedale, genauer gesagt, Treble-Booster gehören mit zu den ersten Effektgeräten generell. Mitte der 1960er-Jahre wurden diese einfachsten Schaltkreise entwickelt, um den Preamp des Röhrenverstärkers mit einem lauteren Signal zu füttern. Der Dallas Range Master ist mittlerweile natürlich sehr selten geworden und seine Konstruktion war aufgrund des Gehäuses ohne Fußschalter und dem fest angebrachtem Kabel relativ unpraktisch. Aber zum Glück gibt es ja moderne Alternativen, wie beispielsweise dieses schicke Pedal von British Pedal Company.
Treble-Booster sind natürlich nicht für jedes Setup geeignet. Wer den klassischen Sound eines Treble-Boosters möchte, der findet bei den ganz Großen der Musikwelt, was er sucht. Brian May hat den Treble-Booster in Verbindung mit einem Vox AC30 genutzt und Eric Clapton mit einem Marshall. Allerdings muss man den entsprechenden Amp dann auch ordentlich aufdrehen. Ein Treble-Booster vor einem cleanen Fender-Amp wird niemals cremig und bluesig klingen. Der Treble-Booster wird nämlich seinem Namen gerecht und hebt die Höhen ordentlich an. Da britische Vintage-Amps, wenn sie lauter aufgedreht werden, etwas dunkler klingen, können sie mit einem Treble-Booster perfekt gepusht werden. Die Bässe bleiben aufgeräumt und das Signal der E-Gitarre spritzig. Die geboosteten Höhen werden durch den übersteuerten Verstärker wieder entschärft und liefern einen wunderschönen Zerr-Sound, der sich gut im Band-Mix durchsetzt. Vielleicht ist diese Art des boostens gar nicht mehr zeitgemäß, weil man einen lauten Röhrenverstärker nur noch selten weit aufdrehen kann und die PA die Aufgabe übernimmt, den Raum zu beschallen. Aber auch mit einem kleinen 5 Watt oder sogar 1 Watt Röhren-Amp oder einem Attenuator kann diese Schaltung sehr gut klingen.
Fulltone hat in unterschiedlichen Versionen diese Treble-Booster-Schaltung übernommen und mit zusätzlichen Features ausgestattet. So können neben unterschiedlichen Treble-Booster-Varianten auch gleich Fullrange- oder Mid-Booster angewählt werden.
Ein ähnliches Konzept verfolgt Mythos Pedals mit ihrem Cestus Treble-Booster, der ebenfalls drei unterschiedliche Boost-Schaltvarianten beinhaltet und somit den Treble-Booster, einen Mid-Booster und einen Fullrange-Booster umfasst.
Booster für cleane Amps
Während der Treble-Booster für angezerrte Verstärker konzipiert wurde, gibt es auch zahlreiche Booster, die mit einem cleanen Amp gut funktionieren. Mit ihnen soll die Lautstärke des Signals angehoben werden. Dafür gibt es unterschiedlichste Szenarien. Klassisch zur Anwendung kommt er meist, wenn man als Gitarrist ein Solo spielen und das eigene Instrument dafür akustisch etwas in den Vordergrund bringen möchte. In diesem Fall wäre es sinnvoll, den Booster hinter den Verzerrern oder bei einem angezerrten Verstärker in dem Effekt-Loop des Amps zu nutzen. Das Gain verändert sich dann nicht und das Gitarrensignal wird einfach lauter.
Hierfür eignen sich Fullrange- oder Midrange-Booster. Der Fullrange-Booster hebt die Gesamtlautstärke aller Frequenzen an, während der Midrange-Booster vor allem die Lautstärke der Mitten „pusht.“ Ein Gitarrensignal mit angehobenen Mitten klingt für sich alleine gespielt zwar nicht ganz so schön, passt aber oft perfekt in den Band-Kontext. Der klassische mittenbetonte Booster ist der Ibanez Tube Screamer.
Aber es gibt auch Varianten, die komplett clean arbeiten und die entsprechenden Frequenzen anheben. Zur Not tut es auch ein Equalizer-Pedal.
Der klassische Booster
Zu den bekanntesten Boostern gehört wahrscheinlich der MXR Micro Amp. Er boostet das Signal um bis zu 26 dB und das bereits seit den 1970er-Jahren. Das Gitarrensignal wird dabei nur wenig verfälscht und lediglich in der Lautstärke angehoben. Heute gibt es bereits einige überarbeitete Versionen, wie den Micro Amp Plus, der entweder noch neutraler klingt oder zusätzlich die Bässe und Höhen regeln kann oder dem Custom Audio Electronics Boost/Line-Driver, der auf dem Micro Amp basiert.
Ebenso legendär ist der Electro Harmonix LPB-1 Booster, ein einfaches Boost-Pedal mit einem Volume-Poti. Ihn gibt es mittlerweile ebenfalls in einer Luxusvariante, die gleich noch einen Equalizer beinhaltet. Hiermit können ganz präzise die zu boostenden Frequenzen abgestimmt werden.
Der Booster im Verzerrer
Fast jeder Hersteller hat bereits einen Verzerrer im Programm, der gleich einen Boost-Schaltkreis beinhaltet. Dieser kann dann meist per zusätzlichem Fußschalter dazu geschaltet werden. Ideal ist es, wenn der Booster per Wahlschalter entweder vor oder nach dem Overdrive-Schaltkreis positioniert werden kann. So lässt sich entweder die Lautstärke anheben, wenn der Booster hinter dem Verzerrer geschaltet ist oder die Verzerrung lässt sich anheben, wenn der Booster vor dem Verzerrer positioniert wird. Das ist dann eine weitere Variante zum Einsatz eines Boosters: zum Anheben des Gain-Levels. Da ein Booster vor einem Overdrive-Pedal das Eingangssignal am Verzerrer anhebt, wird beim Overdrive-Pedal eine stärkere Verzerrung erzeugt. Dieser Effekt ist vergleichbar mit dem, der auftritt, wenn man einen Booster vor einen angezerrten Verstärker schaltet.
Ein derartiges doppeltes Pedal ist beispielsweise der ThorpyFX The Dane MKII Overdrive/Boost.
Aber auch der King of Blues von Tone City, um mal ein günstiges Pedal zu nennen, verfügt über einen Overdrive- und einen Boost-Schaltkreis.
Der Mooer Pure Boost liegt irgendwo zwischen einem Booster und einem Verzerrer und kann neben der Lautstärke, der Abstimmung der Höhen und Bässe auch das Gain regeln. Damit bekommt man etwas Schmutz in den geboosteten Sound, was ebenfalls eine interessante Option sein könnte.
Ein Preamp als Booster
Neben den speziellen Booster-Pedalen wurden auch immer wieder andere Geräte, die einen Preamp besitzen, genutzt, um den Gitarrenverstärker zu boosten. Dazu gehören Tube-Tape-Echos und Tonbandgeräte. Diese Geräte haben einen eingebauten Preamp, um ein möglichst starkes Eingangssignal zu bekommen. Die Preamps färben das Eingangssignal und viele Gitarristen haben festgestellt, dass sie diesen besonderen Sound mögen. Richie Blackmore bevorzugte hierfür sein Aiwa Tonbandgerät. Dieser Schaltkreis wurde von GuitarSlinger mit dem RB1011 Booster in Pedalformat als Booster herausgebracht.
Der Preamp des Echoplex Tape-Echos ist mindestens ebenso beliebt und wurde schon von einigen Herstellern als Boost-Pedal herausgebracht. Einige können die Lautstärke anheben, andere nutzen nur die schöne Färbung des Klangs dieses Preamps. Bekannte Pedale sind das Xotic EP-3 und das Catalinbread Epoch Bias Boost. Beide basieren auf dem EP-3 Echoplex mit Transistorschaltung und beide klingen etwas unterschiedlich.
Viele Rack-Effekte wurden wegen ihrer gut klingenden Preamps als Booster genutzt und The Edge von U2 hat sie wohl alle ausprobiert. Neben dem Korg SDD-3000 und TC Electronic 2290 hat er einen kleinen grünen Preamp von Boss genutzt, bei dem neben der Lautstärke auch die Höhen und Bässe justiert werden konnten. Dieses Pedal ist mittlerweile ebenfalls sehr selten, aber JHS Pedals hat mit The Clover Preamp einen sehr schönen Nachbau rausgebracht, der noch ein paar Extras beinhaltet.
Ein Minus-Booster
Einige Gitarristen haben den Luxus, dass sie bei einem Auftritt oder im Proberaum auf Gitarren mit unterschiedlicher Pickup-Bestückung zurückgreifen können. Und wenn man die Les Paul mit den Output-starken Humbuckern gegen eine Telecaster mit schwachen Singlecoils austauscht, verändert sich natürlich auch die Gain-Struktur sämtlicher Verzerrer auf dem Pedalboard. Hier kann ein Booster sehr nützlich sein, da man für die unterschiedlichen Gitarren schnell die Laustärke regeln und damit die Gitarren an das Pedalboard anpassen kann. Sogenannte Minus-Booster wären an dieser Stelle eine günstige Alternative, die man gegebenenfalls sogar selbst bauen könnte. Sie bestehen im Prinzip nur aus einem einzigen Poti, natürlich in einem Gehäuse, mit Fußschalter sowie Eingangs- und Ausgangsbuchsen. Sie können die Laustärke des Signals nicht anheben, da sie passiv arbeiten und im Prinzip wie das Volume-Poti an der Gitarre funktionieren. Mit so einem Pedal könnte man die Laustärke der Humbucker also reduzieren. Oder man nutzt sie, um aus dem angezerrten Amp einen cleanen Sound herauszuholen. Mit einigen Fuzz-Pedalen funktioniert das ebenfalls. Natürlich könnte man hierfür auch das Volume-Poti an der Gitarre nutzen. Aber wenn die Einstellung immer die gleiche sein soll, ist es doch einfacher, das fest eingestellte Setting per Fuß einfach zu aktivieren.
Booster als Buffer
Wer darüber nachdenkt, einen Buffer auf seinem Pedalboard zu verwenden, könnte hierfür ebenfalls einen Booster verwenden und die Lautstärke neutral auf ein 1:1 Verhältnis einstellen. Denn nichts anderes macht ein Buffer. Zusätzlich hätte man dann aber noch die Option, die Lautstärke etwas anzuheben oder wenn man sich einen Booster auswählt, der den Sound etwas färbt, den Grundklang der E-Gitarre bereits hier zu formen. Dies kann beispielsweise der LunaStone Boost 18 Boost/Buffer.
Equalizer als Booster
Wie bereits erwähnt, können Equalizer-Pedale wie der MXR 10 Band Equalizer Silver auch als Booster funktionieren, da sie das Gitarrensignal anheben können und sogar pro Frequenz genau eingestellt werden können. Insbesondere im Heavy-Metal wurden immer wieder EQs als Booster verwendet und Kerry King hat sogar ein Signature-Pedal bekommen. Equalizer rauschen zwar manchmal etwas mehr, wenn sie das Signal boosten, aber das kann einen Rock-Gitarristen nicht schockieren.
Boutique-Booster
Man kommt wohl um das Thema der Boost-Pedale nicht herum, ohne den Klon Centaur zu erwähnen. Dieses seltene Exemplar im Wert eines Kleinwagens ist zwar eigentlich ein Verzerrer, wird aber von fast allen nur als Booster genutzt. Zum Glück gibt es mittlerweile mehr Nachbauten vom Klon als es Hersteller gibt, denn dieses Pedal ist für viele Gitarristen das Beste was es als Boost-Pedal auf dem Markt gibt. Ein sehr empfehlenswertes Exemplar ist der J.Rockett Audio Designs Archer.
Da die interne Verzerrung ja quasi nie genutzt wird, finde ich es toll, dass JHS Pedals den Prestige Boost herstellt. Dieses Pedal ist sozusagen der Boost-Schaltkreis des Klons ohne die Verzerrung und ohne dass man dafür einen Kredit aufnehmen muss. Selbst die goldene Farbe stimmt.
OriginFX hat sich dem Thema Booster ebenfalls gewidmet und das mit der gesamten Leidenschaft, die man von ihnen kennt. Der DCX Boost Overdrive lässt sich in seinem Voicing und mit Lowpass- und Highpass-Filtern sehr gut abstimmen.
Ich find Pedale einfach geil, vor allem, da man viele selber bauen kann…