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Workshop: Songwriting mit Gitarre und Bass

Wie geht eigentlich Gitarre/Bass in einer Band?

6. Februar 2024

 

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Während im ersten Teil unserer Specials zum Thema Gitarren – Bass – Arrangement eher die spielerischen Aspekte behandelt wurden, so soll der zweite Teil nun konkret auf die klanglichen Soundaspekte eingehen. Klickt euch gern nochmal zurück zum ersten Teil, wenn ihr den noch nicht gelesen haben solltet. Viel Spaß beim Soundtüfteln.

Um nicht mit Tausenden von Euro um sich zu werfen, haben wir beschlossen, uns im Workshop-Teil auf je ein Instrument zu beschränken. Sprich: Es gibt für alle Genres, die behandelt werden, nur EINE Gitarre und EINEN Bass.

Der Sound an der Gitarre

Im Falle der Gitarre fiel die Wahl einen Klassiker der Gitarrengeschichte, die Fender Stratocaster. Warum? Nun, die Vorteile dieses Instruments spiegeln sich in ihrer hohen Verkaufszahl und den mittlerweile unzähligen Kopien und Modifikationen verschiedenster Hersteller wider. Durch die drei Singlecoil-Tonabnehmer und zwei Tone-Potis ist die Strat relativ flexibel einsetzbar. Klar, man erkennt sie fast immer direkt am Sound, aber dennoch lässt sich sehr viel Unterschiedliches aus ihr herausholen.

Wir gliedern dieses Kapitel noch mal unter in die Abschnitte:

  • Spielart/-technik
  • Pickup-Wahl
  • Effektkette
  • Amps
  • EQ/Compression

Songwriting für Gitarre & Bass – Pop 

Der Gitarrensound in den Popbeispielen setzt sich zusammen aus:

  • gezupften Zweiklängen (Dezimen, Bsp. 1) oder mit Plektrum geschlagenen Zweiklängen (Quarten, Terzen)
  • der fünften Pickup-Position (Hals, Bsp. 1) oder Position 2 oder 4 (Zwischenpositionen Neck-Middle oder Bridge – Middle, Bsp. 2)
  • einem Kompressor, getimten Delay (nur Bsp. 2) und großen Reverb
  • einem cleanen, Fender-artigen Amp oder ein Amp-Simulation
  • EQ/Kompression in der Post-Produktion

Pickup-Wahl:

Hier nutze ich die fünfte Pickup-Position der Strat (Neck) im Beispiel 1 und die Positionen 2 oder 4 im Beispiel 2. Während die Position 5 recht warm und voll ist (Tone 5 von 10), erzeugen die Positionen 2 und 4 sehr klare und brilliante, aber nicht zu spitze Sounds (Tone-Poti 10 von 10). 

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Spielart:

Die in Beispiel 1 zu hörenden Zweiklänge werden mit Daumen und Zeige- oder Mittelfinger gezupft. So entsteht ein durch den Anschlag mit dem Fleisch der Finger sehr warmer und voller, runder Klang.

Beispiel 2 verwendet den Anschlag mit Plektrum. Dieser Sound ist wesentlich perkussiver und hat deutlich mehr Präsenz.

Dieser Unterschied ist klangtechnisch sehr wichtig, da eine andere Funktion im Arrangement erfüllt wird.

Effekte auf dem Board & Amp 

Der Kompressor am Anfang der Effektkette vor dem Amp sorgt direkt dafür, Pegelsitzen abzufangen, dem Sound eine gewisse eingeschränkte Dynamik zu geben und damit ein glattes Soundbild zu zeichnen. Hier sollen keine Ecken und Kanten entstehen, sondern ein gleichmäßig fließender Sound entstehen.

Der Reverb am Ende der Effektkette sorgt für einen großen Raum. Mit langer Reverb-Time (ca. 3,5 – 4 Sekunden) und auch recht langer Pre-Delay-Zeit (ca. 40 – 50 ms) entsteht ein sehr großer Raumeffekt, welcher der Gitarre eine unheimliche Tiefe und zusätzlich Stadion-Vibes verleiht.

Workshop: Songwriting mit Gitarre und Bass

Vor dem Reverb sitzt im zweiten Beispiel noch ein getimetes Delay. Getimet bedeutet, dass das Delay auf das Tempo des Songs angepasst ist. So werden Wiederholungen der gespielten Töne durch das Effektgerät ergänzt, die ein rhythmisches Geflecht entstehen lassen. In diesem Fall verwendet das Stereo-Delay auf der linken SeiteViertel- und auf der rechten Seite punktierte Achtelnoten.

Als Amp kommt hier ein sehr cleaner Fender-artiger Amp zum Einsatz. Dieser ist unterhalb des Breakup-Points eingestellt, sodass er keine Verzerrung generiert. In anderen Fällen kann man mit dieser Grenze spielen, um Obertöne, zusätzliche Kompression oder Verzerrung zu generieren. Je nach Geschmack und Stimmung. 

Effekte in der Postproduktion

In der Postproduktion wird das Gitarrensignal erneut komprimiert und zusätzlich EQt. Ich verwende hier meistens den WAVES Scheps Omnichannel. Der EQ passt dabei Frequenzen so an, dass der Sound gut zum Bass bzw. dem Playback passt und sich gut einfügt. Der Kompressor sitzt in meiner Chain nach dem EQ, zum musikalischen Ausgleichen von Dynamikunterschieden nutze ich einen etwas langsamer und dadurch musikalischer reagierenden Opto-Kompressor. Meistens mit 3 bis 5 dB Gainreduction. Je nach Stil kann man auch nur etwas Saturation am Anfang hinzufügen. Bei sehr scharfen Sounds oder einzelnen “Problembereichen” im Frequenzspektrum nutze ich die beiden De-Esser des Omnichannels, um quasi eine Art dynamischen EQ einzusetzen und die Stelle nur dann abzusenken, wenn sie auch stärker zum Vorschein tritt. Mit dem Gate im Omnichannel kann das Signal weiter bereinigt werden, wenn man das möchte. Achtung: Wenn Delays oder Reverbs mitaufgenommen wurden, werden diese gerne mal von Gates in der Signalkette abgeschnitten. Daher sitzt das Gate am besten, wenn überhaupt nötig, in der Gitarrenkette nach der letzten Gain-Stufe, aber VOR allen zeitbasierenden Effekten.

Songwriting für Gitarre & Bass – Rock 

Der Gitarrensound der Rock-Beispiele entsteht folgendermaßen:

  • mit Plektrum geschlagene Triads/Chords und Single-Note-Riffs
  • der ersten Pickup-Position (Bridge)
  • links/rechts gedoppelte Gitarren
  • Noise Gate & Overdrive vor dem Amp
  • einem Soldano-artigen Amp oder eine Amp-Simulation
  • EQ/Kompression in der Postproduktion

Pickupwahl

Hier nutze ich die erste Pickup-Position der Strat (Bridge) und ein halbaufgedrehtes Tone-Poti für ein gesundes Mittelmaß an Höhen. Die Ohren wollen überleben. Das Tone-Poti steht auf 5 von 10. Experimentiert damit, wann es zu spitz oder zu dumpf wird. Gerade bei Verzerrung hängt das sehr vom Amp/Amp-Einstellung ab. Und nicht vergessen: Das Plektrum und der Ort des Plektrumanschlags hat einen enormen Anteil am Höhenspektrum. Die Dopplungen wurden mit der Position 2 aufgenommen.

Spielart

Die in Beispiel 1 zu hörenden Triads werden mit dem Plektrum angeschlagen und sollen möglichst klar klingen. Dabei gilt es besonders beim Spiel mit dickeren Plektren darauf zu achten, dass man die Saiten nicht “verzieht” und sie so im ersten Moment des Anschlags verstimmt sind. Wichtig ist auch die klare Trennung der Akkorde und der abgedämpften Achtel auf dem Pedalton dazwischen. Die saubere Trennung im Spiel ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Ergebnis am Ende gut klingt und drückt.

Ähnliches gilt für Beispiel 2. 

Double Tracking

Im Gegensatz zu den Pop-Beispielen, wo z. B. zeitbasierte Effekte wie Delay die Räumlichkeit schufen und “Platz” in der Mitte des Mixes für Gesang machten, werden hier die Gitarren gedoppelt (Double-Tracking). Live lässt sich das z. B. mit zwei Gitarren umsetzen oder Backing-Track, der gepannt wird. Wozu macht man das? Beim Double-Tracking spielt man das gleiche Riff zweimal und pannt eine Version nach links und die andere nach rechts. Auch wenn darauf geachtet werden sollte, dass man möglichst identisch spielt (gleiche Töne, gleiche Mutes, gleiche Deadnotes etc.) so entsteht durch die immer bleibenden kleinen Unterschiede ein breites Stereobild, das Platz in der Mitte für Vocals, Bass, Kick, Snare etc. macht. Man kann diesen Effekt verstärken, indem man zwei unterschiedliche Gitarren oder Amps verwendet. Hierbei sollte jedoch darauf geachtet werden bzw. man sich im Klaren sein, dass ein deutlich anderer Sound/Frequenzgang auch ein einseitiges Stereobild verursachen kann (kann auch gewollt sein, aber man sollte sich darüber im Klaren sein).

Effekte auf dem Board & Amp

Ein Gate am Anfang der Kette eliminiert Störgeräusche in den Pausen. Hier gibt es verschiedenste Versionen von Gates, die direkt das Gitarrensigal gaten oder das Gitarrensignal nur als “Trigger” nutzen (Stichwort: Sidechain-Input), um dann einen zweiten Weg durch das Pedal zu gaten. Dieser sitzt dann z. B. nach Overdrive-Pedalen oder sogar im seriellen Effektweg des Amps für maximale Cleanness.

Der Overdrive zwischen Gitarre und Amp sorgt für etwas mehr Edge und kitzelt den Amp noch etwas mehr. Bei einem High-Gain-Amp, wie einem Soldano SLO 100, braucht man das nicht zwingend. Ich mag es aber gerne mit einem weiteren “Taste” zu spielen und Pedal verhalten sich anders als Amps.

Der Amp wird hier so eingestellt, dass er schön in der Sättigung gefahren wird und ordentlich Verzerrung und Kompression bringt. Die Achtel müssen schmatzen. Man kann direkt darauf achten, dass gerade im Bass-Bereich nicht zu viel mitsuppt, um Platz für den Bass und die Kick zu schaffen. Wichtigste Regel: Der Sound der Gitarre muss im Sound des Songs und in der Band passen. Dafür muss er nicht zwingend für sich alleine gut klingen und fett sein.

Effekte in der Postproduktion

In der Postproduktion wird das Gitarrensignal erneut komprimiert und zusätzlich EQt, um noch besser in den Gesamtsound eingefügt zu werden. Jeder Engineer und FoHler freut sich aber für “fertige” Sounds. Behaltet das immer im Hinterkopf beim Sound-Basteln. Hier gilt ähnliches wie in der vorherigen Postproduktion, jedoch nutze ich vermehrt eine weitere Saturation-Stufe, z. T. sogar deutlich hörbare Verzerrung im “Heavy”-Modus des Omnichannel. Während im Pop-Bereich meistens eher die “Odd”- oder “Even”-Verzerrungen Verwendung finden.

Songwriting für Gitarre und Bass – Funk

Der Gitarrensound in den Funk-Beispielen setzt sich zusammen aus:

  • mit Plektrum geschlagenen Zweiklängen (Funk, Bsp. 1) oder Chords (Funk, Bsp. 2)
  • der fünften oder vierten Pickup-Position (Hals, Bsp. 1)
  • einem Kompressor, ggf. Noise-Gate (Funk, Bsp. 1)
  • einem cleanen, Fender-artigen Amp oder einer Amp-Simulation
  • EQ/Kompression in der Postproduktion

Pickupwahl

Hier nutze ich die vierte Pickup-Position der Strat (Neck, Cory Wong Style) und ein weit aufgedrehtes Tone-Poti für viel Höhen und Clarity wie möglich aus der Gitarre. 

Spielart

Die in Beispiel 1 zu hörenden Riffs werden mit dem Plektrum angeschlagen. Hier hört man deutlich, wie das Gate zwischen den Noten wieder zumacht und so eine sehr moderne Cleanness erzeugt. Das Riff bettet sich zwischen die Basstöne ein. 

Beispiel 2 verwendet auch den Anschlag mit Plektrum. Dieser Sound ist wesentlich perkussiver und hat deutlich mehr Präsenz. Man hört die perkussiven Zwischenschläge/Dead-Notes. Dieser Unterschied ist klangtechnisch sehr wichtig, da eine andere Funktion im Arrangement erfüllt wird. Die Gitarre erzeugt so zusätzlich zur harmonischen Information durch die Akkorde eine Art Percussion-Layer. 

Die beiden Varianten erzeugen im Zusammenspiel mit dem Bass schon allein durch das Arrangement als interlocking oder non-interlocking Cleanness. Hierbei sollte auch sehr auf rhythmische Präzision geachtet werden, da nur so die Parts zusammenwachsen.

Effekte auf dem Board & Amp

Das Gate im Funk, Bsp. 1, sorgt für moderne Cleanness. Es macht immer sehr knapp nach gespielten Tönen wieder zu und räumt so sehr klinisch auf. (Geschmackssache, ob man das in diesem Kontext mag.) Das Spiel bekommt einen sehr editierten Charakter. 

Der nachfolgende Kompressor in der Effektkette vor dem Amp sorgt direkt dafür, Pegelsitzen abzufangen, dem Sound eine gewisse eingeschränkte Dynamik zu geben und damit ein glattes Soundbild zu zeichnen. Hier sollen keine Ecken und Kanten entstehen, sondern ein gleichmäßig fließender Sound entstehen. Gleichzeitig bekommen Dead-Notes und Percussion-Schläge eine größere Bedeutung, da sie deutlicher herauskommen. 

Als Amp kommt hier ein sehr cleaner Fender-artiger Amp zum Einsatz. Dieser ist unterhalb des Breakup-Points eingestellt, sodass er nicht verzerrt. Man kann mit dieser Grenze spielen, um etwas mehr Dirt/Edge zu generieren. 

Effekte in der Postproduktion

Auch hier wird der Sound in der Postproduktion erneut komprimiert und zusätzlich EQt. Gleiches Spiel wie in den vorhergegangenen Beispielen. Opto-Kompressor und EQ, teilweise De-Esser. 

Songwriting und Arrangement für Gitarre & Bass – Blues

Der Gitarrensound der Blues-Beispiele entsteht folgendermaßen:

  • mit Plektrum geschlagene Riffs/Chords und Single-Note-Riffs
  • der fünften Pickup-Position (Neck)
  • Overdrive vor dem Amp, Spring-Reverb (im Amp)
  • einem Fender-artigen, Marshall Amp oder einer Amp-Simulation
  • EQ/Kompression in der Postproduktion

Pickupwahl

Hier nutze ich die fünfte Pickup-Position der Strat (Neck) und ein recht weit aufgedrehtes Tone-Poti für viel Höhen (etwa 8 von 10). 

Spielart

Die in Beispiel 1 und 2 zu hörenden Riffs werden mit dem Plektrum angeschlagen und dürfen ordentlich Dirt vertragen. Das beginnt mit dem Anschlag. Dickere Saiten können hier hilfreich sein. Dennoch achtet auf eure Finger! Dickere Saiten bedeutet nämlich auch höhere Saitenspannung und (deutlich) größeren Kraftaufwand für die Hände. 

Effekte auf dem Board & Amp

Je nach gewähltem Amp kommen für den Input noch Effekte. Ein Overdrive zwischen Gitarre und Amp sorgt für etwas mehr Edge und kitzelt den Amp noch etwas mehr oder generiert überhaupt erstmal Verzerrung (gerade manche Fender Amps zerren oft erst spät/laut). Verschiede Voicings von Overdrive/Fuzz-Pedalen können hier maßgeblich zum Sounddesign des Dirts eingesetzt werden.

Der Amp wird hier so eingestellt, dass er schön in der Sättigung gefahren wird und Kompression mitbringt. Man kann auch hier direkt darauf achten, dass gerade im Bassbereich nicht zu viel mitsuppt, um Platz für den Bass und die Kick zu schaffen. Dennoch ist Blues kein Genre, das überwiegend sehr clean gefahren wird. Also holt den Dirt aus dem Amps und Pedals und v. a. fühlt es beim Spielen!

Effekte in der Postproduktion

In der Postproduktion findet die gleiche Art der Bearbeitung statt wie im Abschnitt Rock.Jazz

Der Gitarrensound der Jazz-Beispiele entsteht folgendermaßen:

  • mit Plektrum geschlagene oder mit Fingern gezupfte Chords
  • der fünften Pickup-Position (Neck), Tone-Poti weit zugedreht
  • evtl. Kompressor vor dem Amp
  • einem Fender-artigen Amp oder eine Amp-Simulation
  • EQ/Kompression in der Postproduktion

So schreibst du Songs für Gitarre & Bass – Jazz

Pickupwahl

Hier nutze ich die fünfte Pickup-Position der Strat (Neck) und ein weit zugedrehtes Tone-Poti für wenig Höhen und viel Wärme wie möglich aus der Gitarre. 

Spielart

Die in Beispiel 1 und 2 zu hörenden Chords werden mit den Fingern gezupft und sollen möglichst klar und warm klingen. Im Swing-Kontext hört man auch oft Daumen- oder Plektrumanschlag. Insgesamt ist ein warmer, etwas runderer Sound oft gefragt. Man kann z. B. das Plektrum drehen und mit der runden Seite anschlagen. 

Effekte auf dem Board & Amp

Ein Kompressor am Anfang der Effektkette kann für mehr Wärme und Gleichmäßigkeit sogar. Der Wampler EGO Kompressor hat beispielsweise einen leichten Boost um 300 Hz. So wird auch eine Strat etwas voller und wärmer. 

Der Amp wird hier so eingestellt, dass er schön clean bleibt und maximal etwas Kompression erzeugt. Der Sound sollte warm, aber nicht matschig werden. Die genaue Wahl des Bassanteils und Bass/Mitten-Verhältnisses ist entscheidend. Gerade bei einer Strat muss man mit Bass nicht geizen. Hört genau hin, wenn ihr mal mit Bass im Duo spielt und probiert aus, wie viel Bass im Kontext noch gut klingt und wie sich die Sounds miteinander verbinden.

Effekte in der Postproduktion

Und natürlich wird das Signal auch hier zu guter Letzt noch in der Postproduktion komprimiert und zusätzlich EQt, um noch besser in den Gesamtsound eingefügt zu werden. Saturation verwende ich hier kaum oder nicht. Den De-Esser oder dynamischen EQ kann man hier hervorragend einsetzen, um bestimmt Bassprobleme zu lösen, beispielsweise wenn ein bestimmter Basston/-bereich matscht. 

Let’s listen to some Bass now …

Zusammenspiel Gitarre & Bass: Sound Bass

Beim Bass haben wir ebenfalls eine klassische Pickup-Konfiguration gewählt. Es handelt sich um einen Ibanez SRMD205 mit einem Splitcoil in der Neck-Position und einem Singlecoil in der Bridge-Position (PJ-Konfiguration). Diese macht ein breites klangliches Spektrum möglich: So kann beispielsweise der klassische warme Preci Sound realisiert werden, den wir von James Jamerson aus den Motown- und Soul-Aufnahmen der späten 60er-Jahre kennen. Außerdem ist ein knurriger, nasaler Jazz Bass Sound möglich, wie er beispielsweise durch Jaco Pastorius berühmt gemacht wurde. Außerdem verfügt der Bass über eine Klangregelung, die sowohl ganz herkömmlich passiv mit Höhenblende betrieben werden kann, als auch über eine aktive 2-Band-Möglichkeit verfügt und somit für einen modernen Klang sorgt. Durch die Kombination der unterschiedlichen klanglichen Eigenschaften der Pickups sowie die unterschiedlichen Einstellungsmöglichkeiten der Elektronik lässt sich ein breites Spektrum an Bass-Sounds erzeugen, welches abhängig von Spielart, musikalischer Funktion und Effektkette zielgerichtet eingesetzt werden kann. So empfiehlt sich, beim Spielen von Akkorden auf dem Bass beispielsweise eine ganz andere Pickup-Wahl und Klangeinstellung, als beim Erfüllen der Bassfunktion. Aber dazu später mehr … 

Die Signalkette ist bei allen aufgenommenen Klangbeispielen identisch: Bass – Neural DSP Quad Cortex – DAW. Dabei wird das Quad Cortex als Interface verwendet und der Bass effektiert aufgenommen. Es handelt sich also um dasselbe Signal, welches ich live verwende und an den FOH schicke. Der Clean-Sound beinhaltet hier immer einen auf den Bass abgestimmten EQ (Lowcut bei 50 Hz, leichte Anhebung bei 100 Hz, High Shelf bei 2 kHz) und einen always-on Kompressor. Dieser ist so eingestellt, dass er noch Anschläge durchlässt (sehr wichtig bei Slap-Sounds) und für einen punchy Sound sorgt. Am Ende der Signalkette im Quad Cortex sitzt eine Verstärkersimulation eines Ampeg Flip Top. Dieser ist in Kombination mit einem Precision Bass artigen Instruments eine stimmige Wahl, die für etwas Wärme sorgt. Will man einen gänzlichen Vintage-Sound, kann man noch eine Cab Simulation anhängen, das wurde allerdings hier nicht gemacht.

Ebenso wie bei der Gitarre gehen wir bei unseren Klangbeispielen nach folgenden Punkten vor:

  • Spielart/-technik 
  • Pickup-Wahl
  • Effektkette
  • Amps
  • EQ/Compression

So schreibst du Bass-Lines für Pop 

Der Bass-Sound wird geprägt von:

  • Flageolets, Fingerstyle Anschlag zwischen Hals-Pickup und Griffbrett, Legato, Slides
  • Hals-Pickup (Splitcoil), Tone-Blende auf ⅔, Elektronik passiv
  • Clean Sound (Bsp. 1), Chorus, Vibrato & Hall (Bsp. 2)
  • Ampeg B15 Model aus Neural DSP Quad Cortex
  • Always-on Kompressor und EQ auf Bass abgestimmt, Lowcut (Bsp. 2)

Im ersten Beispiel werden zunächst Flageolets gespielt. Anschließend folgen lange Töne, die mit viel “Fleisch” des linken Zeigefingers nahe des Griffbretts angeschlagen werden. Dadurch entsteht ein voluminöser, grundtöniger Sound. Dieser ist ein charakteristischer Precision Bass Sound, der durch den Splitcoil-PU immer noch reich an Tiefmitten und durch die Fingerposition der rechten Hand auch noch reich an Subbässen ist. Diese Grundtönigkeit wird durch die nur zu ⅔ geöffnete Tonblende unterstützt. Das hat auch den Effekt, dass die ausgedehnten Slides zwischen den gespielten Grundtönen etwas weicher daher kommen, weil so Griffgeräusche gedämpft werden. Zudem begünstigt die passive Schaltung den traditionellen Klangcharakter.

Für das zweite Beispiel ist die Herangehensweise der Klangerzeugung sehr verschieden zum vorherigen Beispiel: Dezimen werden mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gezupft. Dies geschieht deutlich weiter in richtung Bridge, um mehr Oberton- und weniger Grundtongehalt zu erzeugen. Das wird auch durch die Auswahl des Bridge-Pickups und das Öffnen der Tonblende verstärkt. 

Effekte auf dem Board & Amp

Beim zweiten Beispiel werden Effekte aus dem Neural DSP Quad Cortex genutzt: Durch den Chorus-Effekt wird der Akkordklang verbreitert und das Vibrato sorgt für mehr Lebendigkeit. Der Hall sorgt nun noch für etwas Räumlichkeit und wirkt als verbindendes Element zwischen Chorus und Vibrato. Um etwas mehr Dynamik zu ermöglichen, wurde der Kompressor etwas entschärft. Um den Akkordklang des Basses klarer zu machen, wurde am EQ die Grenzfrequenz des Lowcuts von 50 Hz auf etwas über 100 Hz angehoben.

So schreibst du coole Basslinien für Rock

Bei den Rock-Beispielen wird der Sound folgendermaßen beeinflusst:

  • Plektrumspiel (Downstrokes Rock, Bsp. 1, Wechselschlag Rock, Bsp. 2)
  • P-Pickup passiv, Tone 100 %
  • Angezerrter Sound mit (Rock, Bsp. 1) und ohne (Rock, Bsp. 2) Chorus
  • Ampeg B15 Simulation leicht angezerrt
  • Always-on Kompressor und EQ auf Bass abgestimmt

Die Verwendung des Plektrums beim Bass sorgt bei den Rock-Beispielen für einen gut definierten Attack der Basstöne. Gerade im Zusammenhang mit der verzerrten Gitarre sorgt das für die Wahrnehmbarkeit der Anschläge, was auf die Obertonstruktur der verzerrten Sounds zurückzuführen ist: Durch Verzerrung werden Obertöne verstärkt, die nun aber Tonanschläge maskieren. Dem kann durch die starken Transienten eines Plektrumbasses entgegengewirkt werden. Zudem werden beim ersten Rock-Beispiel vom Bass nur Downstrokes gespielt, was in einer gleichmäßig pulsierenden Bassline mit viel Punch resultiert. 

Dahingegen wird beim zweiten Rock-Beispiel der Wechselschlag eingesetzt, welcher für mehr Flow und weniger Statik in der Line sorgt. Durch die dauerhafte Auf- und Abbewegung des Plektrums können hier Deadnotes als rhythmische Akzente leicht realisiert werden. Diese Deadnotes sorgen für eine gewisse “Funkyness” im zweiten Rock-Beispiel, wie man sie beispielsweise von Flea (RHCP) kennt.

Um den Sound knackig zu halten und bei der Anzerrung optimale Ergebnisse zu erhalten, war die Tonblende bei beiden Rock-Beispielen ganz offen.

Effekte auf dem Board & Amp

Die leichte Verzerrung entsteht durch die Simulation eines Ampeg Flip Tops auf dem Neural DSP Quad Cortex. Hier wurde das Gain soweit erhöht, bis ein Anzerren bei den Attacks vernehmbar war. Zusätzlich wurde beim ersten Rock-Beispiel ein Chorus-Effekt genutzt. Dieser trägt zur typischen 80er-Jahre Soundkulisse bei und verbreitet den Bass-Sound. Außerdem verschmelzen so Gitarre und Bass etwas besser miteinander.

Der Slap-Bass beim Funk

Bei den Funk-Beispielen wurden folgende Parameter gewählt:

  • Slap-Bass 
  • P+J Pickup aktiv (Bsp. 1) und P-Pickup aktiv (Bsp. 2)
  • Clean Sound
  • Ampeg B15 Simulation
  • Always-on Kompressor und EQ auf Bass abgestimmt

Funk ist die ideale Stilistik, um die Slap-Technik vorzustellen. Diese ist von einem Zusammenspiel zwischen linker und rechter Hand bestimmt. Die Anschläge der Saiten erfolgen mit dem rechten Daumen über dem Griffbrettende und durch Hammer-ons der linken Hand sowie durch sogenannte Pops (das Spannen und Zurückschnalzen lassen der Saite mit dem rechten Zeigefinger). Das Sechzehntel-Grid wird rhythmisch durch Dead-Slaps, Dead-Pops und Dead-Hammer-ons aufgefüllt, sodass ein mehr oder weniger durchgehendes Sechzehntel-Pattern entsteht. Vereinzelt kann das Ganze durch Sechzehnteltriolen angereichert werden. Das hohe Maß an perkussiven Elementen in den Slap-Bass-Lines ist auf den Ursprung dieser Technik zurückzuführen: Der Bassist Larry Graham, welcher als einer der Pioniere des Slap-Basses gilt, nutzte die Slap-Technik dazu, um das Fehlen von Drums zu kompensieren.

Beim ersten Beispiel wird ein moderner Slap-Sound durch die Wahl von Hals- und Bridge-PU erzeugt. Der Bridge-PU sorgt für reichlich Obertöne und die aktive Elektronik verleiht dem Bass-Sound bei beiden Beispielen ordentlich Druck. Dahingegen wird beim zweiten Beispiel allein der Hals-Pickup gewählt, was zu einem etwas traditionelleren Precision Slap-Sound führt. Dieser ist etwas erdiger und weicher als die Kombination aus beiden Pickups.

Gefühlvolles Bass spielen beim Blues

Der Bass-Sound bei den Blues-Beispielen wurde folgendermaßen realisiert:

  • Fingerstyle, Palm Muting mit Daumen
  • P-Pickup passiv
  • Clean Sound
  • Ampeg B15 Simulation
  • Always-on Kompressor und EQ auf Bass abgestimmt

Beim ersten Beispiel wird bei der Fingerstyle-Technik darauf geachtet, dass die Saiten kraftvoll mit viel Fleisch angeschlagen werden. Dadurch werden die Saiten stark angeregt und die Tonabnehmer erzeugen genügend Output, um schön in den Kompressor zu fahren. Dadurch entsteht ein sehr kräftiger Sound, der einen wesentlichen Unterschied zwischen der Spielweise eines Blues-Walking-Bass und eines Jazz-Walking-Bass voraussetzt. 

Das zweite Beispiel ist durch die Spieltechnik des Palm-Mutings realisiert worden. Dabei wird die Saite wie in diesem Beispiel mit dem Daumen der rechten Hand oder alternativ mit einem Plektrum angeschlagen und zugleich mit dem Handballen derselben Hand abgedämpft. Daraus resultiert ein kräftiger tiefenreicher Ton mit einem deutlichen, leicht schmatzigen Attack, der als ergänzender Antagonist zum Gitarrensound wirkt. Die Besonderheit des entstehenden Klanges sind das kurze Decay und der kurze Release, was das Palm-Muting zu einer wichtigen Technik im Hinblick auf klangliche Vielfalt macht. So kann man je nach verwendeten Effekten und je nach musikalischem Hintergrund beispielsweise damit den Klang eines Kontrabasses oder den eines Synthesizers imitieren. 

Für den Bass im Blues ist ein traditioneller Bass-Sound angemessen. Dieser wird durch den Splitcoil in Verbindung mit passiver Elektronik in Gestalt eines klassischen Precision Bass-Sounds repräsentiert. Der Precision Bass wurde von Leo Fender im Jahre 1951 eingeführt und sollte dem Bassisten/der Bassistin das Leben erleichtern, weil zu der Zeit die Verstärkung des Kontrabasses in den immer lauter werdenden Bands ein Problem darstellte. Dabei sollte das Vorhandensein von Bünden auch Gitarristen/Gitarristinnen den Zugang zum Bass erleichtern, die keine Erfahrung mit dem Kontrabass hatten. Der Preci ist also in die Rock’n’Roll Welt der 50er-Jahre hineingeboren worden und daher aus dieser Stilistik nicht wegzudenken. 

Bass Sound und Technik für Jazz

Workshop: Songwriting mit Gitarre und Bass

Der warme Ampeg B15 Sound aus der Simulation des Quad Cortex korrespondiert sehr gut mit besagtem klassischen Precision Bass-Sound. Ebenso denkbar für den Blues-Sound wäre beispielsweise ein Fender Bassman Amp oder ein Ampeg SVT.

Jazz

Hier finden sich für den Bass-Sound folgende Parameter:

  • Fingerstyle, Palm-Muting mit Daumen
  • P-Pickup passiv
  • Clean Sound
  • Ampeg B15 Simulation
  • Always-on Kompressor und EQ auf Bass abgestimmt

Beim ersten Jazz-Beispiel wird Fingerstyle auf dem Bass gespielt. Dabei wird ähnlich wie beim ersten Pop-Beispiel mit der rechten Hand näher am Hals gespielt. Dadurch entsteht ein grundtöniger Sound, bei dem jedoch nicht so viele Höhen weggenommen werden wie beim Palm-Muting. Dadurch sind auch noch Griffbrettgeräusche hörbar und durch die ähnliche Zupfposition zum Kontrabass werden leicht “singende” Nuancen im Klang hörbar. Es wird hier nicht so stark gezupft, sondern ein eher luftiger Sound durch einen sanften Anschlag erzeugt. 

Beim Palm-Muting im zweiten Beispiel wird mit der rechten Hand relativ stark gedämpft und sanft gezupft. So wird ein Kontrabass-artiger leicht bouncender Klang erzeugt, der entfernt an den Bass-Sound des Ampeg Baby Basses erinnert, wie er auch in der kubanischen Musik gebräuchlich ist. Das sanfte Anschlagen ermöglicht auch relativ schnelle Fills ohne das Hinzunehmen eines zweiten Fingers, während das starke Dämpfen für eine Reduzierung der hohen Frequenzen und damit eine Betonung der tiefen Frequenzen sorgt. Damit wird dem schon recht dunklen Gitarrensound frequenzmäßig genug Platz gelassen und nichts wird maskiert.

Zusammenfassung

Man kann zusammenfassend sagen, dass das Wichtigste beim Zusammenspiel verschiedener Instrumente ist, dass nicht jeder einen bestmöglichen instrumentalen Sound seines/ihres Instrumentes im Solo-Modus baut, sondern dass direkt bedacht wird, in welcher spielerischen Situation und welchem Kontext (Genre, Besetzung etc.) man sich bewegt. Wie viel Verzerrung oder Bass/Mitten-Anteil darf es sein? Welche Effekte matschen vielleicht oder schaffen Raum? Wie viele Töne müssen gerade gespielt werden oder ist eine Pause auch sinnvoll? 

Fragen dieser Art sollte man sich permanent stellen. Dennoch liegt im Fokus immer noch die Musik, deren Aussage und Ausdruck und natürlich die Freude am gemeinsamen Musikmachen. Dieser Moment kann noch besser gebündelt werden, wenn man an manche Arrangementmomente herangeht und diese oder ähnliche Konzept anwendet. So entstehen “funktionierende” Arrangements, die Platz für die Aussage und das Wesentliche lassen, jedem Instrument seinen Platz/Raum geben, um zu glänzen und kein anderes zu maskieren. 

Am Ende gibt es für jede Situation natürlich die Ausnahmen, bei denen alle Regeln gebrochen wurden und dennoch ein hervorragendes Ergebnis erzielt wurde. Demnach: Experimentiert mit dem gewonnen Wissen herum, findet Varianten der Möglichkeiten und eigene Wege: Musik ist Emotion und Kreativität. Hier gibt es keine Grenzen und Regeln. Viel Spaß, euer Sebastian und euer Simon

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    herw RED

    wieder ein Genuss zu lesen und zu hören 🎸

    Gerade die sehr unterschiedlichen Musikstile verdeutlichen, wie man Gitarre und Bass zu einer harmonischen Einheit bringt.

    vielen Dank

  2. Profilbild
    chardt

    Kleiner Hinweis: Die Abschnitt-Überschrift „Jazz“ ist etwas „untergegangen“ ;)

    Ich habe in zwei Amateurbands Bass gespielt (inkl. ein paar kleinen Auftritten), in denen jeweils zwei Gitarristen Gitarren mit Humbuckern über Marshall-Verstärker spielten. Ich hatte einen 200 Watt Transistor-Verstärker (damals Solton, inzwischen das Nachfolgemodell von Craaft) und eine 15″ Bass-Box, darüber spielte ich einen Ibanez Roadster-Bass mit Pe und Doppel-Jott (Mahagoni-Korpus, ansonsten klassischer Fender-Sound). Das Ergebnis? Der Bass hatte seine Frequenz-Spitze etwas unterhalb der Gitarren, so dass wir uns da nicht in die Quere kamen, und für den Gesang blieb auch noch Platz im Frequenzspektrum. Ich denke, diese Aufteilung der Frequenzen ist für den Bandsound das wichtigste.

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