ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Workshop E-Gitarre: Oktavreinheit einstellen

Klingt ja wie neu - alles zur Oktavreinheit!

8. September 2019

Unser aller Lieblingsinstrument besteht überwiegend aus Holz und somit aus einem Werkstoff, der 24 Stunden am Tag und 365 Tagen im Jahr Umwelteinflüssen ausgesetzt ist. Kälte, Wärme, Zugluft, Feuchtigkeit und dann und wann auch mal einen Stoß aus Unachtsamkeit muss die Konstruktion verkraften – und tut dies auch in der Regel problemlos. Aber wie wir ja alle wissen, bestätigen Ausnahmen diese Regeln und so kann es sein, dass das Instrument irgendwann mal die „gute Stimmung“ verliert und Akkorde und Voicings auf dem Griffbrett plötzlich schräg und kakophonisch klingen.

ANZEIGE

Der Grund: Die Oktavreinheit besteht nicht mehr. Jenes Setting, das dafür sorgt, dass die Saiten exakt über dem Griffbrett und somit der Mensur des Instrumentes ausgerichtet sind. Und fast jeder kennt das Problem, dass die Gitarre im unteren Bereich des Halses bei gegriffenen Akkorden und mit einem Tuner exakt gestimmten Saiten noch gut klingt. Aber je weiter man am Hals nach oben rückt, wandelt sich das Bild und die Akkorde/Voicings fangen mehr und mehr an, „zu leiern“. Also höchste Zeit, sich diesem Problem zu widmen!

Dieser AMAZONA.de-Workshop befasst sich im Detail primär mit den Einstellungen der Bundreinheit an elektrischen Gitarren, allerdings kann man die nötigen Arbeitsschritte und Tipps auch an allen E-Bässen verwenden, da das Prinzip mit den über Saitenreitern geführten Saiten und deren Einstellmechanismus nahezu identisch ist

Workshop E-Gitarre: Oktavreinheit einstellen

Zu Beginn der Prozedur zum Einstellen der Oktavreinheit ist zu empfehlen, dass man möglichst neuwertige Saiten verwendet. Denn sollten die Drähte auch schon mehrere Monate auf der Gitarre gespannt sein, könnte dies die Einstellarbeiten erschweren. Wie wir alle wissen, besitzen auch die Saiten eine nur begrenzte Haltbarkeit und werden jeden Tag aufs Neue mit Ziehen und Drücken, Kälte und Wärme, durch Handschweiß und vielleicht sogar noch mit extremen Bendings durch ein Vibrato-System belastet. Dies alles wirkt sich auf die „Drähte“ aus und sorgt für seinen Teil ebenfalls dafür, dass das Instrument nach einer gewissen Zeit ganz schön schaurig klingen kann. Wer’s also beim Einstellen der Oktavreinheit genau und gut machen will, besorgt sich einen Satz neuer Saiten!

Oktavreinheit einstellen

Und auch ein gutes, möglichst genau arbeitendes Stimmgerät sollte auf jeden Fall für unser Vorhaben vorhanden sein, denn schon 1-2 Cent Abweichung auf der Skala des Tuners wirken sich auf die Bundreinheit aus. Auch wenn eine Menge Effektgeräte und Verstärker heutzutage über einen in der Praxis ausreichenden, eingebauten Tuner verfügen, reicht dieser in der Regel nicht aus, um so detaillierte und feine Unsauberkeiten in der Stimmung auszumachen. Und sicherheitshalber sollte man vorher noch mal überprüfen, ob der Tuner auch wirklich mit 440 Hz (Kammerton A) kalibriert ist – sonst wird die Oktavreinheit einzustellen mühselig!

Beginnend mit der tiefen E-Saite wird diese penibelst sauber gestimmt und dann im 12. Bund niedergedrückt. Zeigt die Nadel des Tuners nun nach links (also in den Minus-Bereich), ist die Saite zu lang über dem Griffbrett tariert und muss durch Verschieben des Saitenreiters in Richtung Sattel korrigiert bzw. verkürzt werden. Dies geschieht bei Gitarren bzw. Bässen mit fester Brücken-Konstruktion durch Drehen der Schraube am Saitenreiter nach links, bei Instrumenten mit einem montierten Vibrato-System (i.d.R. auf Basis des Floyd Rose-Systems), geschieht dies durch Lösen der Inbusschraube, die den Saitenreiter auf dem Vibratoblock fixiert. Der Saitenreiter wird bei diesem System dann in Richtung Sattel verschoben. Um wie viel, ist reine Erfahrungssache und man muss sich vorsichtig und gefühlvoll an den gewünschten Wert herantasten.

ANZEIGE

Ebenso gefühlvoll sollte man aber auch mit der Inbusschraube des Saitenreiters hantieren, denn oftmals sind diese winzigen Schrauben (gerade bei günstigeren Instrumenten) sehr weich und dann passiert es schnell, dass die Schraube „rundgedreht“ ist und sich so weder ein- noch ausschrauben lässt. Also bitte ganz genau auf festen Sitz des Inbusschlüssels achten und wenn möglich nur hochwertige Schlüssel für diese filigrane Arbeit verwenden!

Workshop E-Gitarre: Oktavreinheit einstellen

Sollte nach korrektem Stimmen der Saite und Niederdrücken am 12. Bund die Nadel des Stimmgerätes in den Plus-Bereich (also nach rechts) wandern, muss der schwingende Teil der Saite über dem Griffbrett verlängert werden. Somit wird der Saitenreiter in Richtung Gurtpin des Instrumentes durch Rechtsdrehen justiert. Auch wenn es mehr Arbeit macht, ist zu empfehlen, die Saite vorher wieder etwas zu lockern: Das schont das Material der Schraube beim Festziehen und sorgt nebenbei für ein besseres Gefühl beim genauen Justieren. Besonders wichtig ist dieser Tipp für Floyd Rose-Benutzer, da sich die Saite ja beim Verschieben des Saitenreiters nach hinten spannt und somit die Gefahr besteht, beim Drücken des Reiters abzurutschen und dem Instrument (oder auch sich selbst) an den scharfen Kanten des Vibratoblocks Blessuren zuzufügen.

Auch hier geht probieren über studieren, was den gewünschten Erfolg beim Einstellen der Oktavreinheit betrifft. Gerade bei den Vibrato-bestückten Instrumenten kann das zu einer wahren Geduldsprobe werden, da sich die winzige Madenschraube zur Fixierung des Saitenreiters nur mit viel Gefühl und gutem Augenmaß im benötigten Millimeterbereich justieren lässt. Hier sticht das konventionelle Vibrato bzw. der feste Steg mit seinen hinter den Reitern angebrachten Schrauben und der dadurch gegebenen Möglichkeit deren Gewindegänge zum Einstellen zu benutzen, das Floyd Rose-System ganz klar aus. Und noch etwas gibt es beim Floyd Rose-System zu beachten: Durch die Korrektur der Saitenlängen jeder einzelnen Saite besteht die Gefahr, dass sich der Vibratoblock nach der Prozedur (je nachdem, ob man die Saiten mehr „verkürzt“ oder „verlängert“ hat) nach vorne bzw. nach hinten neigt und somit erneut für Unstimmigkeiten in der Oktavreinheit sorgen könnte. Dann hilft nur das Nachkorrigieren der Federspannung des Vibratos. Wie das geht, haben wir bereits in einem weiteren AMAZONA.de-Workshop beschrieben. Die Links hierfür finden sich am Ende dieses Workshops.

Oktavreinheit einstellen

So geht man mit allen weiteren Saiten vor. Um sicherzugehen, dass das Einstellen der Oktavreinheit funktioniert hat, sollte man alle Saiten nach dem ersten Durchgang nochmals kontrollieren. Erfahrungsgemäß sind speziell bei Vibrato-bestückten Instrumenten mehrere Durchgänge nötig. Doch einmal richtig eingestellt, erfreut einen das Instrument mit einer sauberen und klaren Stimmung und sorgt darüber hinaus für Freude bei Spielern, die gerne mehrstimmige Akkorde auch jenseits des siebten Bundes mögen.

Oktavreinheit einstellen

Hier unsere Workshops auf einem Blick:

ANZEIGE
Fazit

Trial and Error beim Einstellen der Oktavreinheit? Warum nicht? Befolgt man die Tipps wie das Benutzen von hochwertigem Werkzeug, einem guten Stimmgerät, einem Satz frischer Saiten und das Lockern der Saite beim Eindrehen bzw. Einschieben des Saitenreiters, sollte das Justieren der Oktavreinheit auch für Anfänger kein Problem darstellen. Klar, auch hier gilt, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist und man am Anfang sicher etwas an der ganzen Sache zu knabbern hat. Dem gegenüber stehen aber das Wissen und das gewonnene Know-how für das eigene Instrument und nicht zuletzt auch eine Kosten- und Zeitersparnis, wenn die geliebte Klampfe nämlich nicht erst beim Händler für diese Arbeit abgegeben werden muss.

ANZEIGE
Forum
  1. Profilbild
    tenderboy

    Danje für den hilfreichen Artikel.

    Eine Frage : wie fest die Saite anschlagen beim Stimmen?
    Ich hau normalerweise recht hart in die Saiten. Je härter ich aber anschlage beim Stimmen, desto mehr und unruhiger springt die Nadel am Stimmgerät.

    Danke!

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @tenderboy Die Saite anschlagen und ca. 2 Sekunden warten, bis sie so schwingt, wie sie es in der Praxis schließlich tut. Durch zu heftiges und zu häufiges Anschlagen der Saite stresst Du dich und den Tuner nur :)

  2. Profilbild
    Fadermaster

    Optimal ist übrigens die Nutzung der Flagolet-Töne im 12. Bund statt der Leersaiten. Also zwischen Flagolet und gegriffener Note im 12. Bund vergleichen. Und unbedingt VORHER Dinge wie Saitenlage und Halskrümmung einstellen.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

X
ANZEIGE X