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Workshop: Patching ARP AVATAR – New England Mod

Sieben Patches für den ARP Avatar mit New England Analog Erweiterung

11. Mai 2019

Als Peter mich fragte, ob ich nicht seinem umgebauten ARP Avatar Patches entlocken möchte, hatte ich meinen Kopf schon lange „ja“ geschrien, bevor er den Satz noch vollendet hatte. Die Höflichkeit gebot es mir natürlich geduldig, das Ende des Satzes abzuwarten und dann ganz ruhig zu erwidern: „Klar, kann ich gerne machen“, wonach im Kopf dieses „Jawolll!“ widerhallte.

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Die Geschichte des Umbaus, bis dieser ganz besondere ARP Avatar auf meinem Tisch landete, könnt ihr hier nachlesen. Im Grunde ist der umgebaute ARP Avatar praktisch ein ARP 2600, mit einigen subtilen Klangunterschieden, wie Theo Bloderer in seinem Artikel feststellte.

Aus ARP Avatar wurde durch DOC ANALOG ARP AVATAR New England

Heute ist das Pfund bei mir und ich habe die dankbare Aufgabe, ihm ein paar Klänge zu entlocken. Ich denke, ich werde mich dabei hauptsächlich auf sequenzierte Sachen beschränken, da er hier seine Erweiterung mit Patch-Punkten voll ausschöpfen kann, Stichwort FM.

Denn für alle Klänge, wie Lead und Bass und FX, ist der ARP Avatar bereits gut ausgestattet, war es doch auch sein eigentliches Einsatzgebiet. Über zahlreiche Schiebeschalter hat man eine ganz ordentliche Bandbreite an Zuweisungsmöglichkeiten. Und da es meistens mehrere Modulatoren für ein Ziel gibt (beim Filter sind es z. B. drei), ließ sich damit auch schon ordentlich klangtüfteln.

 

Er sollte bei Gitarristen das „Haben-will“-Syndrom auslösen, was aber seinerzeit (Ende der 70er) nur bedingt gelang. Über einen speziellen Gitarren-Pickup wurde die Tonhöhe der lautesten oder der per Schiebeschalter selektierten Saite über eine Pitch-to-CV-Funktion (mehr schlecht als recht, Stichwort: Latenz) umgewandelt.  Wer mehr darüber lesen will, sollte noch mal die genannten Artikel lesen, denn hier geht es ausschließlich um …

Die Patches

So ein Gerät möchte auch gefahren, Verzeihung, gespielt werden. Da es schon einige Beispiele im Netz gibt, wie der ARP Avatar von Haus aus klingt, werden hier nur Patches vorgestellt, die von der Patchbay-Erweiterung Gebrauch machen. Wir stellen jeweils das Patch und ein kleines Klangbeispiel dazu vor.

APR AVATAR Patch A – Vibrato über Aftertouch, VCF Cutoff via Modwheel

Der Patchbay sei Dank, können nun auch externe Module eingebunden werden. Für sehr viele Patches, die Spielhilfen wie Aftertouch, Velocity oder Modwheel nutzen, ist das ein Segen. Über einen externen VCA kann man viele Sachen realisieren, die ohne nicht möglich werden. Denn der ARP Avatar selbst hat nur einen VCA und den braucht er für die Steuerung der Lautstärke.

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In diesem Patch kommt ebenfalls der Ausgang des internen LFOs zum Einsatz. Dieser speist den externen VCA-Eingang. Kontrolliert wird der externe VCA nun durch die Steuerspannung, die über den Aftertouch der Tastatur generiert wird. Der Ausgang des externen VCAs wird schließlich an den ersten FM-Eingang des VCO1 angeschlossen. Ergebnis: Spielt man die Tastatur und benutzt die Spielhilfe Aftertouch, kann man dem Ton ein wohldosiertes Vibrato verpassen.

Die zweite Hälfte des Patches ist leicht gemacht. Einfach ein Patch-Kabel vom Modwheel-Ausgang der Tastatur in den ersten VCF CV-In. Der Regler am ARP Avatar bestimmt dann, wie weit das Filter bei maximalem Modwheel-Ausschlag geöffnet wird.

Dieser Patch kann als Basis-Patch für viele andere Patches hergenommen werden und nutzt den ARP Avatar als Players-Synth, d. h. ein Synth, der „von Hand“ gespielt wird.

APR AVATAR Patch B – Cross-Modulation via Modwheel

Auch der zweite Patch nutzt den externen VCA. Diesmal wird der VCA aber über das Modwheel gesteuert. Der VCA steuert aber nun nicht mehr Filter Cutoff. Am Eingang des externen VCAs liegt der Rechteckausgang von VCO2, der Ausgang geht dann in den ersten FM-Eingang des VCO1. Am ARP Avatar verbindet ein zusätzliches Kabel wiederum den Rechteckausgang des ersten VCOs auf den ersten FM-Eingang des zweiten VCOs.

Damit haben wird eine Kreuzmodulation, dessen Anteil nun über das Modwheel gesteuert werden kann. Natürlich geben nur bestimmte Stellungen des Modwheels „schöne“ FM-Modulationen. Aber das schnelle Überfahren der anderen Stellungen lässt sich dennoch effektiv einsetzen.

APR AVATAR Patch C – VCF FM Anteil via Modwheel

Der dritte Patch nutzt wieder einen externen VCA, da der interne ja belegt ist. Auch dieses Mal wird der VCA über das Modwheel gesteuert. Am Eingang des VCAs liegt der Rechteckausgang des zweiten VCOs, der Ausgang wird auf den ersten VCF CV-In des ARP Avatar gelegt. Durch Betätigen des Modwheels kann nun der Einfluss des Oszillators auf den VCF graduell gesteuert werden.

Dazu zwei Klangbeispiele, beim ersten schwingen die VCOs mit, beim zweiten zwitschert nur das VCF in seiner prachtvollen Resonanz.

APR AVATAR Patch D – VCF via Velocity, PWM via OSC 2

Sehr ergiebig ist auch die Nutzung von Velocity zur Steuerung des Filter-Cutoffs. Dazu patcht man ein Kabel des Velocity-Ausgangs z. B. in den zweiten VCF CV-Ii des ARP Avatar. Durch den Regler über dem Eingang bestimmt man nun wieder die maximale Filteröffnung bei maximaler Velocity.

Der zweite Teil des Patches nutzt den externen VCA, um über das Modwheel den Anteil der Pulsbreitenmodulation für den zweiten VCO zu bestimmen. Als Modulationsquelle wählen wir den Rechteckausgang des VCO1.

Im Klangbeispiel besitzt das Arpeggio für jede der Noten eine andere Velocity, daher kommt dann die Filter-Bewegung. Zum Schluss der beiden Beispiele wird über das Modwheel dann langsam die PWM des zweiten Oszillators frequenzmoduliert. Ein eher subtiler Effekt.

APR AVATAR Patch E – VCF via Velocity, Keyboard-CV OSC2 via OSC1

Dieser Patch für den ARP Avatar behält den ersten Teil des Patches D bei. Über Velocity wird wieder die Öffnung des Filters bestimmt. Für den zweiten Teil kommt hier allerdings kein externer VCA zum Einsatz. Stattdessen wird einfach der Rechteckausgang des VCO1 in den Keyboard-CV-Eingang des zweiten VCOs gepatcht.

Durch eine geeignete Tuning-Einstellung des zweiten VCOs gelingen wieder schöne harmonische FM-Klänge.

Ein ganz ähnlicher Patch ist der Folgende. Hier wird der zweite Oscillator über Aftertouch angesprochen und gleichzeitig ist Oszillator-Sync aktiv. Das VCF wird wieder über Velocity und das Modwheel gesteuert.

APR AVATAR Patch F – VCF via externen VCO + WHEEL, externer VCO via LFO

Wagen wir uns an noch einen komplexeren Patch. Dieser nutzt einen externen VCO, um das Filter zu modulieren. Das erste Patch-Kabel geht also vom Rechteckausgang des externen VCO in den zweiten VCF CV-In des ARP Avatar. Da ich das Filter zusätzlich noch über das Modwheel steuern möchte, geht der Modwheel-CV-Ausgang des Keyboards an den dritten VCF CV-In.

Um das Ganze noch etwas lebendiger zu gestalten, wird der LFO des ARP Avatar in den linearen FM-Eingang des externen VCOs gepatcht. Die Wirkung des LFOs hört man in der zweiten Hälfte des Klangbeispiels.­

Ganz ähnlich ist auch das folgende Klangbeispiel entstanden. Es wurde allerdings ein externer LFO im Audiobereich verwendet, um das Filter des ARP Avatar zu modulieren. Man hört, wie die Frequenz des LFOs im Beispiel variiert wird. Auch findet wieder eine Steuerung des Filters über das Modwheel statt.

APR AVATAR Patch G – Sequenzer-Steuerung

ARP AVATAR PATCH G - 1

Der letzte Patch steuert den ARP Avatar über einen analogen Sequencer. Reihe A steuert die Tonhöhe des ersten VCOs. Reihe B steuert unabhängig davon den zweiten VCO. Dieser steuert wiederum über den ersten VCF CV-In das Filter. Zusätzlich wird das Filter aber noch über die dritte Sequencer-Reihe C gesteuert. Alles wird über ein Gate-Signal gefüttert, das ebenfalls vom Sequencer kommt. Über eine Eigenschaft des verwendeten Sequencers, hier der Analogue Solutions Generator, ändern sich die Gate-Pattern und die Öffnung des Filters bei jedem Takt.

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Mehr Informationen

Diese recht einfache Kombination reicht aus, um eine Menge Spaß beim Schrauben am geräumigen ARP Avatar zu haben. Das ist mir hier besonders aufgefallen: wie vorteilhaft eine so große Bedienoberfläche ist, wenn man ein Gerät live verwendet und spontane Eingriffe vornimmt. Man hat alle Funktionen im direkten Zugriff und langt auch nicht daneben. Kein Wunder bei der Fläche!

The Patch Work Continues

Klar sind das hier nur einige wenige Patches von unzähligen Möglichen. Aber sie zeigen schon ganz gut, wie die Ausstattung des ARP Avatar mit einer Patchbay das Klangpotenzial erweitert. Selbstverständlich kann man die hier vorgestellten Patches auch mit beliebigen anderen modularen oder semimodularen Synthesizern nutzen – immer vorausgesetzt, sie haben eine ähnliche Grundstruktur. Für die ganzen Oszillatoren-FM-Klänge sind natürlich mindestens zwei Oszillatoren nötig. Dabei ist es wichtig, dass der modulierte Oszillator auch FM „kann“. Dazu sollte er erstens einen FM-Eingang besitzen und zweitens auch „gut“ genug für FM sein. Denn nicht jeder Oszillator klingt ansprechend, wenn man ihn frequenzmoduliert.

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Fazit

Die Erweiterung des ARP Avatar mit einer Patchbay vergrößert das Klangspektrum erheblich. Vor allem alles, was mit FM zu tun hat, sei es nun die Frequenzmodulation der Oszillatoren, des Filters oder etwa der Pulsbreite, sind nur mit der Erweiterung zu erreichen. Die eingebaute Erweiterung von New England Analog macht aus dem ARP Avatar zwar nicht direkt einen ARP 2600, dazu fehlen ihm dann doch noch ein paar Patch-Punkte, er kommt dem Klassiker aber schon sehr nahe.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Die Modifikation ist sicherlich nützlich, wenn sie sorgfältig und mit Sachverstand durchgeführt worden ist — klanglich ist der Avatar (wie auch sein Zwilling, der Odyssey Mk. 3) eine ganze Ecke schneidender als der 2600.
    .
    Ich hätte wahrscheinlich Bauchweh, einen seltenen Synthesiser dergestalt zu modifizieren — wahrscheinlich würde ich mich dann lieber gleich an einen TTSH o. ä. halten, wenn es irgendwie „2600“ sein soll.
    .

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Spannende Sache. Der Avatar ist einer der wenigen vintage Synths, bei denen ich tiefer gehende Modifikationen in Ordnung finde.
    Allerdings würde mich das Spielen per Gitarre, entsprechend seiner ursprünglichen Bestimmung, mehr reizen als das Triggern per Keyboard oder Sequencer.
    Der Avatar ist definitiv kein 2600 für Arme, sondern ein toller eigenständiger Synth.
    Unabhängig vom Funktionsumfang hat er einfach einen anderen Grundklang als der 2600.
    Ich höre da klanglich auch eher die Nähe zu den späten Odyssey MKIII.

  3. Profilbild
    Piet66 AHU

    Schöner Artikel! Weil wir so unter uns sind: welche(n) Gitarren-Synth(s) hat die Formation „Warning“ („Why can the bodies fly“…) benutzt, ist das bekannt?

    • Profilbild
      TobyB RED

      @Piet66 Hallo Piet,

      falls du die Musik aus dem Tatort „Peggy hat Angst“ meinst, hab ich die 12″ Maxi, Von Warning lebt nur noch Dicky Tarrach. Auf dem Cover sind keine sachdienlichen Hinweise. Ich kann mal eine Mail schreiben, kenne da jemanden. Es gibt noch folgendes Video vielleicht hilft das weiter
      https://youtu.be/178vPS07sHo

      PS: Cooler Musikgeschmack ;-)

      • Profilbild
        Piet66 AHU

        @TobyB Hallo Toby,

        Ja genau, die Musik aus diesem Tatort aus den 80ern mit Hannelore Elsner (R.I.P.), für den einige Szenen in Wiesbaden (u.a. im Opelbad) gedreht wurden.
        Wäre super, wenn Du über Deine Kontakte noch etwas herausfinden könntest…
        Danke für den Link :-)

  4. Mehr anzeigen
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