So gibst du deiner Gitarre einen neuen Sound!
Gitarren-Pickups zu tauschen, ist eine einfache und schnelle Lösung, um den Sound seiner Gitarre zu verändern und dementsprechend nach wie vor sehr beliebt. Gerade bei günstigen Einsteiger-Gitarren wird an den Pickups oft etwas gespart, aber auch hochwertige Gitarren können so den eigenen Soundvorstellungen entsprechend feinjustiert werden. Diese Modifikation ist eine der einfachsten und effektivsten, um seinen Sound den eigenen Vorstellungen anzunähern und etwas, das man gut selber machen kann.
Ein paar Sachen sind beim Gitarren-Pickup-Tausch allerdings zu beachten. Welche Aspekte das sind, erkläre ich dir in diesem Workshop.
Die Wahl der richtigen Tonabnehmer
Bei der Auswahl der Pickups sind fast keine Grenzen gesetzt. Ob man aktive oder passive Pickups bevorzugt, modernere Humbucker oder Vintage-orientierte Singlecoils, im Prinzip ist alles möglich. Was es bei der Wahl der Pickups zu beachten gilt, haben wir hier in einem spannenden Ratgeber für dich zusammengefasst. Oder du schaust mal, was Dimi hier so über die Häussel Pickups geschrieben hat.
Wichtig ist, dass man sich im Vorfeld die Umsetzbarkeit klarmacht. Hatte die Gitarre zuvor aktive Pickups, ist ein Umbau zu passiven Pickups einfacher als anders herum. Das liegt daran, dass viele Gitarren nicht genügend Platz für eine Batterie bieten. Falls man diese im Elektronikfach mit unterbringen möchte, sollte man die Abdeckung des Batteriefachs mit einer entsprechend schnell zu öffnenden Klappe nachrüsten. Beim Wechsel von Humbuckern zu Singlecoils gibt es entsprechende Adapter als Halterung. Möchte man Humbucker in eine Gitarre einbauen, die vorher Singlecoils hatte, so muss das Holz des Instruments etwas ausgefräst werden. Das würde ich am besten einem Gitarrenbauer überlassen. Ein Kompromiss wären Humbucker im Singlecoil-Format.
Ob mit Kappe oder ohne, gewachst oder nicht, splittbarer Humbucker oder Signature-Singlecoil, die Auswahl ist riesig. Also, wähle dir deinen Soundvorlieben entsprechend die passenden Pickups aus. Hier kann man ruhig mal etwas experimentieren. Sie lassen sich ja schnell wechseln.
Gitarren-Pickups tauschen: Das richtige Werkzeug
Um die Pickups deiner Gitarre zu tauschen, brauchst du erst mal das richtige Werkzeug. Dazu gehören in erster Linie passende Schraubenzieher. Wenn diese nicht richtig greifen, fransen die Schrauben aus und lassen sich später nicht mehr festziehen. Das wollen wir auf jeden Fall vermeiden, denn anschließend passende Schrauben im heimischen Werkzeugköfferchen zu finden, gleicht oft der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Schrauben des Elektronikfachs, des Pickguards und der Pickups selbst müssen gelöst werden. Vorher müssen wir allerdings die Saiten aus dem Weg räumen. Wenn du die Saiten ohnehin wechseln wolltest, kannst du sie einfach mit einem Seitenschneider durchtrennen.
Wer nicht bei jedem Pickup-Wechsel die Saiten ebenfalls ersetzen möchte, kann diese lockern und mit einem Kapodaster fixieren, damit sie nicht aus den Mechaniken rutschen. So kann mN die Pickups unter den gelockerten Saiten herausnehmen und die Saiten anschließend ohne Probleme wieder festziehen und stimmen. Also ein Tipp für den Sparfuchs, der öfter mal Pickups tauschen möchte.
Sind die Schrauben dann gelöst, empfiehlt es sich, eine kleine Schale zum Aufbewahren der Schrauben parat zu haben. Andernfalls fehlt beim Zusammenbauen oft eines dieser kleinen Biester. Der Handel bietet auch schon eine Vielzahl an Werkzeug Kits, die gleich alles beinhalten, was man braucht.


Neben den Schraubenziehern und dem Seitenschneider brauchen wir dann noch eine Abisolierzange, Lötzinn sowie einen Lötkolben. Eine entsprechende Unterlage für die Gitarre und, bei Gitarren mit einem geleimten Hals, optimalerWeise auch eine Auflage für den Hals. Die Unterlage sollte rutschfest sein, damit die Gitarre beim Bearbeiten nicht wegrutscht und Kratzer vermieden werden. Ein Tuch kann zusätzlich hilfreich sein, um die Gitarrenoberfläche zu schützen, wenn man mit den Pickups hantiert. Es sei denn, dass man auf einen Used Look der Gitarre steht und Kratzer haben möchte. Last but not Least ist natürlich auch der Schaltplan der Pickups ein wichtiges Utensil für das ganze Unterfangen.
Gitarren-Pickups tauschen in der Praxis
Nachdem wir also wie oben beschrieben die Saiten durchtrennt beziehungsweise gelockert und die Schrauben des Pickguards herausgedreht haben, können wir das Schlagbrett von der Gitarre lösen. Dann machen wir uns daran, die Potis und den Pickup selbst abzuschrauben.
Hier kommen wir dann auch schon zum spannenden Teil des Ganzen: Wir haben jetzt die nackte Elektronik vor uns liegen. Um die Gitarre auch hier vor Kratzern zu schützen, lege ich immer ein kleines Tuch (z. B. ein altes Brillenputztuch) zwischen den Korpus und die Parts. Mit dem vorgeheizten Lötkolben können wir uns nun daran machen, die Kabel an den entsprechenden Stellen zu lösen.
Die Kabel, die durch den Korpus führen, lassen sich jetzt herausziehen.
Die Kabel des neuen Pickups führen wir nun wieder durch den Korpus und isolieren die Enden der Kabel ab, damit wir sie besser löten können.
Wenn wir die neuen Pickups an die entsprechenden Kabel angelötet haben, können wir die Elektronik der Gitarre wieder in den Korpus setzen. Ein kleiner Tipp am Rande: Wenn ein Bohrloch in der Gitarre einmal doch etwas ausgefranst sein sollte, kann man sich wunderbar mit einem Schaschlikspieß aus Holz behelfen. Diesen kann man einfach in das Loch stecken und bündig mit einer Zange abkneifen.
Danach greifen die Schrauben wieder wunderbar. Aber nicht zu viel Holz des Spießes verwenden, da die Schraube beim anschließenden Reinschrauben den Lack brechen kann. Nun legen wir das Pickguard wieder auf und schrauben es fest. Nachdem wir die Saiten wieder aufgezogen haben, gilt es lediglich noch, die Pickups in der Höhe einzustellen und wir können in neue klangliche Welten starten.
Bonus Tipps – Stratocaster, Les Paul und ES-335
Je nach Gitarrenart gibt es ein paar Besonderheiten beim Tauschen von Gitarren-Pickups. Bei der Stratocaster muss das Pickguard abgeschraubt werden, dafür lassen sich die Potis sehr gut löten, da sie auf dem umgedrehten Pickguard sehr gut fixiert sind.
Bei der Les Paul sollte man die Potis abschrauben, um besser löten zu können. Ein tolles Werkzeug, um Potis zu löten, ist die Dritte Hand. Dies ist eine Halterung, in die die Kabel und das Poti geklemmt werden können. Die Anschlusskabel der Pickups müssen bei des Les Paul durch den Korpus geführt werden. Hier lohnt sich eine vorherige Markierung des Hals- und des Neck-Humbuckers. Die Potiknöpfe sitzen oft sehr fest auf den Potis und lassen sich am besten mit Hilfsmitteln entfernen. Allparts hat hierfür ein richtiges Werkzeug.


Es funktioniert aber auch, wenn man einen Schnürsenkel unterhalb des Potiknopfs herumwickelt und dann nach oben abzieht. Die Hälften von Holzwäscheklammern oder zwei Löffel, jeweils bitte mit einer Unterlage aus Pappe, um die Gitarre nicht zu zerkratzen, können aber auch als Hebelwerkzeug genutzt werden, um festsitzende Potiknöpfe zu entfernen.
Bei Gitarren mit einer Tune-o-matic Bridge finde ich es außerdem sinnvoll, diese zu entfernen und die Rädelschräubchen mit Malerkreppband zu fixieren. So spart man sich die anschließende Einstellung der richtigen Saitenhöhe.
Die ES-355 und ähnliche Halbakkustik-Gitarren gehören zu den schwierigsten Kandidaten. Hier empfiehlt es sich, an die Potis ein paar dünne, reißfeste Fäden zu binden, bevor man sie abschraubt und diese an einem kleinen Holzstück oder Bleistift zu befestigen. Zieht man die Potis nun durch die Pickupöffnung in der Gitarre, kann man sie nach dem Löten leicht an den Bindfäden wieder durch das vorgesehene Loch im Korpus zurückziehen. Vorbereitung ist halt die halbe Arbeit.
Tonabnehmer tauschen: Verkabelungsvarianten
Die Hersteller der Pickups liefern meist schön bebilderte Schaltpläne für die gängigste Verdrahtung. Aber im Internet findet man auch spannende Varianten, zum Beispiel Out of Phase Schaltungen, parallel oder seriell verdrahtete Pickups, das beliebte 50s Wiring oder eine Schaltung ohne Tonepoti (wer nutzt das schon😉), um durch die reduzierte Schaltung mehr Lautstärke zu erhalten. Diese Schaltungsvarianten werden in Pickup-Kombinationen hörbar.
Einstellung der Pickups
Hat man die Pickups eingebaut, sind wir leider noch nicht fertig. Jetzt kommt eigentlich der wichtigste Teil. Die Pickups müssen in der Höhe eingestellt werden. Auch hier liefert der Hersteller Richtwerte, ein kleines Lineal ist hier nützlich. Aber nach Gehör ist natürlich fast alles erlaubt. Justiert man die Pickups zu nahe an der Saite, kann es bei Singlecoils zur sogenannten Stratitis kommen. Die Saite schwingt unrund, da sie vom Magnetfeld des Pickups beeinflusst wird.
Ist der Pickup zu weit von der Saite entfernt, klingt er dünner und leiser, eben wie bei einem Mikrofon. Nun gilt es, die einzelnen Pickups nach Belieben einzustellen und untereinander abzustimmen, damit die Lautstärke beim Umschalten ungefähr konstant bleibt. Glücklich ist also der, der nur einen Pickup in der Gitarre hat, denn dieses Abstimmen kann eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.
Servus DelayDude,
vielen Dank Dir für den Artikel (und Dimi für die beiden verlinkten); meiner alten aber immernoch feinen RG mal ein paar „Neue“ zu verpassen gehört tatsächlich zu den Sachen, die ich schon lang im Hinterkopf habe.
Eine Frage, die ich mir dabei stelle (und die den Rahmen des Artikels ein bisserl sprengt, aber ich stell sie mal hier): aktuell hab‘ ich einfach ne HSH-Bestückung mit der standardmäßigen 5-Positionen-Schalter-Beschaltung, denk aber über was mit Push-Pull-Potis nach – spricht da rein vom Umbau was dagegen?
Grüße, moinho
@moinho Hi moinho,
freut mich, dass der Artikel dir gefällt.
Dann hol die Idee doch gerne aus dem Hinterkopf und setz sie um. Es spricht in meinen Augen bei deiner Situation nichts gegen den Umbau. Wenn die integrierten Humbucker splitbar sind, kannst du damit sicher noch ordentlich was rausholen. Ansonsten könntest du die Pickups gegen andere austauschen. Mit den gewünschten Push-Pull-Potis kannst du auch noch eine Out-of- Phase- Schaltung einbauen. Möglichkeiten gibt’s da wirklich einige.
Viel Erfolg🤟
Sehr schöner, ausführlicher und praxisnaher Artikel! Nur bleibt das – sozusagen physikalisch bedingte – Problem, dass sich immer erst hinterher herausstellt, wie es definitiv klingt. Selbst wenn man Hamburger, äh, Humbucker von Single Coils unterscheiden kann, Coil Split kennt und Vorstellungen vom eigenen Stil und Sound hat.
So wertete die Aufrüstung meiner Harley Benton Fusion mit splitbaren DiMarzio Humbies (Air Norton und ToneZone) die gebraucht gekaufte Billigklampfe zu einem Premium-Instrument auf. Die Werks-PUs hatten müde geklungen, sie waren der einzige Schwachpunkt des bestens verarbeiteten Instruments gewesen.
Dagegen brachte die PU-Nachrüstung meiner eh schon gut gewesenen Ibanez-S771 mit Seymour Duncan Hot Rodded PUs und einem Mitten-SC eher zwiespältige Ergebnisse: Zwar rockt sie jetzt noch besser, aber die Klangvielfalt ist dahin und die Ausgewogenheit schlechter. Der Mitten-SC ist trotz tieferer Versenkung lauter als die Hums im Vollmodus, die gesplittet dann noch sogar die halbe Lautstärke verlieren.
Die Billiggitarre erfuhr eine Riesenaufwertung, das Mittelklasse-Instrument blieb Mittelklasse, nur ein bisschen anders. Wer nicht dauernd seine Instrumente umbauen will (oder sich das selbst nicht zutraut, so wie ich), kann Glück oder Pech haben. Das riesige Angebot von PUs jeder Sorte macht es kurioserweise nicht unbedingt leichter.
@Eibensang Hi Eibensang,
danke für die Blumen.
Und ich gebe dir absolut Recht: bei Pickups ist das ziemlich oft so eine Try-and-Error Geschichte. Es ist exakt wie du schreibst: Manchmal kann man damit ein billiges Brett total aufwerten, manchmal ist man nachher aber irgendwie nicht mehr so happy. Und auch, was die Qual der Wahl betrifft, hast du definitiv Recht: es ist mitunter schwer sich zu entscheiden….😕
@DelayDude
Digges Danke schön für den Capo-Tip !!!
Bin ich Trottel echt noch nie drauf gekommen.
🫣🤪😂
Hab immer gelockert und mich beim erneuten „festzurren“ immer geärgert….
@JackM Super! Freut mich echt, wenn ich helfen konnte😁. Manchmal sind es ja einfach die kleinen „Hacks“, die das Leben so viel leichter machen. Also, viel Erfolg in Zukunft beim entspannten Basteln🤟.