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Workshop: Recording und Mixing 3 – AUX-Wege, Effekt-Routing

Richtiges Routing von Effekten

3. Juli 2020
workshop recording 2 aux wege routing

Workshop: Recording 3 – AUX-Wege, Effekt-Routing

Nachdem im letzten Teil mit den Subgruppen das Thema Routing bereits begonnen hat, wird es dieses Mal vertieft und auf die Routing-Möglichkeiten der AUX-Wege ausgeweitet. AUX steht für „Auxilliary“-Weg und bedeutet „Hilf“-Weg oder „Zusatz“-Weg. An jedem Mischpult, sei es auch noch so klein, findet man mindestens einen AUX-Weg. Im Signal-Routing sitzen diese hinter den Kanal-Fadern jedes Kanals, auch als „post“ bezeichnet. Die meisten Mischpulte weisen auch die Möglichkeit auf, das Signal vor den Kanal-Fadern abzugreifen. Das bezeichnet man dann als „pre“. D. h. in der Praxis, auch wenn der Kanal-Fader auf -oo steht, kann man das Eingangssignal an die AUX-Wege weiterleiten. Im Falle des „post“ Abgreifens ändert sich also der Anteil des Signals, der an die AUX-Wege geleitet wird proportional mit der Lautstärke des Kanals. Im anderen Falle bleibt er konstant. Jeder Kanal des Mischpults bietet mehrere Drehregler für die verschiedenen AUX-Wege.

Aufbau der AUX-Wege

Am Mischpult gibt es für jeden AUX-Weg einen SEND und einen RETURN, diese sind als symmetrische Klinken ausgelegt. Dazwischen wird dann ein Effektprozessor oder ähnliches geklemmt. Der Anteil der Zuleitung des AUX-Signals wird durch die Drehregler bestimmt.

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workshop effekt routing aux weg recording

Bei Mischpulten ist es üblich, dass (sofern mehrere AUX-Wege vorhanden sind) nicht alle mit den gleichen Eigenschaften ausgestattet sind. Das sieht man allerdings erst, wenn man sich die AUX-Sektion des Mischpultes ansieht, die für die Master-Zumischung zuständig ist. Im Falle der AUX-Sends spielen noch alle mit den gleichen Karten. Hier wird bestimmt, wie viel insgesamt an den SEND-Ausgang geleitet wird.

Jedoch wird die unterschiedliche Ausstattung bei den AUX-Returns deutlich sichtbar. Nicht bei allen AUX-Returns kann man immer regeln, wohin sie geroutet werden sollen, so bspw. auch beim Mackie 1642 Pult.

mackie 1642 auf wege effekt workshop recording

Spätestens hier sollte man sich also überlegen, wofür man die AUX-Wege benutzt, denn mit den ersten beiden AUX-Wegen ist man flexibler als mit den restlichen.

Einsatz der AUX-Wege

Soweit zur Theorie, aber was genau kann man mit den AUX-Wegen anfangen und wie kann man sie optimal einsetzen? Am häufigsten werden AUX-Wege verwendet um Effektprozessoren wie Reverbs, Hall und Chorus einzubinden. Nun kann man sich fragen (im vorherigen Workshop Teil ging es ja um Subgruppen), wieso nicht da einschleifen? Nun, ganz einfach, die AUX-Regler ermöglichen es, die Sättigung des Effektanteils für jeden einzelnen Kanal exakt zu bestimmen. Bei den Subgruppen hingegen kann man pro Kanal ja nur „an“ oder „aus“ festlegen und danach die Gesamtlautstärke über die Subgruppen-Fader bestimmen.

Konkret: Man stelle sich vor, man hat ein Soloinstrument, etwa ein Saxophon auf einem Kanal im Mix, den Rest vom Schützenfest auf anderen Kanälen verteilt. Wenn jetzt das Instrument vom Musiker seiner Bestimmung zugeführt wird und es soliert, hat man die Möglichkeit, die Sättigung am AUX-Weg nur für das Saxophon anzuheben. Ist das im AUX-Weg eingeschleifte Effektgerät ein Reverb, so soliert das Saxophon in einem Hallraum und gewinnt damit an Präsenz im Mix, ohne dass man es am Kanal-Fader lauter machen muss.

Tatsächlich ist es so, dass der Lautheitseindruck durch eine solche Verhallung stärker zunimmt, als man es rechnerisch annehmen sollte. Unser Ohr reagiert äußerst sensibel auf solche „early reflections“. Hat das Soloinstrument fertig soliert, kann man den AUX-Regler des betreffenden Kanals zurückdrehen und es nimmt wieder seinen angestammten Platz im Mix ein.

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Effektives Routing

Eben wurde bereits die unterschiedliche Ausstattung der AUX-Returns angesprochen. Um diese zu umgehen, ist manchmal etwas Kreativität gefragt. So wie im folgenden Beispiel:

Man besitzt ein kleines Hallmodul, das sehr gute Hallprogramme bietet. Das Problem ist, dass man nur sehr wenige Parameter einstellen kann und einige gewünschte Funktionen überhaupt nicht zur Verfügung stehen. Man stelle sich vor, es gibt ein Reverb-Programm dieses Moduls, das man gerne benutzen möchte, das Hallmodul lässt jedoch eine Gate-Funktion schmerzlich vermissen (ein Gate schaltet ein Signal stumm, sobald dieses unter einen bestimmten Lautstärkepegel fällt), denn diese Funktion ist erst bei weitaus kostspieligeren Hallmodulen integriert.

Gehen wir weiter davon aus, dass wir, wie im zweiten Workshop Teil besprochen, über Subgruppen, einen Kompressor in die Subgruppe SUB1-2 eingeschleift haben. Bingo! Wir leiten mit den Routing-Tastern des AUX-Return 1 unser verhalltes Signal auf die Subgruppen SUB1-2. Dann stellen wir die Gate-Funktion des Kompressors so ein, dass unser Hallsignal ab einem bestimmten Pegel ausgeblendet wird. Dabei ist nur noch zu beachten, dass das Hallgerät wirklich auch nur das verhallte Signal ausgibt und nicht etwa auch noch Anteile des zugeleiteten Originalsignals enthält (leider oft eine Voreinstellung bei Effektprozessoren).

TC Electronic M100

TC Electronic M100

Hier wird schon deutlich, welche Möglichkeiten im Routing von Signalen liegt. Man kann z. B. Funktionen benutzten, die eigentlich nur betuchteren Benutzern vorbehalten sind, wenn man seinen Ideen freien Lauf lässt.

Bei unserem Beispiel ist das hörbare Ergebnis im Gesamtmix, dass dieser nicht durch eine (wenn auch nur im Hintergrund aber dennoch präsent) andauernde Hallwand zumatscht (siehe Teil 1). Prompt klingt der Mix offener und ist bereit, noch weitere Instrumente aufzunehmen.

Routing extrem

Die Möglichkeiten sind hier keinesfalls erschöpft. Ein weiteres Anwendungsbeispiel soll zeigen, wie flexibel man beim Routen von Signalen vorgehen kann.

Knüpfen wir an unserem Beispiel an: Unser Hallmodul leistet immer noch gute Dienste, bietet aber wenig Komfort und Einstellmöglichkeiten. Wir haben gesehen, wie man dem Hallsignal ein Gate nachschalten kann.

Hallmodule höherer Preisklassen bieten auch immer die Möglichkeit, das Hallsignal mit einem EQ zu bearbeiten, bevor es an die AUX-Returns gesendet wird. Unser Hallmodul kann das leider nicht, schade. Aber am Mischpult sind noch genügend Kanäle unbenutzt, da gibt es massig EQs, die einfach unbenutzt in der Gegend herumliegen. Das reicht, um eine weitere Routing-Variante zu realisieren.

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Das Tascam Model 16 kann direkt auf SD-Karte aufzeichnen

Viele Mischpulte bieten für jeden Kanal Direct-Outs und Inserts. Greift man jetzt mit einem Patch-Kabel am Direct-Out des primären Kanals (der Kanal, an dem das originale Signal anliegt) das Signal ab und führt es einem anderen (am besten benachbarten) sekundären Kanal über den üblichen Line-In wieder zu, ist das Signal jetzt auf diese beiden Kanäle geroutet. Am primären Kanal werden keine AUX-Regler aufgedreht. Jetzt wird die „Pre“-Funktion am sekundären Kanal benötigt. Man muss also am AUX-Regler 1 den Pre/post-Taster auf „pre“ stellen. Dann kann man den Kanalzug des sekundären Kanals auf -oo stellen.

Das zu verhallende Signal wird also nun zunächst über den sekundären Kanal geleitet und genau da hat man jetzt die Möglichkeit, das Signal, das zum Hallmodul gesendet wird, mit dem EQ zu bearbeiten! Also, EQ an, Signal filtern, wie man es haben möchte und dann AUX-Regler 1 am sekundären Kanal aufdrehen. Voilà. Hängt unser Gate noch mit in der Routing-Kette, haben wir jetzt ein Gate-Reverb, mit einstellbarer Frequenzcharakteristik. Wenn das nichts ist.

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Fazit

Hoffentlich wurde das Interesse am Thema Routing geweckt und ich konnte zu eigenen Experimenten anregen. Man braucht nicht viel mehr als ein paar gute Ideen und Patch-Kabel (erhältlich in jedem Musikgeschäft) und schon machen wir aus einem 100,- Euro Hall einen Effektprozessor der gehobenen Klasse. In diesem Sinne, keep on routing!

Im vierten und letzten Teil widmen wir uns dann der „Räumlichkeit des Mixes“.

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Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Wichtiger Beitrag, t. und Felix. Lässt sich nahtlos zur virtuellen Welt (DAW) übertragen. Bei etwa der Hälfte aller von mir geöffneten Fremd-Projekte waren grundsätzlich alle Effekte als Inserts angelegt. Das Send > Aux Modell ist vielen nicht bekannt, oder sie wissen nicht, wie sie es einsetzen können. Klar, kann man machen, aber erstens geht das auf die CPU, zweitens ist es in vielen Fällen einfach viel umständlicher. Ich spreche natürlich nur von Effekten, wo Send > Aux sinnvoll ist.

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