Workshop: Replicant A – Synthesizerkonstruktion mit NI Reaktor, Teil 1

Kapitel 3: VCA

Da man Lautstärke linear und exponentiell modulieren kann, bekommt der VCA beide Betriebsarten, und zwar überblendbar. So kann man das Dynamikverhalten beliebig knallig einstellen, für Sequencersounds z.B. eher exponentiell, für Flächen ist eine lineare Modulation oft besser. Hier ein Beispiel mit kurzem Decay, die Decay-Time ist konstant:

Das beeinflusst natürlich auch den Pegel während der Sustainphase der Level-Envelope, was nicht immer gewünscht ist, deshalb wird die Hüllkurve für den VCA (und auch die für das VCF) eine reine Rampen-Exponentialisierung bekommen.

Der VCA mit Effektabteilung

Eine Hüllkurve ist obligatorisch für die Lautstärke, also routen wir eine wählbare als „Master“ auf die Amplitudenmodulation. Mit der folgenden Exponentiatorschaltung modeln wir den Hüllkurvenpegel in dB um und wandeln ihn wieder in einen Wert von 0 bis 1, da wir ja noch weitere Modulationen hinzumultiplizieren wollen:

Exponentiator für Level Modulation

Vor das eigentliche Amp-Modul kommt eine Gate-Schaltung. Die Sache mit der exponentiellen Ansteuerung hat nämlich einen kleinen Haken: Bei Dezibel gibt es eigentlich keinen Nullpegel. Ähnlich wie bei der Tonhöhe wird die Amplitude alle 6 dB verdoppelt bzw. halbiert. Die Reaktor-Amps machen bei -300 dB dicht (laut Anzeige). Arbeitet man mit dem vollen Bereich von -300 bis 0 dB, erhält man einen Regelbereich, der erst kurz vor Maximum hörbare Signale ergibt. Wenn man nur den Bereich von z.B. -60 bis 0dB nutzt, hört man alle Stimmen permanent leise durch.

Wir bauen deshalb eine Limit/Gate-Schaltung ein, die bei -64 dB auf -300 dB schaltet. Der Dynamikbereich von -64 bis 0 dB umfasst (bei 16 Bit) eigentlich nur etwa 10 Bit, aber es handelt sich um die oberen 10 Bit. Die unteren 6 Bit bestehen aus lediglich 64 digitalen Treppenstufen, die eh keiner hören will. Der Dynamikbereich ist so völlig ausreichend, und wir erhalten eine brauchbare exponentielle Kennlinie für die Regler und Modulationen. Leise Signale wie Bandpass-Filtersounds, die einer Anhebung bedürfen, kann man mit dem finalen Level-Regler noch um 15 dB verstärken.

Limit/Gate-Schaltung

Als eigentlicher Amp kommt ein Multiplier mit vorgeschaltetem Exponentiator zum Einsatz, denn der Level-In des Amp-Moduls ist nicht audiofähig.

Die VCA-Structure

Amplitudenmodulation (AM) ist ja nun schon fast Pflicht, da wir VCO und VCF schon mit FM ausgestattet haben. Eigentlich ist aber Pan-Modulation (PM) viel ergiebiger, da sie auf angenehme Art (und völlig monokompatibel) aus dem Mono- ein Stereo-Signal machen kann. Mit LFO modulierte PM ergibt außerdem einen netten polyphonen Leslie-Effekt. Um Klangteppiche zum Fliegen zu bringen, ist sie bestens geeignet.
Für AM sind nur die unipolaren, für PM die bipolaren Oszillatorsignale sinnvoll. Wer möchte, kann natürlich noch weitere dorthin routen, wie Filter, Ringmodulator und Noise.

Vor den Panner setzen wir noch einen Einschleifpunkt für den Resonator. Danach geht es in die Effektabteilung. Die ist nur Brot-und-Butter, aber ein wenig Chorus und Reverb macht sich immer gut, zumal man das mit dem Sound speichern kann.

Den Chorus bauen wir nicht mit einem, sondern vier Delays und steuern sie mit vier um jeweils 90° phasenverschobenen LFOs an. Das klingt homogener als mit einem Delay/LFO und eiert nicht so schlimm. Jeweils zwei können mit dem M-S-Regler nach links/rechts gepant werden, und die Eingänge sind so beschaltet, dass L/R mit einem durch PM schon stereo gemachten VCA-Signal übereinstimmt. Bei Nullstellung ergibt sich dann aber wieder ein reines Mono-Signal.

Beim Reverb greifen wir in die Bibliothek und nehmen das Space Master Deluxe, kein Edelhall der Luxusklasse, aber für unsere Zwecke völlig ausreichend. Beide FX packen wir wieder platzsparend in ein Stacked Macro und versehen sie natürlich mit Bypass/On-Off-Schaltern.

Fortsetzung folgt kommenden Sonntag.