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Workshop: So benutzt du den FX-Loop deines Amps richtig

Der FX Loop des Gitarrenamps - Nutzen, Zweck und Sinn

20. Oktober 2020

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Wenn man wie ich seit vielen Dekaden im Music Business unterwegs ist, sind viele technische Aspekte bereits so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man instinktiv davon ausgeht, dass jeder ambitionierte Musiker, in diesem Fall vornehmlich Gitarristen, garantiert die gleichen Erfahrungswerte hat und man viele Punkte als bekannt voraussetzt. Wie sehr man sich diesbzgl. an der Realität vorbei bewegt, zeigte mir die Tatsache, dass ca. 30% der Kunden, die sich mein IRONFINGER Distortion Signature Pedal zugelegt haben, bei mir persönlich nachfragten, wie das Pedal an ihrem Verstärker angeschlossen wird. Neben dem regulären Input hätten sie auf der Rückseite ihres Verstärkers noch einen weiteren Eingang gefunden und ob man das Pedal besser dort anschließen soll. Nicht nur diese Erfahrung zeigt, dass es Zeit für einen FX-Loop Workshop wird. Here we go!

So benutzt du den FX Loop deines Amps richtig

Auf den ersten Blick scheint der „Einschleifweg“, wie der FX-Loop im Deutschen bezeichnet wird, wahrlich keinen Sinn ergibt, denn er unterbricht das Signal und sorgt für unangenehme Stille am Lautsprecher. Was also soll der ganze Kram denn nun bringen?

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Nun, wie fast immer muss man auch hier seinen Blick kurz in die Vergangenheit richten, um den Sinn dieser zumeist aus 2 Buchsen bestehenden Einrichtung zu verstehen. Wer, wie der Verfasser dieses Artikels, schon in den Siebzigern seiner Umwelt mit diversen Lärmausbrüchen auf die Nerven gegangen ist, wird sich daran erinnern, dass Vintage-Verstärker über keinerlei FX-Loop verfügten, was zunächst einmal klarstellt, dass man einen FX-Loop für einen guten Ton/Sound nicht benötigt.

Die allgemeine Verkabelung sah bis in die Sechziger noch folgendermaßen aus: Gitarre – Kabel – Comboverstärker – fertig. Aufgrund des erhöhten Leistungsbedarfs ging man dann später in den Aufbau Gitarre – Kabel – Head – Kabel – Cabinet über, bis hierhin alles einfachste Machart. Dann aber begannen sich die Gitarristen ob ihres mehr oder minder gleichen Sounds zu langweilen (immer eine sehr gefährliche Situation), was die ersten Pedalbauer auf den Plan rief, die mittels Boostern oder Fuzz-Pedalen vor allem am Verzerrungsgrad schraubten, indem sie die Vorstufe der damals ausschließlich auf Röhrentechnik basierenden Verstärker ordentlich anbliesen oder aber für einen zusätzlichen Halbwellencut im Pedal sorgten. Die Verkabelung: Gitarre – Kabel – Pedal – Kabel – Head – Kabel – Cabinet. Wollte man die damals gängigen Delay-Effekte in Form eines Bandechos verwenden, klemmt man das Gerät ebenfalls zwischen Gitarre und Verstärker.

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Viele von euch fragen sich nun vielleicht, warum ein FX-Loop ein typisches Gitarristenthema ist. Nun, wenn ein Thema gitarrenlastig ist, hat es fast immer mit Verzerrung zu tun und so ist es auch in diesem Fall. Es fiel auf, dass das Effektsignal, sofern es sich nicht um einen zusätzlichen Verzerrer oder ähnliches handelte, vor einer übersteuerten Vorstufe des Verstärkers alles andere als gut klang. Sowohl die Dynamik als auch die Durchsichtigkeit, zum Beispiel der Wiederholungen eines Echogerätes, verlor an Qualität, je stärker der Verstärker in die Sättigung bei der Vorstufe ging. Wollte man einen durchsichtigen Ton, konnte man nur die gesamte Verzerrung über ein oder mehrere Pedale holen, das Echogerät dahinter und den Verstärker clean einstellen, womit man sich allerdings wiederum unter Umständen des bisweilen hervorragenden Crunch-Sounds damaliger Verstärker beraubte.

Also kam man zu dem Schluss, dass man im Optimalfall die Vorstufe des Verstärkers wie eine Art eigenständiges Pedal zu behandeln hat, indem man sie aus der festen Verkabelung herausnahm und siehe da, der FX-Loop war geboren. Die moderne Verkabelung sah wie folgt aus: Gitarre – Kabel – Verzerrerpedal – Kabel – Head – Kabel (Send) – Effektpedal (Delay/Reverb) – Kabel (Return) – Kabel – Cabinet.

Welche Reihenfolge für Effektpedale ist die beste?

Klare Antwort: gibt es nicht! Es gibt Empfehlungen, sofern es um einen durchsichtigen Sound geht, aber da dies genau bei einigen Künstlern nicht gewünscht ist, bleibt es einmal mehr bei der Ansage „erlaubt ist was gefällt“. Als Empfehlung würde ich jedoch folgende Reihenfolge ansetzen.

A.) Zwischen Gitarre und Verstärker Input:

1.) Wah Wah

Da es sich bei einem Wah Wah um ein „flankensteiles Bandpassfilter“ (ich liebe dieses Wort ;-) handelt, ist er wie ein Equalizer zu behandeln und sollte daher ganz nach vorne. Je nach Stellung beeinflusst es allerdings alle anderen folgenden Pedale klanglich ganz massiv, also ausprobieren.

2.) Grafic EQ/Booster

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Ein Effekt, der zumeist den Pegel der Gitarre allgemein oder aber nur spezielle Frequenzen boostet oder absenkt. Wird häufig unterschätzt.

3.) Overdrive/Distortion/Fuzz

4.) Modulation-Effekte

Phaser, Flanger, Chorus, Rotary usw.

 

B.) Im FX-Loop verkabeln

1.) Delay-Effekte

2.) Reverb-Effekte

 

Darauf musst du bei der Verkabelung von Effekten und der Effektschleife achten

a.) Je nach verwendeter Stromversorgung der FX Pedale kann es zu vermehrtem Netzbrummen über den Lautsprecher kommen. Mittlerweile ist die Qualität vieler Netzgeräte deutlich besser und damit auch das Eliminieren des Netzbrummens deutlich besser geworden, aber je nach Netzspannung im Ausland kann es hier zu klanglich abenteuerlichen Auswüchsen kommen. Im absoluten Notfall einen Satz 9 V Batterien/Akkus im Gepäck haben, die brummen garantiert nicht.

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b.) Handelt es sich bei deinem FX-Loop um einen seriellen oder um einen parallelen FX-Loop? Seriell bedeutet, das komplette Gitarrensignal wird nach der Vorstufe des Verstärkers abgegriffen, über die Send-Buchse zum Effektgerät und über die Return-Buchse wieder zurückgeleitet. Dies bedeutet auch, dass ein Stecker in der Send-Buchse das komplette Signal unterbricht und kein Ton mehr aus dem Verstärker kommt. Diese Art des FX-Loops gilt heutzutage als der Standard bei den Einschleifwegen, da sie am einfachsten zu handhaben sind. Das Mischverhältnis vom Originalsignal und dem Effektsignal wird am Effektpedal eingestellt.

Die Alternative ist der mittlerweile – wenn überhaupt – als zusätzliche Option geführte parallele FX-Loop, bei dem man den Effektlevel am Effektpedal auf 100 % setzt und das Mischverhältnis am Verstärker über einen entsprechenden Regler einstellt. Schöner in der Verwaltung, aber nur für Raumeffekte zu verwenden. Kleiner Tipp, sollte euer Verstärker über eine Hallspirale verfügen, habt ihr bereits einen parallelen FX-Loop an Bord. Einfach die Eingangs-/Ausgangsbuchsen der Hallspirale nutzen und den Reverb-Regler auf der Frontseite.

c.) Was häufig vergessen wird ist die Tatsache, dass sich bei einem FX-Loop die Kabellänge und damit auch der Klang des Signals massiv verändert und somit auch stark verschlechtert. Geht man davon aus, dass ein gutes 6 m Kabel, bei hochwertigen Kabeln auch ein 9 m Kabel den Klang der Gitarre noch nicht verändert, sind wir bei einem True-Bypass-Pedal zwischen Gitarre und Amp mit jeweils 6 m bereits bei 12 m und die hört man. Kommt dann noch ein FX-Loop mit jeweils 6 m dazu, sind wir bei 24 m Kabellänge, das schafft die beste Kabelqualität nicht ohne Hilfsmittel.

Hat man ein gebuffertes FX-Pedal ohne True-Bypass im Loop (z. B. das gesamte BOSS Bodenpedal Programm), sorgt dies für eine niederohmige Signalführung und eine problemlose Verwendung längerer Kabelstrecken. Alternativ kann man auch ein spezielles Buffer-Pedal, wie zum Beispiel den Palmer Buff, verwenden.

Effektschleife: Pedal oder 19 Zoll Rack?

Um auf die Besonderheiten eines 19 Zoll Racks einzugehen, reicht der Platz hier nicht aus, allerdings gibt es eine Besonderheit, auf die man achten sollte, sofern man ein 19 Zoll Gerät in seinem FX Loop platzieren möchte. Einige Geräte, zumal wenn sie auch für den Studiobetrieb geeignet sind, verfügen über eine Arbeitspegelumschaltung zwischen dem üblichen Studiopegel von +4dB und dem „Live“-Pegel von ca. -10dB. Hier ist immer -10dB oder weniger zu wählen, da sonst die Anpassung mit der restlichen Elektronik nicht mehr stimmt und es zu ungewohnten Soundeffekten kommt.

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Wozu ist der FX-Loop meines Amps gut?

Ein FX-Loop bietet noch einen Bonus, den viele von euch evtl. nicht auf dem Schirm haben, der aber gerade im Festivalbetrieb oder bei reisenden Musikern sehr beliebt ist. Gesetzt den Fall, man hat einen gutklingenden Preamp mit seinen FX-Einstellungen oder ein entsprechend aufgesetztes Floorboard. Einfach einen Head mit seriellem FX-Loop von der Festival Backline nehmen, seinen Preamp in den FX-Loop Return stecken und hoffen, dass die Endröhren nicht runtergenudelt sind ;-) So reduzieren sich die Equipment Reisekosten um ein Vielfaches.

P.S. Warum ich das selber bei meinen Welttourneen nicht mache und lieber einen eigenen Amp mitnehme? Weil ich schon unzählige runtergenudelte Endröhren angetroffen habe …

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Fazit

Die Erfindung des FX-Loops war eine sinnvolle Sache, um eine möglichst hohe Flexibilität für den Live-Betrieb zu gewährleisten. Für einen guten Studio-Sound ist er hingegen nicht von Nöten.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo Axel, ich weiß, Du hast schon an anderer Stelle, dass ein Chorus für Dich nicht zur Verzerrung passt. Aber mit einigen geeigneten Choruspedalen kann man ja die Verzerrung in Stereo verbreitern. Müsste dann nicht die Modulation auch in den Loop? Würdest du einen Flanger mit der Vorstufe verzerren oder gehst du einfach davon aus, dass ein Flanger nie mit Verzerrung in Verbindung gebracht wird?

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      Hi Winnie, letztendlich ist es immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich würde zwecks Verbreiterung eines Gitarrensounds per Chorus mit 2 identischen Amps (Erde galvanisch trennen) arbeiten und das Pedal davor schalten oder aber eine Stereo Endstufe verwenden.

      Ich selber habe meinen Flanger auch vor der Vorstufe, siehe auch: https://youtu.be/ZlE3eizEKdw , es klingt in meinen Ohren „authentischer“ und ja, ich nutze den Flanger nur für verzerrte Sounds.

  2. Profilbild
    schrubber

    Hi,

    sehr informativ und glasklar der Workshop! Danke dafür!
    Ich hab bloß das Problem, dass bei meinem alten Fender 75 nur eine Effectbuchse mit In/Out vorhanden ist. Wie nutze ich denn das vernünftig?

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @schrubber Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist das eine Stereobuchse, wo du mit einem Y-Kabel (Stereo Stecker auf 2x Mono Buchse) den Effekt einschleifen kannst … bin mir aber nicht sicher …

      • Profilbild
        MatthiasH

        @Axel Ritt Findet man wahrscheinlich am ehesten unter „Insertkabel“. Gibt es für’n Appel und’n Ei beim Musikalienhändler des Vertrauens.

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