Auf den Spuren der Fab Four
Erster Song meiner Workshop-Reihe der besten Gitarrensolos der Beatles war der Rock’n’Roll Song „I Saw Her Standing There“. Dieser Teil meiner Workshop-Reihe wird sich wieder mit einem Rock’n’Roll Song beschäftigen. Dieses Mal schaue ich, wie sich ein 20-Jähriger George Harrison mit Chuck Berrys Song „Roll Over Beethoven“ schlägt.
Beatles Lieder lernen – Roll Over Beethoven
Es war geschafft! Das Debütalbum „Please Please Me“ war draußen und die Single „From Me To You“ kletterte auf Platz 1 der britischen Charts. Doch sollte das erst der Anfang sein. Die Beatles lieferten den nächsten großen Hit direkt nach. „She Loves You“ erschien am 23. August 1963 und landete erneut auf Nummer 1. Zum Glück hatte Paul McCartney nicht auf seinen Vater gehört. Dieser war der Meinung, der Songtext sollte doch lieber „She Loves You – Yes! Yes! Yes!“ lauten, anstatt des, für ihn, zu amerikanisch klingenden, „She Loves You – Yeah! Yeah! Yeah!“. Doch eben diese drei simplen Worte wurden zu einer Art Kampfschrei der „Beatemania“. So rasant wie der Liverpooler Cavern Club für die vier Jungs zu klein wurde, wuchs das Publikum. Vor allem unter den weiblichen Fans brach eine regelrechte Hysterie aus. Die Beatles wurden quasi zum Prototyp der Boyband: kreischende Mädchen, die reihenweise in Ohnmacht vielen und sich die Haare rausrupften, sobald sie nur einen der Vierlinge mit den Pilzköpfen und Anzügen irgendwo sahen. Trotz des neu gewonnenen Erfolgs blieb sich der stets sarkastische John Lennon treu. So kündigte er den Song „Twist And Shout“ bei einem Live-Auftritt vor königlichem Publikum (darunter Queen Mum und Princess Margaret) mit folgenden Worten an:
„Ich möchte Sie um ihre Mithilfe für unserem letzten Song beten. Die Leute auf den billigen Plätzen klatschen bitte in die Hände. Der Rest von Ihnen klimpert einfach mit den Juwelen. (…)“
Jetzt blieb noch ein großes Ziel zu offen: die erste Nummer 1 Singe in den USA. Das mittlerweile eingeschweißte Songwriter Duo Lennon/McCartney ließ nicht lange auf sich warten und lieferte, nach dem großen Erfolg von „She Loves You“, direkt mit einem brandneuen Song aus ihrer Hitfabrik nach. „I Want To Hold Your Hand“ katapultierte die Beatles auf der anderen Seite des „großen Teichs“ gleich zwei Mal auf Nummer 1 und sorgte dort ebenfalls für den gleichen, ungebändigten Ausbruch der Beatlemania. Abgerundet wurde ihr Erfolg in den USA durch den Fernsehauftritt in der Ed Sullivan Show am 9. Februar 1964. Von nun an hieß es kontinuierlich Hits schreiben, im Studio Songs aufnehmen, auf Tournee gehen, Pressekonferenzen halten, Fototermine wahrnehmen und nicht zuletzt: ins Filmgeschäft einsteigen…
Beatles auf Gitarre – Gretsch Country Gentleman mit Filtertrons und Vox AC30, eine Traumkombination
Die Beatles nahmen ihre Version des Chuck Berry Klassikers „Roll Over Beethoven“ am 30. Juli 1963 auf. Zusammen mit den Titeln „Please Mister Postman“, „It Won’t Be Long“, „Till There Was You“ und „All My Loving“. Diese erschienen allesamt auf dem Album „With The Beatles“, welches am 22. November 1963 den Weg in die Plattenläden fand. Ähnlich wie zuvor bei ihrem Debütalbum, nahmen die Beatles in den EMI-Studios, unter der Leitung von Produzent George Martin, das gesamte Album auf Zweispur-Recorder auf. Auch hier landeten, grob verallgemeinert, die Instrumente im linken, die Gesänge im rechten Kanal. Größter Unterschied zwischen der Produktion des ersten Albums und „With The Beatles“ war die größere Anzahl an Overdubs. Dazu zählen die gedoppelten Gesänge (das sog. Double Tracking, welches im weiteren Verlauf der Beatles Diskographie noch eine überaus wichtige Rolle spielen würde.), zusätzlich eingespielte Gitarren und Perkussionsinstrumente oder, wie im Fall von „Roll Over Beethoven“, Handclaps.
Mit George Harrison sowohl am Leadgesang als auch an der Leadgitarre, brauchten die Beatles 5 Takes, um den Backing-Track für den Song aufzunehmen. Auf Spur 1 landeten Bass, zwei Gitarren und das Schlagzeug. Auf Spur 2 Georges Gesang, der gedoppelte Gesang, die Handclaps und das Gitarrensolo. Zuletzt wurde noch der finale D-Akkord von Take 8 ans Ende geschnitten.
Für das Solo benutzte George seine 1962er Gretsch Country Gentleman mit Bigsby Vibrato. Diese Gitarre sollte der visuelle Markenzeichen für die frühe Phase der Beatles werden, etwa so wie Frankenstrat für Eddie Van Halen. Wie schon oben erwähnt, fesselte der phänomenale Auftritt der Beatles bei der Ed Sullivan Show ca. 73 Millionen Zuschauer vor ihre schwarz/weiß Röhrenfernsehern und sorgte mal ganz nebenbei für eine rasant angestiegene Nachfrage nach Gretsch (und Rickenbacker) Gitarren. George hatte gleich zwei der, von Country-Legende Chet Atkins designten, Edelbrettern erstanden. Einziger Unterschied der beiden Gitarren war das, für Gretsch Gitarren, einzigartige Muting-System. Dieses erlaubt dem/der Spieler*in bestimmte Saiten mit einer Art Schaumstoffpolster abzudämpfen. Georges erste Gretsch hatte ein Muting-System mit Schraubknöpfen und die zweite mit Kippschaltern. Allerdings ist nicht genauer belegt, ob George diese jemals verwendet hat. Das Ergebnis hätte etwa so geklungen, wie die Gitarre(n) im Song „Mrs. Brown You’ve Got A Lovely Daughter“ von Herman’s Hermits.
Wenig überraschend sollte der Amp ein 1963er JMI Vox AC30 sein. Doch anders als noch bei „I Saw Her Standing There“ präsentiert sich der Gitarrensound sehr trocken und direkt, doch mit der genau richtigen Portion an „Dreck“ und „Biss“. Diesen Sound ermöglichen die charakteristischen Filtertron Pickups. Wie auch schon bei der Gretsch Duo Jet, befanden sich geschliffene Saiten auf der Gitarre.
Roll Over Beethoven – Das Gitarrensolo lernen
Das 12-taktige Solo von „Roll Over Beethoven“ kommt in der Tonart D-Dur mit flotten 162 bpm und einem sehr leichten Swing-Feel daher. Da es sich bei diesem Song um einen traditionellen Rock’n’Roll Song handelt, überrascht es wenig, dass nur die drei Stufen I – D, IV – G und V – A auftauchen. Das Tonmaterial des Solos bricht daher auch kaum aus der typischen D-Moll Bluestonleiter aus. Einzige Ausnahme findet man in Takt 9, in der George die Töne G und B spielt und diese, in Bluesmanier, leicht nach oben zieht. Rhythmisch stellt das Solo keine große Herausforderung dar, aber ihr solltet beim Nachspielen auch wieder auf die genauen Tonlängen achten.
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