Klassische und experimentelle Beispiele zur RD-9
Die Behringer RD-9 benötigt wohl keine große Erklärung. Es handelt sich hierbei um einen weiteren Klon der legendären Roland TR-909, allerdings mit einigen sinnvollen Erweiterungen und einem deutlich niedrigeren Preis.
Inhaltsverzeichnis
- Behringer RD-9, Drumcomputer
- Pattern 01 – Akzente & FX
- Pattern 02 – Polymetrik
- Pattern 03 – Step-Effekte 1
- Pattern 04 – Step-Effekte 2
- Pattern 05 – Filter und Einzelausgänge
- Pattern 06 – CV-Ausgänge
- Pattern 07 – MIDI In
- Pattern 08 – Sound-Design Bass Drum
- Pattern 09 – Drone
- Pattern 10 – Phones & Return
- Pattern 11 – Auto Fills
- Pattern 12 – Master & Phones
- Pattern 13 – Hunter (Pattern Chaining)
- Pattern 14 – RD-90s
Behringer RD-9, Drumcomputer
Nicht nur unsere Autoren sind sich einig (Testbericht & Vergleich), die Behringer RD-9 kommt schon sehr nah an das Original. Einzig die Bass-Drum weist einen signifikanten Unterschied auf und klingt beim Original dann doch durchsetzungsfähiger. Neben den charakteristischen Sounds war auch der Sequencer der TR-909 ein bedeutendes Merkmal, was die Drummacchine so bekannt und beliebt gemacht hat.
Behringer hat das Konzept übernommen und um einige sinnvolle Funktionen erweitert. Für die meisten Beispiele habe ich versucht, im Wesentlichen genau diese Zusatzfunktionen in den Mittelpunkt zu stellen. Es gibt zwar auch die Synthribe-App von Behringer, die dafür gedacht ist, schneller und einfacher zu programmieren, jedoch lässt sich diese nur bedingt in der Größe ändern. Daher habe ich die Patterns nochmals in einer Excel-Tabelle nachgestellt. Auch durch die einfache Programmierung am Gerät selbst ist die App in der Praxis nur bedingt hilfreich.
Pattern 01 – Akzente & FX
Die Behringer RD-9 hat zwei Optionen, um Akzente hinzuzufügen. Beim Programmieren der einzelnen Schritte blinkt die jeweilige LED auf und bei einem zweiten Tastendruck leuchtet sie durchgehend rot, was einen Akzent für das aktive Instrument anzeigt. Hierbei hat der Accent-Regler jedoch keine Wirkung. Die zweite Möglichkeit ist eine globale Funktion, die sich auf alle Instrumente auswirkt. Hierfür drückt man die Tap/Hold-Taste und programmiert die gewünschten Schritte (leuchten nun mit weißen LEDs).
Es gibt jedoch noch weitere Funktionen, seinen Drums etwas mehr Punch hinzuzufügen. Zum einen über den Wave Designer, aber auch mit der Filterresonanz lässt sich nochmal einen Tick mehr Präsenz herausholen. Im Klangbeispiel sind zuerst alle Funktionen unbenutzt, daher beginnt das Klangbeispiel dementsprechend leise. Im Verlauf wurde dann der Akzent-Regler hochgedreht sowie Attack und Sustain des Wave Designers. Zu guter Letzt habe ich lediglich die Resonanz des Filters bis kurz vor Anschlag aufgedreht, wobei das Filter komplett geöffnet war. Am Ende habe ich wieder alles nach und nach zurückgedreht, um den Effekt nochmals hörbar zu machen.
- BPM: 140
- Swing: 57
Pattern 02 – Polymetrik
Der Sequencer der Behringer RD-9 weist einige sinnvolle Features auf, die sein Vorbild nicht hatte. Eines davon ist die Polymetrik-Funktion, wodurch sich für jedes Instrument eine unterschiedliche Anzahl an Schritten realisieren lässt. Obwohl die Sequenz lediglich eine Länge von 16 Schritten hat, wird der Rhythmus immer interessanter, je länger man ihn hört. Das lässt sich natürlich bei mehreren Schritten noch wesentlich interessanter gestalten. Die Rim-Shot ist zu Beginn stummgeschaltet und die Snare erhält per Note-Repeat ab und an ein paar Retrigger. Die Verteilung der Schritte pro Instrument ist wie folgt programmiert:
- Bass Drum: 16 Steps
- Snare: 16 Steps
- Clap: 12 Steps
- Rim Shot: 15 Steps
- Closed HH: 8 Steps
- Open HH: 7 Steps
- BPM: 138
- Swing: 0
Pattern 03 – Step-Effekte 1
Prinzipiell ist der Sequencer der Behringer RD-9 mit einigen Funktionen ausgestattet, die man von einem modernen Sequencer heutzutage erwartet. Für dieses Beispiel habe ich Probability, Flams, Random und Repeat programmiert. Lediglich die Bass-Drum und die Snare haben keinerlei dieser Werte und laufen durch. Alle anderen Instrumente haben Probability-Werte. Die Toms und die Claps habe ich auf Random gesetzt, was bedeutet, dass bei jedem Schritt ein potentiell anderes Instrument ausgelöst wird. Ein paar einzelne Schritte, beispielsweise der Claps, haben auch einen Flam-Wert. Für die geschlossene HiHat habe ich während der Aufnahme noch die Note-Repeat-Funktion genutzt. Das Ride-Signal geht durch einen externen Phaser und zurück in die RD-9 über deren Return-Eingang. Die Random-Funktion finde ich persönlich sinnvoll gestaltet, Flams kennt man bereits von der originalen TR-909 und auch Note-Repeat ist ein nettes Feature. Flam- und Probability-Werte sind jedoch nur global programmierbar, das schränkt vor allem die Probabiltiy-Funktion extrem ein. Hier wäre es wesentlich schöner, könnte man verschiedene Werte für verschiedene Schritte programmieren.
- BPM: 150
- Swing: 54
Pattern 04 – Step-Effekte 2
Ein weiteres Beispiel mit weitestgehend ähnlichen Funktionen wie das Pattern zuvor, jedoch weniger wild. Dafür habe ich den Takt zur Abwechslung mal von 1/16 auf 1/8t gestellt. Außerdem habe ich die Step-Repeat-Taste dezent manuell eingesetzt und Step-Repeat-Werte für die HiHats programmiert. Step-Repeat wiederholt im Gegensatz zu Note-Repeat nicht eine einzelne Note, sondern einen Teil der Sequenz – entweder 1, 2, 3 oder 4 Steps. Wie auch bei Note-Repeat ergeben die ganzen hohen Werte meiner Meinung nach selten Sinn.
- BPM: 150
- Swing: 54
Pattern 05 – Filter und Einzelausgänge
Das integrierte Filter der RD-9 wurde im ersten Beispiel eher zweckentfremdet. Nun war ich neugierig, wie oder ob sich damit ein paar neue Sounds entlocken lassen. Signale wie Bass-Drum, Clap und Rim-Shot habe ich an deren Einzelausgängen abgegriffen und zu meinem Mixer geführt. Somit blieben lediglich die Toms, die nun alleinig vom Filter bearbeitet werden. Am Mixer habe ich die tiefen Frequenzen der Toms abgeschnitten und konnte für jeden Kanal Send-Effekte (Toms, Bass-Drum, Clap, Rim-Shot) ein- und ausblenden. Das Ergebnis erinnert dann zwar immer noch an eine 909, jedoch viel weniger typisch. Das Filter der RD-9 klingt allerdings für meinen Geschmack nicht sonderlich spannend und ist leider nur bedingt zu gebrauchen.
- BPM: 75 / 150
- Swing: 0
Pattern 06 – CV-Ausgänge
Neben den Audioausgängen auf der Rückseite finden wir auch 3 CV-Ausgänge. Hier können Trigger-Signale der Rim Shot (1), der Clap (2) und eines frei wählbaren analogen Instrumente (3) ausgegeben werden. Die Zuweisung für Ausgang 3 hat über die RD-9 selbst leider nicht geklappt, in einem späteren Beispiel habe ich den Vorgang nochmals erfolgreich über die App wiederholt. Hier steuert die Rim-Shot eine externe Hüllkurve und die Clap einen Trigger-Eingang eines weiteren Moduls an. Hörbar sind nur die Bass-Drum, Rim-Shot und beide HiHats. Die Clap dient nur als Trigger und ist über deren Level-Regler stummgeschaltet.
- BPM: 132
- Swing: 0
Pattern 07 – MIDI In
Es gibt genügend Gründe, auch eine RD-9 mal per MIDI anzusteuern. Längere und abwechslungsreichere Sequenzen sind hier für die meisten wahrscheinlich schneller und einfacher zu programmieren. Mit Hilfe von diversen MIDI-Tools lassen sich im Handumdrehen auch unzählige Variationen erstellen. Hier habe ich den MIDI-Shaper von Ableton genutzt um, mehr oder weniger zufällig, einen Pitch-Shifter zu modulieren. Somit werden die MIDI-Noten transponiert. Den Shaper habe ich automatisiert und das Filter der RD-9 während der Aufnahme manuell bedient. Die MIDI-Noten der RD-9 lassen sich am schnellsten mit der Synthribe-App zuweisen und mit einem Velocity-Bereich von 0-127 lassen sich so auch noch dynamischere Patterns erstellen.
- BPM: 124
Pattern 08 – Sound-Design Bass Drum
Über die Einzelausgänge auf der Rückseite lassen sich Signale vom Hauptmix abziehen und über die Return-Buchse wieder mit einbinden. Somit lassen sich gewisse Signale extern bearbeiten und wieder zurückführen, beispielsweise um nur die Bass-Drum zu komprimieren. Hier habe ich die Bass-Drum zu einem Filter geschickt, das zu Beginn des Klangbeispiels im Tiefpassmodus und geöffnet ist. Im Verlauf wird es etwas geschlossen und wechselt stufenlos vom Tiefpass- in einen Bandpassmodus, während zusätzlich Gain und Resonanz erhöht wird. So lassen sich die Signale wunderbar abändern und die RD-9 gänzlich anders klingen.
Pattern 09 – Drone
Wer stellt sich nicht bei einem unbekannten Gerät die Frage: „Can it drone?“ Vor allem bei Drumcomputern nutze ich oft den Moog DFAM zum Synchronisieren, da man hier eine BPM von bis zu 600 einstellen kann. Im Falle der RD-9 war das nicht möglich, da sich bei höheren Werten als 240 der Sequencer weigert weiterzulaufen. Ich hatte es über den Sync-Eingang (DFAM) und per MIDI (DAW) versucht, beides leider erfolglos. Jedoch haben wir ja noch die Note-Repeat-Funktion der RD-9. Wir können also einen Drone-Sound erstellen, indem wir den Sequencer bei 240 bpm auf 1 Schritt einstellen und für jedes Instrument nur diesen einen Schritt programmieren. Zusätzlich aktivieren wir für jedes Instrument ein Note-Repeat mit hohen Werten wie 4 oder 8. Hier macht sich das interne Filter natürlich praktisch. Lediglich Hall und Delay kommen von externen Pedalen. Zu Beginn des Klangbeispiels hört man nur die Low-Tom, dann öffnet sich das Filter (Tiefpass) ganz leicht und die anderen Instrumente werden per Level-Regler hinzugemischt. Die RD-9 muss als Drone-Machine natürlich gar nicht sonderlich toll klingen, aber mit etwas Finetuning oder externen Weiterbearbeitung lassen sich sogar ein paar ganz nette Sounds kreieren.
- BPM: 240
Pattern 10 – Phones & Return
Warum auch nicht die Summe mal extern bearbeiten und über den Return wieder einspeisen? Das habe ich mich auch gefragt und ein einfaches Pattern erstellt, um das Ergebnis über den Kopfhörerausgang durch einen Bitcrusher (Koma Elektronik Field Kit FX) und einen Locked-Looper (2HP Freez) zu schicken. Letzter führt noch zu einer Sample-Reduktion. Die letzte Snare des kurzen Patterns hat noch einen Flam, ansonsten passiert hier im Sequencer nichts Spannendes.
- BPM: 128
- Swing: 65
Pattern 11 – Auto Fills
Eine letzte Funktion der Behringer RD-9 sind die Auto Fills. Hiermit kann man Patterns erstellen, die sich vom Grundgerüst stark abgrenzen und nur einmalig ins Arrangement eingreifen. Typischerweise sind das eher kürzere Patterns mit mehreren Anschlägen, aber natürlich sind auch hier der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Für das Beispiel habe ich 4 Patterns erstellt und per Pattern-Chaining verknüpft. Danach habe ich 4 weitere Patterns erstellt und per Auto Fill immer wieder mal eingefügt. Im Klangbeispiel habe ich allerdings nur 2 der Fills genutzt. Leider habe ich hier wohl eine meiner Pattern-Tabellen falsch beschriftet, deshalb gibt es nur ein Beispielbild.
- BPM: 152
- Swing: 45
Pattern 12 – Master & Phones
Die Eigenheit, dass das Filter nur über den Master-Ausgang und nicht über den Phones-Ausgang hörbar ist, lässt sich auch zu Nutze machen. Hierfür habe ich den Master-Ausgang zu meinem Field Kit FX von Koma Elektronik geführt und dort ordentlich verzerrt. Der ungefilterte Kopfhörerausgang ging direkt in mein Mischpult. Zu Beginn hört man das trockene und unverzerrte Signal für einen Durchlauf. Danach kommt das verzerrte Signal und im Anschluss habe ich das Filter immer wieder mal aktiviert und deaktivert. Den Verlauf des Filters habe ich vorher bereits in den Sequencer aufgenommen. Gegen Ende wird es dann etwas wild, da ich mit der Step-Repeat-Funktion für noch mehr Chaos gesorgt habe.
- BPM:138
- Swing: 0
Pattern 13 – Hunter (Pattern Chaining)
Eines der bekanntesten und wohl auch komplexesten Patterns der originalen TR-909 wurde von Mark Bell für Björk’s Hunter programmiert. Man findet dazu recht viele Beispiele und auch ein paar mystische Anekdoten im Internet, für den Workshop habe ich das Pattern auf das Wesentliche heruntergebrochen.
Für dieses Beispiel beschränken wir uns mal auf die Funktionen der TR-909 und stellen uns vor, dass wir lediglich 16-Step-Patterns erstellen können. Somit müssen wir 4 verschiedene Patterns erstellen und diese über die Pattern-Chaining-Funktion verknüpfen. Das Pattern lässt sich über die Grafik gut nachvollziehen, ausschlaggebend sind im wahrsten Sinne des Wortes die Akzente. Das Pattern-Chaining funktioniert mit der RD-9 sehr schnell und einfach. Manchmal kann es sinnvoll sein, sich mal anzusehen, wie die Originale solch einer Maschine ausgereizt wurden. Immerhin könnte man mit der RD-9 und ihren 64 Schritten pro Pattern nochmals wesentlich komplexere Muster erstellen.
- BPM: 161
- Swing: 0
Pattern 14 – RD-90s
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Die originale TR-909 hat einen sehr druckvollen und beinahe schon harschen Charakter, der sie im Mix immer hervorstechen lässt. Für das letzte Beispiel galt mein Versuch, mit Hilfe der FX-Sektion der RD-9, etwas Gegenteiliges zu bewirken. Das Tiefpassfilter ist zu Beginn geschlossen und wird auch nur bis knapp über die Hälfte der Reglereinstellung geöffnet. Der Resonanzregler ist hierbei auf 9 Uhr. Der Attack-Regler ist komplett entgegengesetzt des Uhrzeigersinns und Sustain nur leicht geöffnet. Die Clap (erst in der zweiten Hälfte zu hören) wird über deren Ausgang durch einen Federhall geschickt und der Bass kommt über den Return-Eingang vom Moog DFAM. Letzter wurde, zusammen mit anderen Modulen in meinem System, über den Sync- und Trigger 3-Ausgang (Bass Drum) der RD-9 synchronisert. Die letzten beiden Claps haben einen Probability-Wert von 50.
- BPM: 112
- Swing: 59
Dass Wahrscheinlichkeiten nicht pro Step einstellbar sind, finde ich auch absolut übel! Ich verstehe aber nicht, warum das nicht einfach per Update bereit gestellt wird. Kann mir kaum vorstellen, dass das nicht schon von anderen kritisiert wurde.
interessanter artikel mit erhellenden beispielen, danke!
Ich bin immer wieder erstaunt, was man aus Geräten – sei es nun Soft- oder Hardware – herausholen kann – wenn man entsprechend mit einem gewissen Maß an Kreativität ausgestattet ist! 😀
Vielen Dank hierfür – das sind ganz viele tolle Ideen (auf die ich nie gekommen wäre…)!
Hallo Jens Hecht
Super Workshop.
Auch der Drumcomputer gefällt.
Danke und Gruss
masterBlasterFX
Hallo Jens, danke, sehr interessant!
Die Preise für eine TR909 auf Ebay sind auch sehr interessant. 😮