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Workshop: Sync-Button versus Beatmatching

Sechs Gründe, warum ein richtiger DJ manuelles Beatmatching können sollte!

7. September 2017

Die Geschichte geht manchmal komische Wege. Vor vier bis fünf Jahren wurde fleißig und leidenschaftlich über das eigentlich so leidige Thema „Sync-Button“ diskutiert. DJs, die gerade außerhalb der klassischen Veranstaltungs-DJs aktiv waren, wurden teils nicht nur belächelt, mehr noch, angefeindet. Controller und Laptops wurden in einigen Clubs strickt verboten und „alte Herren“ hoben das klassische Beatmatching auf den Thron der DJ-Fähigkeiten. Summa summarum: Es wurde fleißigst alles weggedisst, was ’nen Knopf drücken muss, damit Tracks tight sind.
Die Diskussion nahm leider (sicher auch häufig gefördert durch den Einfluss bewusstseisverändernder Mittel) in dem ein oder anderen Backstage oder im Schutz des Internets in Foren und Threads Ausmaße an, die teils nur noch als sinnlos zu bezeichnen waren. Es wirkte schon so, als würde man als DJ unweigerlich darauf angesprochen werden müssen. Smalltalk auf Knopfdruck. So wie viele Menschen Barkeeper fragen, ob betrunkene Leute nerven oder Schönheits-Chirurgen, ob es geil ist, „den ganzen Tag Brüste aufzupumpen“. Was habe ich es gehasst.

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Nun, mit einigen Jahren Abstand kann man wohl sagen: Es war doch aber auch ein geiler Trash-Clash oder? Auf der einen Seite die ganzen jungen neuen Superstar-DJs, die in weltbewegenden B2B-Sets mit Traktor und der Macht des anspruchsvollen Controller von Native, dem Kontrol X1, die Szene revolutionierten und auf der anderen Seite, die alten, echten DJs, die das alte Handwerk noch beherrschten, für die Vinyl das einzig wahre Klangerlebnis ist und für ein Übergang, wenn nicht per Hand gedreht, kein Übergang und Auflegen damit keine Kunst mehr ist.

So ganz nüchtern betrachtet ist es aber doch eher ziemlich Schrott gewesen. Die Diskussionen waren wirklich nervig, das Aufspielen vieler Personen ebenso unnötig wie das zweifelhaft-professionelle Auftreten anderer Personen = Act ohne jegliches technisches Verständnis.

Jeder Depp konnte auflegen und schlechte DJs sind halt auch bei tightem Vinyl-Mixen immer noch schlechte DJs. Die DJ-Gotteskunst ist definitiv nicht das Beatmatching. Abgekanzelte Alt-DJs, die schon in der vergangenen Zeit keiner mehr hören wollte, will auch heute keiner mehr hören – scheißegal, ob sie gottesgleich Übergänge mit Platten schieben können, die heute so, wie sie selbst (auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole) einfach keiner mehr hören will und sowieso: Schlecht gepresste Vinyl-Releases, egal ob von heute oder von damals, waren damals und sind auch heute noch schlecht gepresste Vinyl-Releases und klingen heute auf guten Anlagen nicht mehr nur „nicht wirklich gut, weil Vinyl“, sondern einfach scheiße und nach wie vor schlechter als ein sauberer gemastertes WAV-File. Schön, wenn deine Platte knistert, weil du eigentlich den Staub nicht abgewischt hast oder die Asche deiner Kippe drauf gefallen ist. Das hat Atmosphäre? Klasse, trotzdem hat die Platte vielleicht keinen Sub-Bass, eigentlich ist es vielleicht auch nur ein Digital-Mastering, was auf eine Platte gepresst wurde, weil kein Geld für ein eigenes Mastering da war, oder sich niemand drum geschert hat und man nun den Gain bis Maximum aufreißen muss, damit der Pegel stimmt. Die Höhen beißen in den Ohren und untenrum ist nichts da oder es ist was da, aber zu viel, die Platte kann es nicht ab und alles matscht. Mit der Platte kannst du versuchen irgendeiner verklatschten Perle den Schweiß vom Kau-Kiefer zu wedeln, aber niemanden musikalisch beeindrucken.

So, alle Klischees bedient? Gern! Wollen wir die Diskussion wieder anfeuern? Auf keinen Fall! Gut, dass das Thema irgendwie durch ist.
Die technische Entwicklung hat dazu sicher einen Anteil beigetragen, zumindest im Club. In vielen Fällen hat sich das Medium hier verändert von Laptop und Controller hinzu CDJs und vermehrt auch wieder Plattenspielern.

Ich persönlich finde die Entwicklung hinsichtlich der Menschen, die nach dieser Zeit passierte, eigentlich aber noch interessanter, sogar förderlich. Viele Möchtegern-DJs von damals haben aufgehört, einige Neulinge aber sind dabei geblieben, haben sich, wie wir alle sicherlich, entwickelt, sind gewachsen und bringen heute die Szene mit voran. Liebe Alt-DJs des „Früher war alles besser“-Schlags: So was nennt man Nachwuchs!

Warum das Thema dennoch noch einmal aufgreifen? Einfach aus dem Grund, dass es doch einige Gründe gibt, warum DJs rein nach Gehör Tracks synchronisieren können sollten. Gründe, die nicht altbacken auf Vinyl-Künste verweisen, sondern einen wirklich praktischen Nutzen haben. Einige davon kommen hier …

Vinyl: heiß geliebt, heiß verteidigt, aber nicht das einzig Wahre

1. „Echtes“ Mixen fördert Verständnis für deine Musik

Grundlegend: Mixen mit Vinyl fordert schon alleine aufgrund der Tatsache, dass man nichts sieht (fast nichts, außer den hellen und dunklen Stellen auf der Platte), das größte Verständnis von Musik und Rhythmus, Trackaufbau und Arrangement. Man muss sich auf seine Track-Kenntnis und sein Gehör verlassen, ebenso auf das Gefühl für den Track.
Was mit der Digitalisierung verloren gegangen ist, ist nicht nur das Blättern in Plattenstapeln und das Erkennen von Covern (ja, man kann die heute anzeigen lassen, ich weiß, aber halt nicht in 12-Inch), sondern auch, dass man eigentlich jede Platte in- und auswendig kannte. Klar, Platten sind teuer, man spielt sie häufiger, Promos oder günstig gekaufte Tracks vielleicht nur vier- oder fünfmal. Das ist auch nicht gerade förderlich.
In jedem Fall also hat man sich mit dem Sortiment an Platten mehr auseinander gesetzt, mehr gespielt und damit auch mehr erfahren, welche Tracks gut harmonieren, welche nicht. Was heute häufig über Tonarten-Verknüpfung in der Software, Quintenzirkel oder Camelot-Notation bestimmt wird, haben viele DJs unbewusst durch viel Übung einfach im Gefühl (sicher nicht alle).

Neben dem Gefühl für die Harmonie von Tracks in Tonart und Rhythmus aber entwickelt sich natürlich dabei auch das Gefühl für die richtigen Punkten zum Mixen, Taktanfänge, Breaks, Break-Enden, also das gesamte Arrangement eines Tracks. Nicht jeder Taktanfang ist der richtige Cue-Punkt und nicht jeder Track ist sauber im Mix, nur weil die Beats übereinander liegen. Irgendwann zählt man nicht mehr mit. 1, 2, 3, 4, acht Vier-Viertel-Takte, Veränderung, weitere acht Vier-Viertel-Takte, weitere Veränderung. Wann kommt die Kick, wann die Snare, Hi-Hats – was verändert sich wie im Track und welche Info gibt mir das, wie sich der Track weiter entwickeln wird. Das ist irgendwann einfach drin. Vielleicht ist genau das auch ein Punkt, der von vielen älteren DJs bei jungen Hüpfern mit Controllern kritisiert wurde – nicht so erklärt, aber dennoch gemeint. Sich die Zeit zu nehmen, um Tracks gut zu kennen, Arrangements zu erkennen und das Gefühl für den Punkt zu finden, an dem ein guter Mix starten kann, das kann eine Software zwar immer mehr und verbessert vorschlagen, aber halt nicht perfekt.
Hot-Cues im Track und Countdowns zu diesen, viel ist derweil möglich. Viel ermöglichen Techniken im Auflegen, die vorher einfach nicht möglich waren – früher aber hat man das Break-Ende abschätzen können … manchmal aber auch schlicht und einfach verpasst. Auch damit musste man umgehen können. Richtiger EQ und Filter, vielleicht auch Effekteinsatz, mussten dann sitzen, um die kleine Misere zu kaschieren.

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Wenn heute alles tight und on point sitzt, weil jemand einen Knopf gedrückt hat, wo ist dann der Anspruch geblieben? Verständlich also, dass viele DJs der alten Schule Sync-Button-Drückern nicht übermäßig viel Respekt gegenüber erweisen können oder wollen.

2. Variation zwischen den Medien wird möglich

Spielen wir back to back? Wie oft hast du diese Frage schon gehört? Klar, wenn es persönlich wie musikalisch passt, dann los. Mir ist egal, was du spielst. Platte, CD oder USB, Traktor, Serato, Rekordbox mit Controller oder Timecode oder sogar Live. Gib mir einen Plattenspieler oder einen Pioneer CDJ und ich kann drauf mixen. Ich muss auch dein Tempo nicht wissen, muss nicht in deiner Software suchen, wo es steht oder dumm fragen. Ich habe mein Gehör.

Pioneer CDJ-2000NXS2 – Master und Sync an Bord

Spontane b2b-Sets zum Ende der Nacht oder bei langen Sets, bei Set-Times nacheinander, was es nicht alles für Gründe geben kann. Zu zweit, manchmal auf zu dritt. Es ist eine Herausforderung, sich auf sein Gegenüber einzustellen, im Mix wie auch hinsichtlich der Track-Auswahl. Wie oft aber passieren dabei magische Momente, Groove trifft Druck und verschmilzt zu einem mitreißendem Moment. Wie viel Spaß kann man haben, der dann zum Publikum transportiert wird. Einige der schönsten Moment in meiner Vergangenheit sind genau so entstanden. Spontane 8-Stunden Closing-Sets zu Festivals, weil keiner gehen wollte, b2b-Sets mit bekannten Acts, war Ehre und Angstzustand zugleich.

Was aber, wenn das Auflegen nur klappt, wenn der Rechner Tempo und Takt-Position anpasst? Was, wenn gar keine Möglichkeit (die gibt es eigentlich immer und seien es nur Nudge-Buttons auf dem Controller), vielleicht aber auch gar nicht die Fähigkeit da ist, sauber auf (worst case) Platten zu mixen. Da steht ja keine BPM-Zahl auf irgendeinem Display, was ein CDJ ja immerhin noch bieten würde. Ja, dann Arschkarte. Aber hart. Und die Unfähigkeit verhindert eine Menge Spaß.

Und ehrlich: Ich habe es so oft gesehen. Schrecklich entwürdigende b2b-Sets, wo Loops in Serato in Breaks ohne Drums oder Percussions gesetzt werden mussten oder der Serato-Act per Timecode-Vinyl im primär laufenden Track beatmatchen musste, damit der Partner mit Traktor auf seinem eigenen Rechner den Mix spielen konnte und keiner merkt, wie unfähig er eigentlich ist. Das Ganze noch mit einem angeschlossenen CDJ im HID-Mode, der allerdings nur für Play und Pause genutzt wurde. Das Jog-Wheel bitte aber besser nicht berühren.
Dann klappt das b2b-Set einfach nicht und wir greifen eimal Punkt 4 hervor: Dieser Act gehört ausgelacht und nicht respektiert.

3. „Echte“ Arbeit fordert einen als DJ mehr = Es macht mehr Spaß

Dieser Punkt ist zugegeben sehr subjektiv, aber dennoch nicht unwichtig. Mir selbst ist vor einigen Jahren, als mein Setup noch aus Traktor Scratch mit Timecode-Vinyls und einem Faderfox DL-3 bestand, bei einem Gig aufgefallen, wie langweilig es eigentlich ist, mit zwei Decks in Traktor zu spielen, wenn weder Plattenspieler für Timecode-Vinyl zur Verfügung stehen, ebenso damals aber auch keine CD-Player für Timecode-CDs. HID-Mode gab es damals noch nicht, am Ende wäre es aber egal gewesen. Steuerung über Timecode lief nicht.

So gab es nur mich und meinen Faderfox und ein paar Tasten zum Drücken, Effekte und Loops. Wow – was eine Herausforderung. Entschuldigt, aber ich fand es stinkend langweilig. Selbst mit nicht gegriddeten Tracks und der Notwendigkeit, über Nudge-Buttons nachzukorrigieren, war ich völlig unterfordert. Tatsache konnte man einen Übergang mit vier Tastendrücken spielen. Play am neuen Track, Sync, Loop setzen. Laufen lassen, Mix, Loop aus. Fertig. Und da muss ich auch ganz ehrlich sein: Wenn ich Act-Duos sehe, die mit einem, also EINEM, Kontrol X1 im Club spielen: Da kann ich nur lachen. Egal wie gut der Sound ist, der vorne rauskommt, ich kann es nicht ernst nehmen. Sicher kann man sich in dem Moment kein Urteil erlauben, ob die beiden nicht absolute Turntablelisten sind – so ein Setup aber nötigt niemandem Respekt ab.

Der Kontrol X1 bekommt heute ganz schön sein Fett aber. Aber nur exemplarisch für die Gattung: kleine Controller!!!

Aber kann es denn Spaß machen? Möchte man denn nicht eigentlich spielen? Was tun? Was drehen? Loopen? Sampeln? Effekte einsetzen? Damit ist sicher noch nicht gemeint, dass man zwei Decks plus STEMS oder Remix-Decks, Samples, externe Zuspieler oder, oder, oder spielen muss, aber ist es nicht schön, wenn man das Vocal vom nächsten Track oder einen Signature-Sound schon in den aktuellen Track einbaut? Alles machbar derweil per Hot Cue und Loop und Sync, de facto ja aber auch keine Herausforderung mehr. Aber zu zweit? Auf einem Controller der viermal so groß ist wie eine Kippenschachtel?

Ok, ich schweife ab. Zurück zum Spaß. Wenn man einfach nur Tracks hintereinander spielt, ist alles fein. Dann ist man einer von vielen, die einfach nur Tracks spielen. Kann man ja auch machen. Da kann man gute Tracks spielen oder schlechte. Oder irgendwas mittendrin. Sets, bei denen keiner geht, aber später auch niemand sagt „Hast du Act ХУ auf dem oder dem Festival gesehen? Was ein Set!“. Möchte man aber auch im Set neben der Track-Auswahl etwas haben, was einen auszeichnet, dann wäre es an der Zeit, über externe Effekte, Zuspieler oder dergleichen nachzudenken. Derweil ist ja ein reines Vinyl-Set schon eine Besonderheit. Einerseits, weil man es doch immer noch selten sieht, andererseits, weil es halt immer anders ist. Nicht mechanisch.
Egal womit man sich auszeichnet, was man einbaut, es fordert einen. Führt zu Glücksmomenten, aber auch kritischen Situation, Fehlern, Schweiß, Nervosität und richtiger Freude, wenn es am Ende doch irgendwie geklappt hat. Herausforderungen können Spaß machen, Weiterentwicklung ebenso. Und da beginnt dann in meinen Augen der eigentliche Spaßbeim Auflegen – mehr als nur Tracks suchen und runterspielen.

4. Respekt

Tatsächlich ein selbst von mir nur vorsichtig genannter Punkt, aber unterm Strich ist es so: Spielst du ein Setup, welches jeder Mensch nach Einführung und zwei bis drei Stunden üben spielen kann, wirst du dafür keinen Respekt ernten. Es wird dich auch nicht auszeichnen. Alleinstellungsmerkmal? Nicht vorhanden. Vielleicht sagen dir deine Freunde oder die Crew im Backstage (von dem aus sie das Set nur als dumpfe Bassgeräusche hören konnten), dass dein Set total geil war. Aber wirklich? Eigentlich war es irgendwie nichts Besonders.

Respekt wirst du also von den erfahrenen DJs kaum ernten. Drehen wir den Spieß um. Wie oft steht man als DJ neben einem echten Profi und denkt sich beeindruckt: Alter, der weiß, was er tut. Ich hatte das schon häufig. Zumeist sind es Leute, die DJ-Sets mit Live-Elementen spielen oder komplette Live-Sets. Aber nicht nur.
Wer einmal André Galluzzi hat spielen sehen und selbst Platten spielt, der wird sicher auch beeindruckt sein, wie latent entspannt man noch in der Plattentasche kramen kann, während die Nadel schon auf dem letzten Zentimeter der Platte läuft. Der Mix kommt dann rough, durchgehend mit dem Finger gedreht, der Pitch-Fader irgendwo grob hingeschoben und trotzdem sitzt es irgendwie. Oder Thomas Schuhmacher. Auch schon in Situationen gesehen, wo zwei Plattenspieler und ein Mixer mit voller Konzentration zu einem perfekt laufendem System werden können.
Andere Beispiele, die ein komplexeres Setup spielen und die mich zum Zusehen verbannt haben und dir mir spontan in den Kopf kommen: Lützenkirchen, Jeff Mills, Kink, Skinnerbox. Von echten Live-Acts wie Micronaut, Rodriguez Jr. bis Fjaak mal ganz zu schweigen. Tatsächlich Acts, bei denen man das Gefühl hat, dass sie wissen, was sie tun, man aber auch manchmal sieht, dass improvisiert wird und ungeplante Sachen passieren. Mehr Respekt noch dafür, dass dann zu nutzen oder zu retten.

We play vinyl: Sven Väth und André Galluzzi / Quelle: Facebook-Page André Galluzzi

Tatsache aber auch, ohne Verständnis für Musik, Rhythmus, Arrangement und die Möglichkeiten der Technik, würde dies nicht passieren.
Wer also Respekt ernten will, der muss zeigen, dass er die Technik beherrscht und nicht die Technik ihm ermöglicht, mit Grundfunktionen ein Set zu Spielen.

5. Technik kann viel, aber nicht alles

Man muss zugeben: Die Tempoerkennung und die automatisch gesetzten Beat-Grids waren schon mal schlechter. Hier haben die Hersteller wie Native Instruments, Serato oder Pioneer stetig Weiterentwicklung betrieben und die Technik verbessert. In den Anfangsversionen von zum Beispiel Traktor Scratch war ein Sync zwar ein schöner Sync, aber es war nicht alles tight. Unsaubere Beat-Grids sorgten immer mal wieder dafür, dass manuelle Nacharbeit notwendig war. Absolut kein Problem, wenn man es denn gehört hat.

Hier hat sich viel getan, noch aber ist nicht alles perfekt. Software kann das Tempo derweil sehr exakt angleichen und auch die Synchronisation funktioniert sehr gut. Am Ende aber ist eine Maschine aber auch immer noch eine Maschine. Das heißt: Es klingt statisch und ein Track liegt immer exakt auf dem anderen.
Was dabei häufiger mal verloren geht, ist der minimale Offset, die minimale Ungenauigkeit, genau die, die aus zwei unschön übereinander liegenden Kicks eine Mächtige macht. Das Stichwort ist Phasing – oder Interferenz. Was tun, wenn die Kick der Produktion eigentlich nicht nur eine ist, sondern drei? Vielleicht ist da noch eine kleine Percussion drauf, die oben rum einen leichten „Klack“ drauf setzt? Was ist, wenn Drums live eingespielt worden sind oder einfach bewusst Off-Beat sind? Auch hier können die Algorithmen der Software viel, aber auch nicht alles.
Wer einmal darauf achtet wird sehen, dass einige Tracks übereinander gut, andere weniger gut funktionieren. Ein wenig mit der Position spielen kann Wunder wirken – wie aber, wenn der DJ gar nicht weiß, wie das funktioniert und dafür kein Gefühl hat.

Methoden gibt es hierfür verschiedene. Beat-Grids setzten zum Beispiel wäre eine. Einige Kollegen nutzen hierfür einen Referenz-Track und gridden jeden neuen Track auf diesen. So können sie sicher gehen, dass es nicht zu Phasenproblemen kommen wird. Andere setzen Beat-Grids entsprechend des Sets, welches sie spielen. Das aber ist eine horrende Arbeit auf die Masse gesehen und nimmt einem auch die Möglichkeit, viel zu improvisieren.
Wie man es macht, einfacher ist es am Ende immer, wenn man einfach hört, dass die Phasen nicht fein sind und kurz eingreift. Sei es über einen Nudge-Button oder kurzes Drehen am Jog-Wheel, Beschleunigen oder Abbremsen der Platte. Das ist akustisch perfekt (wenn man es kann), geht schnell und ist individuell.

Passenderweise habe ich genau dazu gerade ein Promo-Video aus dem Hause Pioneer gesehen, wo zugegeben in beeindruckender Weise Уamato auf vier CDJ-2000NXS2 spielt, besser gesagt, performt. Nicht clubtauglich klar, es ist halt ein Promo-Video. Wie zu erwarten bei einer solchen Performance, sind drei Player im Sync-Modus, einer gibt das Tempo an. Wer nun bei Minute 2 genau hinhört, wird die Grenzen der automatischen Synchronisation können, denn trotz Master und Sync, ist es hier einfach nicht tight. Akustisch zumindest nicht. Es schleppt – aber keine greift hin. Effekte hin oder hier, es phased – und wären die Effekte nicht im Einsatz, würde man es noch viel deutlicher hören.

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6. Du hast Sicherheit in der Hinterhand

Mit verschiedenen Medien spielen zu können, ist in jedem Fall ein Sicherheitsaspekt. Würde ich aktuell noch mit meinem Laptop spielen, hätte ich sicherlich immer zwei USB-Sticks dabei. Nur für den Fall, dass der Laptop ausgeht, auf dem Weg beschädigt wird, der Controller ausfällt, die Software nicht tut, was sie soll. Das kennt sicherlich jeder. Technik selbst besitzt ein wundervolles Eigenleben, kombiniert mit Hitze und Luftfeuchtigkeit, Auf- und abbauen. Es gibt viele schöne Gründe, warum etwas nicht funktionieren kann.
Schnell den Stick in einen CDJ stecken und weiterspielen können, ist dann in jedem Fall eine Rettung. Selbst wenn aus einem Hybrid-Set dann ein DJ-Set wird, es wird einem gedankt werden.

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Forum
    • Profilbild
      Bolle / Johann Boll RED

      @FLTRHND Vielen Dank :)
      Ich hatte eher kleinen Shitstorm hier erwartet. Vielleicht kommt der noch. Wäre ja fast schade, wenn nicht.

  1. Profilbild
    t.goldschmitz RED

    „Mit der Platte kannst du versuchen irgendeiner verklatschten Perle den Schweiß vom Kau-Kiefer zu wedeln…“

    Bolle,
    I Love You!

    Hat mir den Tag versüßt!

    „Damit ist sicher noch nicht gemeint, dass man zwei Decks plus STEMS oder Remix-Decks, Samples, externe Zuspieler oder, oder…“

    Ich denke ein Aspekt der ganzen Nummer ist, dass früher einfach mehr ‚Waffengleichheit‘ geherrscht hat: Zwei Turntables ein Mixer.
    Klar Ist es schon ein Unterschied, ob es ein Battlemixer oder der Pioneer war. Dennoch hat das Budget nicht so stark die Möglichkeiten des Setups bestimmt wie bei den Controllern/Software.

    Cheers,
    Thilo

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Guter Bericht und eine gute Mischung aus differenzierter und subjektiver Meinung.

  3. Profilbild
    dflt

    beim lesen der überschrift hatte ich eine konsequente verdammung des-sync-buttons erwartet ;) dem ist ja zum glück nicht so.
    ich denke, ein wenig ist auch entscheidend, aus welcher richtung man kommt. produzent/musiker, der auflegt oder dj.

    ich komme definitiv aus der ersten ecke. ich lege mit traktor + apc20, dj-mixer und gelegentlich drumcomputer/ipad auf.
    klar, sollte man es auch schaffen bei bedarf 2 songs so anzugleichen (schaffe ich auch, wobei ich nie mit platten aufgelegt habe. die sind bei mir nur für’s zu hause hören gedacht), das auflegen mit traktor bietet aber ganz neue kreative möglichkeiten mit effekten, loops etc. zu arbeiten. das find ich (aus produzenten-sicht) viel spannender/spassiger als gekonnt „einfach“ 2 songs zu synchronieren. hierfür greife ich dann einfach auf den sync-button zurück und widme mich in der zeit dann anderen sachen.
    klar, gibt’s auch dj’s die mit platten komplett neue songs erstellen, loopen, samplen,… aber bleiben wir mal bei uns normal-sterblichen :)

    • Profilbild
      Bolle / Johann Boll RED

      @dflt Bin ich voll bei dir. Viele Produzenten spielen tolle Live- oder Hybrid-Sets – klar, weil sie das know-how dazu haben. Viele sind aber auch echt schlechte DJs, die sich dann mit CDJs und dem Sync-Button abmühen. Schuster, bleib bei deinen Leisten? Wäre zu hart zu sagen, aber wer das großatrige Know-How über Studio-Toosl und Geräte hat, kann sich, wie du offenbar ja auch, ein viel besseres und passenderes Set bauen und dann muss man auch nicht mehr „Auflegen“ können, denn dann ist man Hybrid- oder Live-Act und damit eine ganz andere Gattung von Act. Grob gesagt zumindest.

  4. Profilbild
    borg029un03

    Finds zwar nett zu lesen, aber doch irgendwie sehr einseitig.
    Sollte man Beatmatchen beherrschen?

    – Förderung von Musik Verständnis – eher nicht, wer kein Gespür dafür hat wirds auch durch Beatmatchen nicht lernen. Ob mit oder ohne Sync kriege ich das nur hin wenn ich Songs übereinander höre.

    – Spontanes B2B, Medien Wechsel – bin ich dabei, da hilft Beatmatchen. Will aber nicht jeder.

    – Echte Arbeit – eher unnötige Arbeit. Dabei will ich gar nicht mal darauf hinaus, dass man es nicht beherrschen sollte, sondern darauf, dass nur 2 Tracks ineinander mischen keinen vom Hocker haut, sondern eher wenn man einen neuen Sound kreiert. Wer 3-4 Decks gleichzeitig bedient, Filter, Effekte und evtl. ne Drummaschine bedient hat keine Zeit fürs Beatmatchen.

    – Respekt – Inzwischen gibt es in unseren Gefilden so viele die Platte spielen, dass es schon nichts besonderes mehr ist. Platte ist hip und damit eigentlich schon wieder out.

    – Technik kann nicht alles – Wie bei allen anderen Medien ist Vorbereitung notwendig und was beim Beatmatchen an Zeit gespart wurde muss man halt in Sorgfalt ins Grid legen. Man muss die Techniken halt kennen die man nutzt. Beatmatchen hilft dabei auch nicht.

    – Sicherheit – Das ist der einzige Punkt bei dem ich dir voll und ganz zustimme und selbst deswegen regelmäßig übe, obwohl es Live selten bis nie zur Geltung kommt.

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      Bolle / Johann Boll RED

      @borg029un03 Das stimmt wohl, mangelndes Talent kann man nur duch viel Übung ausgleichen :) (Die dann aber wiederum nicht mit dem Knopf-Drücken erreicht wird).
      Das Ding mit der echten Arbeit – klar, unnötige Arbeit muss sich keiner machen, für mich persönlich gehört es aber dazu. Ich kenne es so, mag es so und möchte es auch so. Ich mag auch dieses Angleichen nach Gehör, die Arbeit, den kleinen Stresspegel-Anstieg wenn im Mix einer de Tracks wegläuft etc :)

      Witzigerweise ist das auch der Grund, warum ich z.b. kaum in Rekordbox vorarbeite…

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen. Deine Einleitung finde ich grandios! Und ja, es stimmt dass man per Gehör erkennen sollte, ob Tracks wirklich sauber aufeinander liegen oder nicht. Ich hab das Beatmatching auch vor Ewigkeiten an echten Turntables gelernt. Trotzdem fasse ich mir jedes mal bei dieser Diskussion am Kopf! Am Anfang hast Du schon angedeutet dass ein langweiliger DJ ein langweiliger DJ bleibt, selbst dann wenn er perfekt Beatmatchen kann. Was ein gelungenes Set ausmacht ist vor allem die richtige Selection, Spannungsaufbau, Variationen und vor allem das interagieren mit der Crowd (letzteres entfällt natürlich bei Radiogigs etc.). Einige deiner Äusserungen hier kommen aber wie ein Schwanzvergleich daher. Ein DJ mit nur einem Kontrol X1 erntet also per se keinen Respekt? Und was wenn er mit seiner Selection alle komplett zum ausrasten bringt? Ich hab mal einen Gastmix nur mit MacBook und Traktor Pro aufgenommen – Ohne Controller, während einer Zugfahrt! Alles (Fading, EQ, Nudge etc.) über Touchpad. Das ging weil ich die Tracks alle kannte und das nötige Gefühl für die richtige Selection hatte. Deinen Respekt ernte ich sicher nicht dafür, aber das interessiert mich dann auch herzlich wenig :D http://pro.....n_Prime_FM

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      Bolle / Johann Boll RED

      Mit einem X1 alle zum Ausrasten bringen? Möglich. Aber man muss dann klar unterscheiden wie du es schon anführst.
      Bringt er die Leute zum Ausrasten, weil das Set musikalisch total geil ist? Dann tut er das nicht, weil er mit dem X1 spielt, sondern weil die Trackauswahl stark ist. Der X1 als technisches Mittel ist dann nicht das Entscheidungskriterium. Das Set könnte er auch Platten oder einem CDJ Spielen.

      Dieser ganze Text aber, ich weiß, dass viele das Anmerken, beinhaltet keine Auseinandersetzung mit der musikalischen Qualität eines Sets, auch nicht um Aufbau, roter Faden etc. Das hat nichts mit dem technischen Aspekt und damit in diesem Beitrag auch nichts zu tun. Ich hab es ja am Anfang kurz angemerkt, dass auch technische Perfektion und scheiss Platten zu einem beschissenen Set führen.

      Zurück zum Thema: Mit einem X1 alle zum Ausrasten bringen hinsichtlich des Themas dieses Beitrages, also technisch? Ich überlege wie das möglich sein soll, dass jemand mit den begrenzten Mitteln eines X1 irgendwen technisch beeindruckt. Das Publikum ist damit sicher ebenso schwierig zu beeindrucken wie Kollegen, denn viel technisches Verständnis bietet ein X1 nicht, ebenso wenig viele Möglichkeiten um „besonders hervorzustechen“. Also, Respekt für ein gutes Set, ja, Respekt für technische Fertigkeiten definitiv nicht.

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        AMAZONA Archiv

        @Bolle / Johann Boll Es ist also technisch beeindruckender, wenn jemand mit zwei turntables / cdj und mixer kurz vor Ende noch beatmatchen kann? Und die Technik ist das allerwichtigste um Crowd und Kollegen zu beeindrucken? Dann wundert mich nicht, dass in vielen Clubs, speziell in Deutschland, so leblose und langweilige Sets runtergedudelt werden :D Aber „Danke!“ trotzdem – Ich kann auf den letzter Drücker auch noch beatmatchen, also bin ich ebenfalls technisch beeindruckend!

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          Bolle / Johann Boll RED

          Ne so war das nicht gemeint. Aber es wirkt doch immer noch agiler, wenn jemand mit Platten spielt, reinhört, angleicht, wenn er „arbeitet“, mal einen Übergang ein wenig untight spielt, als wenn jemand eine Minute vor Ende auf dem Controler Play drückt und dann nen Mix macht, der mechanisch immer total tight ist.

          Ich zumindest finde das Ansprechender. Großen Teilen des Publikums ist das sicher egal, aber einigen nicht – das merke ich immer wieder. Auch glaube ich, werden sich wenige Leute, die wirklich arbeiten beim Auflegen zu denen gehören, die sich dauernd mit den Händen in der Luft feiern lassen oder saufen. Überzogen ausgedrückt ;)
          Andere machen vor, dass es auch mit nem Controller geile Möglichkeiten gibt, mit Sync. Es bleibt also immer die Frage, wie man es einsetzt.

          Und zum Thema Höhepunkte, Set-Aufbau etc.: wie gesagt, nicht Thema dieses Beitrags.

  6. Profilbild
    fkdiy

    Mein Weg als Bedroom-DJ war: Vinyl, CDs, dann Laptop und nun wieder Platten.

    Warum? Weil es mir so einfach mehr Spaß macht (man muss etwas ackern um sync zu bleiben etc.), und man zu seiner Musik einen ganz anderen Bezug kriegt.

    MP3 waren für mich irgendwie Wegwerfware, aber die Platten sind meine für immer.

    Aber wenn ein anderer auflegt ist es mir egal, wie er es macht. Hauptsache gutes Set. :)

    Ich persönlich habe aber auch keinen Nerv, so ein Riesending mit 4 Decks und 100 Effekten zu fahren. War schon immer ein Freund von „weniger ist mehr“ und bin auch einfach zu blöd dafür, bzw. stecke ich so viel Arbeit nur ins machen von eigener Musik.

    So einfach ist es zwar zunehmend uncool, aber stört mich auch nicht wirklich. Für Freundeskreis oder kleinere Parties außerhalb Berlins vollkommen ausreichend.

    Und weder die Musik noch das Publikum sind in den letzten Jahren besonders viel anspruchsvoller geworden. Wenn zur Primetime alle verschallert sind, dann gibt es schon Stimmung. Und wenn nicht, dann retten dich auch keine Effekte oder ein Sync Button. ;)

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    AMAZONA Archiv

    Zwei Musikstücke gekonnt übereinander zu bringen sollte Grundausstattung jeder menschlichen Jukebox sein. Dabei nur den Beat-zu-matchen ist wahrlich die kleinste Herausforderung. Letztendlich ist wahre DJ-Kunst ein Gespür für die Stimmung der Bespielten zu haben, diese zu nutzen, und den Kessel zum überlaufen zu bringen. Können die Wenigsten. UND hier kommt genau das Jetzt-Zeit-Manko schlechthin!!! Man geht in einen Club für elektronische Musik, und man hat die Wahrnehmung das beim Verlassen des Clubs, nach Stunden, immer noch die gleiche Nummer wie beim Betreten läuft. MumpfMumpfMumpf … immer das gleiche Geklopfe, immer der gleiche Bampf/Beat. Der DJ mixt zu 99% nur stumpf Platten übereinander, keine Höhepunkte, keine handwerklichen Spitzen, nichts! Wenn man Geschwurbel an EQ-Knöpfen mal außen vor läßt. Da werden dystopische Helden gefeiert und alles was kommt ist ein 2 Stunden dauernder Einheitsbrei. Keine Höhen – keine Tiefen – keine Geschichte … ein Mumpf!!! Da ist es mir auch völlig Wurscht ob der DJ matcht oder ein Knöpfchen drückt. Es ist stinklangweilig! Ein guter DJ kann a) die Crowd spüren und Geschichten erzählen b) gut mixen und Höhepunkte rausarbeiten c) versteht sein technisches Handwerk auch mit zeitgemäßer Technik d) kann scratchen und QuickMix e) hängt keiner Vinyl only Dogmatik an f) und hängt mit der Nase nicht an der Decke. ;)

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      AMAZONA Archiv

      Dem stimme ich zu! Auch wenn meiner Meinung nach auch dann ein DJ noch gut ist, wenn er nicht scratchen kann … zumindest, wenn er es dann auch nicht versucht :D

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    nuelltz

    Ich bin noch sehr, sehr neu in dieser Szene und Texte wie dieser stoßen mir jetzt schon sehr übel auf. Ich bin Anfänger, besitze einen Controller und nutze die Sync Funktion gerne. Natürlich möchte ich irgendwann das Beatmatching lernen, weil es ja (so habe ich es jetzt schon oft gelesen) zu den Grundfertigkeiten eines DJs gehört. Dieser Artikel lässt einige Aspekte völlig außer acht.
    1.Anfänger (so wie ich) können sich nicht mal eben ein Vinyl Set Up leisten um das Beatmatching zu üben.Klar, ich habe das auch schon an meinem Controller geübt, aber beim Lesen kommt man sich ja wie der letzte Idiot vor, wenn man Anfänger ist.
    2.Für einen selber ist Beatmatching vielleicht die Bestätigung, dass man Musik ein wenig begriffen hat.Das Publikum interessiert sich doch 0 dafür, ob man Beatmatchen kann oder nicht.Der Clubbetreiber interessiert sich doch auch nur dafür, ob die Leute abgehen oder nicht. Und dafür braucht man eben Gespür für die Tracks.
    Mein erster Eindruck von der „Internet“ DJ Szene: Viel zu viel Prestigehabe und Mackerverhalten.Wilkommen fühlt man sich nicht wirklich.Ich hoffe, dass ich im echten Leben eher Leute treffe, die mir helfen und sich nicht so abfällig über die Techniken anderer äußern.Ich hoffe jedenfalls, dass ich vielleicht irgendjemandem mal helfen kann und mich nicht ob meiner vermeintlich cooleren Technik profilieren muss.

    • Profilbild
      fkdiy

      @nuelltz Locker bleiben. Hier wurde und wird ziemlich gut darauf geachtet eben kein elitäres Gehabe aufkommen zu lassen.

      Wenn du das bereits als Angriff auf deine Person wertest, dann viel Spaß beim Auflegen und dem ersten Typen der besoffen vor deinen Tresen wackelt und fragt „ob de nich auch was vernünftiges da hast mit Vocals oder so“.

      Sich der Kritik anderer Menschen auszusetzen gehört bei kreativer Arbeit nun mal dazu, und nicht alle werden dir immer nur sagen wie toll du doch bist. ;)

      Oh, und noch etwas: Ich möchte mal in den Raum stellen, dass 95 % aller DJs Autodidakten sind. Denen hat auch keiner groß bei irgendwas geholfen. Das ist viel Übung, probieren und hin und wieder auch mal scheitern.

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        nuelltz

        @fkdiy Alles gut, habe ich schon verstanden. Für mich ist aber ein Tipp von einem besoffenen Gast oder ein gut gemeinter Ratschlag von einem DJ Kollegen etwas grundsätzlich Unterschiedliches ;) Bin auch komplett dabei, wenn man sagt, dass man sich mit Musiktheorie (Trackaufbau, Takte, Harmonien) usw grundsätzlich als DJ beschäftigen sollte. Bin wohl gestern etwas übers Ziel hinaus geschossen, aber vielleicht ist auch das Internet nicht der richtige Ort um sich darüber auszutauschen.

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          fkdiy

          @nuelltz Dito, ich war auch etwas Stutenbissig irgendwie. Und Fragen kostet nix, also nur zu. ;)

          Hauptsache, du hast Spaß dran. Ich habe mit ner Raubkopie von Traktor und komplett ohne Controller angefangen, weil ich damals auch kein Geld hatte für irgendetwas anderes.

          Ist aber auch in Ordnung, denn wer weiß zu dem Zeitpunkt schon, ob sich die Investition überhaupt lohnt.

          Nun bin ich über 10 Jahre immer mal mehr oder weniger stark dabei und ganz ehrlich: Ich bin nach so langer Zeit echt kein guter DJ! Ich wollte immer nur anderen coole Musik zeigen und hab nie wirklich die Technik geübt.

          Klar, man beherrscht die Basics (blamieren will man sich ja auch nicht), aber meine Ambitionen auf dem Gebiet sind mit den Jahren seeehr bescheiden geworden.

          Aber auch wenn ich nicht der nächste Sven Väth werde (hört man den noch?), hab ich immer noch genau so viel Spaß dran wie früher. Weil ich anderen wie vor 10 Jahren immer noch gern coole Musik vorspiele. ;)

          Wenn ich dir also einen einzigen Tipp – abseits jeder Technik – geben darf, dann: Mach dein Ding, spiel das was du magst, nicht was gerade „in“ ist und mach es so, wie du am meisten Spaß dran hast.

          Ganz egal was aus der großen DJ-Karriere wird, wirst du so die Lust an der Sache nicht verlieren. Und wenn du doch groß rauskommst, dann mit Authentizität.

          So, genug Platitüden geschwafelt jetzt. Hau rein! :)

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            AMAZONA Archiv

            @fkdiy „Aber auch wenn ich nicht der nächste Sven Väth werde (hört man den noch?), hab ich immer noch genau so viel Spaß dran wie früher.“ Ja, leider hört man Sven Väth immer noch. Er kann perfektes Beatmatching, aber seine Sets sind sterbenslangweilig geworden. Wer ihn noch aus den 90ern kennt, fragt sich unweigerlich ob er von Aliens entführt wurde. Immerhin hat er immer noch eine große Schar an Jüngern und wird immer noch massiv gebooked. Aus Business-Sicht macht er alles richtig und verdient sicher auch Respekt dafür. Seine Sets sind trotzdem Kotzöde geworden :D

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              Bolle / Johann Boll RED

              Ne er lässt ja derweil Platten kaufen / vorhören und ich glaube er spielt manchmal einfach nur noch irgendwas, was im Koffer ist :)

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              dilux AHU

              seit wann kann der den beatmatching? in den 90ern war sven berühmt/berüchtigt dafür, das er die beats eher annäherte und am liebsten hat er flächen ineinander gemixt…

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                AMAZONA Archiv

                @dilux Naja, so mitte der 90er gab es aber auch mehr und mehr Sets, wo er Beat auf Beat mixte. Seine Übergänge waren zwar meist ziemlich schnell und ultrapräzise war das Beatmatching nicht, aber dafür konnte er wirklich Spannung aufbauen. Auch wusste vorher man nie so genau, wie er spielen wird. Mehr soft und verträumt, oder mehr technoid und knallend. Wenn ich heute zwischendurch mal bei ihm reinhöre, klingt alles immer gleich und langweilig. @Bolle das glaube ich sofort, denn genau so klingt es am Ende auch.

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      Bolle / Johann Boll RED

      @nuelltz Nuelltz..alles entspannt. Als ich angefangen habe aufzulegen, gab es nur Plattenspieler. Die ersten CDJs waren noch nicht einmal gebaut. Ich konnte gar nicht anders.
      Heute ist das anders, da ist natürlich der Controller der schnellere und günstigere Einstieg. Aber, auch mit dem kann man beatmatchen, Pitch-Bend-Buttons oder Jog-Wheels ;)
      Es geht dabei nicht um das stumpfe lernen von Platten übereinander schieben, sondern das Angleichen zweier Tracks, wie ich es im Artikel auch beschrieben habe, bedarf mehr als nur gleichem Pitchwert und bisschen Schieben, es bedarf auch Wissen über den Trackaufbau etc – richtige Punkte zum Einspielen, wie lang Breaks normalerweise sind, Zählzeiten etc.
      Das ging mit den Controllern spürbar verloren, weil die Leute zwar tight gespielt haben, aber vielel nicht wussten, dass ein Track nicht beliebig aus 1 2 3 4 aufgebaut ist, sondern es auch Zählzeiten auf vier und acht und sechszehn Takte gibt etc.

      Aber das alles kann man mit einem Controller auch lernen, dank der Wellenform Übersicht und der Möglichkeit mit nem Vier-Viertel-Takt-Loop und Loop-Move mal visuell auch durch den Track zu steppen und mal mitzuzählen vielleicht sogar noch besser, als mit ner Platte, auf der man Breaks als dunkel und basslastige als helle Rillen identifizieren muss ;)

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        nuelltz

        @Bolle / Johann Boll Ja, aber irgendwie wird davon ausgegangen, dass Niemand das macht. Also sich ernsthaft damit beschäftigen. Ich habe jetzt schon Stunden mit auflegen, aber auch mit lesen von Fachliteratur verbracht. Und ich spiele auch mit dem Gedanken noch etwas Klavierunterricht zu nehmen, damit ich noch mehr von Musiktheorie verstehe. Und es wird noch viele andere geben, die das so machen. Deshalb finde ich diesen Unterton einfach nicht fair. Bin aber wie gesagt gestern übers Ziel hinaus geschossen. Sorry

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        komabot

        @Bolle / Johann Boll Zur Not hört man sich das Stück mal an und merkt es sich anstatt helle und dunkle Rillen zu suchen… ;)
        Sry, musste sein

  9. Profilbild
    komabot

    Ich finde ja diesen „Detroit ghettotech“ Mixstyle toll. beatmatching,scratchen, juggling alles dabei:)
    Besonders beeindruckt war ich von DJ Godfather der, es muss so 2001-2002 gewesen sein, im Studio 672 für 5 Mann(es war ein Sonntag) 2 Stunden Vollgas gegeben hat. Damals noch ohne Serato aber umso beeindruckender zuzusehen…
    Auch wenn´s keinen Interessiert wollte Ich das mal loswerden :)
    https://www.youtube.com/watch?v=EpuK1kiaSkI

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    York_vom_Ork

    mhh…. Sync Button? Tatsächlich kann ich dann einen meiner Barkeeper dahinstellen.
    Hab ich nur Respekt wenn jemand eine Performance, Sampling mit diversen Zuspielern macht – also seinen eigenen Sound kreiert, ein RemixSet oder wie auch immer….

    Nix geht über einen „Turntablisten“ ;-) der 2-3 Minuten Vinyl Übergänge zaubert – den richtigen Punkt zum auszu/überzu-blenden findet ohne auf einen Bildschirm zu blicken……
    Die Nadel aufsetzen, Anfang suchen, den Regler hochziehen und nur mit dem Pitch die Platte angleichen ohne die Platte „leiern“ zu hören…..
    Mit 4 Turntables syncron haben glaub ich „Master At Work“ und andere Ihre Sets gespielt. Das muss man erst mal können ;-)

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      AMAZONA Archiv

      @York_vom_Ork Und dein Barkeeper spielt dann Wolfgang Petry gefolgt von Armin van Buuren – Perfekt gepitcht und tonal passend, natürlich – weil er NULL Ahnung von der richtigen Selection (Auswahl der Tracks) hat. Das ist ein Punkt der immer wieder bei dieser völlig beschmierten Diskussion übersehen wird.

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        komabot

        Aber dank Sync hat man ja jetzt Zeit sich darüber Gedanken zu machen, wenn man nicht grad mit spitzen Fingern die „heißen“ Regler touchiert :)

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        York_vom_Ork

        @ Marius – hast Du was gegen „Wolle P.“ ? my friend ;-)

        also der Mensch hinter den Reglern mit den bunten Buttons hat also immer den sicheren Musikgeschmack/spielt die bessere Auswahl an Tracks als ein „Plattenleger“?

        Kühne Behauptung, ist wohl eher so das ein Knöpfchendrücker alles zusammenmatschen kann, vor allem wenn er noch den Knopf mit der Tonhöhenanpassung zusätzlich zum Sync Button drückt

        freundliche Grooves :-)

        P.S. meine Platten muss ich kennen, hab da eine „Beziehung“ zu, mit TRAKTOR mixe ich Dir alles zusammen ohne die Titel zu kennen und das wird sich gut anhören….

        vorher mixe ich mir aber erstmal ne Caipirinha ;-)

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          AMAZONA Archiv

          @York_vom_Ork Schieb mir keine Statements in den Mund die ich so nicht gemacht habe ;) Wir sind auch keine „Friends“ aber mit deinen Caipirinha könnte ich mir den Kommentar auch schön saufen. In diesem Sinne: Na zdrowie!

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            York_vom_Ork

            Prost! :-)

            auf ein gelungenes Konfliktmanagement ;-)

            mit 3 Atü klappen auch die Übergänge besser, dreht sich halt alles…. :-)

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    DJ Ronny

    Ich musste schon lachen als ich die Überschrift las. 42 Kommentare dachte ich mir geht ja gut los. Aber noch alles im grünen Bereich. Ich mach nun schon über 4 Jahrzehnte Disco und mir ist es egal, ob mich jemand als echten Dj bezeichnet. Beatmatsching gehört zum Handwerk! Habe ich übrigens nicht mit Plattenspieler sondern mit Kassettendeck gelernt. Die Paar guten PLatten die ich zur DDR Zeit besaß waren mir zu Schade für die Disco. Dann bin ich gleich auf CD umgestiegen. Die ersten CD Player von einem guten Elektroniker mit Pitchregler ausrüsten lassen und das ging auch gut. Ich nutze gerne alle Möglichkeiten der heutigen Player oder Software aus denn ich bin der Meinung, wer sich nicht weiter entwickelt, stirbt bald aus, wird von den neuen Djay’s überholt und ist irgendwann nicht mehr im Geschäft.
    Achso, danke Bolle für den Artikel. Eine schöne Grundlage zum diskutieren.

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    AMAZONA Archiv

    @ DJ Ronny

    „Beatmatsching“

    Klasse Wortkreation! Bei vielen DJs hat man den Eindruck, dass die genau DAS machen. ;-)

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    DJ Stean

    Dies: „Was dabei häufiger mal verloren geht, ist der minimale Offset, die minimale Ungenauigkeit, genau die, die aus zwei unschön übereinander liegenden Kicks eine Mächtige macht.“
    Swing is a must ;-)

  14. Profilbild
    dAS hEIKO AHU

    Es ist ja auch eine Frage der Musikstilistik.
    Der 4/4Takt ist in der U-Musik klar bestimmend. Bis Ende der 80er hatten Musiker zwar noch Ideen, die Zählzeit mit allerlei Rhythmik zu füllen. Das ging nicht immer „geradeaus“. Nehmen wir Da Da Da von Trio. 4/4, einfachster Rhythmus, aber durch die zwei Achtel auf der Snare bestimmt nicht immer einfach für Computer. Auch synkopierte Rhythmen, wie sie bei Millie Vanillie, Snap, SoutIISoul oder Lisa Stansfield lange üblich waren, sind selbst manuell manchmal eine Herausforderung. Dann, Anfang der 90 die House- und Technorevolution. Alles wird mit 4-on-the-floor verwurstet: Sei es Pop, Schlager, Rock, Klassik. Und damit kein Zweifel an der Rhytmik aufkommt, die Bassdrum rechtsanschlag komprimiert. …das zu erkennen und zu matchen, sollte keine Herausforderung sein. Und in dem Moment ist es für den stressigen Alltag (oder besser Allnacht) sicherlich eine Arbeitserleichterung. Wobei es für mich vor 30 Jahren nicht wirklich Arbeit, sondern Ansporn und Spaß war.

    Challange: Michael Jackson „Bad“ + M.A.R.R.S. „Pump up the Volume“.
    Ich behaupte mal, dass die KI da gar nix vernünftiges zustande bringt. Aber probiert es gerne.

    P.S.: …hörte ich das Erste Mal in Live aus dem Schlachthof von einem gewissen Westbam, damals noch ein unbekannter junger Mensch. Natürlich gleich geübt und immer wieder gern gespielt. ;-)

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