Bang for the Buck
Das Alesis Midiverb II gehört zu der Handvoll Effektgeräte, die meine Erwartungen voll erfüllt haben. Als reines Presetgerät ist es sehr einfach zu bedienen, mit seinen exzellenten Hallprogrammen ergänzte es auf ideale Weise mein Yamaha SPX 90, dessen Stärken für mich eher bei den Modulationseffekten liegen. Und mit einem Verkaufspreis von 650,- DM war das Midiverb II auch noch erschwinglich. Dafür gibt es im amerikanischen Englisch die schöne Redewendung „Bang for the Buck“. Die Übersetzung „gute Ware fürs Geld“ trifft es nur halb, die zweite Bedeutung – „Glückstreffer“ – scheint mir die gelungenere Übertragung zu sein.
Ich habe das Midiverb II im Sommer 1988 gekauft. Es war das erste Effektgerät der damals noch jungen US-Firma Alesis, welches im professionellen Look eines 19“-Gerätes mit einer Höheneinheit erschien. Allein die geringe Tiefe des Geräts von nur 16 Zentimeter mochte Zweifel wecken, ob da wirklich so viel Technik drinstecken konnte.
Einfache Bedienung, toller Sound
Schaltet man das Gerät allerdings ein (indem man den Netzstecker einstöpselt), verfliegt die Skepsis sehr schnell. Ich habe es nie als Nachteil empfunden, dass das Midiverb II lediglich Presets anbietet. Denn die Programme sind durch die Bank sehr geschmackvoll und praxistauglich gewählt. Auch heute, wo mir ein ganzes Arsenal von Vintage-Effekten zur Verfügung steht, benutze ich das Alesis noch immer sehr gerne. Rechnet man Gate und Reverse-Programme mit, gibt es 49 Hallprogramme. Einige davon sind ideale Jambegleiter. Sie legen sich über Beat, Sequenzerbass, Leadsynthesizer und Padsounds und verschmelzen alles auf eine wunderbare Weise – warm und unaufdringlich. Es gibt auch ein paar spektakuläre Effekte, wie den legendären Bloom-Sound. Und alles steht ohne große Fummelei unmittelbar zur Verfügung – durch das Drücken zweier Drucktaster für eines der 99 Presets. Oder wahlweise durch das Senden des entsprechenden MIDI-Befehls.
Hier zur Einstimmung der von den Freuden des Home Office inspirierte Song „New Work“, der einen bunten Querschnitt durch die Presets bietet. Die Drums laufen über das Hall Preset 11 (Medium, Bright, 0,8 Sekunden), der Bass nutzt das Programm 10 (Medium, Bright, 0,6 Sekunden). Das kurze Sequenzermotiv wurde mit Effekt Nummer 90 – „2Tap Ambient“ – aufgemotzt. Für die Streicher wurden drei verschiedene Sounds vom Prophet 5 und Prophet VS links, Mitte und rechts gepannt und jeder mit einem eigenen Effekt versehen: Preset 98 (Regenerated Delay, 3 Sekunden), dann das Hall-Programm 27 (Large, Bright, 2,5 Sekunden) und das Reverse Reverb-Programm „Bloom 1“ (Halldauer: 8 Sekunden), das ich später noch einmal gesondert vorstelle. Der metallische Synthesizersound und ein Rauscheffekt verwenden mittlere Hallräume, die Vocoder-Stimme nutzt das Reverb-Programm 08 (Medium, Dark, 0,6 Sekunden).
Etwas Verwirrung gibt es um das Jahr der Markteinführung. Die gemeinhin recht zuverlässige Seite Vintage Digital nennt das Jahr 1988. Allerdings ist schon in Juli 1987 eine ausführliche Besprechung des Midiverb II in Sound von Sound erschienen. Zu diesem Zeitpunkt muss der in den USA hergestellte Effektprozessor also in Großbritannien schon verfügbar gewesen sein. Deshalb gehe ich davon aus, dass das Midiverb II bereits 1987 auf den Markt gekommen ist.
Entspannte Erwartungshaltung
Anders als es noch bei meinem Yamaha SPX 90 der Fall war, näherte ich mich dem Alesis ganz locker. Das Yamaha war mit 1.900,- DM richtig teuer gewesen und vermutlich förderte das eine gewisse Erwartungshaltung: „Liebes Effektgerät, für so viel Asche musst Du aber auch bitteschön echt was drauf haben“. Das Alesis kostete dagegen gerade mal ein gutes Drittel des Yamaha-Geräts und machte seine Sache trotzdem sehr gut. Auch das einige Jahre später angeschaffte Lexicon Alex riss kein Riesenloch ins Budget, aber der klangvolle Name Lexicon versprach doch mehr, als das kleine Alex letztlich halten konnte. Der ganz große Wow-Effekt blieb aus. In den Leserkommentaren hat es unser Amazona-Hallpapst swissdoc auf den Punkt gebracht: „Der Vergleich zum Alesis Midiverb erscheint allerdings etwas unfair. Hier gefühlt eine gewollte scaled-down-Version der großen Kisten, mit dem Ziel, den Usern mit geringerer Kaufkraft mit dem guten Namen Lexicon das Geld aus der Tasche zu ziehen; dort der mit viel Herzblut und absolutem Engineering Know-How geschaffte Einstieg in spezielle und gut klingende Hallräume.“
Hier der längste Hall des Midiverb II (15 Sekunden) in Verbindung mit einem Klaviersound. Eine willkommene Gelegenheit, auch mal den Ringmodulator im Nord Grand vorzustellen:
„Klassische Vibes und Inspiration“
Tatsächlich hat das Midiverb II auch heute noch eine große Fangemeinde. Auf der Seite Vintage Digital bekommt das Effektgerät von vielen Usern Bestnoten: „Großartiger Digitaler Effektprozessor! Der Beste!“, „Tolles Gerät für einen Bruchteil der Kosten eines VST-Reverbs!“, „Sehr guter Retro Effektprozessor, ich liebe den geradlinigen tighten Sound.“, „Auf Anhieb klassische Vibes und Inspiration, sehr musikalisch!“
User „Hollowman9“ wägt die Vor- und Nachteile des Midiverb II etwas gründlicher ab: „Die Fertigungsqualität ist in jeder Hinsicht billig und rauschen tut es auch, daher die heutigen Preise…Das beste ist der Mojo-Faktor. Dieser lofi-Sound, der mich an Akte X -Themen erinnert, die ich auf VHS oder alten TV-Geräten gehört habe… Sehr gut geeignet für digitale Synthesizer, weil man die Eingänge übersteuern kann – von einer milden Wärme bis zu einem wilden Grit. Unterbewertete kleine Maschine, die immer noch ein paar Asse im Ärmel hat nach all den Jahren.“
An dieser Stelle möchte ich den bekannten Bloom-Effekt des Midiverb II vorstellen; die Lead-Stimme kommt übrigens vom Moog Prodigy.
Alesis Midiverb II – Charakter vor Perfektion
Der User Daniel schätzt die einfache Bedienung des Effektprozessors und empfiehlt es für die richtige Dosis Dreck, um allzu perfekten Elektronikklängen Leben einzuhauchen: „Keine Editiermöglichkeiten zu haben bedeutet: Du konzentrierst dich mehr auf die Musik als aufs Tweaken. Wähle einfach ein Preset aus, gehe durch die Variationen und wähle die aus, die Dir am meisten zusagt… Soundcharakter vor Perfektion ist hier der Schlüssel. Genau was Du für Synthesizer brauchst, wenn Dein High End Zeug etwas saftlos klingt. Die Presets sind sehr inspirierend fürs Jammen. Um etwas neues zu finden viel besser geeignet als die komplexeren Geräte in meinem Studio.“ Vintage Digital
Die Presets haben es in sich
Bei diesem „Anonymous“ auf Vintage Digital war es erst Liebe auf den zweiten Blick: „Ich habe das Ding gehasst, als ich es in den späten 80ern neu angeschafft habe, weil ich davon ausging, die Presets verändern zu können – meine Dussligkeit – so stand es unbenutzt herum, bis ich es ein paar Jahre später wieder vorgekramt habe, um es auf einem Track zu verwenden. Da bekam ich mit, wie großartig es ist. Ich benutze es seither für alles und habe sogar noch ein zweites gebraucht gekauft für 50 US-$. Ein Klassiker!”
Auch auf der Seite von Synthmania ist nur Positives über das Midiverb II zu lesen: „Ich muss sagen, dass ich dieses Gerät liebe. Ja, es ist ein reines Preset-Gerät, aber diese Presets haben es in sich: Sie sind genau richtig eingestellt, und es gibt ein paar ganz besondere. Ich habe das Gerät ausgiebig mit meinem Roland W-30 benutzt, der nicht über Onboard-Effekte verfügt, und um Samples, Instrumente und Gesang zu bearbeiten.“
Bevor wir uns das Midiverb II einmal genauer anschauen, schieben wir schnell noch Bloom-Effekt Nummer 2 ein:
Ein Flyer als Bedienungsanleitung
Es gibt tatsächlich ein Bedienungshandbuch zum Midiverb II. Aber das Wichtigste passte damals auf ein in Plastik eingeschweißtes Merkblatt. Die eine Seite liefert ein Quick Setup, um das Alesis Midiverb II in Betrieb zu nehmen und alle wichtigen Funktionen kennenzulernen. Dreht man das Leaflet herum, hat man einen Program Chart mit allen 99 Effekten. Rechnerisch sind es 100, da es einen Programmplatz 00 gibt. Der ist für die „Defeat“-Funktion reserviert und stoppt bei Bedarf den jeweils aufgerufenen Effekt. Auf der Geräterückseite gibt es für „Defeat“ auch einen Eingang für einen Fußschalter. Gut zu wissen, falls die Hallfahne von Programm Nummer 29 „XLarge, Warm, 15 Sekunden“ vor dem natürlichen Ausklingen gekillt werden soll.
Alesis Midiverb II – Die Frontpartie
Es gibt auf der Vorderseite des Geräts nur drei Drehknöpfe: Um die Eingangs- und Ausgangslautstärke zu kontrollieren und den Mix aus trockenem und Effektsignal zu justieren. Eine grüne und eine rote LED helfen dabei, die richtige Signallautstärke zu finden. Das grüne „Signal“-Lämpchen sollte dauerhaft leuchten, die rote „Overload“-LED nur bei Signalspitzen blinken. Wie bei so vielen frühen Digitalgeräten liefert aber gerade die bewusste Übersteuerung der Eingänge sehr schöne Ergebnisse. Die drei Potiknöpfe laufen übrigens heute noch wunderbar stramm und vermitteln ein durchaus wertiges Gefühl. Etwas „wobbly“ fühlen sich allerdings die rechts des zweiziffrigen Displays angeordneten Gummitaster an. Mit ihnen werden die Programme aufgerufen. Da passiert es schon mal, dass eine Kombi zweimal gedrückt werden muss, bis die richtige Nummer im Display aufleuchtet. Was sehr clever gelöst ist: Über den zehn Tastern befindet sich eine diskrete Beschriftung, die sehr hilfreich ist, um auf Anhieb die richtige Effektbank anzusteuern. Bei 0-2 sind wir bei den Halleffekten unterwegs, 3 und 4 sind für Gated Reverb und Reverse Reverb reserviert, 5 und 6 sind die Hausnummern für Flanger- und Choruseffekte, unter 7 und 8 finden wir alles, was mit Delay zu tun hat und Bank 9 bietet einige Spezialeffekte wie Multitap und „Frozen Flange“, die eine eigene Kategorie bilden.
MIDI-Steuerung
Ein kleines Fragezeichen könnten vier weitere Gummitaster aufwerfen, die mit Patch, Channel, Programm und Store beschriftet sind. Das Midiverb II lässt sich nicht editieren, der Storeknopf ist also nicht dafür da, etwaige User-Hallprogramme zu speichern. Tatsächlich sind diese vier Taster allein für die MIDI-Steuerung des Geräts zuständig. Mit dem Channel-Button wird ein Midi-Kanal 01-16 gewählt und mit dem Patchknopf eine Midi-Patchnummer von 01-32 zugewiesen. Anschließend wechseln wir zum Programm-Button und verknüpfen das MIDI-Patch mit einem beliebigen Effektprogramm. Zum Abschluss der Aktion muss der Store-Button gedrückt und gleichzeitig der Patchknopf auch nochmal betätigt werden. Damit ist die Verknüpfung komplett und ein beliebiger MIDI-Controller kann über die 32 MIDI-Patches auf die jeweils zugewiesenen Effektprogramme zugreifen.
Es gibt noch einen zweiten MIDI-Modus, bei dem das Midiverb II Programmwechsel-Befehle auf jedem MIDI-Kanal empfängt. Dafür wird der Channel-Knopf gedrückt und die Ziffern 00 eingegeben. Unabhängig vom MIDI-Kanal kann ein MIDI-Instrument nun auf die 99 Programme zugreifen. Es ist auch möglich, die Programmnummer 100 zu senden. Damit wird das Programm „Defeat“ aufgerufen wird und es kehrt umgehend Stille ein.
Alesis Midiverb II – Die Rückseite
Auf der Rückseite finden wir zwei MIDI-Buchsen: MIDI In und MIDI Thru. Neben dem bereits erwähnten Fußtastereingang für „Defeat“ bietet das Midiverb II je ein Paar Stereoeingangs- und Ausgangsbuchsen, die für unsymmetrische Klinkenbuchsen ausgelegt sind. Damit hatte das Midiverb II seinerzeit im Vergleich zum Yamaha SPX 90 schon mal die Nase vorne. Das SPX 90 verfügt nur über einen Monoeingang. Eine echte Schwachstelle bildet allerdings der Anschluss für das 9 Volt-Netzteilgerät. Auch da gibt es ja durchaus qualitative Unterschiede. Hier nun ist die wohl denkbar billigste Variante verbaut: Der Eingang ist nicht für einen Hohlstecker ausgelegt, der immer noch einen Hauch von Stabilität suggeriert, sondern für eine dieser spindeldürren 3,5 mm-Klinken, die bei der leichtesten Erschütterung aus der Öffnung rutschen. Einen separaten Powerschalter besitzt das Alesis Midiverb II übrigens nicht. Es schaltet sich ein, wenn das Netzgerät am Strom hängt.
Was steckt drin?
Im Inneren des Midiverb II arbeitet ein linearer 16-Bit-PCM-Wandler, der in einer RISC-Umgebung mit einem speziell angefertigten VLSI-Chip läuft, der mit 8 MHz getaktet ist. RISC steht übrigens für „Reduced Instruction Set Computer“ und ist eine Designphilosophie für Computerprozessoren. Das Gegenstück zum „Rechner mit reduziertem Befehlssatz“ ist der „Complex Instruction Set Computer“. Die Verzerrung wird mit 0,1 Prozent angegeben, die Samplefrequenz liegt bei 31,25 KHz, die Frequenzbandbreite zwischen 16 Hz und 15 kHz und der Dynamikumfang reicht bis 85 dB. Das alles, meinte Sound on Sound-Rezensent Phil South, würde zu einem Sound beitragen „der, sofern Sie keine Ohren wie eine Fledermaus haben, so sauber ist, wie Sie es wahrscheinlich brauchen, mein Freund. Aber im Ernst: Auch wenn alles, was Sie nicht hören können, Ihnen nicht schaden wird, so sind doch 0,1 % Verzerrung nicht schlecht, und es gibt Ihnen diesen ultra-sauberen, digitalen Sound, den die Leute so lieben.“
„Instant class“ auf Knopfdruck
Liebhaber von Edel-Effektgeräten wie Lexicon und Quantec würden hier vielleicht widersprechen wollen. Der Klangcharakter des Midiverbs ist nicht unbedingt „ultra-sauber“. Und das ist nicht von Nachteil. Man kann dem Midiverb II manches vorwerfen, aber sicher nicht, dass es clean und steril klingen würde. Aber das möchte der SoS-Kritiker auch nicht ernstlich behaupten: „Sie huldigen einem Sound in der Art, wie es die alten AMS-Modelle tun. Ihr Hall fügt der Klangfarbe etwas hinzu und lässt die unscheinbarsten Samples wummern und glitzern wie das echte Ding. Allein das Abspielen meiner schlimmsten DS:3-Sequenzen (Greengate DS:3 war ein 1984 eingeführtes Sampling System für Apple-Computer, Anm. d. Verf.) durch dieses Gerät reichte aus, um mich sehr schnell davon zu überzeugen, dass das Midiverb II in der Lage ist, dies für fast jeden Sound zu leisten. Es ist ein bisschen so, als könnte man auf Knopfdruck ‚instant class‘ über alle Spuren verteilen; so einfach ist das.“
Alesis Midiverb II – Die Hallprogramme
Die 29 Hallprogramme sind das Herzstück des Alesis Midiverb II. Manche Hersteller haben ihre Hallprogramme als Chamber, Room oder Hall-Reverbs benannt und damit eine Vorstellung von der Größe des simulierten Raums gegeben. Andere haben „Cathedrals“ oder gar das „Taj Mahal“ beschworen oder ungewöhnliche Baukörper wie „Tunnel“ mit ihren Algorithmen berechnet. Oder berühmte Vorbilder wie den Plattenhall in all seinen Variationen nachgebildet. Da kommen die Beschreibungen des Midiverbs II ein ganzes Stück prosaischer daher. Stellvertretend sei Hallpreset Nummer 23 genannt: „Large – Bright – 1.45 sec“. Dabei unterscheiden sich die Alesis-Hallprogramme sehr wohl in Raumgröße, klanglicher Färbung, Ausklingzeit, beim Pre Delay und in der Räumlichkeit. Genauere Angaben zu einigen dieser Parameter fehlen allerdings, da müssen wir uns auf unser Ohr verlassen. Aber da konstatiert das Alesis-Handbuch selbstbewusst: „Da das Wechseln der Programme so einfach ist, sollte die Entscheidung für den richtigen Sound auf ausführlichen Experimentieren und dem eigenen Geschmack basieren“. Und tatsächlich findet man schnell seine drei oder vier Lieblingshall-Programme, zu denen man immer wieder zurückkehrt.
Das erste Beispiel verwendet für E-Drums, die Sequenzerlinie , den zweiten Bass, den Zwitschersound links und das elektronische Klicken rechts (das sich einige Male in tonale Gefilde hochschraubt) die kürzesten Hallräume des Midiverb II: Presets 1, 2 und 3, allesamt „Small, Bright“ mit 0,1 , 0,2 und 0,3 Sekunden Nachhall. Lediglich die beiden Melodiestimmen verwenden längere Nachhallzeiten. Das erste Mal, dass ich meinen gerade frisch erworbenen Gray Meanie ausprobiert habe (noch ohne Patchkabel), der richtig Spaß macht.
Um ein Solo-Klavier vom Nord Grand zu verhallen wäre das Midiverb II vielleicht nicht die erste Wahl. Der eingebaute Hall des Digitalpianos ist auf alle Fälle rauschärmer, aber ist er auch atmosphärischer? Es klingt ein bisschen wie eine alte analoge Plattenaufnahme von RCA aus dem Victor Red-Seal-Katalog.
Gated und Reverse Reverb
Die Programme 30-39 sind dem Gated Reverb vorbehalten. Die Presets 35-39 tun dabei genau das, was man von diesem Effekt erwartet: Sie schließen das Gate schnell und sauber. Bei den Presets 30-34 weht dagegen nach Toresschluss noch eine kleine Soundfahne hinterher.
Zu den insgesamt 10 Reverse-Sounds (Presets 40-49) heißt es im Handbuch: „Ein erstaunlicher moderner Studioeffekt, der bisher nur erreicht werden konnte, indem ein Tonband gewendet und rückwärts abgespielt wurde, während man gleichzeitig die Daumen drückte“.
Besonders stolz waren die Alesis-Programmierer auf den Bloom-Effekt, der weiter oben schon akustisch vorgestellt wurde: „Ihre Hüllkurve wächst an zu einem reichen und im hohem Maße diffusen Hall mit einem weichen Ausklang. Der ultimative Soundeffekt für ätherische Klänge und ausgedehnte introspektive Musikpassagen in ruhigem Tempo.“
Flanger- und Chorusprogramme
Auch bei den Flanger-Programmen (Presets 50-59) hat das Midiverb II eine Spezialität anzubieten: Getriggertes Flanging. Dabei wird der Flanging-Effekt jedes Mal unterbrochen und neu gestartet, wenn ein neues Signal einläuft und einen definierten Schwellenwert überschreitet. Das ist ein sehr schöner Effekt für Instrumente mit einem klar definierten Attack. Das kann eine Rhythmusgitarre sein, besonders bietet sich das getriggerte Flanging aber für durchlaufende Schlagzeug-Pattern an.
Mit weniger perkussivem Material produziert der Effekt allerdings unschöne Popp-Geräusche, die von manchen Käufern des Geräts als Defekt gedeutet wurden. Deshalb legte Alesis den Geräten neben der Kurzanleitung noch eigens eine kartonierte Beschreibung der Flangereffekte bei, in der explizit darauf hingewiesen wurde, dass es sich nicht um eine Fehlfunktion handeln würde. Die Empfehlung lautet, bei Klängen ohne ausgeprägtes Attack mit der Eingangslautstärke zu experimentieren. Bis das Popp-Geräusch verschwindet.
Auf den Programmplätzen 60-69 tummeln sich die Chorus-Programme – die meisten recht subtil. Aber allesamt geeignet, „ihr schlappes Huhn in einen fetten Hahn zu verwandeln!“ – wie es der SoS-Kritiker anschaulich ausdrückte. Im nächsten Beispiel habe ich eine Gitarre mit einem tiefen Chorus und die andere wiederum mit einem getriggerten Flanger versehen.
Delay und Special EFX
Bei den Single-Delays (Presets 70-79) gilt im Prinzip die gleiche Kritik, die ich bei der Besprechung des Lexicon Alex schon äußerte. Eine freie Wahl der Verzögerung ist eigentlich unabdingbar, um das Delay mit Musikmaterial in unterschiedlichen Tempi zu verwenden. Aber natürlich gibt es Erfahrungswerte, was gut funktioniert und was gebräuchlich ist. Und deshalb lässt sich mit den Delays, die von 35 bis zu 460 Millisekunden reichen, ziemlich gut arbeiten.
Das erste Beispiel kombiniert einen Bass mit sehr kurzen Verzögerungen für einen Slapback-Effekt.
In Beispiel 2 ist die Verzögerung mit 275 Millisekunden recht groß und passt rhythmisch perfekt. Das Delay sorgt genau für eine Verdoppelung von Drums, Bass und Orgel.
Die Presets 90-99 liefern eine bunte Mischung von Effekten, die zu eigenständig sind, um sie in die anderen Rubriken zu stecken. Da sind zunächst Delays mit zwei und drei Wiederholungen und auch Multitap-Programme. Mal mit einer leichten Stereo-Räumlichkeit versehen, mal mit einem Panning-Effekt garniert. Ein besonderer Effekt ist der „Thickener“, der den „out of phase“-Sound eines Flangers simuliert, der inmitten seines Modulationszyklus eingefroren wurde. Es gibt zwei Programme, die Mono-Signale in Stereo umwandeln. Und insgesamt drei „regenerated echoes“ von 2, 3 und 4 Sekunden Länge. Ich stelle hier den „2Tap Ambient“-Effekt vor. Das Klangbeispiel ist ein wenig von der südkoreanischen Netflix-Serie „The Squid Game“ inspiriert.
Der Vorläufer: Das Midiverb
Im Jahr 1986 war der Vorgänger des Midiverb II erschienen – das Midiverb. Es legte den Grundstein für den Erfolg der Mitte der 80er Jahre von Keith Barr in Hollywood gegründeten Firma Alesis. Barr hatte Anfang der 70er Jahre gemeinsam mit Michael Laiacona und Terry Sherwood in Rochester, New York die Firma MXR gegründet. MXR-Effektgeräte besitzen einen legendären Ruf. Barr wusste also sehr genau, worauf es ankommt, als er mit Alesis an den Start ging. Das Midiverb war das erste 16-Bit-Effektgerät, das unter 1000,- Dollar angeboten wurde. Als Pultgerät konstruiert, besaß es den Vorteil, dass eine Liste mit allen 63 Hallprogrammen auf der Oberseite des Gerätes aufgedruckt werden konnte. Den Ansprüchen von Musikern, die ihre Effekte gerne in ein 19’’-Rack schrauben, wurde das Midiverb freilich noch nicht gerecht. Die Effektqualität allerdings ließ aufhorchen. Im Unterschied zum Midiverb II beschränkt sich der Vorgänger auf reine Hallprogramme – Gated und Reverse-Effekte eingeschlossen.
Microverb I und II
Ein Jahr später brachte Alesis dann das populäre Microverb heraus. Auch dessen Formfaktor war eher ungewöhnlich – es maß ein Drittel der Breite eines 19’’-Geräts. Neben dem Hallspezialisten Microverb gab es fünf weitere Geräte: den Micro Enhancer, den Micro EQ, den Micro Gate, den Micro Limiter und den Micro Cue Amp. Wer das komplette Set besaß, konnte mittels einer speziellen 19″-Rack-Halterung aus Metall jeweils drei Effekte zusammenstecken und damit zwei Höheneinheiten im Rack belegen.
Das Microverb I ersetzte Alesis Ende 1988 durch das Microverb II. Beide Hallgeräte hat mein Kollege Johannes Krayer hier bereits vorgestellt. Die technischen Spezifikationen sind identisch: Microverbs I und II arbeiten mit einer Auflösung von 16 Bit. Beide Geräte bieten jeweils 16 Hall-Programme, die sich nicht editieren lassen. „Aber genau in der Gestaltung der Programme liegt der feine Unterschied“, schreibt Johannes Krayer. „Während das erste Microverb 6 kleine und 7 große Hallräume anbietet, unterteilt hier das Microverb II nochmals differenzierter in 4 kleine, 6 mittlere und 4 große Hallräume. Beide verfügen außerdem über 2 Gated-Reverbs. Der Clou am Microverb I ist, dass er außerdem über ein Reverse-Hall-Preset verfügt, das dem Microverb II fehlt.“
Der Hang zum Zweiteffektgerät
Für mich kam das Midiverb II Ende der 80er Jahre wie gerufen. Mein erstes digitales Effektgerät war das Yamaha SPX 90, Sehr schnell kam in mir der Wunsch auf, Hall und Modulationseffekte zu kombinieren. Fehlanzeige! Bei einer Mehrspuraufnahme klappte es mit einigem Aufwand noch. Die einzelnen Spuren wurden zunächst mit Chorus, Pitching oder dem großartigen Symphonic-Effekt versehen. Für den Stereo-Mixdown auf der Zweispurbandmaschine von Teac suchte ich dann eine passende Ambience für den Gesamttrack. Die Stimme allerdings brauchte regelmäßig einen anderen Hall und schon musste ich Bouncen – also die Chorus-vorbehandelte Stimme vom Fostex 8-Kanal-Tonbandgerät zum Mixer zurückführen, den passenden Hall hinzufügen und diesen Mix auf einer neuen Spur wieder aufnehmen. Durchaus umständlich, und da bei der Aufnahme des Gesangs ja praktisch alle übrigen Spuren schon belegt waren, musste ich höllisch aufpassen, nicht versehentlich eine Instrumentalspur zu löschen. Was beim Aufnehmen noch angehen mochte, war beim Jammen natürlich nicht möglich. Die Alternative hieß immer: Hall oder Modulation. Und dann kam das Alesis Midiverb II. Und es bot die Lösung für meine Probleme. Nur folgerichtig, dass die Firma Alesis wenig später mit dem Midiverb III und dem Quadraverb genau diesen Wunsch von kleinen Homestudios aufgriff: Nämlich mehrere Effekte gleichzeitig mit einem einzelnen Gerät zur Verfügung zu stellen.
Für eine Kirchenorgel freilich braucht man nur einen schönen dichten Nachhall.
Von Front 242 bis Def Leppard – Prominente Fans
Auch unter prominenten Musikern gibt es einige Fans des Midiverb II. Eine Equipmentliste von Front 242 aus dem Jahr 1991 listet das Alesis Midiverb II in Gesellschaft mit einem Lexicon 480L, einem Eventide H3000 (das wird meine nächste „Zeitmaschine“) und zahlreichen anderen Effektgeräten auf. Auch Phil Collins hat das Midiverb II eingesetzt, ebenso ein Musiker mit ähnlich klingendem Namen – Phil Collen – der mit der Hardrockband Def Leppard freilich ein ganz anderes musikalisches Terrain beackert. Ein weiterer Midiverb II-Nutzer ist der US-amerikanische Gitarrist Brian Patrick Carroll, der unter dem Künstlernamen Buckethead auftritt. (Equipboard.com)
Der frühere Keyboarder der Inspiral Carpets, Clint Boon, hat das Alesis Midiverb ebenso verwendet, wie der US-amerikanische DJ und Chicago House-Musiker Mark Farina, Jason Lytle (bekannt für seine Arbeit mit der Indie-Rockgruppe Grandaddy) und der englische Musiker und Songwriter Terry Bickers (u.a. The House of Love).
Für Sam Willis von „Primitive World“ zählt das Midiverb zu seinen absoluten Lieblingseffekten: „Ich habe zwei davon, denn eines allein ist nie genug. Er hat etwas wirklich Magisches an sich – die primitiven Wandler verleihen einem Sound eine süße Sättigung, die ihn lebendiger macht und ihm mehr Persönlichkeit und Mojo verleiht – besonders mit dem Chorus. Das Audiosignal wird auf eine wirklich interessante Weise aufgebrochen.“ (Attackmagazine.com)
Geheimwaffe Reverse Reverb
Die irisch-britische Alternative-Band „My Bloody Valentine“ hat das Alesis Midiverb II unter anderem bei „All I Need“ verwendet. Der Song befindet sich auf dem hochgelobten Debutalbum „Isn’t Anything“ aus dem Jahr 1988. Gitarrist Kevin Shields berichtet: „Es gab einen Drum-Machine-Beat, der wie ein Heartbeat-Effekt wirkte. Ich habe eine Akustikgitarre dazu gespielt und dann ist es im Grunde ein Alesis Midiverb II, es ist das Reverse-Reverb-Programm. Wenn ich jemals eine Geheimwaffe hatte, dann waren es das Alesis und das Yamaha SPX 90 und auch da wieder das Reverse Reverb-Programm.“ (Tape Op: My Bloody Valentine: Song-by-song with Kevin Shields)
Jeff Schroeder, Gitarrist bei „The Smashing Pumpkins“ schleppt das Midiverb II gar nur für einen Lieblingseffekt mit sich herum: „In der Effektschleife des Vorverstärkers habe ich den Eventide Time Factor, und ich habe auch ein altes Alesis Midiverb 2, das ich nur mit dem Preset 45 benutze, das sich ‚Bloom‘ nennt. Das ist eine Art Rückwärtshall, und er ist sehr schön.“ (equipboard.com)
An dieser Stelle bietet es sich an den Reverse Regenerated-Effekt vorzustellen. Der einfache Beat und der Kirmes-Ravesound werden durch den Effekt ordentlich aufgemischt. Alles scheint sich zu bewegen, es entsteht ein klanglicher Strudel:
Stone Roses – Ein Mann fürs Knöpfedrücken
Auch John Squire, Leadgitarrist der Stone Roses hat das Alesis Midiverb II gerne genutzt. Wobei er live vom inoffiziellen fünften Bandmitglied Cressa unterstützt wurde: „Cressa drückte die nummerierten Tasten auf der rechten Seite des Geräts, kurz bevor Squire den Sound abrufen wollte. Es verwundert, dass Squire kein Midi-Board hatte, um das selbst zu bedienen. Stattdessen hatte er jemanden dabei, der die Gitarrensounds jedes Mal für ihn ändert! Ich nehme an, es sah ziemlich cool aus, wenn da jemand tanzte und gleichzeitig an ein paar Knöpfen herumfummelte. Wer also bisher dachte, dass Cressa ein unbedeutendes Mitglied der ‚Rosen‘ war, denkt besser noch einmal nach! Squire hätte aber auch die 50 bis 60 Pfund mehr für das Board ausgeben und die Sounds selbst ändern können. Vielleicht hätte es auf der Bühne zu viel Platz weggenommen.“ (John Squire Live Set Up – Pedals/FX)
Alternative Nummer 1 – Das Quadraverb
1989 – also zwei Jahre nach dem Midiverb II – kam das Quadraverb heraus. Das gleich mehrere entscheidende Vorteile besaß: Die vier Effektbereiche Hall, Delay, Modulation und EQ (daher „Quadra“) lassen sich gleichzeitig nutzen, wobei das Effektrouting sehr flexibel ist. Die Effekte besitzen jeweils verschiedene Parameter, die verändert und gespeichert werden können. Dafür müssen die 100 Werkspresets allerdings überschrieben werden. Bei Bedarf können die ursprünglichen Programme wiederhergestellt werden. Und nicht zuletzt ist die MIDI-Steuerung um einiges ausgefuchster als beim Midiverb II. So lassen sich bis zu acht Parameter gleichzeitig via MIDI steuern. Steve Hackett gehört zu den Musikern, die auf das Quadraverb schwören. Die Kritiken waren ziemlich überschwänglich. In Music Technology war im April 1989 als verhaltene Kritik immerhin zu lesen: „100 Speicherplätze mögen großzügig erscheinen, aber die Bandbreite der verfügbaren Effekte lässt mich doch 100 weitere wünschen.“
Alternative Nummer 2 – das Midiverb III
Und genau diesem Wunsch entsprach Alesis mit dem Midiverb III, das 1990 das Licht der Welt erblickte. Zu den 100 Presets gab es 100 weitere Programmplätze, die mit eigenen Effektkreationen belegt werden konnten. Das Display war nun dreistellig und es gab „Value Increase“ und „Decrease“-Taster für die Veränderung der Effektparameter. In der Sound on Sound-Ausgabe von Januar 1990 ist über das Midiverb III zu lesen, es sei „so etwas wie eine Kreuzung zwischen einem aufgerüsteten Midiverb II und einem abgespeckten Quadraverb – es verfügt über vier Effektsektionen, die gleichzeitig genutzt werden können, hat aber nicht ganz die Leistung oder Flexibilität, um mit dem Quadraverb gleichzuziehen. Andererseits ist es voll programmierbar und bietet mehr Effektmöglichkeiten als das Midiverb II und ist daher in dieser Hinsicht ein großer Schritt nach vorn.“
Alesis Midiverb II – Mojo für wenig Geld
Und natürlich blieb die Entwicklung da nicht stehen: Es folgte ein Midiverb IV und ein Quadraverb II. Aber da kommen wir vom Hölzchen aufs Stöckchen. Ich bin die Foren durchgegangen, wie die Geräte klanglich eingeschätzt werden. Und möchte stellvertretend diese Stimme zitieren: „Beim Midiverb II sind die Algorithmen seltsam und interessant, während das IIIer eher ein öder, langweiliger Effektprozessor ist…Das Quadraverb wird auch oft verwendet und ist interessant, wenn man die MIDI-Controller-Zuweisungen nutzt, aber er hat nicht so viel Persönlichkeit wie das Midiverb II, wenn es um Reverb geht.“ (Reddit.com)
Und wie sieht es preislich aus? Das Quadraverb wird um die 200,- Euro angeboten, das Midiverb III für 100,- Euro und das Midiverb II ist schon ab 50,- Euro zu bekommen. Das Quadraverb ist auf alle Fälle eine Überlegung wert: Es scheint eine gute – wenn auch teurere – Alternative zu sein. Fürs Mojo reicht das Midiverb II.
Für meinen kurzen Song „Control is better“ hatte mich eine kurze Passage in dem Sound on Sound-Artikel inspiriert. Da schwärmt der Kritiker für den „kleinen Raum mit den harten Wänden, der diesen Live-Sound hat (Progs 5 und 10, Medium Bright, 0,6 Sekunden). Talking Heads in einem Preset, könnte man sagen.“ (Sound von Sound) Die Rhythmus-Gruppe im Song „Control is better“ verwendet die eben erwähnten Presets 5 und 10, die Synthesizer nutzen Delays und der Gesang Hall-Programm 8 (Medium, Dark, 0,6 Sekunden). Ab 1’36 ist übrigens einer der emblematischen Prophet 5-Leadsounds zu hören. Das rote Übersteuerungslämpchen des Midiverb II hat bei diesem Song ziemlich oft geflackert ;)
Danke für die toll präsentierte Würdigung eines Gerätes, daß unter Garantie Millionen Musiker und Fans glücklich gemacht hat. Mein Midifex und Midiverb Mk1 grüßen ganz erfreut dein MK2. Ich empfehle Midiverb 1, 2 und die beiden Microverbs jeden Euroacker, auch wenn das Nord Grand wirklich sehr edel klingt. Wie vom Plattenteller, nur ohne Rauschen und Knistern.
Danke für Dein nettes Feedback Kazimoto! Die Midiverbs sind eine feine Sache und dass ich das Gerät über 30 Jahre im Einsatz habe, ohne dass es je ein Problem damit gab, spricht auch für die Qualität von Alesis.
@costello Und wirklich, weil man kann das nicht genug betonen, absolute Weltklasse Demosounds. Alan Parsons oder Deine Lakaien, ist das gewollt oder bin ich es nur?
Hier ein Track für dich, der geht bestimmt auch gut mit Midiverb, wenn auch etwas älter, 1982. :)
https://www.youtube.com/watch?v=BJ7NVjZ-Eyg
Edit: Das sind meist Gitarreneffekte, keine Synths aber egal, FX war ja das Thema.
https://www.youtube.com/watch?v=MwI6xXZh2y0
Flock of Seagulls finde ich toll. Die Einspielung mit den Prager Philharmonikern kannte ich aber noch nicht :)
Das Midiverb II war mein erstes Effektgerät. Mein Equipment bestand damals aus einem DX7S, einem FZ-1 und einem DDD-5. Ich habe wirklich ALLES durch dieses Teil gejagt. Hatte dazu einen kleinen Mixer und das Midiverb II war über den einzigen Effekte eingeschliffen. So konnte ich wenigstens den Effektanteil pro Kanal individuell einstellen. Was für eine großartige Zeit. Danke für die schönen Erinnerungen Costello.
@Tyrell Bei mir war es ähnlich, ich hatte es eingeschleift in ein 16-Kanal Dynamix Mischpult … und alles hat so schön gerauscht.
In den 90ern kaufte ich mir dann ein Midiverb 4, wo mich dann aber die Halleffekte sehr entäuscht haben.
@Tyrell Hi Peter, ich glaube diese – im positiven Sinne – Beschränktheit der Produktionsmittel, die wünschen sich viele zurück. Daraus ergibt sich der Zwang, nach kreativen Lösungen zu suchen und auch sich auf das Wesentliche zu beschränken. Ich brauche aber auch heute keine 40 Spuren :)
@costello Da sagst du was!! „Beschränktheit der Produktionsmittel“… Tatsächlich denke ich, dass ich damals mit meinem 4Spur-Taperecorder ohne Sequenzer und 3fach zusammen gebouncten Spuren kreativer war. Je mehr Möglichkeiten ich hatte (Atari plus MIDI-Multimode, später Audiospuren auf PC recorden bis heute VST-Instrumente etc), desto weniger tolle Musik mache ich, Klar, klingt heute 1000 mal besser, aber KREATIVER war ich damals.
Mein erster Hall war ein Microverb. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich es geschafft habe, es im (selbstgebauten) Rack festzuschrauben.
Mein Keyboardrack beinhaltete Mitte der 80er:
– Boss KM 60 Mixer
– Alesis Microverb
– Ibanez DM 1000 Digital Delay
– Ibanez Chorus, den ich aus dem Bodentretergehäuse befreit und in ein selbstgeschweißtes 19″-Gehäuse (gebaut während Industriepraktikum) gestopft hatte
– 2x 120 W Endstufe, ich weiß nicht mehr welches Fabrikat, für 2 Zeck 12/2-Monitore (Bausatz)
„bang for the buck“ würde ich als „ordentlich Knaller für die Kröten“ übersetzen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Bang_for_the_buck
@dilux Unvermeidlich der Abschnitt „Criticism“. Natürlich konnten sich die berufsbetroffenen SJWs nicht zurückhalten und mussten ihren moralinsauren Senf dazugeben.
@bluebell Es sind in der Regel böse Menschen, die ihre eigenen bösen Absichten und Gedanken anderen Menschen unterstellen und sie somit zu Komplizen und Gefolgsleuten zu machen versuchen.
Oder um von sich selbst und den eigenen bösen Absichten abzulenken.
@bluebell Ich kannte die in Wikipedia unter „Criticism“ angeführte Bedeutung nicht und benutze die Redewendung in ihrer ursprünglichen Bedeutung: „If you get more bang for your buck(s), you get a better result for the amount of effort or money that you have put into something.“ (Cambridge Dictionary) Meine Intention ist auch, dass es so verstanden wird.
@bluebell @bluebell
Anstatt hier ordentlich zu Diskutieren kommt von Ihnen leider nur dieser unbegründete und pauschale Vorwurf verbunden mit Ihrer Meinung wie die Welt bitte für Sie nicht zu sein hat.
@Anthony Rother War das jetzt ein pauschaler Vorwurf, weil ich nicht so bin, wie ich zu sein habe?
@bluebell Sie können so sein wie Sie wollen und Sie können Sich auch wenn Sie wollen gerne von dem Kommentar von Costello inspirieren lassen.
Ich hab vor Jahren bei der Bucht für 20 Euro das IIIer erworben und ins Rack geschraubt und ich mag die Sounds sehr gerne. Wird immer noch öfters verwendet. Hat Charakter.
Herrlich :-) Der Midiverb hat definitiv Mojo! Neben dem Quadraverb und 3630 sollte sowas in einem guten Rack zu finden sein. Control is better, _Bloom_1_8 , sind Klasse. Der Lead Sound ist ein Träumchen, der Sequenzer Lauf schieb vorwärts und die Pad Akkorde schön sphärisch. Schön ordentlich gemischt und abgerundet. Den Boom Bap Opener Rever Regen find ich auch stark :-)
@TobyB Danke Toby, ja der Leadsound vom Prodigy ist klasse. Näher an den Klang des Mini kommt man glaube ich mit keinen anderen Moog. Und das Midiverb hat die Gabe, verschiedene Klänge schön zusammenzuhalten. Zum Boom Bap Opener – mein Faible für Kirmes-Rave kennst Du doch schon ;)
@costello Was dir der Rave, ist mir die HiNRG Disco ;) Der Prodigy Sound ist super. Ich steh auf sowas. Der Midiverb ist schon Klasse. Das der zusammenklebt ohne zu Matschen find ich auch gut. Wenn ich dann endlich mit der Neuverkabelung der Mixbusse soweit bin, kommt der auch wieder in Rack. Dahinter folgt dann im Signalfluss ein Kompressor und ein Chorus :)
Vielen Dank für diesen tollen Bericht und die schöne Zeitreise.
Ich selbst habe das QuadraVerb seit Mitte der 90er.
Es war damals in der Techno/Electro Szene ein sehr beliebtes Effektgerät weil es gebraucht schön billig zu bekommen und vielseitig im Klang war.
Ich nutze mein QuadraVerb heute immer noch sehr gerne.
@Anthony Rother Danke Anthony, das Quadraverb hatte ich leider noch nicht selbst in den Fingern, aber ich denke, es verbindet das alte Alesis-Mojo mit Programmierbarkeit und dem großen Vorteil, mehrere Effekte aufzurufen. Fun Fact: Bevor ich „Home Work“ aufgenommen habe, hatte ich gerade ein paar Rother-Videos gesehen ;)
@costello :-) Das ist genau meine Geschmacksabteilung, sehr schönes Teil.
Wieder zieht uns Costello mit gut gewählten Worten und Tönen in den Bann einer digitalen Vintage-Wunder-Kiste. Besten Dank für diesen Genuss.
Kleine Korrektur:
Alesis hat 1985 mit dem XT DIgital Reverb und später XT:C Digital Reverb den Vorläufer des Midiverb als 19 Zoll Gerät herausgebracht. Leicht abgespeckt wurde daraus 1986 dann das Midiverb. Mit identischer Hardware aber anderer Firmware wurde das Gerät als Midifex vermarktet, dort gibt es dann vor allem Delays. Das Midiverb II bringt mehr oder weniger eine Synthese dieser Geräte und nutzt einen eigenen Chip zur Kostenreduktion.
Unter dem Namen STEVEN PDR-3500 Digital Reverb gibt es einen Clone des Midiverb im Rack.
@swissdoc Danke swissdoc, auch für den Hinweis auf das XT Digital Reverb als erstes Alesis 19“-Gerät. Ich nenne Dich ja nicht umsonst unseren Amazona-Hallpapst :)
@costello Mir ist ein XT:C im Oktober 2019 eher zufällig in den Schoss gefallen und dann mussten die anderen eben auch her, besagtes STEVEN PDR-3500 und ein Midiverb II. Das STEVEN hat mich am meisten Kohle gekostet, weil es eben ein Midiverb im Rack mit Klinkenbuchsen und internem Netzteil ist. Da ging es beim Bieten echt ab ;-)
Danke, Costello, für diesen tollen Artikel! Auch ich liebe mein Midiverb II und es hat seinen festen Platz neben meinen Quantecs, EMTs und Lexicons. Als Schülerband-Mucker hatte ich immer das von unserem Gitarristen ausgeliehen… Jetzt hab ich mir 2020 eins aus der Bucht geholt – für 35.-EUR in defekt. Der „Defekt“ bestand darin, dass kein Netzteil dabei war… :-) Ich kann den Leuten nur Recht geben, die sagen, das IIer klingt am besten von allen Midiverbs. Der Sound ist jedenfalls sehr eigen und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Wo es im Übrigen auch massiv zum Einsazt kam, ist bei diversen frühen Techno und IDM Releases der 90er. Viele Eye-Q Artists hatten das Midiverb II in ihren Racks, so z.B. B-Zet, Earth Nation, Sven Väth… Wer sich wie ich immer gefragt hat, was die damals üblichen Hardwaresynths (Matrix 6, Xpander, Wavestation, SY77, Siel Opera 6, JD800, Prophet VS und Microwave1) im Mix oft so beeindruckend dreidimensional gemacht hat: Es war meist eine Kombi aus Midiverb II Hall, Roland GP8 Flanger und TC 1210 Chorus! Es gibt ja auch noch ein paar wenige weitere „Geheimtips“-Hallgeräte: MXR/ART 01A und Rocktron/RSP Intelliverb fallen mir da spontan noch ein. Aus heutiger Sicht beides auch extrem charakterstarke Kisten, die ihren festen Platz in meinem Setup gefunden haben.
@t-hiho Ist das MXR/ART 01A der Vorgänger zum Alesis XTC? Das Netz sagt es wurde auch von Keith Barr entwickelt, Alesis Gründer und Hall Papst.
@t-hiho Hi t-hiho, vielen Dank für Dein tolles Feedback und die vielen Zusatzinfos, die den Artikel glatt nochmal um einen neuen Absatz ergänzen :) Zum GP-8 gab es übrigens auch schon mal eine Zeitmaschine. Was die Dreidimensionalität angeht, wäre vielleicht auch der Eventide H3000 Ultra Harmonizer eine Erwähnung wert.
@t-hiho Interessant! Habe auch gerade eins ohne Netzteil für ˋnen Zwanni inkl. B Virtualizer erstanden. Was hast Du bezüglich Netzteil unternommen und ist es bei Deinem Gerät auch die 3,5 mm Klinke? Soweit ich herausfinden konnte, ist My Volts mal wieder die einfachste Lösung?
Bang for the Buck is over… Es geht auf die 200€ zu!
Daraus ließe sich doch eigentlich ein Geschäftsmodell machen. Preiswerte Vintage-Effektgeräte im großen Stil aufkaufen und anschließend hier einen Artikel veröffentlichen, der so richtig GAS auslöst :))
Stimmt, viele versuchen es z. B. bei Ebay Kleinaneigen. Ob der aufgerufene Preis aber auch tatsächlich gezahlt wird, wäre mal interessant zu erfahren.