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Zeitmaschine: Eventide H3000 Ultra Harmonizer (1988)

Der heilige Gral der Effektgeräte

8. Januar 2022

Der Eventide H3000 gehört zu den digitalen Effektprozessoren mit absolutem Kultstatus. Das 2 HE messende Effektgerät hat einen markanten Look und ist in jedem Rack auf Anhieb identifizierbar: Mit dem Datenrad und dem numerischen Tasterblock auf der rechten Seite und den (beim Urmodell) gelben Soft Keys. Als der Eventide H3000 1988 auf den Markt kam, wurde er vom Hersteller als „Multi-Effekt-Monster“ angepriesen, das die berühmten Pitch Shift-Algorithmen mit Echo-, Hall- und Modulationseffekten kombinierte. Die Killerapplikation des H3000 war damals das „Diatonic Pitch Shifting“.  Es erlaubt Tonhöhen im Rahmen musikalisch sinnvoller Harmonik zu manipulieren. David Mellor, Tester von Sound on Sound, hat diesen Effekt denn auch gleich an den Anfang seiner Besprechung im Novemberheft 1988 gestellt: „Vom schrillen Quietschen des Soprans bis zu den düsteren Tönen des Basso profundo kann der Eventide H3000 das gesamte Spektrum menschlicher Vokalisation aus dem einfachsten Baritono ordinario erzeugen. Darüber hinaus hat er die Musikhochschule besucht und weiß alles über Haupt- und Nebentöne, Chromatik und Diatonik.“

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Für den Song „Doppelhelix“ habe ich rund ein Dutzend H3000-Effekte verbraten. Die Drums laufen über „Reverse Gate“ (gut beim Snare-Klang zu erkennen), das Synthesizerthema der Strophen über „Echo Verb“. Der ersten Sprechstimme verleiht „Death Flange“ eine gewisse Kühle. Im Refrain wurde der Moog-Lead mit einem „Swept Reverb“ versehen, das Arpeggio mit „Slap-Micropitch“ und der Pad-Sound bekam ein „Warm Reverb“. Beim DNA-Chor wurde natürlich das Pitchshifting eingesetzt. In der zweiten Strophe werden die Namen der vier Nukleinbasen durch den Effekt „Bizarre Harmonizer“ verfremdet. Weitere Echo- und Halleffekte liegen auf dem Bass, dem metallischen FM-Sound kurz vor Beginn des Refrains sowie auf den Effektklängen im Intro und dem Sample and Hold Klang beim Stichwort „sequenzieren“.

Harmonizer-Effekte sind zuweilen recht plakativ. Der Eventide H3000 wurde aber auch gerne subtiler eingesetzt. Mit einem dezenten Pitch Shifting auf den Stereokanälen lässt sich ein Signal wunderbar anfetten. An dieser Stelle noch eine Bemerkung: Im Artikel spreche ich durchgängig vom H3000, auch wenn es eine Fülle von Varianten gab. Diese werden am Ende noch einmal vorgestellt. Da das Gerät aber softwarebasiert arbeitet, ist es am Ende gar nicht so entscheidend, welche Hardwareversion benutzt wird.

Ikonisch – „The Knob“. Das Datenrad ist sehr nützlich beim Editieren von Klängen oder um schnell hunderte von Presets zu durchfahren. (Foto: Costello)

Studiostandard in den 90er Jahren

Der Eventide H3000 Ultra Harmonizer wurde ein Riesenerfolg. Das lag an den sehr guten Audioeigenschaften, die die findigen Eventide-Entwickler den damaligen elektronischen Standard-Bauteilen abtrotzten.  Und an den hervorragend programmierten Presets. Produzenten wie Bob Clearmountain und Brian Eno setzten den Stereo-Effektprozessor genauso ein, wie die erste Musikergarde von Peter Gabriel über Stevie Wonder bis Frank Zappa. Für einen Gitarristen wie Steve Vai wurde der HE3000 ein Standardtool für seinen Sound. Vai lieferte sogar einen ganzen Satz neuer Presets für das Effektgerät. Aber auch Hörfunk- und Filmstudios wurden fündig: Das H3000 bot Outer Space-Sounds, Telefonstimmen und Stuttereffekte und war auch für Werbezwecke ideal. Kennt ihr schon „Costello’s Burger“-Restaurant in Nashville?

Unter den zahlreichen Vintage-Effektgeräten gehört der Eventide H3000 heute noch zu der Handvoll, die ihren festen Platz in vielen Studios haben. Auf Vintage Digital schreibt ein User „Bis auf den heutigen Tag werden für den H3000 wirklich gute Preise verlangt, weil sie diesen eigenständigen Sound haben.“ 

Report: Eventide H3000

Der hier vorgestellte Eventide H3000 Ultraharmonizer trägt die Bezeichnung „SE“, was für „Studio Enhanced“ steht. Manchmal liest man auch „Studio Edition“.

Eventide H3000 – immer noch starke Nachfrage

Und tatsächlich – egal ob auf eBay oder Reverb: Selten werden Preise deutlich unter 2000,- Euro aufgerufen. Ein H3000 SE (Studio Enhanced) mit Pro Service kann auch schon mal über 3000,- Euro kosten. Was eine ziemliche Wertbeständigkeit beweist: Neu kostete ein H3000 um die 7.000,- DM und ein H3000 SE um die 8.500,- DM. Zeitgenössische Testberichte haben denn auch schon mal weniger betuchten Studios und Musikern empfohlen, sich den Effektprozessor wenigstens leihweise für ihre Produktionen zu besorgen. Denn eine Platte so ganz ohne „Diatonic Pitch Shifting“ dürfte in den 90er-Jahren ziemlich armselig geklungen haben.

Eventide bietet den H3000 auch als Plug-in an (Bild: Eventide)

Eventide selbst bietet die legendären Effekte heute immer noch an – als Plug-in H3000 Factory. Neben der geringen CPU-Auslastung und der Erweiterung um sogenannte „Artist Presets“ scheint das Plug-in auch mit seinem Sound zu überzeugen. So schreibt ein Thomann-Kunde: „Klanglich ist das Plug-In sehr gut und kann absolut mit der Hardware mithalten, lediglich wenige Presets klingt minimal etwas klarer oder kälter, was dem Ganzen aber nicht schadet.“

Ein Casio als Kirchenorgel

Trotz der – in diesem Fall wohl durchaus gelungenen – Software-Alternative schwören echte H3000-Fans nach wir vor auf „The real thing“. Auf Vintage Digital schwärmt User Carlos: „Das ist einer meiner besten Effektprozessoren überhaupt und wird es wohl immer bleiben…Da kannst Du ein Casio durchschicken und es klingt wie eine Kirchenorgel. Klar, die Halleffekte sind nicht so stark wie beim Lexicon, dafür aber kreativer.“

„Nach all den Jahren immer noch ein Killer!“, schreibt ein Anonymus. „Es ist das Original und wenn Funk und Mojo Dein Ding sind, dann ist es immer noch das Beste. Nichts klingt vergleichbar, auch wenn es mit Sicherheit Geräte gibt, deren Klang klarer und transparenter ist. Aber das sind nicht die Kategorien, weshalb dieses Gerät so verehrt wird. Hart nachzuvollziehen bis Du eins besitzt!“

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Auf die absolute Kurzformel bringt User Bernd seine Zustimmung zum H3000: „Yes Yes Yes!“

Die Bearbeitung von Klangmaterial mit dem H3000 ist bei Stimmen ebenso wirkungsvoll, wie bei Instrumenten. Für das Wiegenlied habe ich die RMI-Arpeggien durch das „Ultra-Tap“-Programm des H3000 geschickt. Mellotron-Chor und -Flöten wurden mit dem „Dense Room“-Preset verhallt. Und die Stimme bekommt durch „Dual H9105“ etwas Fülle und Glanz.

Report: Eventide H300

Das Netzteil des H3000 neigt zu Brummgeräuschen. (Foto: Costello)

Schwachstelle Stromversorgung

Ich habe meinen Eventide H3000 vor einigen Jahren für noch moderate 800,- Euro auf eBay erstanden. Dafür war das Gerät dann aber auch gleich mal kaputt und brauchte eine Reparatur. Dieselben User, die auf Vintage Digital sich für den H3000 begeistern, wissen auch um seine Schattenseiten. So warnt Carlos: „Ich hatte drei Stück davon und mit zwei davon gab es Probleme, also Augen auf beim Kauf.“ Vor allem die Stromversorgung macht gerne mal Probleme, wie Simon Alexander berichtet: „Es gibt einen Haken, den alle H3000er haben … dieses PSU-Brummen! Es ist ohrenbetäubend!“ Wird der Effektprozessor in ein Rack eingebaut, ist es vor allem wichtig, für eine gute Belüftung zu sorgen.

Report: Eventide H3000

Die Frontseite des H3000 besticht durch eine klare Aufteilung. (Foto: Costello)

Eventide H3000 – Die Bedienelemente

Schauen wir uns einmal die Frontseite an, die sehr übersichtlich in vier Bereiche gegliedert ist. Ganz links befinden sich die beiden Aussteuerungsbalken für die Eingangslautstärke. Die Justierung erfolgt über den zugehörigen Taster „Levels“. Ich empfehle, für eine satte Aussteuerung zu sorgen. Gerade so weit, dass das „Clip“-Warnlicht am oberen Ende der Aussteuerungsbalken nur gelegentlich aufleuchtet. Das linke mittlere Feld enthält das Display mit 2 x 40 Zeichen. In der obersten Zeile wird Nummer und Name des Programms angegeben, sowie der Parameter, der gerade editiert wird. In der unteren Zeile werden vier Parameter angezeigt, die wir unmittelbar aufrufen können, um sie zu verändern. Dafür müssen wir nur einen der vier direkt darunter befindlichen Softkeys drücken.

In diesem zentralen Bereich des H3000  gibt es noch drei weitere Tasten: „Program“, „Function“ und „Parameter“.  Sie funktionieren ebenfalls im Zusammenspiel mit den Softkeys. Nehmen wir beispielsweise die Programm-Taste: Mit ihr werden Presets geladen, gesichert und gelöscht.  Beim Drücken der Programmtaste wird das aktuell angewählte Programm – etwa „Diatonic Shift“ – angezeigt. Über Datenrad oder numerische Eingabe kann ich nun ein anderes Programm anwählen. Das Display bietet in der zweiten Zeile die Option „Load“ an. Um das Programm zu laden, muss ich nur den entsprechenden Softkey drücken. Analog verhält es sich mit der den beiden übrigen Tasten. Die Funktionstaste wählen wir, um zum Beispiel den Kontrast des Displays anzupassen. Im Funktions-Modus können wir aber auch alles einstellen, was mit dem Thema MIDI zu tun hat.

Neben den Pitchshift-Algorithmen zum Anfetten von Sounds bietet der H3000 auch klassische Modulationseffekte. Der „Rich Chorus“ leitet sich vom „Swept Comb“-Algorithmus ab und vermag spielend, ein elektrisches Grand Piano Preset in Gabriels „Melting CP-70“ verwandeln.

Report: Eventide H3000

Über die Softkeys können elementare Parameter eines Presets angewählt und mit dem Datenrad schnell editiert werde. (Foto: Costello)

Expertenmodus für Fans

Ganz klar – die Parametertaste führt uns auf die Parameterebene des H3000. Wiederholtes Drücken der Taste schaufelt dabei einen neuen Satz Vorgabewerte aus den Menütiefen an die Oberfläche – oder genauer – auf‘ das Display. Es war von Eventide sehr praxisorientiert, dass sie pro Programm nur eine Handvoll essentieller Parameter zur schnellen Editierung angeboten haben. Wer tiefer in die Menüstrukturen einsteigen möchte – bitte, das geht natürlich auch.  Mehrere Programme bieten über die Softkeys einen Experten-Modus ein. Das Eventide-Handbuch merkt hier etwas schelmisch an: „Wenn Ihr weiter experimentieren möchtet (speziell die unter euch, denen es Spaß macht, bestimmte FM-Synthesizer zu programmieren), dann bieten wir euch Zugang zu einem ganzen Haufen besonderer, detaillierter Parameter.“ Die Ironie kommt nicht von ungefähr. Schon die frühen Rezensenten des H3000 warnten vor kniffligen Parametern: „Offensichtlich tüfteln die Programmierer von Eventide ständig im Expertenmodus herum, und sie kommen zu guten Ergebnissen. Aber Normalsterbliche und Leute, die noch etwas Zeit zum Musikmachen übrig haben wollen, werden diese Freuden wahrscheinlich nicht teilen können.“

Report: Eventide H3000

Über das Datenrad und das Zahlenfeld können die Programme angewählt und auch verändert werden. Ganz rechts: Der Power- und der Bypass-Schalter. (Foto: Costello)

Auf der rechten Seite befinden sich das „The Knob“ getaufte Steuerrad und die 16-Tasten-Tastatur. Mit den Ziffern 0-9, der Dezimaltaste und dem Minuszeichen können Parameterwerte eingegeben werden. Veränderungen sind aber auch über die Pfeiltasten möglich. Mit der „CXL“ beschrifteten Taste können wir die letzte Eingabe widerrufen. Am einfachsten und schnellsten geht es natürlich mit dem großen Drehregler. Ganz rechts ist der Power-Schalter untergebracht unter dem sich noch ein Bypass-Schalter befindet.

An dieser Stelle einer der wirklich ausgezeichneten Flanger-Sounds des H3000:

Report: Eventide H3000

Die Rückseite des Ultra Harmonizers (Foto: Costello)

Eventide H3000 – Die Rückseite

Auf der Rückseite befinden sich der Stromanschluss, drei MIDI-Buchsen (out, thru und in) und symmetrische Stereoanschlüsse. Eventide zielte ja schließlich auf einen professionellen Nutzerkreis. Weiter gibt es noch vier mit A-D gekennzeichnete Anschlüsse für „mögliche zukünftige Erweiterungen“. Eine dieser Zusatzfunktionen war die Steuerung des Capstan-Antriebs einer Bandmaschine mit variabler Geschwindigkeit. Der sogenannte Timesqueeze-Algorithmus erlaubte es, Klänge zu stauchen oder auszudehnen. War zum Beispiel ein Werbejingle mit 22 Sekunden zwei Sekunden zu lang, ließ man das Tonband schneller laufen, um auf die gewünschte Länge von 20 Sekunden zu kommen. Gleichzeitig passte der Algorithmus die Tonhöhe entsprechend an, damit der Jingle nicht plötzlich nach Micky Maus klingt. Was in einer DAW heute selbstverständlich ist, war für die Welt analoger Bandmaschinen schon ziemlich fortschrittlich.

Report: Eventide H3000

Mit XLR-Anschlüssen empfiehlt sich das Eventide H3000 für professionelle Anwender. (Foto: Costello)

Eventide H3000 – Komplexe MIDI-Funktionen

Die MIDI-Steuerung des H3000 ist von geradezu einschüchternder Komplexität. Wer sich hier einarbeitet, findet ein fast unendliches Experimentierfeld. Viele Programmparameter des H3000 können durch verschiedene Arten von MIDI-Controllern gesteuert werden. Und das nicht nur durch die üblichen Verdächtigen wie Velocity oder Aftertouch, Pitch Bend- oder Modulationsrad. Die Tiefe eines Halleffekts kann selbstverständlich über die Anschlagstärke gesteuert werden. Aber die MIDI-Steuerung geht noch weiter: Wir können zum Beispiel definieren, ob die erste oder letzte Note, der höchste oder tiefste Ton die Hallstärke beeinflussen. Dass also zum Beispiel Basstöne einen besonders dichten Hall auslösen.  Mit der MIDI Clock Frequency kann die Nachhallzeit entsprechend dem Tempo des Songs verändert werden. Beim Diatonic-Shift-Algorithmus können die Intervalle praktischerweise über ein MIDI-Keyboard oder einen Sequenzer gesteuert werden. „Es ist möglich, mehrere dieser MIDI-Parameterwechsel-Funktionen gleichzeitig zu verwenden“, schreibt SoS-Kritiker David Mellor und fügt hinzu: „Der begrenzende Faktor scheint die Anzahl der Arme und Beine zu sein, die man braucht, um sie alle zu steuern.“ Natürlich können auch SysEx Bulk Dumps durchgeführt werden, um Sicherungskopien des H3000-Speicherinhalts im Computer anzulegen.

Report: Eventide H3000

Die MIDI-Anschlüsse des H3000. Die Ergänzung-Ports des H3000 sollten das Gerät für künftige Aufgaben vorbereiten. (Foto: Costello)

Die Algorithmen

Es ist an der Zeit, die Algorithmen vorzustellen, die das Gerät berühmt gemacht haben. Davon gab es ursprünglich nur 11. Allen voran „Diatonic Shift“: „Ein Pitchshifter, der die Stimmung hält“, wie es im Handbuch kurz und bündig heißt. Man kann eine Tonart wählen, und das Effektgerät passt die Halbtöne nach Bedarf an eine Dur- oder Moll-Tonart an. Diatonic Shift ist ein Mono-In und Stereo-Out-Algorithmus. Man kann Intervalle  einstellen und auf diese Weise ein einzelnes Signal  in eine dreistimmige Harmonie verwandeln. Eine halbwegs saubere Intonation wäre dabei natürlich von Vorteil ;)

„Dual Shift“ bietet zwei komplett unabhängige Pitch Shifter, gut geeignet, um zwei Mono-Signale gleichzeitig zu bearbeiten. „Layered Shift“ bietet zwei Ausgangssignale, bei denen die Tonhöhe separat eingestellt werden kann. Allerdings in einem festgelegten Verhältnis. Der Tonumfang reicht von  -24 bis +12 Halbtöne. Damit ist vieles möglich: von außergewöhnlichen Effekten bis zu einem subtilen Andicken des Sounds. „Stereo Shift“ besitzt eine „De-Glitching“-Schaltung, die für Stereosignale ausgelegt ist und dafür sorgt, dass sowohl das Stereobild als auch die Monokompatibilität erhalten bleiben.

Ein Fall für den Jugendschutz

Bei „Reverse Shift“ läuft die ganze Sache rückwärts ab. In einem „Hands on“-Artikel zum H3000 in Sound on Sound aus dem Jahr 1993  ist dazu mit einem Augenzwinkern zu lesen: „Wenn Sie einen Aufkleber mit Jugendschutzhinweisen auf Ihrer CD haben möchten, sprechen Sie einfach ein paar unschuldige Worte in dieses Gerät. Ihre Rede wird in Einzelteile zerlegt, die rückwärts abgespielt und in der Tonhöhe verschoben werden. Wenn Sie der Empfehlung von Eventide folgen, fügen Sie noch variable Splice-Längen und Rückkopplungen hinzu und werden in kürzester Zeit in den USA zum Gegenstand juristischer Aufmerksamkeit.“

Reverse Shift ist auf jeden Fall ein sehr spannendes Programm, das sich auch für Synthesizer- Klänge gut eignet. Um mit der Justiz keine Probleme zu bekommen, habe ich die Namen von Boddhisatvas wie Avalokiteshvara oder buddhistischen Lehrern wie Padmasambhava eingesprochen. Sie eignen sich, weil sie viele Vokale haben und auch zu dem meditativen Charakter der kleinen Klangstudie gut passen.

Report: Eventide H3000

Kammfiltereffekte gehören zu den Spezialitäten des H3000 (Foto: Costello)

Mit dem Algorithmus  „Swept Combs“  verlassen wir den Bereich der Tonhöhenverschiebung und kommen zu den Delay-Effekten. Auch hier bietet Eventide etwas mehr als das Übliche an. Sechs digitale Delays, jedes mit Kontrolle über Verzögerung (bis zu 0,25s), Modulation und Feedback. Stereo Panning inklusive. „Comb“ bezieht sich auf den Kammfilter-Effekt, der entsteht, wenn ein Tonsignal mit einer sehr kurzen Verzögerung mit sich selbst überlagert wird.  Der Frequenzgang dieses Filters ähnelt einem Haarkamm mit tiefen „Kerben“ zwischen den Kammzinken – daher der Name. Mit den „Swept Combs“ lassen sich sehr schön kühle und leicht bedrohliche Klänge produzieren.

Report: Eventide H3000

Das Blockdiagramm für die „Swept Combs“ veranschaulicht Eventides recht komplexe Algorithmen.

Hall, der Purzelbäume schlägt

„Swept Reverb“ bietet einen sehr dichten Nachhall und eine gute Dosis Psychedelic: „Sie befinden sich in einer Kathedrale. Ein wunderbarer Klang hallt durch die Luft. Jetzt beginnt sich der Raum zu bewegen, während Sie still stehen. Er bewegt sich nach vorne, zur Seite, nach oben und unten und dann in Kreisen und Purzelbäumen.“

Nun, ganz so wild klingt es nicht. Ich habe mit dem „Swept Reverb“ den Moog-Leadsound im Song Doppelhelix verhallt. Der Brot- und Butter-Hall des H3000 heißt „Reverb-Factory“: 25 Parameter stehen zur Verfügung um einen maßgeschneiderten Nachhall zu erzeugen. Inklusive Early Reflections, EQ und Gated Reverb.

Die beiden Hallräume in den nächsten Klangbeispielen sind freilich schon vom „Dense Room“ abgeleitet, einem besonders dichten Hall-Algorithmus, der nicht zur Grundausstattung des H3000 gehörte. „Bob’s Room“ dürfte auf den amerikanischen Toningenieur und Produzenten Bob Clearmountain verweisen. Während ich „Bob’s Room“ für ein Schlagzeug verwende, habe ich in „Drew’s Chamber“ ein Klavier gestellt.   Bemerkenswert an Chopins Mazurka op 68 Nr. 3 ist der deutliche Bezug zur Volksmusik (ab Minute 1:00): „Die lydische Melodie, gespielt im hohen Register stützt sich auf ein und dieselbe hartnäckige wiederholte Quinte wie zur Begleitung der Bassgeige.“ (Chopin – Werkanalyse)

 

Delay-Effekte mit 12 Taps

Wie der Name „Ultra-Tap“ schon ahnen lässt: Eventide bietet auch bei seinem Tap Delay-Effekt Superlative an. In diesem Fall gibt es nicht weniger als 12 „Taps“ oder Abgreifpunkte, alle mit voller Kontrolle über Panning, Verzögerungszeit und Stärke des Effekts.  Zusätzlich an Bord ist ein „Diffusor“ für ein besonders dichtes Feld von Delays. Bei „Long Digiplex“ und „Dual Digiplex“ handelt es sich um Delays mit einem Feedback, wie man es auch von anderen digitalen Delays kennt. Das Dual Digiplex verfügt über zwei separate Delay-Linien.

Zu den Ultra Tap-Effekten gehört auch Preset Nummer 212 – „Circles“:  „Ein Stereo-Echoeffekt, der im Kopf herumzuwirbeln scheint.“ Mit dem Kopfhörer kannst Du das überprüfen.  Das Solo wurde übrigens mit einem Moog Prodigy eingespielt.

Report: Eventide H3000

Der String Modeller gehört zu den später hinzugefügten Programmen. (Foto: Costello)

This is where it all goes crazy

Später kamen weitere Algorithmen dazu, die die Kundschaft unter anderem mit einem Phaser, einem Vocoder und einem Stutter-Effekt versorgten – erinnert sich noch jemand an Paul Hardcastle und „19“? Und so klingt es, wenn mehrere Stutter-Effekte auf ein harmloses Drumpattern losgelassen werden:

Dense Room“ wiederum bietet einen der dichtesten Hallräume, die Eventide je programmiert hat, weiter oben gab es schon die Klangbeispiele dazu. Patch Factory, Multi-Shift und Band Delay entwickelten die bestehenden Harmonizer- und Delay-Programme weiter. Der String Modeller erinnert mich ein wenig an die „Resonant Chords“ des Lexicon PCM 70. Dieser Algorithmus verwandelt das Effektgerät in einen Synthesizer.  Als Klangerzeugung dienen kurze Delays mit Rückkopplung. Über ein MIDI-Keyboard lassen sich die dabei entstehenden eigentümlichen Klänge tonal spielen. Bei 00:30 ist das unspektakuläre Ausgangsmaterial zu hören, bei einer Minute manipuliere ich die Tonhöhe des Effekts mit dem Datenrad.

Einen geradezu legendären Ruf genießen Mod Factory 1 und 2, die mit Pitchshiftern, Delays, Filtern, Niederfrequenz-Oszillatoren, Hüllkurvendetektoren und Amplitudenmodulatoren aufwarten, die auf fast jede erdenkliche Art und Weise verschaltet werden können. Wie ein Rezensent schrieb: „This is where it all goes crazy.“

Modulierte Räume – das Geheimnis des H3000

Und weil hier gerade von Niederfrequenz-Oszillatoren die Rede ist: Zum besonderen Charakter vieler Eventide-Presets gehört eine ordentliche Portion dynamischer LFO-Modulation, die den Sound des Geräts ganz entscheidend mit prägt. Dafür bietet der sogenannte Function Generator eine reiche Auswahl an Schwingungsformen.

Report: Eventide H 3000

Eine Auswahl von Modulationsmöglichkeiten, die der Function Generator des H3000 bietet. Natürlich sind auch Sägezahn, Sinus und Dreieck im Angebot.

Die „modulierten Räume“ sind für mich eines der herausstechenden Merkmale des Eventide H3000. Preset Nummer 568 „Real Room“ zum Beispiel gehört zum Algorithmus „Swept Reverb“, das hier mit einer Extraportion „natürlicher Luftigkeit“ (natural airiness) angereichert wurde. Dass da ein ordentlicher Schuss Modulation dabei ist, merkte ich, als ich meinen Chopin über den „Real Room“ spielte. Das funktionierte nicht. Ganz hervorragend klappt es aber mit einem Drumpattern aus der Workstation plus Clavinet- und Rhodes-Sounds, die auf einmal wie in einem Live-Club klingen. In solchen Verwandlungen – anders kann ich es nicht nennen –  liegt für mich die ganz besondere Magie, die das H3000 ausmacht.

Eventide – ein bisschen Geschichte

Die Firma Eventide wurde 1970 von dem Tontechniker Stephen Katz, dem Erfinder Richard Factor und dem Geschäftsmann Orville Greene gegründet. Sitz des Startups war das kleine New Yorker Studio „Sound Exchange“, das Greene gehörte. Dort entwickelte Factor das erste Produkt der Firma: Eine Art Auto-Locator für die Ampex MM 1000 Tonbandmaschine, mit der sich gezielt bestimmte Bandpositionen anfahren ließen. Dabei machte Factor aus der Not eine Tugend: Das Studio bot schlicht keinen Platz für einen zweiten Toningenieur, der – wie damals üblich – als  Tape Operator diese Aufgabe hätte übernehmen können.  Studiobesitzer Greene, der die Entwicklungskosten vorgeschossen hatte, konnte sich freuen: Das Produkt wurde ein Erfolg. Vor allem auch der Tonbandhersteller Ampex war begeistert. Es folgen Effektgeräte wie der Instant Flanger und das Digital-Delay 1475. Ein Seitenprodukt von Eventide, das den Entwicklern aber offensichtlich viel Spaß machte, waren die sogenannten „Obscenity Delays“. Die verzögerten die Ausstrahlung eines Radio-Liveprogrammes um einige Sekunden. Falls bei den beliebten Höreranrufen jemand seine gute Kinderstube vergaß,  konnte der Moderator den missliebigen Kommentar über einen großen gelben „Dump“-Knopf ausblenden.

Der erste Harmonizer – der Eventide H910

Eventide H910 – der erste Harmonizer

Im Jahr 1976 bringt Eventide den ersten Harmonizer auf dem Markt – den H910. Eine echte Studiolegende, die auch kommerziell ein großer Erfolg war. David Bowie und Produzent Tony Visconti schnappten sich den Pitchshifter, der den Sound des in den Berliner Hansa Studios produzierten Albums „Low“ (1977) maßgeblich prägte. Aber auch Gitarristen wie Frank Zappa und Eddie van Halen stürzten sich auf das H910.

Die Berliner Band Spliff setzte dem Harmonizer auf ihrem 1980er Album „The Spliff Radio Show“ ein Denkmal.  In dem Song „We are Producers“ singen sie:

An echo here an echo there
Harmonizing everywhere

Ein Nachteil des H910 waren allerdings die oft hörbaren Pop- und Klick-Artefakte. Tony Agnello, der Konstrukteur des Harmonizers, suchte und fand die notwendigen Komponenten, um dieses als „Glitching“ bekannte Phänomen zu beseitigen. Mit dem H949 aus dem Jahr 1977 setzte Eventide die Erfolgsgeschichte fort. Eine ALG-3-Karte korrigierte die Störgeräusche. Die „De-Glitch“-Karte gab es zunächst optional, später gehörte sich zur regulären Ausstattung des H949.  Das H969 aus dem Jahr 1984 verfügte dann schon über 16-Bit-Technologie, konnte aber nicht an die Verkaufszahlen der Vorgänger anschließen.

Knaller verzweifelt gesucht

Auch das  SP2016 – ein mit Multieffekten angereichertes Hallgerät – brachte trotz seines berühmten „Stereo Room“-Programms nicht die Wende. So stand Eventide in der zweiten Hälfte der 80er Jahre unter ziemlichen Druck. Das inzwischen von Manhattan nach New Jersey umgezogene Unternehmen brauchte einen echten Knaller. Und genau der gelang mit dem H3000 Ultra Harmonizer, das neben Yamahas SPX 90 und dem Quadraverb von Alesis wohl als der meistverkaufte Effektprozessor gelten darf. Immerhin sollte sich nun das Know-how auszahlen, das die Eventide-Ingenieure bei der Entwicklung der vorangegangenen Produkte gesammelt hatten.

Report: Eventide H3000

Mit dem H3000 Ultra Harmonizer gelang Eventide der erhoffte große Wurf. (Foto: Costello)

Der Eventide H3000 – der erfolgreiche Nachkomme

Einer der interessantesten Artikel zu Eventide und speziell auch dem H3000 stammt von Ian Anderson von der Kent State University. Er stand bei seinen Recherchen in engem Kontakt mit Tony Agnello, Mastermind hinter dem berühmten H910 Harmonizer und später Präsident der Audioabteilung von Eventide. In einer E-Mail klärte er Anderson über die spannenden Ursprünge des H3000 auf: „Wie es manchmal der Fall ist, werden sehr erfolgreiche Produkte von einem Team entwickelt, das die vorherige Generation entworfen hat. Der Erfolg des H3000 kann nicht unterschätzt werden, aber der SP2016 ist der Grund dafür, dass das H3000-Design möglich war, und aus historischer/akademischer Sicht ist dies eine Geschichte, die noch nie erzählt wurde. Die SP2016 war das bahnbrechende Produkt. Der H3000 war sein kommerziell erfolgreicher Nachkomme.“

Klar, dass der H3000 als Erbe des SP2016 auch einen Spitzenhall besitzt. Die Hallqualität bei den Eventide-Geräten wird oft als etwas künstlich beschrieben. Das muss kein Nachteil sein. Ich habe es mal mit Chopins Walzer op. 69, Nr. 2 (nach der Urfassung) ausprobiert und finde das Ergebnis nicht schlecht. Das Preset „Northwest Hall“ wurde wie die „Concert Hall“ vom Programm „Dense Room“ abgeleitet,  trägt aber etwas weniger dick auf.

Das Herzstück des H3000 –  Chips von Texas Instrument

Vor allem der 1983 von Texas Instruments eingeführte Chip TMS 32010 spielte für die Architektur des H 3000 eine entscheidende Rolle. Tony Agnello erinnert sich: „Die Einführung des TI 32010-Chips hat Eventide davon überzeugt, unsere Entwicklungsarbeit auf DSP-Chip-basierte Hardware zu verlagern.“ Insgesamt drei TSM 32010 Chips bilden das Herzstück des H 3000 zur digitalen Signalverarbeitung. Die Software-Benutzeroberfläche läuft auf einem 8-Bit Motorola 6809 Host-Prozessor.

Der Sound des H3000 kann als klar und sauber bezeichnet werden, ohne dabei aber steril oder leblos zu klingen. Mit seiner 16-Bit-Auflösung und einer Abtastrate von 44,1 kHz orientiert sich der H3000 an der Klangqualität einer Audio-CD.

Report: Eventide H3000

Der Ultra Harmonizer in der Profilansicht. Die Einbautiefe liegt bei rund 34 cm.  (Foto: Costello)

Hifi-Sound ohne Oversampling und Anti-Aliasing

Der H3000 verwendet die gleichen Wandler, auf die Eventide auch schon beim Hallklassiker  SP2016 aus dem Jahr 1983 zurückgegriffen hatte: Sony CX20018 AD-Konverter und Burr-Brown PCM53JP-V DA-Wandler. Die Sony ICs besaßen weder Oversampling noch Anti-Aliasing oder Rekonstruktionsfilter. Das stellte das Eventide-Team vor ziemliche Herausforderungen. Für das Eingabe-Ausgabe-Design des H3000 zeichnete Dave Derr verantwortlich. Und es gelang ihm tatsächlich, diese Schwierigkeiten zu meistern. Dave Derr war übrigens später das „Brain“ bei Empirical Labs, einer anderen Edeleffektschmiede. Doch zurück zum H 3000, das über einen Frequenzgang von 5 Hz – 20 kHz und einen Dynamikbereich von 92 dB verfügt.  Damals ziemlich sensationelle Werte. Die Ingenieurleistung ist um so mehr zu bewundern, wenn man sich vor Augen hält, dass die Entwickler unter einem enormen Kostendruck standen.

Kostenfaktor als ständiges Problem

Die Entwickler Robert Belcher und Ken Bogdanowicz (die später ihr Know-how in die Plug-in- Firma SoundToys einbrachten) haben 1989 auf der 7. Internationalen Konferenz  „Audio in Digital Times“ die Designphilosophie des Eventide H 3000 detailliert beschrieben. Der Artikel dazu findet sich auf der Website der Audio Engineering Society und trägt den Titel: „Using Multiple Processors for Real-Time Audio Effects.“ In der Einleitung beschreiben sie die Herausforderungen: „In diesem Beitrag wird versucht, einen Einblick in eine reale Anwendung von Multiprocessing zu geben, bei der die Kosten der Teile ein ständiges Problem darstellen. Insbesondere werden wir die Hardware- und Software-Probleme beschreiben, die bei der Entwicklung des H3000 Ultra-Harmonizers von Eventide, einem Allzweck-Audio-Effektprozessor, eine Rolle spielen. Der Prozessor verwendet eine Rechenarchitektur, die auf mehreren TMS 32010-Chips zur digitalen Signalverarbeitung und einem 8-Bit-Host-Mikroprozessor basiert. Wir werden zeigen, wie unser Entwurf die Probleme der Prozessorsynchronisation, der Host-Prozessorschnittstelle und der Aufteilung der Softwareaufgaben auf die Prozessoren gelöst hat. Zur Veranschaulichung dieser Probleme werden wir die Implementierung einiger unserer Audioeffektprogramme diskutieren.“

Report: Eventide H3000

Auch der einst so überraschende Harmonizer-Effekt musste ständig weiterentwickelt werden. (Foto: Costello)

Bit-Slicing oder Verteilung auf drei Chips?

Eine der vielen cleveren Detaillösungen schildert Ian Anderson in seinem Artikel „The Eventide H3000: The Tech behind the Classic Studio Processor“. Wenn wir am Datenrad des H 3000 drehen wird ein Befehl zur Parameteränderung zum Beispiel der Verzögerungszeit  an den Hostprozessor von Motorola weitergegeben. Dieser wiederum leitet den Befehl an die Texas Instruments Chips weiter, die nun das Audiosignal verändern. Ganz so, wie wir es eingegeben haben. Dieses Audiosignal wird über einen Hochgeschwindigkeitsbus an die D/A-Wandler gesendet. Und wir erhalten zu guter Letzt über das Display vom Hostprozessor eine visuelle Rückmeldung. Eine ganze Menge Rechenleistung, die dem H 3000 da abgefordert wird. Laut Anderson wurden zwei Möglichkeiten geprüft: „Das „Bit-Slicing“, bei dem beispielsweise die ersten acht Bits eines 16-Bit-Worts von einem DSP und die restlichen acht Bits von einem anderen verarbeitet werden. Dies erforderte teure Hochgeschwindigkeitsbauteile und hätte die Software-Entwicklung erschwert.“ Tatsächlich entschied sich Eventide dazu, die Audioverarbeitung auf drei handelsübliche Chips zu verteilen – die erwähnten TSM 32010 von Texas Instruments. „Dies war sowohl wirtschaftlicher als auch einfacher zu programmieren, und TI bot ausgezeichnete Softwareunterstützung“, wie Anderson ausführt.

Report: Eventide H3000

Die Draufsicht auf das Eventide H3000 zeigt die Kühlungsschlitze. (Foto: Costello)

Das Eventide H3000 und seine prominenten Nutzer

Die Liste der Musiker, die das Eventide H3000 genutzt haben, gleicht einem Who’s Who der Rockmusik.  Wobei auffällt, dass das Effektgerät gerade auch unter experimentellen und elektronischen Musikern seine Fans hat: Peter Gabriel, U2-Gitarrist „The Edge“, Steve Vai, Brian Eno, Laurie Anderson, Dweezil Zappa, Eddie Van Halen, Prince, Stevie Wonder, The Chemical Brothers, Karl Bartos, Aphex Twin und auch der Trompeter Mark Isham, der übrigens einen ansehnlichen Fuhrpark an Vintage-Synthesizern besitzt.

Lassen wir zwischendurch mal eine E-Gitarre „schimmern“:

Terry Pearson hat als Tontechniker für Sonic Youth und Beck gearbeitet, außerdem REM, Pete Yorn und David Byrne auf Tour begleitet. Auch für Alanis Morrisette hat er ihren Live-Sound gemischt: „Ich habe ein TC M5000 Multieffektgerät, ein Lexicon 480L Reverb, ein Yamaha SPX-990 Multieffektgerät, ein PCM 42 Delay und einen Eventide H3000 Harmonizer“, berichtet Pearson im Interview mit Mixonline: „Auf Alanis‘ CDs nimmt sie ihren Gesang mehrmals auf, um Harmonien und Texturen zu erzeugen. Also verwende ich verschiedene Delays und den Harmonizer, um unterschiedliche Texturen zwischen den Strophen und dem Refrain zu erzeugen. Ich sorge dafür, dass es natürlich klingt, um den Effekt zu erreichen, den sie auf den CDs verwendet.“

Report: Eventide H3000

Wofür das H3000 heute noch immer sehr gerne eingesetzt wird: Eine leichte Verstimmung der Stereokanäle, die einen wunderbaren breiten, warmen Sound ermöglicht. (Foto: Costello)

Perfekt für Live und Studio

Auch im Studio macht das Eventide eine gute Figur. Für das vierte Studio-Album von Nora Jones  „The Fall“ (2009) verwendete  Produzent Jacquire King  neben einigen Plug-ins auch einige alte Effekt-Klassiker: „Sie wollte ihre Stimme verzögern und sie nicht nur mit Hall verschönern…Norah hatte ein altes Ibanez Analog Delay. Wir haben auch ein Roland Chorus Echo und EMT 140 Plattenhall verwendet. Manchmal verwende ich ein Eventide H3000 für harmonische Delay-Effekte, und davon fertige ich beim Analog-Transfer einen Print in Pro Tools an.“ (equipboard)

Matt Johnson von der britischen Rockband „The The“ ist eingeschworener Eventide-Fan: „Ich besitze Eventide-Equipment seit über 20 Jahren. Vom H910 zum H949, dem H3000 zum Orville und jetzt dem H8000FW. Eventides klingen fantastisch und ich habe festgestellt, dass ich mit ihren neuen Geräten so viel machen kann, dass sie jetzt die einzigen digitalen Outboard-Effektgeräte sind, die ich benutze.“ (equipboard)

Auch Limp Bizkit Frontmann Fred Durst schwört auf gute Hardware:  „Ich habe ein komplettes Pro Tools Rig mit Pro Control 24. Außerdem verwende ich einen Mac Cinema Widescreen und einen Eventide H3000. Ich verwende eine Menge Neve Vorverstärker und Neumann U47-Mikrofone.“ (equipboard)

Report: Eventide H3000

Mit einem Gewicht von 6 kg ist der Eventide Harmonizer ein ganz schöner Brocken. (Foto: Costello)

Von Oasis bis zum Kronos Quartet

Zu den Eventide-Fans zählt auch Andy Bell, der mit der Shoegazingband Ride Furore machte, und zwischendurch bei Oasis Bass spielte: „Vor dem Verstärker habe ich den H3000 Ultra Harmonizer im Kontrollraum benutzt, einen Studio-Rack-Effekt von Eventide, auf den Alan sehr stolz war. Damit klang alles wirklich – um ein besseres Wort zu finden – episch! Er hatte wirklich tolle Algorithmen für Reverbs und Delays und Dinge, die noch in Bewegung sind, nachdem die Noten gespielt sind. Live allerdings benutzten wir bis zum Schluss immer noch die GP-16s (Gitarrenprozessor von Roland, Anm. d. Verf)“. (equipboard)

Das Eventide H3000 kann sogar in der klassischen Musik eingesetzt werden. Terri Winston ist Gründerin von Women’s Audio Mission in San Francisco, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die Förderung von Frauen in der Musikproduktion und in der Tontechnik einsetzt.: „Hier bei der Women’s Audio Mission haben wir einige der großen Hall-Programme für den Raumklang des Kronos Quartet und oft als Hall-Effekt für Vocals verwendet. Die letzte Session, bei der wir den H3000 eingesetzt haben, war mit der Indie-Band Queen Crescent.“ (Performer Magazine)

Preset 230 – „Locker Room“ gehört zur Algorithmen-Familie „Reverb Factory“. Der kleine Hallraum mit ausgeprägter Resonanz verleiht der Tabla die nötige Räumlichkeit.

Verwirrende Modellvielfalt

Ein wenig verwirrend ist die Flut von verschiedenen Ausführungen, die während der reichlich 10-jährigen Lebensspanne des Effektgeräts auf den Markt kamen: Auf das H 3000 folgten ein H3000-S, H3000-SE (Studio Enhanced) und die Broadcastversion H3000-B. Diese besaß den bereits beschriebenen Timesqueeze-Algorithmus. Dieser wiederum fehlte bei der „Light“-Version H3000-B/LT während der „Plus“-Edition H3000-B+ die dynamischen „Mod Factory“ Effekte hinzugefügt wurden. Das H3000-D/SX wandte sich mit seiner etwas fetzigeren Aufmachung an die Gitarristen unter den Eventide-Kunden. Die griffen vor allem wegen der Steve Vai Preset-Collection zu. Das Modell H3000-D/SE bot unter anderem einen Vocoder und einen Instant Phaser. Später kam noch die Spitzengeräte H3500-DFX und das H3500 DFX/E dazu, die zusätzlich noch eine Sample-Option besaßen.

Eventide H3000 – ein Upgrade ist immer möglich

Wichtig zu wissen: Das Design der Frontplatte mag sich unterscheiden, aber die Hardware ist identisch: „All diese Einheiten sind die selbe Maschine mit einem unterschiedlichen Vorrat an Algorithmen und Presets“, schreibt der Gitarrist und Sound Designer Italo de Angelis auf seiner Website. Er empfiehlt ein Nachrüsten älterer Geräte: „Die Mod Factory 1 & 2 Algorithmen lohnen allein das Upgrade.  Sie fügen dem ohnehin großen Effektangebot des H 3000 zahlreiche neue Presets und großartige Möglichkeiten zu.“  

Auf Sequencer.de empfiehlt swissdoc pragmatisch: “Man kann zwischen den Versionen durch einfaches EPROM-Tauschen upgraden. Das Sampler Board bekommt man so natürlich nicht…Konkret kannst Du also das billigste Exemplar kaufen und dann auf den H3000 D/SE oder H3500 DFX Preset-Stand aufrüsten.“  In seinem Post habe ich auch einen sehr nützlichen Link gefunden, wo man  die kompletten Listen aller Algorithmen und Presetcharts einmal für jedes Modell vergleichen kann.

eventide h9000

Der aktuelle Nachfolger des Eventide H3000 Ultra Harmonizers ist der H9000.

Alternativen

Das Eventide H3000 ist erst in späten Jahren in meinen Besitz gekommen. Zuvor hat seine Aufgaben das Yamaha SPX90 übernommen. Ohne die beiden Geräte vergleichen zu wollen: Anfetten von Klängen über minimale Veränderungen der Tonhöhe auf dem linken und rechten Kanal – das beherrscht das Yamaha hervorragend. Nur wenn die Intervalle größer werden, merkt man recht bald den Unterschied. Wobei – eine Solistenstimme in Satzgesang zu verwandeln, das schafft auch ein TC Voicelive recht gut. Es ist tatsächlich schon das Gesamtpaket des Eventide, das in den zahlreichen gut programmierten Presets hell aufscheint und sein Alleinstellungsmerkmal ausmacht. Den speziellen Hall hat Eventide in einer Nachschöpfung des legendären 2016 auferstehen lassen. Die zeitgemäßen Nachfolger der Multieffekte des H3000 sind das Eclipse und das H9000. Wobei das H9000 rund 7.000,- Euro kostet, während das schon etwas in die Jahre gekommene Eclipse für das gleiche Geld wie die gebrauchten H3000 gehandelt wird. Auch wenn sich natürlich Prozessorleistung und Funktionen vervielfacht haben, schreiben diese Geräte die Geschichte des H3000 fort. Wobei das H9000, wie Markus Schroeder in seinem Test zeigt, durchaus auch seine Schwachstellen hat. Neben dem bereits erwähnten Plug-in H3000 Factory sollten auch die diversen Eventide Stompboxen Erwähnung finden: Ob Time Factor , Pitch Factor, MicroPitch Delay oder das Eventide Space – sie alle sind auch eine Hommage an die zahlreichen Spezialeffekte des ultimativen Harmonizers H3000.

 

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Fazit

Mit dem H3000 Ultra Harmonizer holt man sich ein Stück Musikgeschichte ins Haus, das garantiert nicht in der Vitrine enden wird. Neben spektakulären Klangverformungen liefert es genügend Brot- und Buttereffekte für den Studioalltag. Die Presets sind so gut, dass viele Nutzer sich vermutlich gar nicht den Mühen des Selbstprogrammierens unterzogen haben. Zumal mit den Softkeys die wichtigsten Parameter aufgerufen werden können, um einen an sich schon brauchbaren Effektklang noch besser anzupassen. Das H3000 kann heute noch einer Produktion seinen Stempel aufdrücken. Es gehört für mich – trotz des inzwischen stark angezogenen Preises – zu der Handvoll Hardware-Effektgeräten, die absolut essentiell sind. Ich wage die Behauptung, dass man mit dem H3000 Ultra Harmonizer und einem Lexicon PCM 70 als Hardware für die meisten Effekt-Anforderungen einer Studioproduktion auch heute noch gut gerüstet ist.

Plus

  • ikonischer Harmonizer-Effekt
  • sehr gute Presets für viele Anwendungen
  • wertet fast jede Produktion auf
  • Basisversion kann durch Eproms erweitert werden
  • sehr gute Audiowerte
  • symmetrische Ein- und Ausgänge

Minus

  • Netzteil störanfällig
  • inzwischen teuer

Preis

  • ca. 2.000,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Anthony Rother AHU

    Der beste Start in den verschneiten Samstag…
    Der Artikel ist wie eine Sinfonie.
    Hat so ein Spass gemacht diese schöne Reise mit dem H3000 zu erleben.
    TOP Soundbeispiele.
    1A Qualität.
    Vielen Dank Costello.
    Da will man nur noch ins Studio – sehr inspirierend.

    • Profilbild
      costello RED

      @Anthony Rother Herzlichen Dank Anthony! Schnee liegt in Berlin zwar nicht, aber nach den obligatorischen Wochenendeinkäufen ist das definitiv ein guter Tag zum Musikmachen :)

  2. Profilbild
    SynthUndMetal

    Vielen Dank für diesen spannenden und sehr umfangreichen Artikel. Nach dem Lesen und dem Hören der Klangbeispiele möchte man eigentlich am liebsten einen besitzen.

    • Profilbild
      costello RED

      @SynthUndMetal Danke SynthUndMetal! Der H3000 ist wirklich toll und Programme wie „Swept Combs“, „Reverse“, oder „Stutter“ können einem Songs eine ganz eigene Farbe geben. Leider ist der H3000 richtig teuer geworden. Das Plug-In von Eventide hat überall sehr gute Bewertungen bekommen und ist erschwinglich, wenn Du das H3000 für Dich erstmal austesten möchtest.

  3. Profilbild
    mdesign AHU

    yes, yes, yes! toller artikel über ein tolles gerät. den publikumspreis gibt es für die soundbeispiele. großes lob!

  4. Profilbild
    Flowwater AHU

    Geil, geil, geil, geil! Ich habe den Artikel GENÜSSLICHST verschlungen. Der H3000 ist auch eines meiner Traum-Geräte (wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob es bei mir nicht tatsächlich auch das VST von Eventide oder die PlugIns von SoundToys täten). Aber trotzdem: Geil, geil geil!

    Was mir nach wie vor niemand erklären kann: Ist der »Eclipse« nun ein Preset-Gerät, bei welchem man zwar ein paar ausgesuchte Parameter verändern kann? Oder kann man bei diesem ähnlich »tief« in die Parameter-Vielfalt der verschiedenen gebotenen Effekte eintauchen, wie beim H3000? Zig Videos gesehen, zig Testberichte gelesen (auch hier bei AMAZONA), zig Kommentare gelesen … nirgendwo dazu irgend eine Aussage gefunden. Denn wenn letzteres der Fall ist, man also die Effekt-Parameter durchaus auch detailliert verändern kann, dann wäre der Eclipse ja eine echte Alternative.

    OK, Frage selber beantwortet: Ich habe mir auf der Website von Eventide das »Algorithms Manual« vom Eclipse herunter geladen. Da werden über 100 (!) Algorithmen aufgeführt, jeder mit oftmals einem Dutzend Parameter. Man kann das Ding also tweaken bis der Arzt kommt. Ob das sinnvoll ist, steht noch auf einem anderen Blatt. Aber man kann. 🤩

  5. Profilbild
    moinho AHU

    Whow, dieser Test setzt mit seinen Klangbeispielen die Meßlatte für alle zukünftigen Tests gleich mal ein paar Stufen höher. Daß es nicht einfach nur ein „das sind die Daten, das sind ein paar Klangbeispiele mit einer langweiligen Sequenz“ ist, sondern ansich eine Geschichte mit Klang, macht das besonders ergötzlich.

    Gibt es generell irgendwelche Gründe (außer Vintagevernarrtheit) für einen Interessenten, speziell ein H3000 zu wollen im Gegensatz zu einem der Nachfolgemodelle – außer Eclipse (mit dem ich selber viel Spaß hab) und H9000 gabs da ja noch H4000, DSP4000, H8000 und vielleicht auch noch H7000, 5000 und 6000?

    • Profilbild
      costello RED

      @moinho Danke für Dein nettes Feedback moinho! Ich kenne die anderen Eventides nicht aus eigener Erfahrung. Mit jeder Neuausgabe wurden die Harmonizer immer komplexer und vielseitiger. Beim Sound gehen auf Gearspace zum Beispiel die Meinungen auseinander. Das H3000 hat einen gewissen lofi-charme und klingt wohl etwas wärmer. Das liegt aber nicht an den Algorithmen, sondern allein an den Konvertern. Manche sind da sehr hart in ihrem Urteil: „Anyway get the H3000 – ‚cause I just got one and it’s fat and not digital sounding at all. The 4000 has that „plug-in“ sound.“ Positiv äußert sich dagegen swissdoc auf sequenzer.de: „Ja, ich denke, dass ein H4000 auch heute noch lohnt. Eventide verwendet variable Samplerate beim Pitchshiften, daher klingt das speziell und gut. Reverbs sind dann ab H4000 – Stichwort Blackhole – auch stilbildend.“

      • Profilbild
        swissdoc RED

        @costello Das muss natürlich so heissen: „Ja, ich denke, dass ein H3000 auch heute noch lohnt. Eventide verwendet variable Samplerate beim Pitchshiften, daher klingt das speziell und gut. Reverbs sind dann ab H4000 – Stichwort Blackhole – auch stilbildend.“

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    hat man eigentlich im kleinen H9 die selben Algorithmen übernommen?
    wenn ja wäre das doch ein günstiger Ersatz dafür,
    abgesehen vom Sound der dürfte im neueren H9 etwas brillianter sein.
    was in vielen Fällen nicht unbedingt von Vorteil ist…

    • Profilbild
      TobyB RED

      Schön wäre es ;-) Eventide schreibt das die H9 Algos für die Stompbox Serie entwickelt wurden. Andere Algos wurden extra für die H9 und H9Maxx entwickelt. Ich habe selber das Space und das TimeFactor. Da gibts zu H9 Überschneidungen. Aber H9 und H3000 sind schon zwei Paar Schuhe.

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    „Ich wage die Behauptung, dass man mit dem H3000 Ultra Harmonizer und einem Lexicon PCM 70 als Hardware für die meisten Effekt-Anforderungen einer Studioproduktion auch heute noch gut gerüstet ist.“

    Oder ein Midiverb und DP4.

    Der Doppelhelix als Instrumental ist perfekt als Titelsong für eine Wissenschaftsdoku.
    Oder sowas:
    https://www.youtube.com/watch?v=DiKAG-HSCIw

    Lob bekommst du eigentlich genug.
    Ich behaupte mal du gehörst weltweit zu den Top 3 Artikelschreibern. :)

    • Profilbild
      costello RED

      Danke Kazimoto, das ist sehr lieb! Aber Du übertreibst natürlich schamlos – Top 5 bei Amazona „Vintage Gear“ wäre doch auch schon schön :)

  8. Profilbild
    toneup RED

    Wie immer bei Costello eher eine Dissertation denn ein Artikel, umfangreich in jeder Hinsicht mit tollen Sound-Beispielen. Vielen Dank für diesen Aufwand. Ich hatte auch jahrelang einen H3000 im Rack und habe diesen durch einen Eclipse ersetzt. Das Brummproblem des Netztrafos kann ich bestätigen, sonst gab es keine Auffälligkeiten. Die Kollegen die den H3000 dann gekauft haben waren nicht so tolerant und haben das Netzteil von Ihrem Techniker so adaptieren lassen, das der Brumm weg war. Irgendwie hat der Eclipse nicht ganz die Magie die der H-3000 manchmal hatte. Ich verwende ihn trotzdem regelmäßig, er vereint eine sehr große Anzahl sehr guter Effekt Programme auf nur einer HE. Dafür wir er ganz schön warm.

    • Profilbild
      costello RED

      @toneup Merci toneup! Ich denke auch, dass das Eclipse eine gute Wahl ist. Moderner, mehr Rechenpower. Bernd-Michael Land, der ja auch auf Amazona unterwegs ist, schreibt auf Sequenzer.de, dass auch die Latenzen viel besser seien. Er plädiert insgesamt für die neueren Geräte von Eventide. Beim Eclipse sind halt wegen nur einer HE die ganzen Bedienelemente etwas mehr zusammengerückt. Aber irgend etwas hat der H3000 an sich. Musikbeispiel Rock‘ nRoll – das klang vor Zuschaltung des gleichnamigen Presets eher dünn. Vielleicht sind es wirklich die Konverter, die für das besondere Mojo sorgen.

  9. Profilbild
    TobyB RED

    Herrlich :) Ich nehm dann von Costellos Burger, einmal den Mikropitchshift E Piano Burger als Quarterpounder, dazu Manneken Frites mit Rock_N_Roll_Master Sauce. :)

  10. Profilbild
    Sudad G

    Erst mal ein dickes Lob für diese Diplomarbeit über den H-3000. Toll geschrieben und schöne Klang-Beispiele!
    Die Eventides sind heute noch etwas ganz besonderes in jedem Studio. Sowohl Algorithmen und Soundqualität (Stereophonie) übertreffen derzeit die meisten Plugins.
    Ich würde für das Studio eher zum DSP4000, 4500, Orville oder Eclipse raten, da die DSP-Serie und der Eclipse auch noch großartig klingende Reverbs beinhalten mit denen man auch noch sehr gut einige der AMS-RMX16 Reverbs emulieren kann.
    Für den H3000 stehen diese erst ab der D/SE- Serie zur Verfügung…ein EPROM-Tausch auf die aktuellste Version kann helfen.
    Unter Gitarristen ist der H3000 wegen seinen minimal crunchiger klingenden Konvertern etwas beliebter. Aber DSP4000 oder gar Eclipse klingen ebenfalls fantastisch und bieten einfach aufgrund der doppelten bzw. 6-fachen Rechenleistung längere und aufwendiger gestrickte Effekt-Ketten. Damit sind eben auch die berühmten Effekte wie Blakhole, E-Nose Flange Canyon etc. möglich.
    Ich hatte jahrelang beide im Rack. Der DSP4000 ist geblieben, weil ich ihn vom Sound und von der Bedienung her besser fand.

    Empfehlen kann ich vor allem die optional erhältlichen Presets von Italo de Angelis für den H3000 und DSP-Serie.

    http://www.italodeangelis.com/it/eventide_and_other_stuff/eventide_H3000.asp

    • Profilbild
      costello RED

      @Sudad G Vielen Dank Sudad G, Dein Kommentar steckte etwas länger in der Pipeline fest, vermutlich wegen des Links. Schön, dass Du Dich hier auch noch einmal für die späteren Geräte stark machst, zumal sich die Preise von H3000, DSP4000, Eclipse oder auch Orville untereinander mittlerweile gar nicht mehr sehr viel nehmen. Ich persönlich mag den etwas crunchigereren Sound des H3000 sehr gerne, wie auch beim Klangbeispiel Rock’n Roll zu hören.

  11. Profilbild
    ach herrjemine

    Ein Lesevergnügen und Ohrenschmaus, passend zum digital-FX Klassiker H3000.
    Top! Danke dafür costello!

    Stammt die Artikelüberschrift eigentlich von Dir oder von Amazona? :)

    • Profilbild
      costello RED

      @ach herrjemine Merci! Die Artikelüberschrift ist tatsächlich auf meinem Mist gewachsen :) Noch genauer wäre Multi-Effektgeräte gewesen, für die Gattung „Hallgeräte“ würde der Titel ganz sicher nicht zutreffen. Aber bei den Allroundern nimmt der H3000 schon eine ziemlich herausgehobene Stellung ein.

  12. Profilbild
    Magicsound-Tonstudio 36179 Bebra

    Toller und sehr informativer Bericht über ein Gerät mit sehr viel Charm und Charakter, den H 3000 D/SE habe ich seit 3 Jahren im Rack und bin immer wieder begeistert über Klangfarben, die man bei Plugins meist vergebens sucht. Das H 3000 Plugin nutze ich viel auf den Vocals (leichtes Slap-Back Delay) aber letzt endlich hat das Plugin mit der Hardware recht wenig zu tun, obwohl beides seine Daseinsberechtigung hat.

  13. Profilbild
    swissdoc RED

    Beim Lesen hatte ich Costello vor Augen, wie er in seinem Studio in Berlin breit grinsend die Audiobeispiele aufgenommen und dabei mental weiter am Text gefeilt hat.
     
    Interessant am H3000 ist, dass er tatsächlich einen ADC (2-Kanal via Multiplexing) nutzt und zur Ausgabe aber zwei DAC (die jeweils mit anderen Abtastraten (asynchron zum Eingang) laufen können. So manch anderes Gerät aus der Zeit wandelt mit sukzessiver Approximation über denselben DAC über den auch die Ausgabe erfolgt. Spart Chips, erlaubt aber nicht mehr den asynchronen Betrieb.
     
    Es gibt übrigens stinknormale Anti-Aliasing Filter im H3000, diese sind als Hybridmodul ausgeführt und stammen von Murata. Die Bauteile in Aluverkleidung haben etwa die Grösse eines Streuichholzbriefchens und arbeiten analog. Die Filter mit der Nummer AFL811WF arbeiten als Filter 11ter Ordnung und lassen 20-20000 Hz durch.
     
    Sollte ein H3000 mal herumzicken, so steht der massige Pfostenstecker in der Nähe der EPROMs unter Gerneralverdacht. Abziehen, reinigen, wieder draufstecken. Ich hatte diesen Tipp vor Jahren aus der FAQ auf der Homepage. Keine Ahnung, ob das dort noch steht.

    • Profilbild
      ach herrjemine

      @swissdoc Na ja stinknormal würde ich die Murata Filtermodule nicht nennen. Sie sind ist immerhin zumindest anteilig für den Klang einiger der grössten Effektklassiker verantwortlich und stecken zum Beispiel auch im Lexicon 480L. Das sind schon sehr hochwertige diskret aufgebaute Filterschaltungen.

      • Profilbild
        swissdoc RED

        @ach herrjemine Stinknormal ist die Existenz und Nutzung der Anti-Aliasing-Filter. Statt im Tietze-Schenk nach was Passendem zu suche und Papier und Rechenschieber zur Hand zu nehmen hat man einfach im Katalog eines Zulieferers gesucht und wurde fündig. PCM mit diesen Wandlern war ja Standard bei jedem CD Player und diese Module stecken ja in so gut wie jedem Klassiker im Studio drinnen.

    • Profilbild
      costello RED

      @swissdoc Danke swissdoc für Deine vertiefenden Bemerkungen. Von Deinem Spezialwissen kann ich nur träumen. Vielleicht sollten wir die „Zeitmaschinen“-Beiträge mal sichten für einen eigenen Chart „Vintage-Effektgeräte“. Dann könnten auch Best Buy-Empfehlungen ausgesprochen werden. Zu „breit grinsend“ – bei den Costello-Burgern ganz bestimmt, beim Chopin eher „sehr konzentriert“ ;)

  14. Profilbild
    NearDark

    Toller Bericht, danke dafür!
    Ich besitze ein H7600 und habe mich in letzter Zeit, während der Erstellung von Impulse Responses für REmatrix, wieder häufiger mit dem Gerät auseinander gesetzt.
    Die Hardware besitzt im Vergleich zum H3000 Plugin, welches ich auch besitze, nicht die Detailtiefe speziell bei Programmen mit Modulationen und Delays! Diese klingen auch im Plugin anders.
    Auch die IR‘s können das Original nicht ersetzen. Leider…

    • Profilbild
      NearDark

      @NearDark Sorry, ich meinte „das H3000 Plugin besitzt im Vergleich zur Hardware (H7600) nicht die Detailtiefe, speziell bei den Modulationseffekten und Delayprogrammen“!

  15. Profilbild
    voluptas laborandi

    Seit ich den H9000 besitze, vermisse ich den H3000 nicht mehr wirklich. Davor hatte ich zu je unterschiedlichen Zeiten den H4000 und später den Eclipse. Den H3000 zu befummeln, war immer nett, aber auch umständlich. Nervend war, dass man eigentlich immer mehrere Geräte gebraucht hätte, um auch die Standardeffekte zu nutzen. Das Problem habe ich heute nicht mehr, weil der H9000 extrem viel Rechenpower hat und auch bei experimentellem Vorgehen schnell und gut zu bedienen ist. Eventide ist und bleibt etwas besonderes.

  16. Profilbild
    ozark2001

    Vielen Dank fuer den tollen Artikel!

    Bin besonders von dem Epiano Beispiel begeistert!! Geht dieser Sound auch mit dem H3000 Plugin?

    Welches Epiano (Software?) mit welchem H3000 Preset wurde fuer die Aufnahme verwendet? Als Fan von 80er Soundtracks habe ich immer mal wieder versucht, den Epiano Sound von z.b. Karate Kid OST oder Dawn of the Dead OST nachzuahmen, bisher nie zufriedenstellend. Das Beispiel hier klingt imo noch besser :).

    • Profilbild
      costello RED

      @ozark2001 Hallo ozark2001, danke für Dein nettes Feedback! Obwohl ich seit vergangenem Jahr ein Nord Grand besitze, dass ja jede Menge hochauflösender und superdynamisch spielbarer Rhodes-Sounds besitzt, komme ich immer wieder gerne auf die E-Pianosounds in meinem Kurzweil PC3X zurück. Hier ist es das Hotrod Dyno Rhodes (Preset 24), dass durch seine Triple Strike-Dynamik zwar ziemlich limitiert ist, aber schön den silbrig-glockigen Rhodessound wiedergibt. Beim H3000 handelt es sich um Preset 231~MICROPITCHSHIFT~LAYERED SHIFT, von dem es in der Beschreibung heißt: „This is the perfect effect to fatten up or widen a sound without adding any color“.

      • Profilbild
        ozark2001

        @costello Super, vielen Dank fuer die genaue Info!
        Von Kurzweil bin ich seit nunmehr 30 Jahren stolzer Besitzer des K2000 als Rack mit Sampling. Vielleicht gibt es da ja einen aehnlichen Sound :) Ansonsten habe ich jetzt endlich einen Anhaltspunkt fuer einen Epiano Sound, der (natuerlich auch durch die Art der Spielweise) fuer meinen Geschmack einfach genial rueberkommt.

      • Profilbild
        ozark2001

        @costello Bezueglich des PC3X Patches noch eine Frage:
        Sind die Sounds von PC3, PC3X oder PC3K mit den verschiedenen Tastaturkombinationen eigentlich identisch?
        D.h. ob PC3K7 oder PC361 waere dahingehend egal (ueberlege gerade schwer nach dem Demo, ob ich mir eines der PC3 Modelle zulegen soll und den K2000 verkaufe…)

        • Profilbild
          costello RED

          @ozark2001 Ich weiß nicht, ob ich den K2000 verkaufen würde. Das ist doch ein tolles Gerät mit Sampling. Bestimmt kennst Du schon den Artikel auf Amazona https://lmy.de/u5elF
          Vergleiche auch mal den sehr interessanten Eintrag von „microbug“ im Sequenzer.de-Thread https://lmy.de/25BDI mit dem Verweis auf die Kurzweil-Downloads für den K2000. Ansonsten gehört das Hotrod Dyno wohl zum festen Bestand späterer Kurzweil-Geräte wie PC3, PC3X und ist wohl auch auf dem Artis drauf. Das PC361 gibt es inzwischen recht günstig, teilweise schon mit der Kore64-Erweiterung (die ich auch wegen der E-Gitarren sehr mag – in meinem Soundbeispiel Rock‘ n Roll zu hören, wo ich sie über externe Amp- und Speakersimulationen spiele :)

    • Profilbild
      costello RED

      @Alphafrau Danke für Dein nettes Feedback! Und natürlich herzlich willkommen bei Amazona :) Wenn Du Dich übrigens gerade auch für Vintage-Effektgeräte interessierst, dann gebe einfach mal „Zeitmaschine“ in die Amazona-Suchmaske ein. Da ist im Laufe der Jahre einiges an Artikeln zusammengekommen.

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