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Guitar Vintage: Gibson L-50, Akustikgitarre

Gibson L-50 - eine attraktive Oma!

30. April 2019
Gibson L-50

Gibson L-50

In unserer Reihe Zeitmaschine betrachten wir heute ein echtes Schätzchen – eine Gibson L-50 Akustikgitarre, die wir von einem befreundeten Kollegen zur Verfügung gestellt bekamen. Das besonders gut erhaltene Objekt der Begierde erblickte das Licht der Welt im Jahre 1951 und ist zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels somit bereits 68 Jahre alt. Die Gitarre ist in einem für ihr Alter hervorragenden Zustand, hat nur marginale Veränderungen erfahren und ist daher fast original. Die Gibson L-50 ist ein akustisches Archtop-Modell (Decke und Boden gewölbt) und stellt die „Luxusvariante“ der etwas abgespeckten L-48 dar. Da Gibson jedoch eine Vielzahl akustischer Gitarren herstellte, habe ich zunächst einige Fakten zusammentragen, die die Historie der L-50 etwas genauer beleuchten.

Gibson L-50 Korpus

Der Korpus der 1951´er Gibson L-50

Gibson L-50 – Facts & Features

Die Gibson L-50 wurde von 1932 bis in das Jahr 1971 gefertigt.

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Die Einführungsspezifikationen der ersten Modelle im September des Jahres 1932 sahen folgendermaßen aus: Der Korpus war mit 14,75″ Breite etwas kleiner als die späteren Modelle. Die Länge betrug 17 1/2″, der Rücken war flach (einige Ausnahmen mit gewölbtem Boden waren erhältlich), die meisten Exemplare besaßen ein rundes Schallloch (einige waren auch mit „f“-Löchern bestückt). Die Brücke aus Ebenholz war beweglich, kurzer Trapez-Saitenhalter, aufgeklebtes Schlagbrett, Punkt (Dot) Griffbretteinlagen, Firmenlogo mit Pearl-Finish und dunkler Sunburst-Lackierung.

1933 – Spezifikationen

Die zweite Korpusvariante ist im Wesentlichen der Körper von 1932, aber das Schallloch wurde etwas kleiner und rückte näher an den Hals. Die Taille verengte sich etwas und die Gesamtkörperlänge verkürzte sich minimal. Das Schlagbrett war immer noch aufgeklebt.

1934

Der Korpus ändert sich wieder in eine Breite von 14,75″ (die Höhe der Taille wurde noch enger, der Körper wurde etwas länger, einige Exemplare haben noch ein rundes, etwas größeres Schallloch. Die Länge vergrößerte sich auf 19,25″, viele Exemplare wurden mit „f“-Löchern ausgestattet und das Schlagbrett war nun erhöht.

1935

Korpus mit einer Breite von 16″, Decke und Boden gewölbt, „f“-Löcher wurden nun zum Standard.

1936

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Der Trapez-Saitenhalter wurde nun mit einem erhabenen Diamanten ausgestattet.

Gibson L-50 Steg

Bewegliche Brücke und Trapez-Saitenhalter (beide nicht mehr original)

1943

Um in Kriegszeiten wertvolles Metall zu sparen, wurde ein Hohlkreuz im Saitenhalter ausgespart. Das Firmenlogo wurde lackiert oder das Logo als Aufkleber angebracht.

In Jahr 1946 bekam die L-50 dann ein einlagiges Schlagbrett spendiert. Das Griffbrett wurde nun mit einem Binding und trapezförmigen Einlagen aus Perloid ausgestattet.

1949 wurde das Schlagbrett dann gegen eine dreilagige (laminiert) und an den Seiten abgeschrägte Variante getauscht. Die Fertigung der Gibson L-50 wurde im Jahre 1971 schließlich eingestellt.

Unsere L-50 ist demnach also eine „späte“ Variante und wurde in der Farbgebung Sunburst lackiert. Selbstverständlich kommt hier der gute alte Nitrolack zur Verwendung, dessen Einsatz heutzutage aus gesundheitlichen Bedenken deutlichen Einschränkungen unterliegt. Es ist jedoch bekannt, dass viele Gitarrenbauer gelegentlich auch noch Nitrolack verwenden, sei es aus Tradition oder auch nur zu Zwecken der Restauration alter Gitarren. Wie es den Spezifikationen für die späte Phase der L-50 entspricht, finden wir ein goldenes aufgeklebtes Decal auf der Kopfplatte, also keinen eingelegten Schriftzug.

Gibson L-50 – vorgenommene Veränderungen

Die Gitarre ist weitgehend im Originalzustand. Der Saitenhalter wurde von einem Modell der Marke Epiphone aus der Zeit ersetzt. Die Mechaniken wurden, da sie nicht mehr ganz zuverlässig liefen und etwas Spiel hatten, gegen aktuelle Typen ausgetauscht. Damit auch die Optik der neuen Mechaniken zum Erscheinungsbild dieser betagten Gitarre passt, wurden künstlich gealterte Mechaniken (aged) verwendet. Die Originalmechaniken und der originale Sattel sind noch erhalten.

Da die Gitarre beim Erwerb durch den neuen Besitzer in 2018 bereits deutliche Spielspuren aufwies, was bei einem solchen Alter natürlich legitim ist, hat der aktuelle Besitzer selbst eine Neubundierung vorgenommen, da er bereits über eine lange Erfahrung im Gitarrenbau verfügt. Hierbei kommen Dunlop Bünde (6105) zum Einsatz. Die Neubundierung wurde ausgesprochen perfekt vorgenommen, was der Bespielbarkeit und Handling des Instruments enorm gut bekam (ich hatte die Gitarre auch bereits vor der Neubundierung in den Fingern). Folglich musste dann auch der Originalsattel ersetzt werden, da die neuen Bünde natürlich höher als die bereits abgespielten waren.

Gibson L-50 Mechaniken

Künstlich gealterte Austauschmechaniken

Gibson L-50 – der Korpus

Der Korpus unserer L-50 besitzt die Größe von 16″. Für die Decke wurde massive Fichte verwendet. Die Decke wurde parallel beleistet. Für den Boden kommt Ahorn (gesperrt) zum Einsatz. Massive Hölzer sind beim Gitarrenbau (entgegen einiger Vermutungen) nicht immer nur von Vorteil, da eine höhere Festigkeit oft durch das „Sperren“ des Holzes erreicht wird. Hierbei werden mehrere dünnere Lagen des Tonholzes um 90 Grad gedreht aufgeleimt, was die Festigkeit und Belastbarkeit deutlich erhöht. Decke, Zargen und Boden einer akustischen Gitarre haben sehr hohe Zugkräfte auszuhalten, selbst wenn die Gitarre schon viele Jahre existiert. Auch die Zarge aus Mahagoni wurde gesperrt, um eine höhere Festigkeit zu gewährleisten. Das mittlerweile vergilbte Binding wurde erwartungsgemäß aus Zellulose gefertigt.

Hals

Die Mensur der L-50 beträgt 628 mm, wie man das von Gitarren der Marke Gibson gewohnt ist. Der Hals ist aus Mahagoni gefertigt, beim Griffbrett kam Rio-Palisander zum Einsatz. Das Griffbrett wurde mit Trapezeinlagen aus Perloid ausgestattet, wie diese gerne auch bei einer Les Paul zum Einsatz kommen.

Gibson L-50 Bundierung

Neubundierung mit Dunlop 6105 Bünden

Die Neubundierung erfolgte mit 6150 Dunlop Bünden, was die ohnehin bereits gute Bespielbarkeit nochmals deutlich verbesserte. Auch der neue Sattel wurde (aus einem Stegeinlagenrohling aus Knochen) optimal handgefertigt und gefeilt und auch die Stegeinlage gegen eine neue ersetzt. Das verbesserte die Bundreinheit der Gitarre, die vorher nicht optimal war. Die Haptik dieser L-50 ist nur als traumhaft zu bezeichnen.

Bei dieser Gelegenheit kann man ruhig einmal die große Gitarrenbaukunst der Gibson Gitarrenbauer dieser Zeit hervorheben, da auch die Halsform perfekter nicht sein könnte. Der Hals hat zwar eine ordentliche Stärke, wirkt jedoch keinesfalls klobig. Das Halsprofil könnte man als „stabiles D“ bezeichnen. Die Bespielbarkeit ist hervorragend.

Gibson L-50 Kopfplatte

Aufgeklebtes goldenes Decal

Gibson L-50 – Sound

Ein solch betagtes Instrument zu spielen, bringt immer einen gewisse Ehrfurcht mit sich. Man hat dann gelegentlich das Gefühl, dass das Instrument nur die reine Essenz des Tones hervorbringt, da das Holz schon „abgehangen“ ist und der Ton somit das Höchstmaß an Ehrlichkeit bzw. Authentizität hervorbringt.

Aus klanglicher Sicht gibt es erwartungsgemäß auch nur ausgesprochen Positives zu berichten. Wir hören das in Kürze in unseren Klangbeispielen. Die Gitarre ist mit Flatwound-Saiten der Marke Thomastik (Jazz Swing, 0.12-er) bespannt.  Der Sound der Gibson L-50 ist aufgrund der vergleichsweise geringfügig kompakteren Größe relativ mittenbetont und drahtiger als z. B. die ganz großen Modelle. Bässe werden also nicht so stark erzeugt, wie das bei größeren Modellen z. B. einer L-7 etc.) der Fall ist. Klanglich eignet sich die L-50 abgesehen von sehr vielen Einsatzgebieten somit gleichfalls hervorragend für z. B. Gypsy-Jazz). Die Gitarre spricht außergewöhnlich gut bzw. sehr direkt an (was sicherlich mit dem Alter und der Trockenheit des Klangholzes zu tun hat) und überzeugt mit perligem, spritzigem Sound.

Hören wir uns das betagte Schätzchen nun einmal an. Die Gitarre wurde mit einem Rode NTK-Röhrenmikrofon, das etwa am 12. Bund der Gitarre positioniert wurde, in Logic aufgenommen. Als Interface diente mein Apogee Duet. Der EQ wurde weitgehend „flat“ gehalten, eine Kompression kam nicht zum Einsatz, das Signal ist somit kaum manipuliert. Lediglich etwas Reverb wurde verwendet, um etwas mehr Klangfülle zu erreichen.

Wir hören zunächst ein paar „gestrummte Chords“:

Da die L-50 sich natürlich auch hervorragend für den Jazz eignet, hören wir nun einige jazzige Linien. Natürlich fördern die geschliffenen Saiten einen jazzigen Sound.

Schließlich hören wir noch eine Picking-Passage:

Diese Gitarre macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, da sie klanglich und vom Handling ein Traum ist.

Stay tuned!

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Fazit

Wer die Chance hat, eine Gibson L-50 einmal anzutesten, sollte die Gelegenheit unbedingt wahrnehmen. Diese Gitarre ist universell einsetzbar, klingt ausgesprochen ansprechend und besitzt (wenn man ein wenig Glück hat) eine wunderbare Bespielbarkeit. Wenn man eine L-50 erwerben und auch spielen möchte, muss man damit rechnen, Reparaturen oder auch Optimierungen (Bundierung, Austausch von Komponenten etc.) vorzunehmen, also abgesehen vom Kaufpreis noch weitere Investitionen einzukalkulieren.

Plus

  • Sound
  • Zustand
  • Bespielbarkeit

Preis

  • gebraucht je nach Zustand ab 1.800,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Crossbow

    „Das mittlerweile vergilbte Binding wurde erwartungsgemäß aus Zellulose gefertigt.“
    Es wird wohl Zelluloid oder vielleicht auch Acetylzellulose (Zelluloseacetat) gewesen sein, beides thermoplastische Kunststoffe.

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