Nach einer kurzen Umbauphase und einem sehr charaktervollen Craft-Bier ging die Abendunterhaltung mit dem Schweizer Künstler Purp weiter. Für etwa dreißig Minuten befeuerte er die quadrofonische Klanganlage mit technoiden Beats und Basslines. Etwas härter und direkter als sein Vorgänger, der mehr die sanfteren elektronischen Sounds auswählte. Sein Setup bestand aus zwei gut ausgestatteten Modular-Cases sowie aus einem Behringer Model D und Neutron.
Gegen 23 Uhr war es dann soweit! Die Live-Kameras wurden neu ausgerichtet und große, blinkende modulare Türme wurden in Richtung Publikum aufgebaut. Der Main-Act Ströme betrat die Spielstätte, die kurz davor den ersten Teil des sechsstündigen Modular-Workshop beendet hatten. Wer Ströme kennt und bereits auf der Superbooth (2017/2018) oder auf einem anderen Event live gesehen hat, weiß genau, was die beiden Jungs auch in Zürich abgeliefert haben. Ströme zählen zu den besten Modular-Künstlern, die es zurzeit gibt. Das Ströme Live-Set dauerte etwa eine Stunde und hat das Publikum in seinen Bann gezogen.
Das was die beiden Herren aus Bayern so perfekt machen: Die Songs variieren im Klang bei jeder Performance, die Sound-Elemente (Drums, Melodie …) sitzen genau im Mix, wo sie sein sollen und nur wenige beherrschen ihr Live Setup so perfekt wie die Ströme. Man kann sie als Modular-Flüsterer beschreiben, die mit den Maschinen eins werden. Am Zürich Modular-Fest haben die Ströme ihre Vibes und Sounds auf das staunende Publikum übertragen und diese zum Tanzen gebracht.
Die Modular-Türme beider Künstler waren vollgepackt mit feinster analoger und digitaler Modultechnik: Cwejman, Doepfer, Endorphines, Hexinverter, Mutable Instruments usw. Für Sequenzen benutzen beide jeweils einen Sequentix Cirklon, so wie viele Musiker auf diesem Event.
Tag 3: Kabelsalat an einem Sonntagnachmittag
Frisch erholt von den Konzerten vom Vorabend begann am Sonntag der dritte und letzte Tag des Zürich Modular Festes. Bereits um 13 Uhr begrüßten die Ströme ihre Teilnehmer und starteten voller Elan in den zweiten Teil ihres langen Workshops. An diesem Tag ging es vor allem um das Song-Arrangement, Effekte, Improvisationen wie auch Mixing und Mastering im Rack.
Zur selben Zeit öffneten auch die Tore für den zweiten Teil der Synthesizer-Messe. Es begann ruhig, aber es füllte sich im Laufe des Tages relativ schnell. Eines war auch am Sonntag zu beobachten: Nicht nur Synthesizer-Nerds besuchten die Messe, sondern auch Neulinge, die noch nie mit einem modularen Instrument vorher experimentiert hatten. Damit ging der Sinn und Zweck des Events voll auf: Menschen modulare Synthesizer näher zu bringen und sie beim Lernvorgang mit Workshops und Konzerten lehrreich und unterhaltsam zu begleiten.
Der Unterhaltungsteil des Events wurde durch den Ausfall des Ableton Workshops leider etwas gestört, der von Stefan Knauthe und Thomas Kirchner von Schneidersladen geleitet werden sollte. Unglücklicherweise wurde der Flug beider Herren am Sonntagmorgen gestrichen und ein Alternativflug war leider nicht möglich. Jedoch haben die Organisatoren dies mit Bravour gemeistert und kurzerhand einen Modular-Artist aus dem Hut gezaubert, der über den ganzen Nachmittag den Raum beschallte.
Maluns war der Retter des Nachmittagsprogramms und spielte eine sehr stimmige Performance. Sie war sehr melodisch und ging stark in Richtung Ambient, ohne dabei langsam zu sein. Die Lead-Sounds waren mit viel Reverb versehen und prägten die Songs stark. Er benutzte ein 4-Reihen Eurorack-Case, voll mit diversen Modulen (Erica Synths Drum Sequencer …), die von Bitwig an einem Macbook begleitet wurden. Der Ableton Workshop fiel aus und wurde durch einen Künstler mit Bitwig ersetzt. Ob das nun Zufall oder Rache war, kann jeder jetzt hinein interpretieren.
Nichtsdestotrotz hatte Maluns eine sehr schöne Performance abgeliefert, die mir sehr gut gefallen hat. Während die Besucher vor der Bühne mit atmosphärischen Sounds unterhalten wurden, ging es im Messe-Bereich ruhiger zu. Mit Kopfhörer bewaffnet wurden fleißig Kabel gesteckt und neue Sounds ausprobiert.
Um 16 Uhr betrat der letzte Modular-Act die Bühne des Zürich Modular Festes. N.D.S (Northern Dark Spot) & L.D.R aus der Schweiz entschieden sich kurzerhand, mit Maluns gemeinsame Sache zu machen und spielten ein Live-Set zusammen. Das Resultat war etwas experimenteller und hatte viele Einflüsse des Technos.
wäre toll, wenn ihr künftig solche events vorher ankündigt. da wäre ich auch gerne dabei gewesen. setzt doch einen event kalender auf – wär das nichts? auf jeden fall ein schöner bericht geworden.
@fritz808 Hey fritz808. Schöne Idee für den Kalender, vor allem für Events im deutschen Raum. Freut mich, dass der Bericht gefallen hat ;)
Danke für den schönen Bericht…klasse Idee mit dem Eventkalender.
Hätte ich das früher gewusst wäre ich sehr wahrscheinlich auch in Zürich aufgeschlagen ;-).
In dem Fall hoffentlich nächstes Jahr :-).