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Zum Tod von Ennio Morricone, ein Nachruf

„Wichtig ist, dass sich ein Komponist immer treu bleibt.“

6. Juli 2020

c by Georges Biard über Wikipedia

Ennio Morricone wurde am 28. November 1928 in Trastevere, einem Bezirk von Rom, geboren.

Hier ein Auszug aus dem Wikipedia-Beitrag zu Enno Morricone:

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„Morricone studierte am Konservatorium von Santa Cecilia (Accademia Nazionale di Santa Cecilia) Trompete und Chormusik und erhielt 1946 sein Konzertdiplom als Trompeter. Ein Jahr später folgte ein erstes Engagement als Theaterkomponist. 1953 begann er mit der Gestaltung des Abendprogramms eines italienischen Rundfunksenders. Für seine Ausbildung als Komponist am Konservatorium, die er 1954 mit einem Diplom abschloss, zeichnete Goffredo Petrassi verantwortlich. 1956 heiratete Morricone die Italienerin Maria Travia. Er etablierte sich ab Mitte der 1950er-Jahre mit Kammermusik- und Orchesterwerken in der musikalischen Avantgarde seines Landes. 1958 besuchte Morricone die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt. Im selben Jahr unterschrieb Morricone einen Arbeitsvertrag als Musikassistent bei der staatlichen Rundfunkanstalt Radiotelevisione Italiana, wo er als Arrangeur tätig war. Auch für zahlreiche Schallplattenaufnahmen im Genre Pop schrieb er Arrangements und leitete Band und Orchester.“

1961 komponierte er seine erste Filmmusik für Luciano Salces Film „Il Federale“. Danach spielte er Trompete in dem von Franco Evangelisti 1964 gegründeten Improvisationsensemble „Gruppo di Improvvisazione Nuova Consonanza“, das zu dem Bereich der Neuen Musik gehörte und bis 1975 existierte.

1964 war das Jahr, das für Ennio Morricone die entscheidende Wende in seiner Karriere brachte. In diesem Jahr begann er seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Sergio Leone, mit dem er in dieselbe Schulklasse gegangen war und mit Bernardo Bertolucci. In dieser Zeit schrieb er unter anderem die Musik für Leones Italo-Western „Für eine Handvoll Dollar“, „Zwei glorreiche Halunken“ und natürlich „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Ein Soundtrack Klassiker „Once Upon A Time in the West“

Alles Meilensteine der Filmmusik. Morricones Kompositionen unterschieden sich stark von den traditionellen symphonischen Western-Soundtracks aus Hollywood und wirkten trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Fehlens jeglichen elektronischen Instrumentariums durch ihre ungewöhnlichen Soundelemente (Maultrommeln, Pfiffe, Schreie, Kojotengeheul, Eulenrufe, Glocken, Spieluhren, Peitschenknallen, Schläge auf Amboss etc.) stilbildend und innovativ. An Sampling war zu dieser Zeit überhaupt noch nicht zu denken. Klänge wurden schlichtweg „gespielt“ und waren Bestandteil der Kompositionen. Mit einigen seiner Kompositionen konnte der Komponist sogar Hitparadenerfolge verbuchen. Im Genre des Italo-Westerns orientierten sich zahlreiche Komponisten an dem von Morricone entwickelten Stil.

Sein Talent und Einfühlungsvermögen war so groß, dass dem Publikum manchmal die Melodien mehr in Erinnerung blieben als die Handlung des Films oder dass beide so genial miteinander verwoben waren, sich so unglaublich geschickt ergänzten, dass die Musik ein ganz wesentlicher Bestandteil der Story wurde. Man denke an das preisgekrönte Drama „The Mission“ aus dem Jahr 1986. Erst durch die wunderschönen Oboen-Klänge, die Pater Gabriel alias Jeremy Irons mitten im brasilianischen Dschungel dem Instrument entlockt, gelingt es ihm, Kontakt zur Volksgruppe der Guaranì aufzunehmen. Morricone brachte die zauberhafte Komposition seine zweite Oscar-Nominierung ein.

Der Abschluss der Amerika-Trilogie, Once Upon A Time in America

Zusammen mit anderen Komponisten gründete Morricone 1984 in Rom das I.R.Te.M, eine Forschungsanstalt für musikalisches Theater.

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Morricone schuf auch Gesangsstücke für Chöre. Neben Film- und Bühnenmusik schrieb er auch weiterhin Kammermusik für Solisten (Gitarre, Klavier, Violine, Cello) und diverse Formationen (Trio, Quintett, Sextett, Piano und Instrumente, Gesang und Instrumente, Chöre etc.) sowie Kantaten und Messen. Allerdings waren Soundtracks für Spielfilme weltbekannter Regisseure zu schreiben seine wahre Passion. Von Brian De Palma („The Untouchables“) über Roman Polanski („Frantic“) und Barry Levinson („Bugsy“) bis hin zu Giuseppe Tornatore („Cinema Paradiso“ und „Die Legende des Ozeanpianisten“) hat er mit den ganz Großen des internationalen Films zusammengearbeitet.

In mehr als vierzig Jahren künstlerischen Schaffens schrieb Morricone über 500 Filmmusiken und arbeitete dabei mit namhaften italienischen und internationalen Regisseuren zusammen. Er dirigierte eine große Anzahl von Orchestern, wobei er für zahlreiche Konzerte sowie Filmmusikaufnahmen mit dem Roma Sinfonietta Orchestra zusammenarbeitete. Mit diesem Ensemble gab Morricone am 2. Februar 2007 auch ein Ehrenkonzert zum Amtsantritt des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon.

im Alter von 87 Jahren erhielt Morricone dann 2016 endlich seine zweite, begehrte Oscar-Statue, für seinen Soundtrack zu Quentin Tarantinos Western „The Hateful 8“, dessen verschneite Landschaften er stimmungsvoll in Szene setzte. Alle anderen Auszeichnungen, wie Golden Globes, BAFTAS bis hin zum Grammy, hatte er bereits genauso erhalten, wie den Oscar für sein Lebenswerk, den er 2007 verliehen bekam. Beide Statuen widmete er seiner Frau Maria Travia, mit der er seit 1956 verheiratet war und mit der er vier Kinder hatte. «Das ist ein Akt der Gerechtigkeit. Während ich komponierte, hat sie sich für die Familie und für unsere Kinder aufgeopfert», erklärte er. «50 Jahre lang haben wir uns nur wenig gesehen: Entweder war ich bei meinem Orchester oder in meinem Studio, um zu komponieren.»

2018 durfte ich Ennio Morricone in Berlin mit einem hundert Mann starken Orchester nebst Chor live erleben. Mit voller Absicht spielte er damals nicht seine „Hits“, was doch einige enttäuschte und weswegen er ein Jahr später noch einmal nach Berlin zurückkehrte. Er aber wollte sich nicht nur auf seine musikalischen Beiträge zu Spagetti-Western reduziert wissen. Und gerade wegen dieses „Mangels“ konnte man tiefer in Morricones zahlreiche anderen Kompositionen blicken. Was neben der Magie dieses Moments haften geblieben ist war, dass hier einer stand, der das große Talent hatte, wunderschöne Themen und Melodien in phantastische Arrangements zu hüllen. Da war nicht nur Bombast dabei. Morricone war auch ein Meister der leisen Töne.

Am Morgen des 06. Juli 2020 ist Ennio Morricone im Alter von 91 Jahren in seiner Heimatstadt Rom im Kreis seiner Familie gestorben. Die Musikwelt ist nun um einen der ganz großen Komponisten ärmer.

Bernd Kistenmacher

*Bildnachweis Ennio Morricone, Georges Biard

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Forum
  1. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Ein wahnsinns Komponist mit ergreifenden Melodien! Einer der wenigen Songs die tatsächlich im öffentlichen Radio gespielt werden ist: „My name is nobody“ vom gleichnahmigen Film. R.I.P. En. Mo. Seine Melodien werden noch lange nicht verstummen…

    • Profilbild
      TimeActor AHU

      @Filterpad Lieblingsmelodie war neben dem Klassiker „Spiel mir…“ die Musik von „Der Profi“ mit Jean Paul Belmondo „Chi Mai“ weiß nicht ob Ichs richtig geschrieben habe.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hi!
    Wenn ich nach einem Lieblingsfilm gefragt werde, dann ist Cinema Paradiso ein sehr guter Kandidat für diesen Titel. Eine Liebeserklärung an das Kino, kongenial mit Musik ausgestattet von eben Morricone. Das ist sehr schade, dass er nicht mehr da ist.

    gruß
    Tom

  3. Profilbild
    nativeVS AHU

    Cinema Paradiso ist meines erachtens sein melodisch bestes werk; so schoene melodien die einfach nicht aufhoeren. Hoffentlich geht diese art der komposition nicht mit ihm verloren. Er hat definitiv den titel Maestro verdient.

    • Profilbild
      Stenberg

      @nativeVS Ist gut, aber es gibt bessere Scores. Ganz weit vorne ist Bertoluccis Novecento. Allein in Romanzo steckt mehr Emotion als im Gesamtwerk manch anderer Filmkomponisten. The Mission ist sicher einer seiner besten Scores. Das ist schon überirdisch. La Califfa auch ganz weit vorne oder La Venexiana. Die meisten kennen nicht viel von Morricone. Ich habe über 130 Filmmusiken von ihm, das könnte man leicht in Richtung 400 bringen, was natürlich abhängig von der Verfügbarkeit ist. Bis jetzt wurden regelmäßig Scores neu aufgelegt und veröffentlich, auch viele alte Sachen. Oft war der Maestro involviert, wie sich das in Zukunft auswirkt, wird man sehen.

      Die Erfahrung, die ich meistens mit Blindkäufen, kannte den Film nicht und es gab damals keine Hörproben, gemacht habe, es sind immer wieder, auch in den unbekanntesten Filmen, Perlen versteckt, die aus dem Rest raus stechen.

    • Profilbild
      Stenberg

      @nativeVS Cinema Paradiso ist gut, aber es gibt bessere Scores. Ganz weit vorne ist Bertoluccis Novecento. Allein in Romanzo steckt mehr Emotion als im Gesamtwerk manch anderer Filmkomponisten. The Mission ist sicher einer seiner besten Scores. Das ist schon überirdisch. La Califfa auch ganz weit vorne oder La Venexiana. Die meisten kennen nicht viel von Morricone. Ich habe über 130 Filmmusiken von ihm, das könnte man leicht in Richtung 400 bringen, was natürlich abhängig von der Verfügbarkeit ist. Bis jetzt wurden regelmäßig Scores neu aufgelegt und veröffentlich, auch viele alte Sachen. Oft war der Maestro involviert, wie sich das in Zukunft auswirkt, wird man sehen.

      Die Erfahrung, die ich meistens mit Blindkäufen, kannte den Film nicht und es gab damals keine Hörproben, gemacht habe, es sind immer wieder, auch in den unbekanntesten Filmen, Perlen versteckt, die aus dem Rest raus stechen.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Einer der versiertesten Filmkomponisten. Großer Europäer, der auch die Popkultur beeinflusste.

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das stimmt mich dann doch traurig. Was für ein Verlust.
    Danke für den schönen Nachruf.

  6. Profilbild
    ukm

    Diese Musik bleibt im Kopf – daran erkennt man Meisterwerke.
    Einer der ganz Großen.

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ennio war eine meiner Inspirationsquellen und Komponist zeitloser Filmmusik, die der Liebe zur Sache verschrieben war, nicht schnöder Effekthascherei.

    Pace all’anima sua.

  8. Profilbild
    dAS hEIKO AHU

    Eigenwillig UND erfolgreich zu sein ist im Musikbusiness allgemein und im Filmgeschäft speziell nicht einfach. Ennio Morricone hat dies geschaft. Und genoß größte Anerkennung in über 60 Jahren Schaffenszeit. Filme weltweit hat er mit seinen Melodien beseelt. Dabei geht sein Vermächtnis weit über die grenzen des Spaghettiwestern, den seine Musik nachhaltig geprägt hatte, hinaus.

    Aus Musikersicht fand ich es immer beeindruckend und von höchstem Respekt, dass JEDES! Livekonzert der Metalband Metallica seit Anbeginn mit „Extacy of Gold“ aus dem Film „the good, the bad and the ugly“ beginnt.

    Nun soll es ihn begleiten auf dem Weg zu einem himmlischen Orchester. R.I.P.

    https://youtu.be/uQvLsifMZIE

  9. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Ennio Morricone, ein Komponist der oft überraschende Einfälle wie die Maultrommel in »Für ein paar Dollar mehr« oder die Mundharmonika in »Spiel mehr das Lied vom Tod« als tragendes Instrument eingesetzt hat. Unvergessen auch das »Love theme for Nara« aus Cinema Paradiso und die Folklore Nummer »Vamos a mater Companeros«.
    Sein gesamtes Schaffen ist hörenswert und klingt selbst nach Jahren nie alt.
    So wird seine Musik weiter leben. R.I.P.

  10. Profilbild
    SoundForger2000

    Einer der allergrößten Filmmusikkomponisten, zweifelsohne.
    Er hat zwar auch einige Auftragsarbeiten abgeliefert, die wohl eher nur für’s Geld geschaffen wurden, was seiner Bedeutung im Musikuniversum aber keinen Abbruch tut.
    Für mich einer seiner genialsten, wenn nicht DER genialste Soundtrack, der seltsamerweise fast nie genannt wird wenn es um Morricone’s Arbeiten geht : Todesmelodie/Giù la testa/Duck You Sucker mit James Coburn und Rod Steiger. Seltenst habe ich derartig grandiose Filmmusik gehört die den filmischen Bildern eine Emotionalität sondersgleichen verliehen hat !!!
    Unvergesslich auch die geniale musikalische Untermalung der Verhörszene im Lager der Südstaaten in „The Good, the Bad and the Ugly“.

  11. Profilbild
    TobyB RED

    Sehr treffend geschrieben Bernd! Danke! Er war nicht nur der Meister der großen Töne, seine Magie entfaltete er of sparsam, 3 Töne haben ihm gereicht. Vielen Dank!

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