Eine besondere Würdigung eines besonderen Künstlers
Wenn ein so herausragender Künstler, Arrangeur, Komponist und Produzent wie Quincy Jones verstirbt, dessen Lebenswerk Musiker auf der ganzen Welt stark beeinflusst hat, ist es mit einem einfachen Nachruf nicht getan. Wie würdigt man das Werk eines solchen Ausnahmetalents wie Quincy Jones hinreichend? Wir haben uns unter den AMAZONA.de Autoren und Redakteuren umgehört. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Postfach geflutet mit tollen Gedanken und Ideen, die ihr hier nachlesen könnt. AMAZONA verneigt sich vor Quincy Jones.
Erinnerungen der AMAZONA Redaktion an Quincy Jones
Jörg Kirsch
„Quincy Jones wird mir vor allem als großartiger Produzent im Kopf bleiben. Neben den Meilensteinen, die er musikalisch gesetzt hat, hat mich seine für damalige Verhältnisse revolutionär gute Aufnahmetechnik fasziniert, die wegweisend war und immer noch ist. Audiophile Kleinode von George Benson, Michael Jackson oder „Back on the Block“ sind immer noch Referenzen, an die man heute, trotz weit fortgeschrittener Technik, erst mal drankommen muss.“
Marcus Grube
„Quincy Jones war das Master Mind hinter dem „King of Pop“ und stand gleichzeitig hinter so vielen anderen. Wie macht man das? Wie produziert man nur Musik auf diese unverwechselbare Art und Weise? Wie fällt einem nur so ein Arrangement ein, in dem kein Ton zu viel und keiner zu wenig ist? Die Frage aller Fragen begleitet mich seit meinen ersten eigenen musikalischen Gehversuchen …
Quincy Jones trat mittelbar über Michael Jackson und Thriller 1982 in meinen damals noch relativ kleinen musikalischen Kosmos. Ich war kein Fan dieser Musik und doch übte sie eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Und je weiter mein eigener Kosmos wurde, desto wichtiger wurden Quincy Jones und seine Musik. „Bad“ und „We are the world“ sind für mich das Lebensgefühl der 80er – musikalisch gefasst. Punkt.
Was würde ich dafür geben, in einer Anekdote mit Quincy Jones vorzukommen. Er ist ein leuchtender Stern in einer fernen Galaxis, ich bin hier nur ein kleines Licht…“
Jan Steiger
„Meine erste Assoziation mit Quincy Jones ist natürlich Michael Jacksons Thriller Album. Da bin ich wahrscheinlich nicht allein, denn dieses Album hat Geschichte geschrieben und nicht nur MJ zum Erfolg verholfen, sondern auch QJ einen satten Push verpasst. Thriller ist quasi ein Toto-Album, denn Jeff und Steve Porcaro, David Paich und Steve Lukather sind de facto die Band hinter MJ. Für mich als Fan von Toto und der der LA-Studio-Authority der 80er Jahre war das ein Augenöffner.
Das Gitarrensolo in „Beat It“ mag ich nach wie vor nicht und handele mir deshalb immer wieder langatmige Diskussionen ein. Aber Quincy Jones, der bei allem die Fäden in der Hand hatte, hat das Album zu einem der beliebtesten Alben aller Zeiten gemacht. Danke dafür, Mr. Jones. Thank you for the music!“
Michael Mäurer
„Mich hat das heute ziemlich getroffen … Quincy war ja DIE lebende Legende. Wen er kannte und mit wem er alles gearbeitet hat ist einfach unfassbar … seine Erlebnisse reichen eigentlich noch für drei weitere Leben. Aber die Anekdote, die ich immer wieder „mindblowing“ finde, ist folgende:
Bruce Swedien hat mal erzählt, dass Quincy und er am nächsten Tag Orchesteraufnahmen hatten und es am Abend zuvor noch keine Noten für die Musiker gab. Quincy hat dann die ganze Nacht im Hotel über Notenblättern gebrütet. Diese wurden dann am nächsten Morgen bei der Ankunft im Studio zum Kopieren gegeben und an die Musiker verteilt. Und als die Aufnahmen dann losgingen, gab es keinen einzigen Fehler in der kompletten Orchestrierung, keine einzige falsche Note.“
Heiner Kruse
„Durch Quincy Jones wurde mir klar, wie wichtig ein guter Produzent für einen Künstler ist und dass Künstler, je nach Produzent, ganz anders klingen können. Und wie der Sound sich weiterentwickeln kann, auch durch technische Neuerungen (wenn man „Off the Wall“, „Thriller“ und „Bad“ vergleicht), ohne den musikalischen Charakter einzubüßen.
Bekannt ist er mir vor allem durch die Michael Jackson Alben. Quincy Jones löst bei mir unglaublichen Respekt davor aus, dass jemand sowohl so viel Ahnung von Musik als auch von Engineering hatte und beides zusammenbringen konnte. Eine Anekdote zu Quincy Jones: In einem Interview bei drumandbass.de habe ich zum Thema „Mixing in the box“ mal scherzhaft gesagt, wenn Du einen Hardware-Mixer finden willst, der die Möglichkeiten eines Software-Mixers hat, kannst Du höchstens im Studio von Quincy Jones einen finden.“
Christian Uhlig aka Costello
„Michael Jackson tönt aus meinen Boxen im Wechsel mit dem unverwüstlichen „Soul Bossa Nova“ von 1962, den die Dream Warriors für „My definition of a bombastic jazz style“ gesampelt haben. Thriller wie der Bossa Nova zeigen die beiden großen Qualitäten des Meisters, die mich immer am meisten an ihm fasziniert und auch musikalisch inspiriert haben:
Er besaß ein besonderes Händchen für Arrangements. Und er schaffte es mühelos, verschiedenste Stile zu etwas Neuem zu vereinen. Und ganz persönlich bewundere ich, wie er unbeirrbar die Emanzipation der Schwarzen in der Musik- und Filmindustrie — und weit darüber hinaus – vorangetrieben hat. Ich stelle mir vor, wie er jetzt im Himmel mit seinem alten Kumpel Ray Charles Jazz spielt. Auf Erden wird sein Stern weiter leuchten.“
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Markus Schroeder
„Alles was ich zu Quincy Jones sagen will, ist: Er war wahrscheinlich der größte Musikproduzent, der jemals gelebt hat und mich und andere Menschen mit seiner mannigfaltigen Arbeit in einer Weise beeinflusste und bereicherte, die wir uns nicht einmal vorstellen können.“
Sonja (Team DelayDude)
„Fly me to the moon … Oh, Mr. Quincy Jones! Wie wundervoll hat Frank Sinatra mit “It Might as Well Be Swing” mein Herz erwärmt. Und dann der Soul Bossa Nova in Austin Powers Goldständer! Hätte man einen besseren Soundtrack wählen können? Niemals! Quincy Jones wird für mich immer ein Held bleiben!“
Jörg Hoffmann
„Yeah I’m back on the block and the air tastes sweeter – das war 1989, als Quincy Jones der Musikindustrie klar gemacht hat: I am the man. „Back on the Block“ (1998) ist ein Album voller Rhythm, voller Blues, Jazz, Gospel und Hip Hop.
Wer in den 80ern einen Namen hatte – oder zu einem Namen kommen wollte – war dabei. Der Meister traf die Wahl und heraus kam ein Album, so facettenreich wie the Man himself. Lukather, Benson, Underwood, Zawinul … das hat in mir etwas verändert, noch mehr als „We are The World“ (1985), bei dem Quincy als Produzent und Dirigent mitwirkte. Die schwarze Musik der 80er hätte ohne Quincy Jones nicht die Durchschlagkraft und die Message, die auch heute noch nachhallt – ganz besonders in mir. Thanks Quincy R.I.P.“
der Jim
„Ich entdeckte die Musik von Quincy Jones in den guten, alten Crate-Digging-Zeiten, als ich auf Flohmärkten unzählige Plattenkisten nach neuem Sample-Material durchstöberte (und keinen Gedanken an Copyright-Fragen verschwendete). Natürlich kannte ich seine Top-Produktionen wie „Thriller“ und „We are the World“, aber viel spannender waren die Platten aus den 60ern und 70ern.
Da grub man etwa den Soundtrack zum Film „Dollars“ aus. Während sich andere DJs auf den Titelsong mit dem funky Intro-Riff stürzten, lief bei mir der Saphir unter „Candy Man“ heiß. Und dann gab es diese obskuren „Best off“-Platten, auf denen sich vereinzelte Perlen fanden, wie etwa „Body Heat“, quasi eine Blaupause für G-Funk. Und natürlich die Synth-Sirene aus „Ironside“.
Selbst ein Pop-Song wie „Ai No Corrida“ hatte einen Mix-tauglichen Break. Darüber begann ich, die Musik von Quincy Jones auch wirklich zu hören. Vor allem die Arrangements öffneten mir die Augen. Wenn er Songs coverte, stellte er die ursprüngliche Idee nicht auf den Kopf, sondern holte mit den richtigen Stellschrauben das gewisse Extra heraus. Seine Version von „Killer Joe“ läuft gerade, während ich diese Zeilen schreibe. Farewell, Quincy!
Markus Galla
„Mit meinen mittlerweile 51 Jahren wurde mir die Musik, die durch die Arbeit von Quincy Jones geprägt wurde, natürlich so richtig in den 1980er-Jahren bewusst.
Es war die Zeit der Superstars wie Bruce Springsteen & The E Street Band, die gerade nach dem Erfolg des „The River“ Albums und der nachfolgenden Tour mit „Born in the USA“ die Charts stürmten und die Arenen der Welt mit Menschen füllten. Es war die Zeit von Michael Jackson, der eine Hysterie losgetreten hat, die man zuvor nur von den Beatles kannte. Es war die Zeit von Cindy Lauper, Stevie Wonder, Bob Dylan, Lionel Richie, Billy Joel, Tina Turner, Ray Charles und vielen weiteren Künstlern, die täglich im Radio rauf und runter gespielt wurden.
Es war eine Zeit, in der Superstars der Popmusik auf die Menschen mehr Einfluss hatten als die Politiker jener Zeit. Harry Belafonte hatte die Idee, diesen Einfluss zu nutzen und Geld für Äthiopien zu sammeln, um die dort vorherrschende Hungersnot zu beenden. Ich erinnere mich noch an die Bilder, die täglich im Fernsehen gezeigt wurden: bis auf die Knochen abgemagerte Erwachsene und Kinder, mehr Skelett als Mensch – und die Welt schaute zu: live und in Farbe vor dem Fernseher.
Die Geschichte von „We are the World“ ist allgemein bekannt und muss hier nicht wiederholt werden. Untrennbar verbunden mit diesem Lied, das Weltgeschichte schrieb, ist der Name Quincy Jones. Wer sollte so viele Superstars mit so vielen Egos unter einen Hut bringen? Dazu benötigte man einen Superstar-Produzenten – und genau das war Quincy Jones.
Seine Arbeit mit Legenden und zu dem zu dieser Zeit wohl größten Superstar der Popmusik, Michael Jackson, hat ihn selbst zu einem Superstar werden lassen, der genügend respektiert wurde, um so ein Projekt zu stemmen. Wer diskutiert mit jemandem, der mit Count Basie, Duke Ellington, Ray Charles und Donna Summer zusammengearbeitet hat? Der selbst ein respektierter Jazz-Trompeter, Komponist, Arrangeur und Produzent ist? Richtig, niemand! Und so sah ich Quincy Jones zum ersten Mal im Musikvideo zu „We are the World“ am Dirigentenpult vor einer bunten Schar von Superstars.
Bis zu meiner nächsten Begegnung mit Quincy Jones sollte es allerdings fast 35 Jahre dauern. Als Keyboarder einer Michael Jackson Tribute Show musste ich mich intensiv mit den Produktionen und Sounds von Quincy Jones auf „Off the Wall“ und „Thriller“ sowie „Bad“ auseinandersetzen:
Beim Analysieren der Arrangements und dem Schreiben der Lead Sheets wurde mir so richtig bewusst, wie extrem gut die Songs auf diesen Alben produziert waren – und wie gegensätzlich die Alben waren. Während „Off the Wall“ noch viele Elemente des 1970er-Jahre Discos beinhaltete, vor allem die typischen und unnachahmlichen Streicher-Passagen, funky Pianos und Lead-Synths, waren es bei Thriller und Bad knallharte quantisierte Synth-Bässe, Synth-Stabs und Samples: Songs wie Thriller, Wanna be startin’ something, Bad, Smooth Criminal sind für einen Keyboarder eine echte Herausforderung, vor allem wenn sie ohne technische Unterstützung wie Sequencer oder Backing-Tracks live gespielt werden müssen.
Das Kunststück, einem R’n’B-Künstler einen komplett neuen Sound zu verpassen, der den Pop-Stil der 1980er-Jahre mit seinen R’n’B-Wurzeln vereint, ist Quincy Jones mit diesen drei Alben definitiv gelungen und hat Michael Jackson erst zum Superstar gemacht.
Quincy Jones auf diese zwei großen Meilensteine zu reduzieren, wäre sicherlich nicht richtig. Seine restlichen Erfolge zählen nicht zu dem, was mich als Musiker geprägt hat, dafür aber unzählige andere weltweit. Sie fassen gut zusammen, was Quincy Jones ausgemacht hat: Das Überschreiten von musikalischen beziehungsweise auch das Ignorieren von gesellschaftlichen Grenzen.“
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Toni Hinterholzinger
„Michael Jacksons Thriller und Quincy Jones Q’s Jook Joint prägten meine Idealvorstellung von nahezu Klangwelten. Mystische Klangwelten, die mich einsaugen, die ich nicht durchschaue und dabei dieses Gefühl des Unverständnisses zutiefst genieße. Das Mystische, das nie vollständig entmystifiziert werden kann, birgt eine ungeheuere Faszination.
Mit der Musik von Michael Jackson wuchs ich auf, Q’s Jook Joint lernte ich direkt von Bruce Swedien kennen – ich hatte die große Ehre, ihn noch persönlich kennenlernen zu dürfen. Diese Geschichten wirklich aus erster Hand zu hören, private Studiofotos und Einzelspuren meiner Lieblingssongs auf einer großen Westlake-Abhöre (der gleichen, mit der Quincy, Bruce und Michael immer gearbeitet haben) hören zu dürfen, war unglaublich inspirierend für meinen gesamten musikalischen Werdegang.
Quincy war eine schillernde Figur, ein Vorbild, wie man ein intensives Leben führen kann. Ein Vorbild, wie man in allem (selbst in seinen Krankheiten) Chancen begreifen kann, wie man sich durch Kunst und Musik ankern und retten lassen kann, wie wichtig großartige Freunde sind und wie wichtig es ist, einen Fußabdruck auf diesem Planeten zu hinterlassen.
Eine der nettesten Anekdoten über Quincy (wenngleich ich die Quelle nicht mehr mit Sicherheit benennen kann – entweder war es Tom Bähler, Al Schmitt oder Bruce Swedien, die diese Geschichte erzählt haben): Quincy hatte ja leider mit 14 Jahren einen schweren Autounfall, bei dem alle außer ihm ums Leben kamen. Infolgedessen hatte er auch später nie den Führerschein gemacht. Aber er hatte es einmal versucht. Sein damaliger Fahrleher bot ihm jedoch sein Geld zurück, wenn er ihm versprach, ein Leben lang nicht ans Steuer zu gehen.
ABER: Quincy war ein Fan teurer und seltener Automobile. Also fing er am Höhepunkt seiner Karriere an, Autos als Sammelobjekt zu kaufen. Eines Tages wurde ein teurer Sportwagen für ihn auf dem VIP-Parkplatz von Capitol Records angeliefert. Er lief hinzu und brachte zahlreiche berühmte Musiker und Producer mit, um der Anlieferung begeistert beizuwohnen. Dann lud er alle ein, einzusteigen, setzte sich selbst auf den Fahrersitz und bat alle, sich gut anzuschnallen.
Um ihr Leben bangend, ließen sich seine Freunde darauf ein. Er startete den Motor, ließ ihn einmal laut aufheulen und stieg wieder aus. Gefragt, ob er denn nicht zumindest auf dem Parkplatz eine kleine Proberunde drehen wollte, antwortete er: Nein, ganz sicher nicht – sein eigenes Leben und das seiner Freunde sei ihm viel zu wichtig, er wollte das Auto und seine Energie nur mal hören und diese Erfahrung teilen.“
Torsten Bäumer
„Meine erste unbewusste musikalische Begegnung mit Quincy Jones war sicher das Thriller Album, welches Michael Jacksons „Off The Wall“ von der Disco ins Weltall schoss. So es ging, habe ich bei „We are the World“ schon das Genie gesehen. Wenn das mit 14 Jahren geht. Allerdings dauerte es noch bis 2024 und die Betrachtung zweier besonders sehenswerter Dokumentationen über sein Werk und über die Entstehung von „We are the World“, bis ich das Genie begriff. Tiefer Respekt.
Der Dude hat die kosmische Adresse gewechselt. Quincy Jones auf MJ und USA for Africa zu reduzieren, wird dem Dude nicht gerecht. Kaum ein anderer hatte seit 1951 in der Musik wie er Spuren hinterlassen. Ob als Trompeter, Komponist, Produzent und Arrangeur. Seine Spuren reichen von Jazz bis Hip Hop.
Sein Markenzeichen waren immer die extrem detailliert ausgearbeiteten Melodien, die Harmonien, der Soul, der Blues. Und auf der anderen Seite der musikalische Blick nach vorne. Man höre “Summer in the City”, man höre “Ai no Corrida”. Oder man tanzt zu George Bensons “Give me the Night”. Oder man arbeitet sich durch 3533 Song,s in denen Samples seines Werkes enthalten sind.
Für mich ist seine Musik mehr als ein „household name“. Was mich immer tief beeindruckt hat, war der Bogen, den er spannte. Von Easy Listening bis „Die Farbe Lila“. Oder von „In der Hitze der Nacht“ bis zu „Fresh Prince of Bel Air“.
Mach’s gut Quincy. Danke für die Musik.“
Sebastian Stolz
„Quincy Jones hatte eine immens hohen Einfluss auf mein Instrument. Der Bass war in seinen Arrangements immer mehr als eine reine Begleitung, er war tragendes Element des Songs, rhythmisch, harmonisch, melodisch. Nur die Besten der Besten durften bei ihm spielen und haben Benchmarks gesetzt, die bis heute gültig sind. Als Bassist einer großen Michael Jackson Tribute Show darf ich regelmäßige diese genialen Lines spielen und ich genieße es an jedem einzelnen Gig!“
Falk Hoffmann
„Ich habe in meinem Leben tatsächlich unglaublich viel Quincy-Musik gehört, und zwar von frühester Kindheit an – vermutlich (hoffentlich!) bin ich sogar „beeinflusst“. Ferner bin ich ein großer Fan von Donna Summer, die leider auch schon lange verstorben ist. Wie auch immer:
Natürlich gibt es ein gemeinsames, von Quincy Jones produziertes Album, das ich allen Lesern nur wärmstens an Herz legen kann, mit großartigen Hits wie „Love is in Control“, „State of Independence“ oder „The Woman in Me“ und vielen anderen tollen Songs. In einem Interview mit Donna Summer habe ich gelesen, dass Donna das Album teils hochschwanger eingesungen hat und die enorme Anstrengung noch später jeder Note angehört hat.
Wikipedia schreibt dazu: “It has also been reported that she found producer Quincy Jones to be rather boisterous and controlling and soon after the album’s release she opened up to the Los Angeles Times: ‚Sometimes I feel it’s a Quincy Jones album that I sang on‘.” Das stimmt wohl.
Am heutigen (Wahl)tag passt natürlich am besten der fantastische Titelsong des Albums, der wirklich „very quincy“ klingt: Livin‘ in America
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Stephan Merk
„Ich muss so um die 12 Jahre alt gewesen sein, als dass ich mich begann, für populäre Musik zu interessieren. Fast blind war es für mich schwierig, Impulse durch Zeitschriften und Plakate zu erhalten, so bekam ich stets und ständig Platten überspielt mit Musik in aller Coleur.
Es war wohl so 1987, als der damalige Freund meiner Cousine mit einer Single ankam, irgendwas von einem Michael Jackson, konkret „Bad“. Spannender Sound dachte ich, kannte ich die Pet Shop Boys, Erasure und Mark Knopfler, aber das war irgendwie anders.
Ich begeisterte mich für Michael Jackson und mein Cousin spielte mir ein Album vor, „Back On The Block“, das ich inzwischen selbst in meinem Archiv habe. Der Sound kam mir bekannt vor und mir wurde schlagartig klar, was mir an Michael Jackson gefiel: Der Sound in Verbindung mit Jazz hat für mich eine prägende Wirkung und später war mir klar, dass ich Quincy Jones schon immer gerne gehört hatte, ohne ihn namentlich zu kennen. Die spannenden Interviews auf einigen Jackson-Alben sind übrigens eine gute Hörempfehlung.“
Eure Gedanken zu Quincy Jones
Wir hoffen, dass euch die persönlichen Gedanken und Erinnerungen unserer Autoren und Redakteure zu Quincy Jones gefallen haben. Was verbindet ihr mit Quincy Jones? Welche Musik aus seiner langen Geschichte hat euch geprägt? Schreibt es uns einfach in die Kommentare.
SPÄTER NACHRUF:
Danke, Quincy für all die großartigen Stunden der Zufriedenheit und Begeisterung.
Ruhe in Frieden, Deine Seele geht mit uns…
Mir ist der Name Quincy Jones erst so richtig in Verbindung mit Michael Jackson ein Begriff geworden. Und eben genau wegen der Produktionen, die er gefahren hat. Anthony Marinelli hat vor nicht allzu langer Zeit ein Video veröffentlicht, in dem er nur die Bass-Linie (!) von »Billie Jean« auseinander genommen hat. Der Sound besteht aus nicht weniger als 4 Teilen: Echter E-Bass (Luis Johnson, im Video gespielt von Ernest Tibbs), Minimoog, Synclavier und einem weiteren analogen Synthesizer (beim Herrn Marinelli ein ARP 2600). Wobei das Synclavier selber auch noch mal 4 Sounds layert; teilweise nur winzige Fragmente, die einfach mehr »umpf« beisteuern. Das war für mich der Hammer, als ich das gesehen habe … passt aber in die Produktionsweise des Herrn Jones.
Wie leicht könnten wir diese Produktionsweise heute mit unserer Technik nachmachen; und zwar absolut jeder von uns. Und wer macht es? Nur damit der Sound geiler wird? Geben wir uns nicht fast immer mit dem zufrieden, was wir sofort aus unserer Elektronik heraus bekommen? Eben!
Thank you so much Mr. Jones! 💖🙂👍
@Flowwater Ja, die Videos von Anthony Marinelli sind enorm lehrreich. einfach weil der weiss was er macht.
Ich hab ein Video gesehen wo der mit Dr. Mix Thriller (die Single) im Detail analysiert.
Und dann erfährt man so in einem Nebensatz der der Minimoog bei Anthony DER Minimoog ist, welcher auf dem Thriller Album benutzt wurde.
Und zu Quincy Jones kann ich nur empfehlen die Dokus zu schauen, welche bei Netflix verfügbar sind.
Einmal über Quincy Jones selber, und man muss klar sagen, da der Mann gegen viele Widerstände kämpfen musste – Vorurteile bzgl. der Hautfarbe -, und sich einfach durch Qualität durchgesetzt hat.
Da kann, nein muss man nur den Hut vor zücken.
Und „The greatest night in pop“ über „We are the World“ ist auch super spannend.
Wenn man sehen kann wie die Creme de la Creme der damaligen Pop Musik super nervös sind weil die so ohne Assistenten im Aufnahmeraum klar kommen müssen, und
dann wie nervöse Teenager andere Sänger nach Autogrammen fragen.
Und Quincy musste den Hühnerhaufen beschäftigt halten, damit die in der Nacht noch fertig werden.
Wirklich beeindruckend.
Selbst unter den größten der Größten ein herausragender Künstler.
@Der-K Danke für den Tipp mit den Dokus bei Netflix. Wenn ich das nächste mal Netflix habe, dann werde ich mir das ansehen! 🙂👍
@Flowwater Trailer der Doku:
http://tiny.cc/ehiuzz
The greatest Night in Pop: Trailer:
http://tiny.cc/mhiuzz
Zitat von Toni: Das Mystische, das nie vollständig entmystifiziert werden kann, birgt eine ungeheuere Faszination.
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So möchte ich mich bei Herrn Jones für diese gelebte Reinkarnation bedanken, und wünsche Ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute!
Oh, Quincy Jones hat bei mir dafür gesorgt, dass ich Nana Mouskouri höre. Das von ihm 1962 produzierte Album „The Girl from Greece sings – Nana Mouskouri in New York“ ist wirklich hörenswert. Naja ok, „Thriller“ hat er halt auch gemacht. 😉 Und gefühlt hunderte andere Meilensteine. Ein Genie. Punkt. Ruhe in Frieden. 🙌
https://youtu.be/EEOMjuh-Kbk?si=RZBW_ji1n8vl9k0l
@Tomtom Nana durfte ich 2016, 2017 und 2018 in München persönlich kennenlernen.
Sehr bewegend ist für mich, wie ihre präzise, erhabene Persönlichkeit auch ohne Musik bis heute wirkt. Es bedeutet weit aus mehr Konzentration und fokussiert sein, als „mal eben ein Hit“ zu haben.
Eine Lebenseinstellung mit dem Vermögen sämtliche Qualen zu tragen. Und eine tiefe und anhaltende persönliche positive Haltung, die nicht nur ausgestrahlt und vermittelt wird, sondern das eingene Leben definiert.
Wer diese Präsenz persönlich erfahren durfte und darf, kann eine Ahnung der Kraft, die hinter der gesamten Arbeit von hochwertigsten Musikproduktionen a la Q. Jones stecken im Ansatz am eigenem Leib spüren. Dass sie mit dem Wirken von Quincy auch eine der erfolgreichsten Sängerinnen neben Madonna ist, wirkt logisch. Danke Nana, Quincy und alle, die die Tiefe der Musik verbindet.
R.I.P., Quincy
@Tomtom
>[…] Das von ihm 1962 produzierte Album „The Girl from Greece sings – Nana Mouskouri in New York“ ist wirklich hörenswert. […]
Manchmal ist es wirklich praktisch, wenn man einen Streaming-Dienst zur Verfügung hat, mit dem man eben mal schnell in ein Album oder einen Song hinein hören kann (bei mir »YouTube Music«, das ich sonst so gut wie nie nutze).
Nun … ich brech‘ ab! Ich hab‘ da also eben mal hinein gehört … und, ganz im Ernst … ich hätte NIE gedacht, dass ich irgend wann mal in meinem Leben Nana Mouskouri hören würde. Und das auch noch mit Genuss. (Und ich hätte auch nie gedacht, dass ich so etwas jemals schreiben würde).
Gleich den Opener des Albums »No Moon At All« würde ich ohne Bedenken in irgend einem frühen Bond-Film verorten. Das ist wirklich gut. Deswegen mutiere ich noch nicht zu ihrem Fan – schon gar nicht die deutschen Schlager – aber das hier … das ist wirklich gut. 😃
@Tomtom
[Nachtrag]
Alter!!! Ich habe eben mal auf »YouTube Music« nachgesehen, was gerade auf Platz 1 der Charts ist. Nur mal so, ich probier’s alle paar Monate wieder mal.
Shirin David »Bauch Beine Po«
Sie kann nicht singen (zumindest singt sie hier nicht), sie kann in dem Video auch nicht tanzen, die Pop-Orgel mit der Kinderlied-Harmonie ist aus meiner »Korg M1« von 1987 (warum gebe ich mir in meiner eigenen Musik eigentlich Mühe mit den Sounds), die Musik ist auch nicht originell … das ist echt zum Weglaufen. Ganz schnell und ganz weit.
Danach habe ich mir von Nana Mouskouri GENÜSSLICH(st) »Weiße Rosen aus Athen« angehört. Mit deutschem Schlager kann man mich normalerweise schocktherapieren … aber das ist ja absolutes GOLD gegen das, was in den Charts abläuft.
@Flowwater Jau! Jetzt habe ich mich verleiten lassen, S.D. mit dem Song auch anzuschauen, wobei ich diese Schaufesterpuppies nicht ansprechend finde. Nun gut, da ist VIIIIEL Luft nach oben. (klingt alles wirgendwie total „glatt gebügelt“)…🤯
Nana ist von der „alten Schule“ die versteht das Handwerk des Gesangs mal anders (Da geht es mir nicht um die Stilrichtung, sondern, wie minutiös die Laute und Timings sind.😍
@CDRowell Wie oben schon geschrieben wage ich mich alle paar Monate mal in die Charts. Jedes mal mit negativem und für mich verheerendem Erfolg. Dieses mal und durch die Nummer von Shirin David … echt ich kann nicht mehr. Ich fall vom Glauben ab: DAS ist der Sommerhit? Deswegen liebe ich »Weiße Rosen aus Athen« zwar nun auch nicht … aber einmal hören war doch ganz gut.
@Flowwater Ralf Hütter hatte schon recht, als er die Alte verklagt hat. 2LiveCrew durfte das Sample verwenden. Hätte ich auch so gehandhabt, wie Kraftwerk!
@genderina Ach, die hat AUCH etwas von Kraftwerk verwendet? Das darf echt nicht wahr sein. Auch in dieser Nummer ist ja quasie fast alles geklaut. Und das ist der Sommerhit 2024?!?
Die Kommentare unter dem Video lassen dann aber doch wieder hoffen.
@Flowwater Ich habe die Info jetzt auch nur aus zweiter Hand, aber wie man so liest, hat die Frau David in ihrer Jugend durchaus eine Ausbildung an der Jugend-Opern-Akademie in Hamburg in Gesang, Schauspiel und Tanz abgeschlossen – was auch immer das im Detail heißt.
Aber offenbar hat sie festgestellt, dass man mit Pseudo-Empowerment-Girlboss-Rap mehr Ruhm und Geld verdienen kann.
@Archivicious Ich habe mir von ihr auch nur das Video zu »Bauch Beine Po« angesehen und angehört (und das auch nur ca. 1 Minute lang), und das hat mir einfach gelangt. Danach habe ich nicht den Wunsch verspürt, auch nur ansatzweise irgendwas irgendwie intensiver recherchieren zu wollen.
Quincy Jones ist einer der erfolgreichsten Musiker und Produzenten aller Zeiten. Kaum ein anderer hat die Musikgeschichte so geprägt wir er.
Er produzierte Künstler wie Ella Fitzgerald, Dinah Washington, Peggy Lee, Sarah Vaughan, Sammy Davis Jr, Frank Sinatra, B. B. King, Nana Mouskouri, Billy Preston, Ernie Watts, Donna Summer, Aretha Franklin, Debbie Stuart, Lesley Gore, George Benson, Patti Austin, James Ingram, Barbara Streisand, Chaka Kahn und Rufus, Brothers Johnson, Barry White, Keith Sweat, Will Smith, Young M.C., Michael Jackson und viele viele mehr.
Auf Discogs laufen 936 Produktionen und 2495 Writings und Arrangements auf Quincy Jones. Damit hinterlässt er Fußstapfen, die man in der heutigen Zeit nicht mehr füllen kann.
Es war Ende 1981 oder Anfang 1982, etwa ein Jahr bevor „Thriller“ erschien. Ich hörte im Radio einen Bericht über die Grammyverleihung (wahrscheinlich auf SWF3 im abendlichen „Popshop“), natürlich mit dem Finger auf dem Pausenknopf meines Cassettendecks, um die Preisträger mitzuschneiden. Rick Springfield bekam einen Grammy für „Jessie’s Girl“, Pat Benatar für „Fire and Ice“ — (oder die Künstler generell für kein bestimmtes Werk, genau weiß ich das nicht mehr. Diese Tracks wurden jedenfalls gespielt.) Und irgendso ein Quincy Jones und dazu gab’s „Ai No Corrida“. Da horchte ich auf. Dieser glasklare, luftige Sound begeisterte mich. In der Radiosendung wurde wohl noch erwähnt, dass Quincy Jones eher bekannt als Produzent war, z.B. eines gewissen Michael Jackson, dessen Soloalbum „Off The Wall“ gerade ziemlich präsent in den Plattenläden stand und mir immer wie ein Ladenhüter und Trittbrettfahrer zu Pink Floyd’s „The Wall“ vorkam. Diesen Eindruck musste ich dann natürlich korrigieren.
An Jones‘ Werken hat mich die Klarheit und Präzision fasziniert. Die könnte man ihm allerdings auch vorwerfen — dass das alles zu perfekt, zu clean und übermenschlich klingt.
Liebe amazona-Redaktion,
ich bin sehr angetan, dass Ihr eine ausführliche Würdigung von Quincy Jones veröffentlicht habt. Nachdem sich einige Tage nix getan hatte, war ich schon ernsthaft enttäuscht, da ich ihn für einen der ganz großen Musikproduzenten der letzten Jahrzehnte halte.
Was mich auch freut, ist, dass „der Jim“ offenbar auch von der gleichen Platte angefixt wurde, die bei mir als 17-jähriger über viele Monate auf dem Plattenspieler lief: der Soundtrack von „Dollars/$“ und speziell der Song „Candy Man“. Meine Mutter hatte die Scheibe irgendwo im Plattenramschabverkauf entdeckt und mir mitgebracht. Absolut cooler Jazzrock, das kennt aber kein Schwein (höchstens noch den „Money Runner“, der lief öfters bei Sportsendungen…). Ich habe mir sogar viele Jahre später extra den Film angeschaut, um den Song in seinem Filmkontext zu sehen.
Quincy Jones war für mich immer ein extrem professioneller, erfolgreicher Produzent mit einem starken Jazzhintergrund. Auch wenn mir nicht alle seine Produktionen vom Genre her gefallen haben, waren sie aus meiner Sicht immer außergewöhnlich gut gemacht.
Das konnten nicht viele.
Viele Grüße
Fredi
@Fredi Hi Fredi,
es freut uns, dass dir die Würdigung gefällt. Wir haben am Tag der Bekanntmachung im Redaktions-Meeting überlegt, was man machen kann. Es sollte nicht einfach nur der x-te Nachruf werden, sondern etwas, das zu AMAZONA.de und Quincy Jones passt, der für einen simplen Nachruf zu vielfältig war.
Wir sind ein Community-Magazin und so war die Idee schnell geboren, unsere Autoren und Redakteure sprechen zu lassen und zeitgleich parallel dazu einen fundierten Streifzug durch sein musikalisches Werk zu veröffentlichen. Die Leser sollten sich dann über die Kommentare einbringen können. Wenn ich mir die Kommentare anschaue, scheint das gelungen zu sein, was uns umso mehr freut.
Gut, daß ich doch noch ein paar Beiträge mehr zu „Q“ gefunden habe.
Für mich – und wahrscheinlich auch objektiv – DER einflußreichste Musiker, Arranger, Producer etc. des 20. Jahrhunderts ÜBERHAUPT !
Die Würdigung der NYT ist auf jeden Fall absolut lesenswert, gerade auch für Leute, die glauben Q’s Schaffen sei nur im Zusammenhang mit Michael Jackson wirklich relevant. Außer Frage steht für mich, daß Michael ohne Q diesen einzigartigen Erfolg sicherlich nicht gehabt hätte. Was selbstverständlich Michael Jackson’s Können in keinerlei Weise schmälert.
Daß ich den Namen Quincy Jones das erste mal vernommen hatte, war im Zusammenhang mit der Radioaufnahme von „Ai No Corrida“ aus dem Album „The Dude“ (1981). Im selben Jahr hörte ich diesen Track x-fach auf meinem Walkman im Internat, was sich daher in meiner Erinnerung verewigt hat. Damals hatte ich natürlich keine Ahnung wer Q war. Ich dachte, „irgend ein Funk-Guy“. Wie ich mich doch irrte !
Von seinen ersten Big Band Recordings (von denen es spitzenmäßige Remasters gibt ), über diverse Soundtracks, bis hin zu seinen „Entdeckungen“ wie Patti Austin, James Ingram, Tevin Campbell etc. begleitet mich seine Musik nun seit 43 Jahren und wird dies bis zum Ende meines Lebens tun.
Ich kenne kein größeres musikalisches Genie auf allen Ebenen als Quincy Jones !
Requiescat in pace „Q“ 👏