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Test: Elysia nvelope, Stereo Impulse Shaper

Freude, schöner Götterfunken

30. Januar 2019

elysia nvelope

… Tochter aus Elisium. Elysium (aus der griechischen Mythologie) ist die Insel der Seligen, also der Helden, die von den Göttern geliebt wurden. Friedrich Schiller hat 1785 die „Ode an die Freude“ geschrieben und alle, die sich durch einen Deutsch Leistungskurs gequält haben, konnten im wahrsten Sinne des Wortes davon ein Lied singen. Danach hat Ludwig van Beethoven diese Zeilen in seiner 9. Sinfonie unsterblich gemacht.

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Etwas weiter in der Neuzeit, also um 2005, wurde am Niederrhein die Firma Elysia von Ruben Tilgner und Dominik Klaßen gegründet. Die beiden wollen, nach eigenen Worten, in unternehmerischer Unabhängigkeit Produkte von höchstem Qualitätsstandard und bester Soundqualität bauen.

Freude heißt die starke Feder
in der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
in der großen Weltenuhr.

Diese Zeilen aus der Ode an die Freude müssen Tilgner und Klaßen angespornt haben, unser Testgerät, den Elysia nvelope, zu konstruieren. Detailverliebt, komplett in Class-A konzipiert in edlem Blau mit hochwertigen Potentiometern und einer massiven Frontplatte steht er vor mir und versprüht eine gewisse Nonchalance und Würde. „Freude, Freude treibt die Räder“ beim Drehen der Potis mit ihrer exakten Rasterung. Und in unschuldigem Weiß leuchtet das Logo auf …

https://www.thomann.de/de/elysia_nvelope.htm

Der Elysia nvelope in seiner ganzen Pracht

… ja, es ist genug! Genug von Schiller und Beethoven. Es geht hier um ein Studiogerät höchster Qualität und keiner der potenziellen Käufer denkt beim Elysia nvelope an Gedichte oder Lieder, sondern fragt sich, ob er ins Setup passt, wie er klingt und ob er das Geld von aktuell immerhin 1.169,- Euro wert ist. Werden wir also sachlich.

Elysia nvelope – Übersicht

Der nvelope ist ein „Stereo Impulse Shaper“, andere würde Transient Designer dazu sagen. Seine Aufgabe ist es also, die Impulse, die Dynamik in der Musik zu formen und so den Klang zu beeinflussen. Dass es nicht nur darum geht, bei einer Trommel den Anschlag vom Ausklingen des Fells zu trennen, darauf gehe ich später ein. Aber ganz grundsätzlich macht ein Transient Designer genau das: Man kann das Geräusch des Anschlags (dem Transienten) des Sticks auf das Trommelfell betonen oder zurücknehmen und man kann das Ausschwingen des Trommelfells verkürzen oder verlängern.

„Das mache ich doch schon beim Sampeln“ höre ich manchen sagen oder „das bekomme ich mit meinem Kompressor doch auch hin“. „Betonen? Dafür habe ich einen Equalizer!“. Und nicht zuletzt: „Ich habe so was in meiner DAW, da muss ich nicht über 1.000,- Euro ausgeben“.

Tatsächlich kann man mit diversen anderen Geräten und Techniken die Funktionen eines Impulse Shapers zumindest ansatzweise simulieren. Mit diversen Plugins sogar imitieren. Warum also der Elysia nvelope?

Drücken wir es so aus: Der klangliche Unterschied zwischen einem Elysia nvelope und den genannten Methoden ist wie der Unterschied zwischen Schillers Originalwerk und einem Reclam Heftchen.

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Elysia nvelope – Verarbeitung und Bedienelemente

Wer sich durch meinen Geschichtsdiskurs geackert hat, dem wird klar: Bei Elysia gibt es nur beste Qualität. Alles passt, ist hochwertig und sehr edel ausgeführt. Die verwendete Class-A Technologie verhindert Übernahmeverzerrungen zwischen positiver und negativer Halbwelle in der Verstärkung – eine Bauweise, die ungleich aufwendiger ist als konventionelle Schaltungen, aber nachgewiesenermaßen klangliche Vorteile bringt. Die Leistungselektronik und die Niedervolt-Platinen sind sauber voneinander getrennt und ein großzügiger Ringkern-Trafo sorgt für eine stabile Spannungsversorgung.

Elysia_nvelope_innen

Ein extrem sauberer Aufbau im Inneren des Elysia nvelope

Auf der Frontplatte finden wir fast identische Bedienelemente für den linken und rechten Kanal. Ein Attack-Regler, um die Transienten zu verstärken oder zu reduzieren, ein Regler für die Frequenz, bei der der Attack „zugreift“. Daneben ein Reglerpärchen für den Sustain: einmal Pegel und einmal die Einsatzfrequenz.

Die Schalter aktivieren von links nach rechts …

  • die Impulse Shaping Funktion
  • den Equalizer Modus
  • den Full Range Betrieb
  • auf der linken Seite: den Betrieb im Stereo Modus
  • rechts: das Auto Gain, um die Peaks im Full Range Modus zu reduzieren
Elysia_nvelope_right

Die Bedienelemente des Elysia nvelope

Auf der Rückseite ist es links und rechts identisch:

  • jeweils ein Input als Klinke oder XLR (symmetrisch)
  • ein Output als Klinke oder XLR (symmetrisch)
  • ein zusätzlicher Output als Klinke

Warum der Power-Schalter auf der Rückseite ist, ist mir ein Rätsel. Üblicherweise schaltet man im Rack die benutzten Geräte individuell zu, was bei einem On/Off-Schalter auf der Rückseite im eingebauten Zustand nur schwerlich klappen wird. Der Power-On/Off-Schalter muss nach vorne – Ästhetik hin oder her.

Elysia_nvelope_back

Ein schöner Rücken kann entzücken – aber der Power-Schalter gehört auf die Frontplatte!

Elysia nvelope – Anbindung ans Setup

Einen Kompressor würde man üblicherweise als Insert-Effekt oder direkt physikalisch zwischen Klangerzeuger und Mixer einbinden. Beim Elysia nvelope ist das nicht ganz so eindeutig. Denn sowohl als Insert, direkt im Signalweg oder sogar als Aux/Return-Effekt ist der Betrieb grundsätzlich möglich. Man muss nur eines bedenken: Der nvelope verstärkt die Signale im Attack und/oder Sustain um bis zu 15 dB, je nach Anschlussart neigt der Signalweg so schnell zum Clipping. Im Full-Range-Mode hilft hier der Auto-Gain ein wenig, aber die beste Kontrolle hat man meiner Erfahrung nach mit dem Betrieb direkt im Signalweg. So kann man zwar nur maximal zwei Mono-Quellen oder eine Stereo-Quelle bearbeiten, aber der Hersteller hat sicher nichts dagegen, dass man sich zwei oder mehr nvelopes zulegt.

Meine gesamten Tests wurden demnach mit dem Elysia direkt im Signalweg gemacht.

Beispielsweise habe ich den Snare-Ausgang des Drum-Synthesizers in den Input des rechten Kanals des nvelope angeschlossen und die Kickdrum in den linken Kanal. Vom nvelope aus geht es dann direkt in die Inputs des Mixers. Ähnlich habe ich den Elysia z. B. beim Elektron Digitone oder beim Korg Kronos eingeschleift. Das bedeutet zwar ein häufiges Umstecken der Kabel, aber – soviel vorweg – das hat sich gelohnt!

Elysia nvelope: Die Betriebsarten

Das sehr gute englischsprachige Handbuch, das es online auch auf Deutsch gibt, beschreibt vier verschiedene Betriebsarten, jeweils als Mono (unlinked) oder Stereo (linked) Mode:

  1. Full Range Mode

Hier ähnelt der nvelope einem Kompressor: Mit den Attack- und Sustain-Reglern werden die Impulse des kompletten Signals beeinflusst. Der Frequenzregler des Attacks reduziert den Einfluss der Bässe auf das Shaping. Höhere Frequenz bedeutet weniger Basseinfluss.

  1. Dual Band Mode

Die vielleicht häufigste Nutzungsart: Mit Attack- und Sustain-Regler werden die Transienten oder das Ausklingen beeinflusst – die jeweiligen Frequenzregler ermöglichen genauen Zugriff, wo der nvelope eingreifen soll.

  1. EQ Mode

So wird der Elysia nvelope zu einem 2-Band-Shelving-Equalizer. Man regelt mit dem Frequenzpoti die Cutoff-Frequenz des EQs und mit dem Attack/Sustain-Drehregler den Pegel der Betonung bzw. Reduzierung des Frequenzbandes. „Shelving“ bedeutet, dass z. B. beim Bass die Frequenz ab dem Cutoff-Wert erhöht/bzw. reduziert bleibt und nicht wieder (wie z. B. bei einem Multiband-EQ) auf 0 dB zurückfällt.

  1. Mixed Mode

Und dann noch die interessanteste Variante: der Mixed-Mode. Der Elysia nvelope bietet aufgrund seines Designs die Option, seine Betriebsarten zu mischen und bei Bedarf sogar seriell zu verkabeln. So kann man z. B. am linken Kanal die Impulse nach Belieben einstellen und danach im rechten Kanal im EQ-Mode die Höhen oder Bässe betonen oder zurücknehmen.

Elysia nvelope – Die Magie

Nein, das ist nicht wieder ein Versuch, den Klang des Gerätes poetisch zu beschreiben, sondern eine Überschrift aus dem Handbuch. Denn anders als beispielsweise bei einem Kompressor wirken die Regler hier gar nicht subtil, sondern die Effekte sind meist deutlich hörbar und können den Klang eines Instrumentes grundlegend ändern. Tatsächlich ist es schon ziemlich erstaunlich, wie der nvelope einem Synthesizer-Klang entweder einen aggressiven, knarzigen Charakter verleihen kann oder einen sanften Klang „zaubert“.

Klangbeispiele zum Elysia nvelope

Hier eine Sequenz aus dem Elektron Digitone (Stereo, Full-Range-Mode) bei der zuerst die Ursprungssequenz läuft und dann zunächst Attack und dann Sustain verändert werden. Es wird klar, wie sehr man das Ausgangsmaterial mit den Elysia nvelope beeinflussen kann:

Und hier ein Klangbeispiel des Korg Kronos, bei dem die Betonung und das Zurücknehmen von Attack (=Transienten) und dem Sustain deutlich wird:

Im Folgenden wird anhand eines Beats des Arturia DrumBrute der Shelving-EQ demonstriert. Bei 00:28 wird deutlich, dass man vorsichtig mit den Pegeln umgehen muss, denn schnell kann es zum Clipping kommen. Wer solche harten Beats mag, der sollte mit einem Limiter oder besser mit einem Kompressor experimentieren. Ich habe da gute Erfahrungen gemacht:

Weitere, sehr eindrucksvolle Klangbeispiele findet man auf der Homepage von Elysia.

Elysia nvelope – zurück zu den Ausgangsfragen

Kommen wir noch mal auf die kritischen Anmerkungen am Anfang zurück:

  1. „Das mache ich doch schon beim Sampling“

Ja, stimmt. Wenn man Samples bearbeitet, kann man einen sehr ähnlichen Effekt bei einem Instrument erreichen. Nur ist das eine ganz andere Arbeitsweise. Anders als beim Sampling kann man mit dem nvelope die Veränderung der Impulse im musikalischen Kontext erleben und einstellen. Einem erfahrenen Sampling-Profi reicht vielleicht schon seine Vorstellung, aber nichts geht über die Einstellungsmöglichkeit während der Wiedergabe des Mixes.

Außerdem ist der nvelope definitiv nicht als Alternative zum Sampling zu sehen – er fügt einem Instrument oder einem Frequenzbereich einen ganz bestimmten Charakter hinzu.

Elysia_nvelope_blue

Elysia nvelope: Einfach ein schöner Anblick

  1. „Das bekomme ich mit meinem Kompressor doch auch hin“.

Kurz: nein. Ein Kompressor ist nur auf den ersten Blick ähnlich. Tatsächlich kann die Kompression mit Threshold, Attack und Release den Klang verändern und als Effektkompressor sogar einen eigenen Charakter geben, aber das liegt hier eher an der elektrischen Bauweise (Röhren, FET, optischer Kompressor etc.) als an der Bedienung. Der Kompressor legt eher eine Betonung auf einen Bereich im Impuls, der Elysia nvelope beeinflusst die Dynamik eines Instrumentes aktiv und ist als klangveränderndes Tool einzusetzen. Und bis auf das Auto-Gain kann der nvelope den Klang nicht wirklich komprimieren.

  1. „Betonen? Dafür habe ich einen Equalizer!“

Ein Equalizer kann bestimmte Frequenzen betonen und reduzieren. Je nach „Width“ ist die betonte Frequenz eine Spitze oder ein breiter Berg. Kein gängiger Equalizer ist in der Lage, Impulse zu erkennen und innerhalb des Impulses die Transienten und den Sustain unabhängig voneinander zu beeinflussen. Equalizer und Transient-Shaper haben im Setup völlig unterschiedliche Aufgaben und können nicht anstelle des anderen eingesetzt werden.

  1. „Ich habe so was in meiner DAW, da muss ich nicht über 1.000,- Euro ausgeben“.

Das ist jetzt wirklich schwierig zu beantworten. Es gibt am Markt fantastische Plugins für das Formen von Impulsen und viele Ton- und Mastering-Ingenieure schwören auf diese. Selbst Elysia bietet ein nvelope Plugin für 199,- US-Dollar an. Hier geht es tatsächlich ein wenig ins Esoterische – man verzeihe mir diesen Exkurs, obwohl er ganz gut in die „Ode an die Freude“ von Friedrich Schiller passt. Ich möchte trotzdem im Vorfeld betonen, dass sowohl Hardware Freaks als auch Menschen vor einer DAW ganz brillante Werke hervorbringen und jeder hat seine bewährten Methoden, um sein klangliches Ideal zu erreichen. Ich gehöre ganz klar zur Hardware-Fraktion. Beruflich sitze ich den ganzen Tag vorm Computer und bin froh, meine Musik mit echten Instrumenten und Effekten zu machen. Das Folgende ist also eher subjektiv zu werten:

  • Blech klingt

Eine elektrische Schaltung mit ausgewählten Bauteilen wurde vom Produktdesigner so konzipiert, dass es einer bestimmten Klangvorstellung folgt. Warum Class-A, wenn Class-B oder gar digitale Verstärkung einfacher und vor allem viel günstiger geht? Ein Elysia nvelope hat klanglich einen ganz eigenen Charakter, den man mit einem Plugin allenfalls nachahmen kann.

  • Der Gegenwert

Ich kann den Elysia anfassen, seine Regler drehen, Kabel stecken und mich an der perfekten Qualität erfreuen. Bei Software geht es eher um Bedienbarkeit und Kompatibilität. Anfassen kann man da gar nichts (höchstens die Maus). Beim nvelope weiß man, wofür man über 1.000 Euro gezahlt hat – bei einer Software stellt sich die Frage nicht. Software-Programmierung ist ein schwer zu bewertendes Gut. Ich habe damit einige Erfahrung: Ich habe mein halbes Leben programmiert.

  • Die Emotion

Bei einem großen Studio wird nach Bedarf investiert. Der Toningenieur meldet einen Bedarf an, das Budget wird geprüft und dann wird gegebenenfalls eine Bestellung ausgelöst. Bei einem kleinen Studio oder gar Homestudio sieht das anders aus. Wer hier Musik macht, wählt seine Geräte bewusst und nach langer Recherche und diversen Tests aus. Und wenn ein Gerät erworben wird, dann beginnt man, dazu auch eine Beziehung aufzubauen. Das geht bei der Wahl des Mikrofons los, über den Synthesizer, die Gitarre oder die Drums bis hin zu den eingesetzten Effekten. Anfangs muss man sich mit den Bordmitteln begnügen, aber nach und nach wird die „Familie“ erweitert.

Der Elysia nvelope ist so ein Familienmitglied. Man schraubt ihn nicht zwischen 99,- Euro Effekte, sondern er wird zwischen ein hochwertiges Lexicon Reverb und einen Universal Audio Kompressor eingebaut. Man schaltet ihn nicht immer im Full-Band-Mode in seine Produktionen, sondern überlegt bei seinem Einsatz genau, was man erreichen möchte. Mehr Attacke bei den Snares, weniger Bauch am Moog Synthesizer oder mehr Flirren an der Stratocaster. Schrittweise nähert man sich seinem gewünschten Klangbild an und spürt dieses, im Jazz gern verwendete „in the Pocket“, wo der Klang einrastet und aus den Einzelteilen ein Ganzes wird.

Den der Sterne Wirbel loben,
den des Seraphs Hymne preist,
Dieses Glas dem guten Geist,
überm Sternenzelt dort oben!

So ein „Glas dem guten Geist“ darf man auch den Schaffern des Elysia nvelope widmen. Es ist ein Gerät, das dem Tontechniker viele Möglichkeiten auf sehr hohem technischen und klanglichen Niveau gibt.

Elysia_nvelope_print

Elysia nvelope: Die Verarbeitung beeindruckt

Elysia nvelope – Vergleich mit dem Software Plugin

Bei der Plugin Alliance kann man sich den Elysia nvelope auch als Plugin herunterladen. Aktuell wird dafür 199,- Euro verlangt. Nun stellt sich natürlich die berechtigte Frage, ob sich der Aufpreis von fast 1.000,- Euro für die Hardware-Variante lohnt. Das kann jeder nur für sich beantworten – ich persönlich würde sagen: Ja.

Ich habe versucht, ein paar Klangbeispiele zu erstellen. Leider kann man das Einschleifen des Hardware nvelope im Signalweg nicht direkt mit der Insert-Funktion von Logic X vergleichen, aber hören Sie sich die Klangvergleiche an – ich hoffe, man bekommt zumindest einen Eindruck der Unterschiede.

Zuerst eine Snare im Vergleich. Neben dem Original-Sound die Hardware- und dann die Software-Version. In der Hardware bekommt die Snare Raum, das Ausklingen ist natürlicher und man kann den leichten „digitalen“ Charakter der Software-Version gut hören.

Im Folgenden eine Drawbar-Organ – einmal als VST-Synthesizer aus Logic X und einmal aus dem Kronos. Auch wenn hier zwei verschiedene Instrumente spielen, so ist doch der unterschiedliche Charakter von Hardware- und Software-Version nachvollziehbar:

Ich bitte darum, diese Vergleiche nicht als „Beweis“ für die bessere Hardware-Version zu deuten. Vielmehr möchte ich anregen, ob sich meine Erfahrungen durch User-Tests erhärten. In meiner Umgebung würde ich der Hardware-Version ganz klar den Vorzug geben.

Elysia nvelope – Kritikpunkte

Tatsächlich ist nur der hinten liegende Power-Schalter ein echter Kritikpunkt. Die Neigung zum Clipping liegt eher am Benutzer als am Gerät. Wenn ich mit -8 dB da reingehe und den Attack auf +15 dB hochdrehe, dann darf ich mich nicht wundern, wenn das Digitalpult ins Clipping kommt.

Keine Kritik, aber ein Hinweis: In diesem Bericht und auch auf der Homepage von Elysa finden sich viele Klangbeispiele, die die Wirkweise des nvelope verdeutlichen. Um solche Ergebnisse zu bekommen, reicht es nicht, sich beim hiesigen Musikladen für 15 Minuten vor den nvelope zu stellen. Tatsächlich war ich am Anfang etwas ratlos: So werden also die Transienten stärker – OK, und so wird der Bass bauchiger – aha. So richtig vom Hocker hatte mich das anfangs nicht gehauen.

Erst die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema „Impulse Shaping“ und das Verständnis der einzelnen Funktionen haben bei mir ein wahrhaftiges „Aha-Erlebnis“ ausgelöst. Wie kann ich durch das Zurücknehmen des Sustains in einem bestimmten Frequenzbereich die Bassdrum in den Hintergrund schieben? Wie erreiche ich nicht nur eine Aggressivität in der Snaredrum, sondern wie findet sie sich auch gut im Mix ein? In Kombination mit einem Kompressor, dem EQ und den anderen Effekten erreicht man so den gewünschten Style. Nur die Elemente des Impulses lauter oder leiser machen – das wird dem Elysia nvelope nicht gerecht.

Und so schließe ich den Bericht mit einem letzten Zitat aus Schillers „An die Freude“, welches auch gut für mein Testgerät, dem Elysia nvelope gelten könnte:

Deine Zauber binden wieder,
was der Mode Schwerd getheilt;
Bettler werden Fürstenbrüder,
wo dein sanfter Flügel weilt.

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Fazit

Die Tontechnik im 21. Jahrhundert ist vielen Trends ausgesetzt. Sidechaining, Methoden der Komprimierung und zuletzt das Gain-Staging bringen immer neue Impulse in den Sound. Abseits von diesen Strömungen ist das gute Handwerk und das Beherrschen der Tools nach wie vor das Wichtigste in diesem Beruf. Ein oder mehrere Elysia nvelope von erfahrener Hand eingesetzt ermöglichen dem Toningenieur eine qualitativ sehr hochwertige Erweiterung des Klangbildes. So bewirkt z. B. das Platzieren eines Instruments im Raum durch den gezielten Einsatz des Sustains am nvelope in vielen Fällen einen viel natürlicheren Raumeindruck, als es nur mit Reverb und Panning möglich ist. Ich kann denen, die bisher ohne Transienten-Designer ausgekommen sind, nur raten, sich auf das Abenteuer einzulassen. Und mit dem Elysia nvelope bekommt man ein Tool in die Hand, das für diesen Zweck in wirklich jeder Hinsicht überzeugt.

Plus

  • sehr gute Klangqualität
  • interessante und abwechslungsreiche Einflussmöglichkeit auf den Klang
  • extrem hoher Verarbeitungsstandard
  • gutes, informatives Handbuch

Minus

  • Powerschalter auf der Rückseite

Preis

  • Ladenpreis: 1.169,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ein ausgezeichneter Test, wie ich finde. Informativ, sachlich und mit Focus auf dem was hinten rauskommt. Und das ist schließlich entscheidend, wie Helmut Kohl ja schon wußte.

  2. Profilbild
    Saedelaere

    Ich möchte mich ausdrücklich dem Lob von ArvinG anschließen und möchte folgendes ergänzen: Mir gefällt dein (@firstofnine) anspruchsvoller Schreibstil sehr gut! Unsere Musik hat dieses Niveau verdient, danke. Des Weiteren bringen diese Vergleiche mein kreatives Lustzentrum auf den sinnbildlichen Höhepunkt meiner Gefühle… xD

    Bitte schreib so weiter und sei ruhig Stolz auf deine Leistung. Bravo.

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      @Saedelaere Danke, danke, danke!!! Das bedeutet mir sehr viel. Schön, dass Dir der Bericht und mein Stil gefällt! Für meine kommenden Tests habe auch schon gute Ideen. Ich versuche, nicht immer nur Fakten aneinander zu reihen, sondern Euch auch Spaß beim Lesen und an den Geräten zu vermitteln.
      Ich freu mich!

  3. Profilbild
    swift AHU

    Schönes Gerät, aber als Hobby Musiker möchte ich nicht soviel Geld ausgeben. Schade, dass es den 2 Kanal Transient Designer von SPL nicht mehr gibt.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @swift Doch, auch dem Gebrauchtmarkt. Problemlos und sofort erhältlich.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wirklich gut geschrieben ! Schön das Du auch versucht hast die Software Version zu vergleichen. Ich glaube umfassender geht es nicht.
    Den Punkt Emotion hat mir am besten gefallen ;-)
    Weiter so und DANKE !

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Absolut edles Sahnehäubchenteil! Überhaupt lohnt es sich die Teile von Elysia näher anzusehen.

    @swift
    Dafür hat SPL den 4 Kanal Transient Designer im Angebot.

  6. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Das Orgel Beispiel ist einmal mit Hall (Hardware) und einmal ohne (Software) – so krass unterscheiden sich die beiden Versionen auch wieder nicht! ;)

    BTW: Ich besitze das Plug-in und kenne zunmindest die Hardware. Elysia ist in jeder Form großartig.

    greetz,
    Markus

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      @Markus Schroeder Hey Markus, ja ich habe lange gegrübelt, ob ich das Klangbeispiel reinnehme. Ein Vergleich soll das nicht sein, sondern wie die jeweilige Version mit dem harten Anschlag, also den Transienten umgeht. Klar, es sind zwei Instrumente, aber ich hatte die selbe Orgel nicht als Hardware und als Plugin. Trotzdem sagt das Beispiel einiges über Parametrisierung und besonders das Verhalten in den Extremen des Regelbereichs aus. Wenn man die Plugin- und die Hardwareversion vor sich hat, für den ist das sicher aussagekräftiger, als bei mp3 Dateien.
      Gruß

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den spannenden Test und das sehr nachvollziehbare, faire Pro-Hardware Plädoyer.
    Zum „extrem sauberen Aufbau“:
    Wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass die beiden Platinen mit den Potis und der Audioelektronik eigentlich Steckkarten sind, die genau so auch in der 500er Version des „nvelope“ zu finden sind. Man bekommt hier also für 400 € Mehrpreis ein solides 19″ Gehäuse mit vernünftigem Netzteil und XLR Buchsen. Ich bin kein Fan des 500er Formates, aber das Preis-Leistungsverhältnis ist dort eindeutig besser. Wobei ich ein dediziertes (schreckliches Wort, sorry) Netzteil im Allgemeinen immer vorziehen würde.

  8. Profilbild
    ctrotzkowski

    Und des Testers Sinne schwelgen
    In den Tiefen der Platinen
    Wenn sie seinen Träumen dienen
    Kommt zum Klang das Lob der Hand

    Laute Oden Eurer Helden
    Wohl verstärkt in Transienten
    Wenn sie Spreu vom Geizen trennten
    Bindet Geld zum Ding ein Band

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo @firstofnine ! Ruben hier von elysia, ich bin der Mann hinter dem nvelope. Vielen Dank für diesen tollen Testbericht – Du hast das Gerät echt gut verstanden. Auch der Unterschied Hardware/Software wurde super beschrieben. Der nvelope ist im Prinzip ein echtes Upgrade vom original Transient Designer von SPL, denn dieser stammt auch von mir ( 20 Jahre her !) Gruß Ruben

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