Intuitiver Sequencer fürs Rack
Intellijel Designs Metropolis ist bereits einige Jahre im Handel und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Auf Fotos in Social Media Special-Interest-Gruppen und in YouTube Videos ist Metropolis in vielen Racks zu sehen. Was macht ihn so populär?
Inspiration des Intellijel Designs Metropolis
Der Intellijel Metropolis ist vom Ryk M-185 Sequencer inspiriert. Dies war ein Projekt aus dem Jahr 2008, das einen analogen Sequencer im Roland System 100m Format zur Verfügung stellte. Intellijel packt dieses Modell in das Eurorack-Format und gibt ihm viele Zusatzfunktionen.
Seinerzeit gab es für das System 100m und andere Systeme bereits Sequencer. Diese liefen oft Schritt für Schritt durch und fingen wieder von vorne an. Die Besonderheit beim Ryk Sequencer ist, dass pro Step unterschiedliche Schrittlängen und Schrittwerte eingestellt werden können. Dadurch lassen sich lebendige und abwechslungsreiche Sequenzen inklusive Slides erstellen.
Rein äußerlich kommt das Modul mit 34 TE Größe im typischen Intellijel Design daher. Auf der linken Seite befinden sich zunächst einmal die physikalischen Ein- und Ausgänge. Neben dem obligatorischen Ausgang für Pitch (CV) und Gate gibt es jeweils einen Clock-Ein- und Ausgang, eine Sync-Buchse (Gate Signal), einen Eingang für Reset und zwei für Aux. Über diese werden unterschiedliche Parameter des Moduls per Control Voltage beeinflusst. Eingestellt werden die Modulationsziele über eigene Aux-Regler und über das Display.
Das Display liefert Echtzeit-Informationen zu eingestellten Tonhöhen, Skalen, Tempi, Swing-Faktoren etc. Da nur wenige Zeichen dargestellt werden, muss man sich mit den Abkürzungen und Bezeichnungen vertraut machen. Hier braucht es den einen oder anderen Blick ins Handbuch (PDF).
Unterhalb des Displays befindet sich eine ganze Batterie an Knöpfen, 18 an der Zahl, für verschiedene Funktionen. Die Knöpfe sind farblich nach ihrer Funktion sortiert: Rot für Transportfunktionen, Grau für Timing Funktionen, Weiß für Pattern-Einstellungen und Schwarz für Systemrelevantes. Der Vorteil der vielzähligen Knöpfe ist, dass alle wichtigen Funktionen in Echtzeit direkt aufrufbar und editierbar sind. Das kommt dem Spieltrieb zu Gute.
Darunter befinden sich noch drei Regler für die Einstellung der Gate Time, Data Entry und die Slide Time.
Intellijel nennt Steps in diesem Modell „Stages“. Auf der rechten Seite des Moduls verfügt jede dieser acht Stages über vier Funktionsebenen:
Pitch
In der oberen Reihe lassen sich die Tonhöhen, wie beim klassischen analogen Step-Sequencer per Schieberegler einstellen. Jeder Regler besitzt eine kleine, rote LED, die den jeweils aktiven Schritt anzeigt.
Puls Count
In der folgenden Reihe „Puls Count“ wird die Anzahl von Impulsen pro Stage angegeben. Bis zu acht Mal wird ein Impuls pro Stage wiederholt, bevor zur nächsten Stage gesprungen wird.
Gate Mode
Gate Mode stellt jeweils vier Funktionen zur Verfügung:
- Hold: Für die Anzahl der eingestellten Puls Counts bleibt der Gate-Ausgang im Status „high“. Der Gate- und Pitch-Ausgang wird nur einmal getriggert.
- Repeat: Der Gate-Ausgang pulst in Abhängigkeit der Step/Div-Einstellung und der eingestellten Anzahl an Puls Counts.
- Single: Der Gate-Ausgang setzt den ersten Puls auf „high“ und bleibt in diesem Status abhängig von der eingestellten Gate-Time. Weitere Pulse in der Stage stehen auf „low“. Die Gate-Time wird am entsprechenden Poti linksseitig eingestellt.
- Rest: Der Gate-Ausgang setzt den Status für die Stage auf „low“, für alle eingestellten Puls Counts. Es wird kein Impuls ausgegeben.
Slide und Skip beim Intellijel Designs Metropolis
Die untere Reihe bietet 8 Taster und LEDs, diese steuern Slide und Skip und weitere Funktionen
Für jede Stage kann die Slide-Funktion per Knopfdruck aktiviert werden. Dadurch entstehen TB-303 anmutende Slides zwischen den Stages. Die Slide-Time kann mit dem Poti auf der linken Seite beeinflusst werden.
Per Doppelklick werden einzelne Stages de- bzw. aktiviert. Wird ein Knopf gehalten, kann per Data-Encoder ein Ratcheting-Wert eingestellt werden.
Sequencer-Funktionen des Intellijel Designs Metropolis
Intellijel Designs Metropolis bietet eine Menge Sequencer-Funktionen. Zum Beispiel verfügt Metropolis über einen eigenen Clock-Generator und fungiert somit als Taktzentrale, kann aber auch extern synchronisiert werden. Der Clock-Divider arbeitet einerseits eingangsseitig (nach welchem Teiler das eingehende Clock-Signal den Sequencer triggert) wie auch ausgangsseitig. Der Swing-Mode bringt entsprechendes Groove-Feeling in die Sequenzen.
Bestimmte Funktionen aus der Menügruppe können als Shortcuts auf die Slide/Skip-Taster gelegt werden, um im Live-Betrieb schnelleren Zugriff auf gewünschte Parameter zu haben. Hierzu ist allerdings der Blick ins Handbuch notwendig, um Shortcuts zuzuweisen.
Im Pattern-Mode bestimmen 10 Variationen die Laufrichtung von Stage zu Stage und lassen zahlreiche Spielvarianten zu, u. a. auch die zufällige Wiedergabereihenfolge von Stages.
Metropolis kann 30 Skalen zur Tonhöhenquantisierung liefern. So viele Varianten habe ich bislang bei keinem Hardware-Sequencer kennengelernt.
Pattern mitsamt den globalen Einstellungen können auf insgesamt 8 Speicherplätzen abgelegt werden.
Intellijel Metropolis macht auf jeden Fall Spaß! Mir juckt es geradezu in den Fingern, die Parameter am Modul beim Austesten immer wieder zu verstellen und gespannt zu sein, was dabei aus dem Modul heraustriggert. Zumal es einerseits den „klassischen“ Aufbau eines Step-Sequencers bietet, zum anderen aber die Besonderheiten vom Vorbild Ryk M-185 – und damit mehr Abwechslung.
Allein der Anschaffungspreis von knapp 600,- Euro bremst die Freude ein wenig aus.
Danke für den sehr guten Testbericht! Ich hab das Metropolis in meinem Rack und bin super zufrieden mit. Nur die Überschrift halte ich für etwas falsch. ‚Intuitiv‘ ist an dem Ding gar nichts. Da muss man schon bisschen eintauchen. Ansonsten gibt es glaube ich nichts was man mit diesem Sequencer nicht machen könnte.
Ich hatte vorher den Make Noise René und im Vergleich dazu finde ich den Metropolis sehr intuitiv. Es macht viel Spaß damit herumzuspielen, auch ohne ins Handbuch schauen zu müssen.
@markhollis Ja, da stimme ich auch zu. René hat schon eine extreme Lernkurve. Im Vergleich dazu ist der Metropolis einfacher gestrickt.
Mich hat der hohe Preis abgeschreckt, daher entschied ich mich für den Analogue Solutions EKG, der knapp die Hälfte kostet, aber auch deutlich eingeschränkter ist. Dafür lässt er sich auch sehr einfach bedienen, und Sachen wie eine Clock oder Ratchets hole ich von anderen Modulen…
Der Metropolis hat was, gerade die umfangreiche Scale Funktion ist Bombe, auch das er den Notenwert im Display anzeigt. Da kann so ein High End Sequencer wie der R24 nur von träumen, warum auch immer, leider! Völlig umständlich ist es allerdings mit den Updates. Grundsätzlich finde ich die Verarbeitung von Intellijel nicht den aufgerufenen Preisen entsprechend.
Beim Rene nervt eher dieser immense Aufwand, den ausserhalb des Snake so zu clocken wie man sich das kontrolliert vorstellt. Da darf man nochmal Euros auf den Tisch legen! Aber … der Rene ist ein Hammer Mod Sequencer!
Alles in allem bekommt man für diese Preise, im Vergleich, mit dem Beatstep Pro eine ordentlich umfangreiche Alternative und spart zudem Rackplatz!!!
Natürlich kann so eine kurz Besprechung nicht alle Feinheiten so eines ausgefuchsten Gerätes beschreiben. Aber eine Möglichkeit finde ich noch erwähnenswert: eine Änderung der Steplänge (also der „Pulse Count“) würde bei anderen Sequencern normalerweise immer zur Änderung der Sequenzenlänge führen. Beim Metropolis kann man aber, die Gesamtlänge fixieren. Dadurch bleibt die Sequenz immer im Rhythmus, kann aber ihren internen „Groove“ temporär ändern. Das ist Live eine sagenhafte Variationsmöglichkeit.
Ich bin gerade auf diesen Testbericht gestossen und habe unter „Minus“ den Punkt „keine Zufallsfunktion für Pulse Counts oder Ratchets“ gesehen. Das trifft nur zur Hälfte zu, weil die Pulse Counts tatsächlich nicht extern steuerbar sind. Die Ratchets hingegen kann man z.B. mit folgender Möglichkeit zufällig genererieren. Aux A oder B über den DATA-Regler auf „Ratch“ stellen. Eine zum Metropolis synchronisierte Sample & Hold-CV in den gewählten Aux-Eingang einführen und die Intensität der CV über den dazugehörigen Attenuator regeln, schon klappt es mit zufällig erzeugten Ratchets. Viel Spaß!