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Test: Avid Pro Tools 2019 Ultimate, Digital Audio Workstation

DAW-Update für Profi-Tonstudios

15. Juli 2019
avid pro tools 2019 ultimate

Avid Pro Tools 2019 Ultimate, Digital Audio Workstation

AVID bringt mit der 2019er Version seiner DAW Pro Tools einiges an Neuerungen auf den Tisch. Nicht nur in der Software an sich, sondern auch, was dessen Verwaltung anbelangt. Seit Pro Tools 2018.1 wird zur Verwendung der DAW kein physischer iLok-Dongle mehr benötigt, Lizenzen und die Aktivierung dessen kann problemlos durch den iLok License-Manager/iLok Cloud erfolgen.

Jeder User erhält von AVID 1 GB kostenlosen Cloud-Speicher für seine Projekte. Wer mehr benötigt, kann diesen Speicher kostenpflichtig erweitern. Über den Cloud-Speicher lassen sich Projekte beispielsweise mit großer Einfachheit austauschen.

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Pro Tools 2019

Hier kommst du nicht rein: Zumindest nicht ohne Internetzugang

Als bequemes Update für EDU-Anwender oder große Produktionshäuser mit mehreren Systemen kann aber nun damit einhergehend auf eine vereinfachte „Multiseat“-Mehrfachlizenzierung zurückgegriffen werden, sodass man das Programm auf all seinen Systemen in-house nutzen kann. Hier fungiert ein Rechner sozusagen als Server, alle anderen Rechner mit Anbindung an diesen können von dort aus eine der Lizenzen beanspruchen und Pro Tools starten. Die Kompatibilität zum OS Mojave ist bereits gewährleistet.

Pro Tools 2019

Im iLok License Manager, ohne Dongle!

Gemeinhin gilt Pro Tools seit jeher als der Industriestandard, vor allem die Routing-Optionen und die weitreichenden und ausgeklügelten Editing- und Alignment-Funktionen brachten dem Programm diesen Status ein; seitdem es immer mehr konkurrierende DAWs gibt, verschwimmen hier jedoch die Grenzen. AVID legt in vielen Sektoren nach und baut eine Vielzahl an neuen, produktivitätssteigernden Features ein, wie zum Beispiel „Batch Fades“ (Fades due to all), eine Visualisierung der EQ-Kurve für jeden Channelstrip im Mixer-Fenster oder die der Ultimate Version vorbehaltenen sogenannten Clip-Effekte, eine Möglichkeit, den Pro Tools Channelstrip auf einzelne Clips innerhalb einer Spur anzuwenden. Auch was MIDI angeht, gibt es wichtige Updates. Ein Überblick über sämtliche Neuerungen von Pro Tools 2019 folgt im weiteren Verlauf.

Für einen noch genaueren und weitreichenderen Einblick in die Software Pro Tools sowie dessen nativen Plugins lohnt sich ein Blick auf die umfangreichen Beiträge von Autor Markus Schröder. In der Review zu Version 8 deckt er jegliche Plugins ab, in seiner Review zu Pro Tools 11 vor allen Dingen auf die vorherigen Usability-Neuerungen.

Kosten und Fakten zu Pro Tools 2019

Pro Tools 2019

Mit Pro Tools 2019 First bietet Avid seit einiger Zeit eine dritte Versionsart des Programms an. Dieses ist kostenfrei und bietet 16 Mono-Spuren, 16 Mono-Auxe, 16 MIDI-Spuren, vier Hardware-Eingänge. Nicht sonderlich viel, für Einsteiger aber ausreichend.

Die normale Standard-Version von Pro Tools kostet derzeit 479,- Euro (inkl. 12 Monaten kostenfreien Updates) und bietet bis zu 32 physische Ein- und Ausgänge gleichzeitig, 128 Audiospuren, 512 MIDI- und Instrumentenspuren, bis zu 96 kHz Sample-Rate sowie eine unbegrenzte Anzahl an Bussen. Im Gegensatz zu Cubase oder anderen DAWs ist man hier zwar etwas eingeschränkt, denn bspw. hat man bei der großen Cubase-Version keinerlei Einschränkungen hinsichtlich Audio- oder MIDI-Spuren, lediglich bei den VST-Spuren ist man auf 32 beschränkt.

Professionelle Tonstudios werden wohl oder übel zu der von uns getesteten Ultimate Version greifen, denn erst damit bekommt man Sample-Raten bis 192 kHz und die Möglichkeit, die recht kostspielige HDX-Hardware zu verwenden. Auch Surround, mehr als 32 Hardware-Eingänge und mehr als eine Videospur sind nur mit der Ultimate Version möglich. Diese schlägt dann mit 2.399,- Euro zu Buche.

Alternativ bietet Avid ein Abonnement-Modell an. Dieses ist laut AVID sogar das derzeit beliebteste Lizenzmodell, besonders bei Einsteigern.

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Die Neuerungen von Pro Tools 2019 Ultimate

Pro Tools 2019

Zu Audio in Sekunden: das Commit Feature

Seit Version 12.4 lassen sich neben dem 2013 eingeführten Offline-Bounce-Feature auch Spuren einfrieren, um CPU einsparen zu können, hier setzt AVID an und vergrößert das Featureset, was das schnelle Rendern von Spuren anbelangt:

Eine der meist gefeierten Neuerungen in Pro Tools 2019 ist das nun sehr umfangreiche Commit-Feature, welches nichts anderes ist als die Möglichkeit, Audio- sowie Instrumenten-Spuren mitsamt der darauf befindlichen Effekte in der Abtastrate der jeweiligen Session offline als Audiospuren zu rendern. Lange musste man als Pro Tools User auf dieses Feature warten, erst seit Version 11 lassen sich Spuren überhaupt offline, ohne Echtzeit-Rendering, aus dem Programm herausziehen. Vielleicht als Entschuldigung für die etwas längere Wartezeit, vielleicht aber auch als Garant dafür, dass diese Features ohne Clipping-Fehler oder Artefakte, die man durchaus noch aus anderen Programmen der letzten Jahre kennt, funktionieren, fügt AVID aber gleichzeitig Offline-Rendering Features, die absolut genial und zeitsparend sind, mit hinzu. So lassen sich beispielsweise auch Multioutput-Instrumente wie Drum-Plugins mit aktivem Spur-Routing per Rechtsklick komplett oder stückweise in absoluter Lichtgeschwindigkeit rendern. Ist man sich unsicher, ob man nicht später doch noch einmal Änderungen am Plugin vornehmen möchte, so lässt sich die jeweilige gerenderte Spur inaktiv schalten, aber behalten. Zwar verschwindet diese aus dem Arrangement, lässt sich aber bequem aus der Spuren-Liste per Knopfdruck reaktivieren oder löschen.

 

Pro Tools 2019

Alte, genaue Instrumentenspuren und die aktiven, daraus entstandenen Audio-Spuren gekennzeichnet durch einen dunklen Punkt

Möchte man auf einzelne Plugins der zu rendernden Spuren den Zugriff behalten, lässt sich per Knopfdruck auf den jeweiligen Insert in der Signalkette bis zu eben solchem rendern, alles, was danach kommt, bleibt aktiv. Auch kann man frei darüber entscheiden, ob man die Spur- Automationen wie die Lautstärke oder das Panning mitrendern oder ob man den Zugriff darauf behalten möchte.

Pro Tools 2019

Commit to this Insert: Kein Command X/Command V mehr notwendig. Einfach bis zu dem Insert freezen, zu dem man möchte.

Doch damit nicht genug: Möchte man nur eine Edit-Selektion oder nur einen Clip der jeweilig zu rendernden Spur zu Audio machen, stellt das ebenfalls ein Leichtes dar. All das klappt ebenfalls mit Aux-Wegen.

Pro Tools 2019

Auch das Committen einer Edit-Selektion stellt von nun an ein Leichtes dar

Möchte man Teile einer Instrumentenspur zu Audio machen, so genügt das „Draggen und Droppen“ eines in dieser befindlichen MIDI-Clips auf eine Audiospur, das Rendern passiert wirklich extrem zügig. Im Direktvergleich unter selbigen Vorraussetzungen in Pro Tools 2019 deutlich schneller als beispielsweise bei Ableton 9. Man hört wohl heraus, die Zeitersparnis und den Workflow, der sich aus dieser Neuerung ergibt, möchte man nicht mehr missen.

Pro Tools 2019

Das Commit-Fenster mitsamt allen Optionen

Alle „committeten“ Files finden sich fortan im jeweiligen Projektordner. Möchte man eine Session auf welche Art und Weise auch immer für ein anderes Studio vorbereiten, dauert das allgemein nicht mehr länger als zehn Minuten. „Commit due to all“ rendert sämtliche Einzelspuren auf einmal, ist man sich nicht sicher, welche Plugins der Engineer, für den das Material bestimmt ist, besitzt, schickt man die Projektdatei mit sämtlichen inaktiven Instrumentenspuren einfach mit. Der Clou: Aktive Aux-Busse oder Master Busse, gar 7.1 Spuren, rendern sich genauso flott. Großartig. Ableton 9 benötigt beispielsweise für dieselben Renderingprozesse auf meinem System (iMac, 3,1 GHz Core i5, 16 GB RAM, late 2015) ein Mehrfaches der Zeit.

Busse und I/O-Setup in Avid Pro Tools 2019

Pro Tools 2019

Hier ist nur noch das, was auch wirklich da ist: übersichtliches I/O-Setup

Interne Bus-Routings kann man seit Version 12 beliebig viele erstellen. Und auch, was das I/O-Setup anbelangt, gibt es gute Nachrichten: Für Ausgangspfade lassen sich nun Sub-Pfade erstellen, unter anderem auch Auto-Downmix-Pfade. Arbeitet man beispielsweise gerade in 5.1 und möchte seinen Stereo-Downmix prüfen, so genügt fortan das Anlegen eines solchen Pfades, grundlegende Änderungen an der Playback-Engine oder dem Routing in der Session erübrigen sich.

Pro Tools 2019

Monitor Pfad: Öffnet man eine 7.1 oder 5.1 Session auf einem Stereo-System, wird automatisch down-gemixt

Und auch bei weiteren Punkten, die schon lange bei sämtlichen anderen DAWs funktionieren, legt Pro Tools 2019 nach. Zur flüssigeren Kreation während des Playbacks lassen sich nun on-the-fly Spuren erzeugen oder das Routing ändern, während die Wiedergabe aktiv ist. Gerade bei due-to-all Busrouting Veränderungen während des Playbacks kommt es dennoch häufiger zu Rucklern. Geschenkt. Spuren während des Playbacks scharfschalten, geschweige denn manuell während der Wiedergabe Punch-in-Recording von Audio initialisieren, kann man immer noch nicht. Nimmt man gerade eine Spur auf, lassen sich obig erwähnte Features ebenfalls nach wie vor nicht verwenden, geschweige denn Spuren erzeugen oder löschen.

Arrangement, Audio- und MIDI-Editing Updates

Das neue Feature „Batch Fades“ ist ein „Fades due to all“: Hier lassen sich für eine selektierte Region normalisierte Fade-ins, Fade-outs und Crossfades festlegen, auch das führt zu einer großen Zeitersparnis. Im Nachhinein lassen sich sämtliche erstellten Fades angleichen.

Pro Tools 2019

Batch Fades: Fades due to all, im Vorhinein festlegbar

Genau wie bei Ableton wird MIDI nun permanent im Hintergrund aufgenommen, falls man also gerade eine gute Improvisation einspielt, aber vergessen hat, die Aufnahme aktiv zu schalten, lässt sich das Material der betreffenden Wiedergabe dennoch durch den Shortcut Shift+Option+Z per Zauberhand in die Session einfügen.

Ebenfalls wie bei Ableton lässt sich MIDI-Material nun auch analysieren, sodass man sich aus diesem automatisch die Akkordstruktur „herausziehen“ kann. Generell zieht Pro Tools was MIDI angeht nach, endlich gibt es Shortcuts für den MIDI-Editor, sodass man nicht mehr alle Noten per Mausklick erzeugen, kopieren und Werte festlegen muss.

Pro Tools 2019

Das Editing läuft jetzt bei weitem flüssiger: der MIDI-Editor

„Wow“: Pro Tools kann seit Version 2018 die relative Rasterposition beim Kopieren, Ausschneiden und Einfügen von Audio- und MIDI-Clips sowie Notenauswahlen beibehalten.

Auf einzelne Clips innerhalb einer Spur lassen sich in der Ultimate Version von nun an „Clip Effects“ anwenden, diese entsprechen in etwa dem AVID Channelstrip-Plugin und sind nicht automatisierbar.

Pro Tools 2019

Die Clip-Effekte, ähnlich dem AVID Channelstrip

Abschließend noch ein großartiges weiteres Feature seit der 2018er Version, was das Editing von Mehrspuraufnahmen anbelangt: Per Shift-Taster und den Pfeiltasten lässt sich von nun an während des Playbacks durch seine Playlist, welche verschiedene Takes einer Aufnahme beinhaltet, scrollen. So lässt sich spielerisch der beste Take pro Region selektieren und kompilieren. Einfach die betreffende Region markieren und per Shift + Command + Up oder Down Arrow durch die Playlists scrollen. Das funktioniert ebenfalls problemlos mit Edit-Gruppen, so kann man beispielsweise auch in Windeseile seine Drumtakes kompilieren.

Pro Tools 2019

Die Spuren Playlists, jetzt noch praktischer

Verbesserungen, die die Übersichtlichkeit von Pro Tools 2019 betreffen

Was den in Version 11 eingeführten Datei-Browser angeht, modernisiert Pro Tools seit Sommer 2018 seine Dateistruktur, so lassen sich sowohl komplette Spuren als auch Presets nun per Tag-Liste besser kategorisieren, abspeichern und finden.

Im Mixer-Fenster hat man fortan die Option, sich eine zusammengefasste Equalizer-Kurve für alle Plugins pro Kanal anzeigen zu lassen. Dieses Feature kennt man bereits aus der AVID S6 und hat wohl von dort aus den Sprung ins Programm geschafft. Das EQ-Fenster ist offen für alle Plugin-Drittanbieter programmierbar, die Plugins von Brainworx oder Acustica Audio spielen hier beispielsweise  jedoch leider noch nicht mit. Generell ein Feature, das ich als extrem nützlich und sinnvoll erachte.

Pro Tools 2019

Übersichtlich, toll zum Gegenmischen: Equalizer-Kurven im Mixer-Fenster

Vorher war das bei einigen Parametern auch schon so, jedoch gilt nun: Sämtliche Automationen, Busse oder andere Parameter, die in Benutzung sind, sind von nun an zum besseren Erkennen gelb gekennzeichnet. Zudem: Dadurch dass Clips beim Verschieben transparent werden, ist es nun einfacher, diese manuell auf der Grid auszurichten.

Pro Tools 2019

Alles, was aktiv ist, ist gelb. Jetzt mehr als vorher.

Seit Pro Tools 12: Ein paar neue Effekte aus dem Hause AVID

Seit Version 12 veröffentlichte Avid eine ganze Reihe neuer Stompbox-Plugins und Verzerrer, Chorus- und Wahwah-Pedale, Delays und mehr. Zusätzlich gibt es nach wie vor Premium-Plugins, etwa die Focusrite Red Serie und die altbekannten Pultec Equalizer. All diese Prozessoren im Einzelnen zu besprechen würde den Bogen dieses Berichts etwas überspannen, so sei lediglich zu erwähnen, dass es vor allen Dingen zwei neue Plugins aus der Pro-Serie gibt, den Pro Subharmonic, der ähnlich wie rBass von Waves Subbass-Frequenzen erzeugen kann, sowie einen klassischen Multibandkompressor namens Pro Multiband Dynamics.

Pro Tools 2019

Der neue Multiband-Prozessor von Avid

Zusätzlich zu diesem fügt Pro Tools noch einen Multiband-Splitter bei, mit dem sich das zu bearbeitende Signal in verschiedene Auxe pro Band trennen lässt. Kurzfazit hierzu: Der Pro MB ist sinnvoll gestaltet und klingt extrem gut, das übliche Problem von Multiband-Prozessoren der kaputtgehenden Phasenstarre ist hier annähernd nicht vorhanden, zudem ist in das Plugin noch ein recht ansehnlicher spektraler Analyser inbegriffen. Mit dem Splitter kann man sich nun die in der DAW als Standard bislang fehlenden Tools zur Bearbeitung in MS selber basteln. Möchte man all die insgesamt 51 Plugins erwerben, kostet das für einen Nutzer der normalen Version zusätzlich 39 Euro pro Jahr, in der Ultimate Version und Multiseat-Lizenzen sind diese enthalten.

Pro Tools 2019

Der Pro Multiband Splitter: Hiermit lassen sich einzelne Bänder auf einzelne Auxe routen

Zum Schluss: Ein neues Instrumenten-Plugin ist im Lieferumfang von Pro Tools 2019 enthalten

UVIs Falcon, eine Art modulares all-in-one Hybrid-Synthesizer-Plugin, schafft es ins Programm. Mit diesem lassen sich zum einen Samples per Granularsynthese und herkömmlichem Sampling manipulieren und spielen, zum anderen beinhaltet er auch Oszillatoren und Effektmodule zur eigenen Klangerzeugung. Hüllkurven, LFOs oder sonstige Modulatoren lassen sich an beliebiger Stelle einfügen. Neben herkömmlicher tonaler Synthese lassen sich hiermit auch prima Schlagwerk und Effekte designen. Selbst eine Wavetable-Engine befindet sich im Plugin.

Pro Tools 2019

UVI Falkon: Der neue Multiengine-Synth von UVI

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Fazit

Das übliche Fazit: Wenn Pro Tools nicht einfach so ein verdammt geniales Programm wäre … Ist es aber. Und wenn man es braucht, dann braucht man es. Dazu hat es sich deutlich gemacht in den letzten Jahren, der Großteil der Kundenwünsche wurde erhört.

Kennt man noch Version 8, 9 oder 10: Version 2019 läuft beinahe unfassbar stabil und flüssig, die neuen Workflow-Features machen wirklich Spaß und beschleunigen den Arbeitsprozess. „Commit“ in diesem Ausmaß möchte man absolut nicht mehr missen, hat man es einmal kennengelernt.

Das als komplett neue Version zu betiteln, ist vielleicht nicht ganz akzeptabel. Die Neuerungen sind allesamt gut und sinnvoll, stellen jedoch eher Dinge dar, die ohnehin für viele Anwender überfällig waren. Seit 2018 trägt das Programm lediglich Erscheinungsjahr und -Monat im Namen, was mit sich bringt, dass Versionsnummern einhergehend mit dem Abonnement ohnehin immer hinfälliger werden. Vor allem unter der Haube scheint fairerweise ebenfalls einiges passiert zu sein. Pro Tools versucht zudem, auf kreativer Ebene hinterher zu kommen. MIDI-Editing ist nun ohne etwaige Nervenzusammenbrüche möglich, durch die flüssigere Erstellbarkeit von Spuren ergibt sich ein intuitiverer Workflow. So richtig flott und schlau wie bei Ableton fühlt sich das zwar auch noch nicht an, aber es geht wirklich, wirklich gut. Was das Verhalten unter Volllast mit einigen Spuren und Plugins anbelangt, so läuft die DAW bei mir deutlich stabiler als in Vergleichen mit Ableton oder Cubase.

Kann man Pro Tools bei aller Konkurrenz noch als Industriestandard betiteln? Hier in Deutschland nicht wirklich, außer wenn man Richtung Film-Postproduktion schaut. Logic, Cubase und Pro Tools 2019 sollten sich ungefähr die Waage halten. Dennoch: Pro Tools hat nach wie vor die allergrößten, schnellsten und umfangreichsten Audio-Editierungsmöglichkeiten, was Cuts, Fades, Alignment und Leveling angeht, gibt es meiner Meinung nach absolut nichts, was Pro Tools das Wasser reichen kann. Was viele andere Dinge anbelangt, versucht Pro Tools seit den letzten Jahren irgendwie hinterher zu kommen. Als Beispiele aus der Vergangenheit hierfür nenne ich nur einmal 64 Bit Support, Elastic Audio, offline Bounce oder die Unterstützung von nativen Audiointerfaces.

Nach wie vor ein Problem: Die teilweise nicht besonders ergonomisch angelegten Shortcuts (Bsp: Schnitt setzen per Command + E = Unterste + oberste Tastenreihe, warum auch immer) lassen sich nach wie vor nicht frei konfigurieren. Lediglich mit Drittanbieter-Tools und -Controllern ist dies zu realisieren.

AAX als einziges proprietäres Plugin-Format bleibt nach wie vor bestehen, hier muss Pro Tools einhergehend mit den verbesserten MIDI-Tools endlich nachlegen, selbst wenn es nur eine eigene Bridge ist. Möchte man VSTs ins Programm einbinden, so benötigt man eine Bridge-Software wie etwa Blue Cat Audio’s Patchwork.

Das mag vielleicht etwas esoterisch klingen, aber ein Vorteil gegenüber anderen Programmen ist, wie es klingt. Unleugbar hört man etwas mehr. Dafür ist unter anderem Crane Song Audio’s David Hill verantwortlich, der mit dem optional erhältlichen HEAT einen feinen, subtilen und optional erhältlichen Sättigungsalgorithmus implementiert, der ähnlich wie Harisson’s Mixbus kanalübergreifend wie ein analoges Pult wirkt. Klingt nach Class-A-Technik, wie man es von Mr. Hill gewohnt ist.

Eine eingebaute tiefgreifendere Pitch-Correction fehlt dem Programm nach wie vor, hier machen Cubase und Studio One vor, wie es auszusehen hat, arbeitet man in diesem Bereich mit Pro Tools, greift man wohl ohnehin zu Melodyne. In Studio One gibt es eine direkte Einbindung für Melodyne, hier kann man bequem Event für Event editieren und bouncen. So etwas fehlt noch in Pro Tools.

Das eigentliche Mammut-Update war das von Version 10 auf Version 11, seitdem sind die Sprünge immer kleiner geworden. Seit Version 11 läuft Pro Tools zuverlässig und stabil.

Plus

  • verbesserter Workflow durch sinnvolle neue Features
  • Commit-Funktion

Preis

  • Ladenpreise:
  • Pro Tools First: kostenlos
  • Pro Tools Standard: 479,- Euro
  • Pro Tools Ultimate: 2.590,- Euro
  • Alle Pro Tools Versionen sind auch als Abo-Modell erhältlich
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Forum
  1. Profilbild
    synaesthesia

    ProTools ist m.e. einfach keine DAW für Musiker.
    Die Vorteile die es ggü. anderen DAWs hat, gehen einher mit dem Verzicht auf jegliche intuitive Bedienbarkeit.
    Ich kannte bislang vor allem Ableton und durch die SAE nun ProTools.
    Ich fasse mir immer wieder an den Kopf wenn ich feststelle was Ableton in Live aufgrund von sinnvoller und praxisorientierter Implementationen von Funktionen alles so im Hintergrund erledigt und wie antiquiert ProTools Dinge darstellt.
    Alleine das erstellen von Sendeffekten ist ein krampf und mit vielen Clicks verbunden, wo Live im Hintergrund einfach allen Tracks entsprechende Regler zuweist, muss ich in ProTools erstmal Regler erstellen und zuweisen, für alle Tracks von denen ich was in den Send schicken will. Selbst wenn man nun argumentiert es sei besser die Kontrolle über alles zu behalten, ist die Art wie sie Dinge umgesetzt haben nicht intuitiv.
    Ich würde Pro Tools wirklich nur denen empfehlen die ganz genau Wissen was sie brauchen.

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