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Test: Triton Audio D2O Mono, Vorverstärker

Niederländischer V72 Clone

26. Juli 2019
triton audio d2o

TritonAudio D2O Mono, Vorverstärker

Der Triton Audio D2O Mono ist ein Class-A Vorverstärker einer kleinen niederländischen Boutique-Schmiede, die von den Technikern und Musikern Peter-Paul Wijte und Erwin Erkamp betrieben wird. Die zwei Freunde verbindet, neben dem gemeinsamen Musizieren in Bandprojekten, schon lange die Leidenschaft für Studio-Equipment, so dass sie im Jahre 2006 Triton Audio gründeten, um ihr selbst entworfenes und in Handarbeit gefertigtes Equipment auf den Markt zu bringen.

In Anlehnung an die legendären deutschen V-Serien Vorverstärker, die von Herstellern wie Siemens, TAB oder Maihak gefertigt wurden, entwickelten die beiden den Triton Audio D2O Preamp, der sowohl eine JFet- als auch eine Röhrenschaltung kombiniert.

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TritonAudio D2O Mono in der Praxis

Triton Audio D2O Mono auf den ersten Blick

Bereits das Logo von Triton Audio erinnert an die berühmten Markenzeichen von Neumann oder Telefunken. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass das Aluminiumgehäuse und Frontpaneel des D2O Mono wie die Vorbilder in dem typischen nüchternen Grauton der TV- und Rundfunktechnik der 50er und 60er Jahre lackiert wurde.

Insgesamt macht das in etwa handflächengroße Gerät einen soliden Eindruck, auch wenn das Gewicht von rund 1 kg deutlich geringer ausfällt als das der schweren Originale.
In der Mitte des Frontpaneels sitzt ein großes Gain-Poti mit gerastertem Regelweg, mit dem sich das Maß der Verstärkung einstellen lässt: Im Fet-Modus sind es 70 dB, bei aktivierter Röhre nur 60 dB.
Links und rechts davon liegen diverse Drucktaster für obligatorische Funktionen wie Phasendrehung oder Phantom-Power, außerdem wurde eine einfache Übersteuerungsanzeige in Form einer LED eingebaut.

Mittels des LO/HI-Drucktasters lässt sich nicht nur die Impedanz des Mikrofoneinganges von 2,25 kOhm auf 6,25 kOhm erhöhen, sondern auch das Übersetzungsverhältnis des Eingangstransformators verändern (LO: 1 : 1,75, HI: 1 : 3,5). Gerade in Kombination mit den wählbaren Verstärkungs-Modi ergeben sich so mehrere klangliche Optionen, die je nach Art des verwendeten Mikrofons sehr unterschiedliche Resultate liefern können.

Neben der 6,3 mm Klinkenbuchse auf dem Frontpaneel zur Verwendung der DI-Funktion, befindet sich auf der Rückseite ein Mikrofonanschluss und ein Line-Output im XLR-Format aus dem Hause Neutrik. Zusätzlich gibt es einen weiteren Klinkenausgang und auch der Anschluss für das externe 24 Volt Netzteil sowie der Ein- und Ausschalter sind auf der Rückseite untergebracht.

TritonAudio D2O Mono

AirHead Attenuator

Da der Vorverstärker über keine Pad-Funktion verfügt, gehört zum Lieferumfang des D2O Mono der hauseigene Triton Audio AirHead, ein XLR-Adapter, mit dem eine Abschwächung von 15 dB möglich ist. Diese Lösung ist zwar nicht so komfortabel wie ein integriertes Pad, das per Knopfdruck aktiviert werden kann, führt aber letztendlich zum gleichen Ergebnis.

Die Technik des Triton Audio D2O Mono

Grundsätzlich ist die Produktbeschreibung von Triton Audio, dass der D2O Mono ein Vorverstärker im Stil der deutschen V-Serie sei, erst mal recht vage, da es allein von den mit Röhren bestückten Versionen unterschiedliche Modelle gab (V41, V72, V74 oder V76). Auf ihrer Homepage bieten Peter-Paul Wijte und Erwin Erkamp allerdings Vergleichsklangbeispiele des D2O mit einem V72 an, die nahelegen, dass dieser als Vorbild bei der Entwicklung diente – zumindest klanglich.

Rein technisch schielt Triton Audio zwar auf das Original, beschreitet in der Umsetzung aber einen ganz eigenen Weg:

Als Eingangstransformator kommt ein hochwertiger Lundahl LL 1571 zum Einsatz, der bekannt für seinen warmen, vollmundigen Klang mit seidigen Höhen ist und auch gerne von anderen Herstellern, wie zum Beispiel Tube-Tech, für Röhrenvorverstärker benutzt wird.

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TritonAudio D2O Mono

Bedieneroberfläche des D2O Mono

In der ersten Verstärkungsstufe sitzt eine JFet-Schaltung, die für einen rauscharmen Klang sorgt. Die Zweite kann wahlweise mit einer weiteren JFet- oder einer Röhrenschaltung betrieben werden. Anstatt eines herkömmlichen Ausgangstransformators verwendet TritonAudio einen JFet-Buffer, der abermals sehr rauscharm ist und Details im Klang hervorheben soll. Somit ist es nicht schwer zu erkennen, dass der D2O Mono kein reiner Röhren-Preamp ist, sondern – wie vom Hersteller beschrieben – ein Vorverstärker mit wählbarer Tube-Fet-Schaltung.

Über die Herkunft der Röhre lassen sich weder in den Unterlagen noch auf der Herstellerseite Informationen finden. Bekannt ist lediglich, dass es sich um eine Subminiaturröhre handelt, die in etwa den Durchmesser eines Bleistiftes hat und im Gegensatz zu einer herkömmlichen Röhre keinen Sockel besitzt. Diese äußerst stromsparende Röhrenart wurde in den 40er Jahren für militärische Zwecke entwickelt und in den 50er Jahren erstmalig für Mikrofone, wie zum Beispiel dem Ela-M-251 von Telefunken oder dem M221 von Schoeps, benutzt.

Die Röhre des D2O soll laut Triton Audio eine durchschnittliche Lebensdauer von 10 Jahren haben und kann beim Hersteller ausgetauscht werden.

TritonAudio D2O Mono

DI-Anschluss

Triton Audio D2O Mono – Praxis und Klang

Die Bedienung des D2O Mono gestaltet sich auf Grund der überschaubaren Funktionen selbsterklärend. Alle Drucktaster, Anschlüsse und das große Gain-Poti machen einen widerstandsfähigen und äußerst soliden Eindruck.

Im Tube-Fet Modus erzeugt jedoch jede mechanische Bewegung, sprich das Drehen des gerasterten Gain-Reglers oder das Betätigen der Drucktaster, ein kurzes, kräftiges Klirren am Audioausgang. Es hört sich so an, als würde die Röhre jedes Mal erschüttert werden. Das ist an und für sich nicht schlimm, jedoch kann dadurch während einer Aufnahme mit hoher Dynamik das Maß der Verstärkung nicht angepasst werden.

Im reinen Fet-Modus sind die Aufnahmeresultate erst einmal recht neutral. Das Klangbild wirkt aufgeräumt und klar definiert, der Bassbereich ist straf geformt und die Mitten werden detailreich dargestellt. Auch die Höhen haben einen sehr sauberen, aber dennoch weichen Charakter.
Der Lo-Modus sorgt für offene, luftige Ergebnisse, während die Übersetzung von 1 : 3,5 des HI-Modus den Klang wie erwartet mehr komprimiert, wodurch vor allen Dingen die Mitten stärker hervorgehoben werden.

Grundsätzlich bleiben diese Eigenschaften im Tube-Fet-Betrieb bestehen, abgesehen von einigen deutlichen Veränderungen:

Bereits bei einer niedrigen Übersetzung des Eingangstransformators ist der gesamte Mittenbereich wesentlich kräftiger ausgeprägt als im Fet-Modus. Das Signal wird hörbar gesättigt und klingt vollmundiger, wobei die Transienten eine schöne, abgerundete Form erhalten. Zusätzlich profitiert der Klang von den generierten Obertönen, wodurch er abermals wärmer und dichter erscheint.
Im HI-Modus ist das Ergebnis wieder komprimierter und abermals treten die Mitten kräftiger und kompakter hervor.

TritonAudio D2O Mono

LO/HI Drucktaster

Gerade das gesättigte Signal in Kombination mit einem dennoch klaren und detailreichen Klangbild, erinnert deutlich an den Sound der V-Serie.

Etwas Skepsis trat während des Tests jedoch bei den Gesangsaufnahmen im Tube-Fet-Modus auf, da die oberen Mitten überraschend spitz hervortraten.

Zudem zeigten sich bei einer hohen Dynamik der Stimme größere Unterschiede im Klangverhalten: In leiseren Passagen wirkte der Gesang ausgewogen, warm und weich, sobald die Lautstärke zunahm, verdichtete sich der obere Mittenanteil und wurde stark betont, was harscher und schärfer klingt, als man es von einem V72 gewohnt ist.

TritonAudio D2O Mono

Die Anschlüsse auf der Rückseite

Für diesen Test stand zwar kein Original zur Verfügung, jedoch bestätigen die bereits erwähnten Vergleichsaufnahmen zwischen dem D2O und einem V72 auf der Homepage des Herstellers diese Wahrnehmung. Tatsächlich treten bei allen dieser Beispiele die oberen Mitten beim D2O deutlich spitzer hervor als bei den Aufnahmen mit dem V72, der diese viel behutsamer und weicher einbettet. Das ist ein nicht unwesentlicher Punkt, der die Qualität des Originals auszeichnet, denn gerade dieser Frequenzbereich ist bei einer Tonmischung und deren Summierung nicht unkritisch. Dennoch ist die Beurteilung dessen auch eine Frage des Geschmacks, denn manch einer empfindet den Klang des D2O wiederum als offener, transparenter und moderner.

Klangbeispiele des D2O Mono

Sängerin: Eva Werner
Mikrofon: Neumann U87

Synthesizer: Moog Mother-32

Vorverstärker: TritonAudio D2O Mono

Audiointerface: RME Fireface 800
DAW: Logic Pro

Die Klangbeispiele sind unbearbeitet, nur die Lautstärken wurden entsprechend ihrer Spitzenwerte angepasst.

TritonAudio D2O Mono

TritonAudio D2O Stereo

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Fazit

Der Triton Audio D2O Mono ist ein guter Vorverstärker im Stil des V72, der schon in den 60er Jahren den Sound zahlloser Aufnahmen der Abbey Road Studios prägte.

Es ist erstaunlich, wie nah der Klang des D2O Mono an den des Originals reicht, obwohl die beiden Entwickler Peter-Paul Wijte und Erwin Erkamp den technischen Aufbau gänzlich anders bewerkstelligen. Das typisch druckvolle, warme aber trotzdem detaillierte Klangbild haben sie sehr gut nachgebildet, lediglich die kräftigen oberen Mitten entsprechen nicht ganz dem Vorbild, das Gleiche gilt auch für das Klangverhalten bei starker Sättigung.

Ob man deswegen die hohen Kosten für einen echten V72, ein entsprechendes Rack, Ersatzteile und Techniker auf sich nehmen möchte, plus die Gewissheit, sich ein äußerst launisches Gerät ins Studio zu holen, das auch mal gerne den Dienst für einen Tag verweigert, muss jeder Interessent selbst entscheiden.

Der D2O ist nicht nur als Mono-Version, sondern auch als Stereo-Ausführung und als Modul für das API 500er Rack-Format erhältlich.

Plus

  • warmer, klarer, druckvoller Klang
  • Verarbeitung
  • veränderbares Übersetzungsverhältnis des Eingangstransformators

Minus

  • Störgeräusche im Tube-Fet Modus beim Betätigen der Bedienelemente

Preis

  • Ladenpreis: 699,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Die Störgeräusche sind schon ärgerlich. Auch wenn wir nicht im High-End-Bereich sind, will ich für knapp 700 Euro so etwas nicht haben. Das ist etwas schade.
    Die Beispiele zeigen schön die Klangunterschiede, die m. E. deutlich hervortreten. Schönes Gerät, ob es das Original klanglich einfängt oder nicht, ist mir dabei relativ egal. Würde mir wünschen, dass die Hersteller das auch mal aus der Perspektive betrachten. Es ist doch viel Marketing dabei….

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