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Test: Fostex TH909, Studiokopfhörer

Edel-Version des Studiokopfhörers

20. September 2019

 

fostex th909

Fostex TH909, Studiokopfhörer

Im häuslichen Homerecording-Studio hat man meist keine Wahl: Spätestens wenn der Uhrzeiger um 22 Uhr die nächtliche Ruhezeit einläutet, bekommen die Monitorboxen ihre Zwangspause und der Kopfhörer muss als Abhöre herhalten. Der Fostex TH909 ist mit einem Ladenpreis von 1.849,- Euro sicherlich am oberen Ende der preislichen Fahnenstange angesiedelt, dieser Testbericht beleuchtet seine Tauglichkeit bei Studioanwendungen.

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Fostex TH909: Lieferumfang und Verarbeitung

Der Testkandidat kommt in einer Kartonverpackung, der wiederum zwei Kartons enthält: Ein mitgelieferter, mattschwarz lackierter und aus Holz gefertigter Kopfhörerständer ist in dem kleineren verpackt, während der Kopfhörer mit weiterem Zubehör in dem größeren, großzügig mit Schaumstoff ausgepolsterten Karton geliefert wird.

Dieses weitere Zubehör besteht aus einem Transportbeutel aus Kunstleder mit Kordelzug sowie einem abnehmbaren Anschlusskabel mit Stereoklinkenstecker. Ein alternatives Kabel beziehungsweise ein Adapter im Miniklinkenformat wird leider nicht mitgeliefert. Optional ist ein symmetrisches Kabel mit XLR-Anschlüssen erhältlich.

Das mitgelieferte recht biegsame Kabel wirkt durch den vergoldeten Stecker und die Stoffummantelung hochwertig und edel, sein sauerstofffreies Kupfermaterial soll laut Hersteller zum transparenten Klangbild beitragen. Die Anschlussstifte des Kabels, die am Kopfhörer angeschlossen werden, sind aus den gleichen Gründen mit Rhodium überzogen.

Der vorwiegend in mattem Schwarz gehaltene Kopfhörer ist in offener Bauweise konstruiert, Blickfang ist sicherlich die Oberfläche der Ohrmuschelgehäuse, die aufgrund der akustischen Eigenschaften des Materials aus japanischer Zierkirschenbirke gefertigt sind und außerdem mit einem hochdekorativen, saphirblauen Lackfinish versehen werden. Die angewendete japanische „Urushi“-Lackierung, bei der in Handarbeit mehrere Lackschichten, gewonnen aus dem asiatischen Lackbaum, aufgetragen werden und die unter staubfreien Bedingungen, hoher Luftfeuchtigkeit und bestimmten Temperaturen aushärten müssen, hat ihre Ursprünge in der Jungsteinzeit und sorgt hier für eine bemerkenswerte Optik. Ebenfalls erhältlich ist eine rubinrote Version.

In den kreisrunden Schalldurchlässen der dekorativen Ohrmuschelgehäuse sitzen geätzte zweilagige, besonders resonanzarme Metallgitter. Neben der hier getesteten saphirblauen Ausführung ist das Modell standardmäßig in Rubinrot lieferbar.Fostex TH909 05

Die beiden ohrumschließenden Gehäuse sind leicht schräg montiert und dreidimensional beweglich, sodass eine optimale Anpassung an die Kopfform kein Problem darstellt. Größtmöglichen Tragekomfort verspricht der Kopfbügel, der mit zwei gerasterten Stahlauszügen zur Größenverstellung, dem Kopfbügelpolster sowie einem Kunstlederüberzug ausgestattet ist. In zwei mattschwarz lackierten Gabelhalterungen aus Metall sind die Ohrmuscheln aufgehängt. Schön dezent gelöst ist die Unterbringung des Herstellerlogos, das sich lediglich durch seine schwarzglänzende Optik von seiner mattschwarzen Umgebung abhebt und beidseitig jeweils auf der Abdeckung des Kopfbügelauszugs prangt.

Ebenfalls mit mattschwarzem Kunstleder überzogen sind die wechselbaren Ohrpolster aus Schaumstoff („Low-Resilience-Urethanpolster“), die sich so nahtlos in die Optik des Nobelkopfhörers einfügen.

Überhaupt ist die Optik schlicht und elegant, erst bei näherem Hinsehen kann man die Preisklasse erahnen. Die farblichen Akzente der Ohrmuschelgehäuse spielen dabei eine bedeutende Rolle, ebenso wie die makellose Verarbeitung.Fostex-TH909-SB-03

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Technik und Daten zum Studiokopfhörer

Der Antrieb des Testkandidaten basiert auf Neodym-Magneten, die mit einer außergewöhnlich hohen magnetischen Flussdichte von 1,5 Tesla aufwarten und die hauseigene Fostex „Biodyna“-Membran mit einem Durchmesser von 50 mm zum Vibrieren anregt. Der Frequenzgang wird, allerdings ohne Angabe eines Toleranzbereichs, mit 5 Hz – 45 kHz angegeben bei einer recht hohen Empfindlichkeit von 100 dB pro Megawatt bei 1 kHz. Dank der niedrigen Impedanz von 25 Ohm bereitet der Betrieb mit mobilen Geräten keine Probleme. Das Eigengewicht von 390 Gramm ohne Kabel ist vergleichsweise hoch.

Wie klingt der TH909 in der Praxis?

Der japanische Nobelhörer passt sich ohne weiteres Zutun dank dreidimensionaler Ohrmuschelaufhängung und gerasterter Kopfbügelauszüge perfekt der jeweiligen Kopfform an, die Ohrpolster sind dabei wirklich sehr komfortabel und lassen im Betrieb das hohe Eigengewicht vergessen.

Allzu heftiges Headbanging oder sonstige ruckartige Bewegungen wiederum führen dazu, dass der Kopfhörer seine Position verlässt, da macht sich das hohe Gewicht in Kombination mit einem recht niedrigen Anpressdruck dann doch bemerkbar. Ansonsten ist der Tragekomfort, der Preisklasse angemessen, sehr gut.

Trotz der offenen Bauweise fällt auf, dass einerseits Umgebungsgeräusche relativ gut abgeschirmt werden, andererseits auch erstaunlich wenig Kopfhörersound nach außen dringt. Somit eignet sich der 909 im Einzelfall auch für Monitoring-Aufgaben beim Tracking. Manche Gesangskünstler wissen offene Kopfhörer bei der Performance zu schätzen, da diese ein natürlicheres und luftigeres Klangbild haben und nicht so ein „Druckgefühl“ erzeugen wie so manche geschlossenen Systeme.

Angenehm ist auch die beidseitige Kabelführung, sodass das Kabel zentral am Körper herabgeführt wird und nicht bei jeder Kopfbewegung durch Berührungen an der Schulter Nebengeräusche erzeugt.Fostex-TH909-SB-02

Klanglich überzeugt der Kopfhörer mich auf ganzer Linie. Zwar klingen die Höhen und auch die Mitten sehr direkt und „hart“, dadurch werden allerdings Mixing-Fehler auch gnadenlos aufgedeckt. Ich habe ein paar von mir „vergurkte“ Mixe auf meiner Festplatte, die ich dazu benutze, Abhörsysteme auf ihre Tauglichkeit für kritisches Hören zu überprüfen. Und der Testkandidat kann hier absolut punkten. Egal ob fiese s-Laute, sich unschön überlappende Signale im Mittenbereich oder hupende Bassfrequenzen, alles wird gnadenlos aufgedeckt.

Überhaupt reicht der Bassbereich beeindruckend tief hinab und ist mit einem ordentlichen „Wumms“ ausgestattet, den man sonst eher von geschlossenen Systemen erwartet.

Einzelne Instrumente im Mix sind klar und plastisch mit all ihren charakteristischen Frequenzverläufen zu hören, sämtliche Nuancen werden wiedergegeben und auch die überaus direkte und spritzige Auflösung der Transienten weiß zu beeindrucken.

Natürlich ersetzt auch dieser Kopfhörer nicht die Abhöranlage, die üblichen Probleme bei Tiefenstaffelung und Stereopanorama sind auch hier vorhanden, obwohl man sagen muss, dass die „Bühne“ sich durchaus nicht zwischen den Ohren im Kopf, sondern vor dem Kopf ausbreitet, ohne eine zu übertriebene Weite darzustellen. Die Phantommitte ist sehr gut ortbar und hilft bei der Beurteilung, ob die zentralen Signale wie zum Beispiel der Leadgesang gut und fokussiert in den Mix eingebettet sind.

Fostex TH909 06

Das Kabel des TH909

Doch der Fostex TH909 ist kein reines Arbeitsgerät, sondern kann auch Hörgenuss bereiten. Hat man sich erst mal eingehört und an das analytische höhenreiche Klangbild gewöhnt, kann man außergewöhnliche Hörerfahrungen machen. Selbst bei oft gehörten Produktionen lassen sich noch neue Nuancen entdecken und man kann tiefer in die Musik eintauchen als je zuvor. Atemgeräusche bei Gesängen, Klappengeräusche des Saxofons, komplexe Synthesizer-Texturen, subtile Modulationen aller Art- vieles, was man vorher nicht wahrgenommen hat, wird plötzlich hörbar und verleiht der Musik mehr Tiefe, Emotionalität und Intimität.

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Fazit

Für einen durchaus stolzen Preis erhält man mit dem Fostex TH909 SB einen wirklich tollen Kopfhörer, der sowohl beim Mixing/Mastering im Studio als auch beim Musikgenuss auf der heimischen Couch eine sehr gute Figur abgibt. Noble Optik, perfekte Verarbeitung und hoher Tragekomfort wird hier ebenso geboten wie ein mitgelieferter, schicker Kopfhörerständer.

Negativ schlägt nur das Nichtvorhandensein eines Miniklinkenkabels oder Adapters für den schnellen Anschluss ans Handy/Tablet zu Buche.

Wenn es das Budget hergibt: unbedingt antesten!

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Optik
  • Tragekomfort
  • für einen offenen Kopfhörer relativ gute Isolation
  • inklusive Kopfhörerständer

Minus

  • kein Miniklinkenkabel/Adapter im Lieferumfang enthalten

Preis

  • 1.849,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    SynthNerd AHU

    über 18oo Ocken für ’nen Kopfhörer?
    Ja, nee, lass stecken.
    Hab mir ’nen DT770 Pro für 109 geholt- reicht vollkommen :-)

  2. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Vor dem Kauf sei ein »Hörtest« zu empfehlen. Das klärt ob sich der Kauf lohnen wird.
    Bei dem Preis sollte der Kopfhörerverstärker (z. Bsp. ein »Nimbus«) und die Quellen dementsprechend hochwertig sein.
    Das sieht wohl der Hersteller genauso und hat auf die Miniklinke verzichtet.
    Wer den Kopfhörer an einem mobilen Gerät verwendet, womöglich mit MP3-Dateien, verschenkt viel an Hör- und Ingeneursleistung.

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @Franz Walsch Oder im Gegenteil und der Kopfhörer erweist sich als Lehrstück, dass komprimierte Musik irgendwie doch nicht nach CD klingt.

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          Franz Walsch AHU

          @Ashatur Die Generation der Schlauphon-Nutzer und andere APP-hängige kennen wohl nur Breitband-Lautsprecher die sie mit einem weiblichen Vornamen ansprechen und Musik wird nur als Datenstrom konsumiert. Aber die Industrie ist auch Schuld. HiFi-Anlagen werden nicht mehr interessant präsentiert und CDs gar nicht mehr beworben. Nach interessanten Neuerscheinungen muss man lange suchen. Im Schulmusikunterricht ist »hören« auch kein Thema.

          • Profilbild
            Stephan Merk RED

            @Franz Walsch Ich würde das nicht mit gut zu schlecht abtun wollen. Alexa und Co. haben auch so ihren Reiz und seit je her in der Geschichte, das Auto erlebt es grade, haben sich Interessen verlagert. Siehe Theater, Kino und generell die Kommunikation in der Gesellschaft. Hör Dir beispielsweise mal WDR 2 ab 20:00 Uhr an, da werden viele Alben besprochen, aber wer hört da denn Radio? Ich persönlich habe auf HiFi im klassischen Sinne auch keine Lust und wurde auch schon von findigen Fachhändlern, wobei der Fokus auf Händler liegt, über den Tisch gezogen. Die Leute geben heute halt ihr Geld für andere Dinge aus.

            • Profilbild
              Franz Walsch AHU

              @Stephan Merk Danke für die Kommentare. Ich meinte nicht den Zeitgeist, sondern den Verlust jeglichem Qualitätsanspruchs.
              Wer den guten Klang nie kennengelernt hat, vermisst ihn auch nicht.

              • Profilbild
                Stephan Merk RED

                @Franz Walsch Damit hast Du absolut Recht. Wobei es auch immer Trends sind, heute meint jeder, In-Ears für 350 Euro lohnen sich, aber ein Lautsprecher für 2.000 Euro nicht. Alles jenseits der CD ist eh Quatsch und was da noch so alles rumgeistert. Unabhängig von den Tatsachen erinnert mich das an die Kataloge der 80er: 2.000 Watt oder 3.000 Watt, je mehr Leistung umso besser. Das Schlimme heutzutage ist, dass jeder sein Fach-, aber auch Halb- und Unwissen unreflektiert verbreiten darf, so brauchst Du nur noch eine Meinung, die kannst Du Dir dann mit Google zusammenklicken. Ich habe mal ein Experiment mit einem Praktikanten gemacht, der hat definitiv Unterschiede zwischen MP3, High-Res und DSD gehört, aber dann begründet mit: „Da ist irgendwie ein anderer Hall“.

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