Mallet-Controller für Beats und Melodien
Pearl Malletstation EM1 – was für ein riesiges Paket da vor der Tür steht … das kann ja nur ein MIDI-Controller sein, klar! Wie bitte? Die Pearl Malletstation EM1 ist eine Koproduktion von Pearl, dem bekannten Hersteller von Schlagzeuginstrumenten (und weniger bekannt als ehemaliger Bass-Amp-Hersteller) und Keith McMillan, die unter anderem den Soft-Step-, 12-Step- oder Q-Neo-Controller herstellen. Das Gerät ist 1,25 m breit, 32 cm tief und schlanke 3 cm hoch. Das Gehäuse besteht dabei beinahe vollständig aus Metall. Lediglich die Seitenteile sind aus einem stabilen Kunststoff gefertigt, so dass das Gerät pfundige 7,5 kg auf die Waage bringt.
Angeschlossen wird die Pearl Malletstation EM1 über das mitgelieferte USB-Kabel, das eine stattliche Länge von 3 m aufweist. Es erscheint dann als USB-Class-Compliant-Device. Sonstiges Zubehör wie Schlägel oder gar ein Ständer werden nicht mitgeliefert und müssen separat erstanden werden.
Ein DIN-MIDI Anschluss fehlt leider. Eine direkte DIN-MIDI-Verbindung gelingt nur über den optional erhältlichen Keith McMillan MIDI-Expander, der an den USB-B-Port angeschlossen wird. Dann gibt es noch drei 6,3 mm Klinkenbuchsen für Spielhilfen: Expression, Switch und Sustain. Diese sind standardmäßig MIDI-CC 7 (Volume), CC21 und CC64 (Sustain) zugeordnet. Die Voreinstellung für das Sustain-Pedal ist jedoch internal Sustain, das exklusiv oder wahlweise mit MIDI-CC aktiviert werden kann.
Im internal-Mode agiert das Bodenpedal wie ein Dämpfer. Ist es aktiviert, so werden für die gespielten Noten keine Note-off-Befehle gesendet. Wird es deaktiviert, werden für alle klingenden Noten die entsprechenden Note-off-Befehle gesendet. Kombinieren kann man das mit dem Play-Mode. Steht dieser auf Dampening, kann man auch durch leichtes Anschlagen eines Bars den Note-off-Befehlt senden, wie leicht, das lässt sich einstellen. So kann man Spieltechniken wie Dampening und Dead-Notes anwenden.
Was zum Draufhauen – Malletstation EM1
Mallet bedeutet auf Deutsch nichts anderes als Schlägel und so ist die Pearl Malletstation EM1 auch für alles erdenkliche Schlagutensil vom Besen bis zum Drumstick geeignet. Naturgemäß wird sich das beste Spielgefühl einstellen, wenn man Vibraphon-Schlägel benutzt. Die Pads bestehen aus dem von Keith McMillan bekannten Silikonmaterial mit einer glatten Oberfläche. Dabei ist das Material keinesfalls richtig hart, sondern federt beim Schlagvorgang angenehm ab, was die Handgelenke schont. Obwohl es 43 anschlagsdynamische Pads sind, die auch eine Channel-Aftertouch-Funktion haben, bietet die Pearl Malletstation EM1 „nur“ einen Umfang von drei Oktaven. Was ist mit den sechs überzähligen Bars?
Bei einem Vibraphon hat der Musiker die Wahl, mit welchem Ton er seine Oktave starten möchte, entsprechend wird dann das Gerät bestückt. Nun, auch die Pearl Malletstation EM1 kann den untersten Ton unterschiedlich festlegen.
Man kann natürlich die Pads nicht verschieben, aber dafür gibt es die Gap Caps. Das sind graue Kappen aus einem weicheren Silikon, die man auf die Pads legen kann, um so die richtigen Lücken zum bevorzugten Start-Ton zu markieren. Diese Einstellung kann man am Gerät einstellen und dann als eines von vier Presets abspeichern. Die Pads unter den Gap Caps sind aber nicht zwangsläufig „tot“ wie wir später noch sehen werden. Bevor nun die Editor-Software vorgestellt wird, eine kleine Übersicht über die restlichen Kontrollelemente der Pearl Malletstation EM1.
Rechts neben der unteren Bar-Reihe gibt es zwei dünnere Streifen, die als Modulation und Pitchbend dienen. Diese sind mit knapp 9 cm Sensorfläche und einer Breite von über 1 cm auch dafür geeignet, mit Stöcken bedient zu werden. Eine LED-Kette unterhalb des lichtdurchlässigen Silikons zeigt die entsprechende Position an, wobei der Pitchbend auch artig in die Mittelposition zurückspringt. Eine geriffelte Oberfläche bietet den Fingern dabei eine angenehme Reibungsfläche und einem Stick-Kopf besseren Halt. Oben gibt es noch ein ähnliches Kontrollelement, das allerdings quer angeordnet und in etwa halb so groß ist.
Am Gerät kann man wie gesagt die LOW-Note einstellen sowie die Oktave. Die Transponierung geht dabei bis zu zwei Oktaven hoch oder runter. Vier weitere Knöpfe dienen schließlich zum Aufrufen eines der vier im Gerät speicherbaren Presets. Aber warum nun Presets?
Pearl EM1 Editor Software erschließt erst den Funktionsumfang
Den gesamten Funktionsumfang hat man erst durch die Editor-Software, die es für MAC, WIN und MIDI-fähige Browser (Chrome, Opera, Brave) gibt. Die Fülle der Einstellungsmöglichkeiten, die es hier gibt, lassen die vier Presets sogar etwas wenig erscheinen. Natürlich kann man einzelne Presets auch auf dem Rechner speichern und sich so manuell verschiedene „Preset-Sets“ zusammenstellen.
Zunächst kann man allen Controllern, angeschlossenen und internen, beliebige MIDI-CCs zuweisen. Für die Silikon-Fader hat man auch noch die Wahl, ob Pitchbend oder MIDI-CCs ausgegeben werden sollen. Auch die Preset-Select-Buttons können hier umfunktioniert werden, so dass sie entweder Noten-Befehle, MIDI-CCs oder sogar ein Program-Change inklusive Bank-Select ausgeben können, so kann man externem Equipment exakt mitteilen, welcher Sound aufgerufen werden soll.
In der Editor-Software der Pearl Malletstation EM1 findet man auch die Einstellungen für die einzelnen Gap-Caps. Diese können eine beliebige Note auf einem der 16 MIDI-Kanäle ausgeben, um so z. B. Audioeffekte an- und auszuschalten, danebenhauen sollte man nur nicht, sonst trifft man eine Note. Ansonsten ist das kein Problem, denn das Metallgehäuse wirkt unzerstörbar.
Absolut individuell – die Malletstation
Eine für das Spiel sehr wichtige Einstellung ist die Velocity-Kurve. Üblicherweise ist für alle Pads eine lineare Kurve eingestellt, doch mit Log, Exp, Light, Medium, Hard und Dynamic stehen nicht nur sechs andere Kurven zur Verfügung, man kann auch bis zu vier benutzerdefinierte Kurven erstellen.
Damit aber noch nicht genug. Man kann nicht nur jedem Bar eine dieser Kurven zuweisen, sondern zusätzlich noch einen Gain/Sensitivity-Parameter, der die Gesamtkurve anhebt oder absenkt. Damit kann man die Pearl Malletstation EM1 jedem Schlägel und jeder Spielweise anpassen – und zwar höchst präzise.
Das Spielgefühl ist auch tatsächlich sehr natürlich, unabhängig vom gewählten Schlagwerk, der Anschlag fühlt sich stets präzise an und stellt in diesem Belang die meisten Pad-Controller weit in den Schatten.
Zu beachten ist, dass sich bei jedem Einschalten die Bars selbst kalibrieren. Liegt etwas auf dem Gerät (was bei der Größe des Geräts ziemlich wahrscheinlich ist), so funktionieren die entsprechenden Bars nachher nicht richtig. So dachte ich einmal, das Gerät wäre defekt, hatte allerdings den sprichwörtlichen Kopfhörer auf dem Gerät liegen lassen.
Vor genau dieser Situation wird auch in der Bedienungsanleitung (PDF, 20 Seiten) gewarnt. Auch vor allerlei anderem, so soll die Pearl Malletstation EM1 z. B. nicht in explosiven Umgebungen oder zu nah an einem Herzschrittmacher genutzt werden. Außerdem liefert der gedruckte Quick-Start-Guide eine ziemlich gute Übersicht über die wichtigsten Funktionen, aber ohne dabei auf die Editor-Software einzugehen.
Netterweise wird gleich ein Template für Apples Mainstage 3 mitgeliefert, so dass man sofort loslegen kann. Zum Kauf gehört auch eine Lizenz von Presonus Studio One Artist (mit einem Gegenwert von ca. 100,- Euro) inklusive passendem Template. Weitere Templates gibt es auf www.pearlmalletstation.com.
Von so einem Riesengerät kann man natürlich erwarten, dass es mehrere MIDI-Zonen ausgeben kann, obwohl es ja nur drei Oktaven umfasst. Über zwei einfache Schieberegler im Editor kann man Split- oder Layer-Zonen einrichten, auch Mischformen sind möglich.
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Cooles Teil, wenn es das mal in klein gibt nehm ich das auch.
@HX Das wäre dann wohl der QuNexus :D
@Markus Schroeder ja nicht schlecht, leider kein Midi
@HX Damit hättest Du auch MIDI:
https://www.thomann.de/de/keith_mcmillen_softstep_midi_expander.htm
@Markiman Danke! Ja hab ich fast „befürchtet“ das es sowas gibt, bissel wackelig, na mal sehen.
Scheint aber nicht wirklich zum Malletspielen gedacht zu sein.
@HX Der QuNexus? Nein. Die Pad-Technologie ist wesentlich älter und Auto-Kalibierung gibt es auch nicht. Das muss man dort aufwändig per Hand machen da das Pressure-Verhalten über die gesamten Pads auch recht gestreut ist.
Mein Kommentar war auch ehr als Gag gemeint :)
BTW: Der EM1 hier hat MIDI-DIN auch nur über den KMI Expander (zu sehen oben auf dem 4. Bild).
@Markus Schroeder achso, na dann ist das beides nix, hab da irgendwie MIDI gesehen bei dem Ding
Ein phantastischer Controller! Vor allem Malletsounds einzuspielen macht nun deutlich mehr Spass. Steve Reich lässt grüßen. Lediglich die Software ist nicht so der große Brüller.
Coole Idee!
Pierre Moerlin von Gong hätte das Teil sicher gefallen. So können nun also auch Perkussionisten Synthesizer spielen. Leider muss man für DIN-MIDI-Buchsen noch ein Zusatz-Gerät kaufen…
Ich spiele das Teil seit anfang des Jahres und bin sehr zufrieden. Viel viel besser als die in die Jahre gekommenen MALLETKAT und VIBEKAT. Manchmal passiert bei meinem Teil allerdings, dass ein Pad nach dem Anschalten nicht funktioniert. Beim Neustart funzt es dann komplett. Wie schon
„knutinge“ schrieb, ist die Software (noch?) ziemlich dürftig.
nicht übel. bin ja soweiso ein fan von controllern, die näher dran sind an originalspielweisen als es zb. eine push leisten kann. so komfortabel das auch ist mit dem fingerdrumming, vor allem auf computertastaturen ^^. oder das völlige gegenteil und es ist etwas völlig neues mit eigener spielweise, theremin oder linnstrument oder sowas.
wenn ichs geld hätte, würd ichs ausprobieren. da kommt meine innere ruth underwood zum vorschein ;D