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Test: Mesa Boogie California Tweed 4-40, Gitarrenverstärker

Ein Boogie, wie er leibt, lebt und bebt!

24. September 2019
Mesa Boogie California Tweed 4-40 Gitarrenverstärker

Mesa Boogie California Tweed 4-40 Gitarrenverstärker

Ich muss zugeben: Ein gewisser Mix zwischen Neugier und Ehrfurcht überkommt mich regelmäßig, wenn der Test eines Amps von Mesa/Boogie ansteht. Die Verstärker aus dem sonnigen Petaluma in Kalifornien spielen schon seit vielen Dekaden eine enorm wichtige Rolle im Musikbusiness und sind weit mehr, als bloßer Kult. Einst entstanden aus einem nahe der Explosion gebrachten Fender Princeton Amp, zogen die Boliden aus der Werkstatt von Randall Smith zu Beginn der 1970er Jahre los in alle Welt, um mit ihrer enormen Klangvielfalt Gitarristen aller Genres in den Bann zu ziehen. Die Boogies sind zweifellos die Begründer der sogenannten „Boutique-Amp-Klasse“ und zudem die Urväter des so beliebten und begehrten „kalifornischen“ Sounds, der cremeweich aus dem Speaker quillt und die Gitarre dabei so wunderbar ehrlich, pur und direkt verstärkt.

Nun ist es mal wieder so weit und ein echter Boogie steht vor meiner Tür! Dazu noch ein besonders schöner, denn der Mesa Boogie California Tweed 4-40 mit seiner cremefarbenen Außenhülle und dem dunkelbraunen Speaker-Cover ist zweifellos ein echter Hingucker. Was man von diesem Boogie erwarten kann und sollte, werden wir im folgenden Review klären.

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Mesa Boogie California Tweed 4-40 Gitarrenverstärker

Mesa Boogie California Tweed 4-40 – Facts & Features

Ein echter Röhrencombo ist er, der California Tweed 4-40 und das bemerkt man sofort beim Anheben des Amps, der mit seinen Maßen von 48,9 x 57, 8 x 26,4 cm satte 22,5 kg auf die Waage drückt. Fast wäre man schon geneigt zu sagen, dass zwei Griffmulden an den Außenseiten zum Transport mehr Sinn ergeben würden als der einsame Tragegriff auf der Oberseite. Der hat aber mit dem stattlichen Gewicht des Combos keine Probleme, im Gegensatz zu dem bzw. dessen Rücken, der das Teil durch die Gegend wuchten muss. Damit dabei möglichst wenig zu Bruch geht, besitzt das Gehäuse an allen seinen Ecken Kantenschoner, die das Gröbste abhalten sollten und so das edle Stück möglichst lange optisch in guter Form halten.

Die Verarbeitung entspricht den hohen Erwartungen an ein Produkt dieser Preisklasse bzw. aus dem Hause Mesa/Boogie. Der Tolexüberzug wurde sauber bis in die kleinste Ritze auf das Gehäuse aufgebracht, Gleiches gilt für den Bespannstoff des Lautsprechers, der von einem goldenen Kederband umrandet wird und robust genug ist, um den verbauten Lautsprecher zu schützen. Der stammt vom ebenfalls mit großer Tradition verbundenen US-Hersteller Jensen, misst 12″ und hört auf den Namen Blackbird Alnico.

Die halboffene Bauweise des Gehäuses erlaubt auf seiner Rückseite einen guten Blick auf den Speaker und die Endstufenröhren, die aus einem Quartett 6V6 bestehen und so eine Leistung von bis zu 40 Watt abliefern. Das tut sie aber nicht einfach nur so, denn die Ausgangslautstärke ist von 2, über 10, 20 und 30 bis hin zur vollen Power von 40 Watt regelbar über einen Schalter am Bedienpanel. Dazu kommen wir aber später noch genauer, schauen wir mal zunächst, was uns der Mesa Boogie California Tweed 4-40 Gitarrenverstärker an Anschlüssen bereitstellt. Dazu drehen wir den Amp mal um.

California Tweed 4-40 – Rückseite mit Anschlüssen

Mesa Boogie California Tweed 4-40 backside

Überwältigend ist das Angebot jetzt nicht gerade, dennoch befindet sich das Nötigste an Bord. Dazu zählt vor allem der Effektweg, der in diesem Fall selbstverständlich röhrengepuffert ist. Direkt neben den beiden Buchsen für Send und Return befindet sich eine weitere Klinkenbuchse, an die sich zum Aktivieren des integrierten Federhalls ein einfacher Fußschalter anschließen lässt. Richtig gehört bzw. gelesen: Mesa/Boogie bleibt hier ganz konsequent auf analoger Ebene und setzt dem Amp keinen DSP-Chip zum Erzeugen eines würdigen Halls ein. Eine Federhallspirale, gut verpackt in einem Etui auf dem Boden des Gehäuses, sorgt hier für einen authentischen Sound. Übrig bleiben die drei Anschlüsse für die Lautsprecher, von denen einer bereits den integrierten Jensen Speaker versorgt, während zwei weitere mit einem Widerstand von 4 Ohm für Erweiterungen bereitstehen.

California Tweed 4-40 – Bedienpanel

Zunächst einmal ist es sehr löblich, dass das Frontpanel versenkt im Gehäuse eingesetzt wurde und die Bedienelemente bei einem eventuellen Sturz des Amps nach vorne keinen Schaden nehmen. Ehrlich gesagt ist so etwas diesem massiven Gehäuse kaum vorstellbar, denn der Amp steht auf seinen vier Füßen fast so da wie ein Panzer auf dem Rollfeld. Hinsichtlich der Bedienung und der gebotenen Funktionen erwarten uns keine großen Überraschungen – bis auf eine. Der California Tweed 4-40 ist ein einkanaliger Röhrenamp mit einem Gain-Regler, einer Dreikanal-Klangregelung plus Präsenzen und Mastervolume-Funktion. Als Bonus oben drauf gibt es noch die bereits erwähnte Federhallspirale oder wie man im Fachjargon sagt: den Vintage Spring Reverb.

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Das sind alles alte Bekannte, besondere Aufmerksamkeit verdient jedoch das „Multi-Watt“-Feature in Form eines weiteren Reglers ganz rechts außen auf dem Bedienpanel. Die fünf verfügbaren Stufen drosseln nicht nur die Power der Endstufe wie eine Art Attenuator von 40 bis auf 2 Watt hinunter, sondern verpassen dem Verstärker durch unterschiedliche Kombinationen von Pentoden/Trioden-Schaltungen der vier Endstufenröhren darüber hinaus ganz unterschiedliche Charaktere.

Die Kombinationen sind im Detail:

  • 40 Watt – 4x 6V6 Class A/B Pentode
  • 30 Watt – 2x 6V6 Class A/B Triode + 2x 6V6 Class A/B Pentode
  • 20 Watt – 2x 6V6 Class A/B Pentode
  • 10 Watt – 2x 6V6 Class A/B Triode
  • 2 Watt – 1x 6V6 Triode + 1x 6V6 Pentode, Single-Ended Class-A parallel
Mesa Boogie California Tweed 4-40 Multi Watt

Senkt die Leistung der Endstufe und ändert die Schaltung der Röhren: der Multi-Watt Regler

Ups, fast hätte ich es vergessen: Röhren gibt es natürlich auch noch in der Vorstufe, hier treffen wir auf die üblichen Verdächtigen in Form von fünf 12AX7 und einer 12AT7 zur Formung des Klangs, der Versorgung des Effektwegs sowie des Halls. Zusammen mit den vier Endstufenröhren macht das unterm Strich 10 Glastrichter, die natürlich entsprechend Wärme verursachen, das liegt in der Natur der Sache. Mit der Abfuhr der Wärme hat der Amp dank der zu gut einem Drittel geöffnete Rückwand  jedoch keine Probleme.

Vorzüglich verarbeitet ist er also, der California Tweed 4-40 Gitarrenverstärker. Nichts anderes hätte man auch erwarten dürfen für einen Amp, der sich immerhin vor der 3000 Euro Schallgrenze postiert. Ob der Sound das hält, was die Optik ohne Zweifel verspricht, erfahren wir im folgenden Abschnitt.

Mesa Boogie California Tweed 4-40 – In der Praxis!

Alle Fans der High-Gain-Sounds von Mesa/Boogie dürfen sich getrost anderen Modellen des Herstellers zuwenden. Dieser Amp hier ist definitiv in die Kategorie der Low-Gain-Amps einzustufen und dafür glänzt er mit dem, was er kann – und das aus allen Poren! Abgesehen vom nahezu geräuschlosen Betrieb verwöhnt der Boogie die Ohren genau mit dem typischen weichen und cremigen Sound, den kaum ein anderer Verstärker so hinbekommt und der so ein bedeutendes Markenzeichen für die Amps von Randall Smith geworden ist. Die Dynamik, der Schalldruck und die Offenheit des Tons sind schlicht einzigartig, zudem wird der Charakter des angeschlossenen Instruments absolut direkt und unverfälscht wiedergegeben.

Mesa Boogie California Tweed 4-40 Gitarrenverstärker

Die fünf Schaltungen der Endstufe mit ihren unterschiedlichen Charakteren bergen ein enormes Potenzial, das zusammen mit der effektiven Klangregelung eine ungemein große Bandbreite an Sounds abdeckt. Wohl gemerkt immer im Low-Gain-Bereich, der sich bei maximal aufgedrehtem Gain-Poti zu einem saftigen und extrem dynamisch ansprechenden Ton entwickelt. Mit etwas potenteren Pickups, im Idealfall einem Humbucker, lassen sich dem California Tweed 4-40 Gitarrenverstärker durchaus kräftige Crunchsounds entlocken. Garniert werden kann das Ergebnis durch Hinzufügen des internen Halls, allerdings sollte man es dabei besser nicht übertreiben. Bei den unverzerrten Sounds kann die interne Hallspirale den Klang wunderbar einbetten, je mehr jedoch das Gain-Poti mit der Uhr wandert, desto größer wird die Gefahr, sich in einer undefinierbaren Hallfahne wiederzufinden.

Mesa Boogie California Tweed 4-40 – Klangbeispiele

Für die folgenden Klangbeispiele habe ich meine Music Man Silhouette Special genutzt, zur Aufnahme des Sounds  diente ein AKG C3000 Mikrofon. Für jede Stufe des Multi-Watt-Reglers wurde ein eigener Track erstellt, beginnend mit dem 2-Watt-Modus im ersten Beispiel. Der EQ befand sich bei allen Beispielen in 12-Uhr-Position so wie auch das Presence-Poti. Das Mastervolume wurde rund zu einem Viertel aufgedreht, was bereits in der leisesten Stufe (2 Watt) für enorme Lautstärke und Schalldruck sorgt. Bei voller Auslastung der Endstufe, also im 40-Watt-Modus, ist der California Tweed 4-40 garantiert nirgendwo zu überhören!

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Fazit

Der Mesa Boogie California Tweed 4-40 Gitarrenverstärker setzt die Tradition der in Handarbeit und mit höchsten Komponenten versehenen High-End-Maschinen aus dem sonnigen Petaluma nahtlos fort. Hier trifft handwerkliche Perfektion auf klangliche Ästhetik der Oberliga!

Plus

  • vielseitiger und Boogie-typischer Klang
  • Multi-Watt-Feature
  • effektiver EQ
  • hochwertige Verarbeitung
  • Rauschverhalten
  • enorme Lautstärke/Schalldruck
  • eingebauter Federhall

Preis

  • 2879,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Hallo Stephan,

    „Dazu zählt vor allem der Effektweg, der in diesem Fall selbstverständlich röhrengepuffert ist.“

    Kannst Du mir erklären, was das bedeutet, also „röhrengepuffert“ in diesem Zusammenhang?

    Gruß, Jörg

  2. Profilbild
    Langsuan

    Erneut vielsaitige und aussagekräftige Beispiele, vielen Dank dafür!

    Echt cooler (und schöner) Amp!!

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