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Test: Red Panda Tensor, Looping/Delay-Pedal

Red Pandas Geniestreich

24. September 2019

Looping- und Delay-Pedal – da musste ich beim Tippen schon ein bisschen grinsen. Strenggenommen stimmt das: Das Red Panda Tensor kann loopen. Und es kann auch als Delay-Pedal fungieren. Aber meine Güte, steckt da mehr drinnen. Manche Pedale erweitern nicht nur das eigene Spiel oder reichern es an, manche Pedale können sich unmittelbar darauf auswirken, wie man spielt, sogar wie man komponiert. Große Worte, aber der Tensor ist eine jener Stompboxen, die eine monatelange Auseinandersetzung belohnen. Man ertappt sich dabei, wie man über Melodien und Riffs sinniert und sich dann fragt – was würde der Tensor daraus machen? Und das ist etwas Besonderes. Es ist, wie so ziemlich alles von Red Panda, ein perfekter Kumpane für den experimentierfreudigen Musiker. Es ist eine Allzweck-Waffe und besitzt eine ganz eigene Logik, die über die Gitarre hinaus Anwendung finden kann.

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Die Schwärmereien eines Fanboys? Vielleicht. Aber jeder, den ich kenne, der mit den Stompboxen der Firma in Berührung kommt, verliebt sich ein bisschen in Red Panda. Es braucht Firmen wie diese, wie Hologram Electronics, Meris und Source Audio, um den Pedalmarkt spannend zu halten. Es gibt zigtausend Fuzz-Pedale – aber nur einen Red Panda Tensor. Der Grund ist einfach: Auf so einen Wahnsinn muss man erstmal kommen. Aber genug geschwärmt- gehen wir es an, das vielleicht sperrigste, aber auch spannendste Pedal von Red Panda einer umfassenden Untersuchung zu unterziehen.

Red Panda Tensor – Facts and Features

Viel um den heißen Brei herumgeredet – was kann denn das Red Panda Tensor denn nun? Ist es ein Pitch-Shifter? Check. Ist es in der Lage, in Echtzeit ein Reverse-Signal zu erzeugen? Check. Gehören Time-Stretching-Effekte zum Repertoire? Check. Sind Slicing- und Randomisierung des Signals für Glitch-Effekte mit von der Partie? Auch Check. Im Gehäuse des Red Panda Tensors verbergen sich hochleistungsfähige Prozessoren, die dafür sorgen, dass das alles wie aus einem Guss klingt und bestens funktioniert.

Was sagt die Verarbeitung? Wie man es von Red Panda gewöhnt ist – gutes, stabiles Gehäuse, in diesem Fall mit Pulverlack versehen. 76,5 x 54,5 x 123 mm lauten die Maße und das Pedal bringt kaum mehr als 300 g auf die Waage – es ist klein. Nur knapp größer als ein typischer Boss-Treter und somit trotz der Welt, die in ihm steckt, nicht allzu als platzraubend auf der Pedaltrain.

Kann der Red Panda Tensor MIDI? Ja. Ich betone das hier noch mal ausdrücklich, weil aus was für einem Grund auch immer, in vielen Foren die falsche Information kursiert, MIDI wäre beim Tensor nicht drinnen. Vielleicht liegt das daran, dass MIDI-Kompatibilität generell bei den älteren Red Panda-Pedalen nicht vorhanden war. Aber Fakt ist: Über den Anschluss für den 9 Volt Stecker (nicht im Lieferumfang vorhanden) befindet sich ein USB-Port, über den das Ansteuern der Parameter über MIDI problemlos verlaufen dürfte. Mit dem richtigen Treiber ist es sogar möglich, die Parameter des Tensors in eine DAW einzuspeisen und dort live zu manipulieren. Die CTRL-Klinke zwischen In- und Output ermöglicht den Betrieb per Expression-Pedal. Bei vielen Pedalen ist das oft ein Gimmick – ein schätzenswerter, der die Live-Performance vereinfacht und die Einsatzszenarios des Pedals erhöht – aber beim Tensor ist die Möglichkeit, live mit Time-Stretching oder Tape-Stop-Effekten zu arbeiten, ein ganz besonderer Bestandteil dieses Pedals. Für das Live-Spiel eröffnen sich da unzählige Möglichkeiten.

Red Panda Tensor – das Bedienpanel

Hier passiert eine ganze Menge, was durchleuchtet werden will. Prinzipiell gilt: Das Red Panda Tensor benötigt ein paar Stunden Anlaufzeit, ehe es sich einem erschließt. Aber wie bereits eingangs erwähnt – es lohnt sich. Fünf schnieke Potis, vier Kippschalter, zwei Knöpfe. Schauen wir uns als allererstes die die Potis an:

  • Time ermöglicht Time-Stretching in Echtzeit. Das bedeutet ganz konkret: Eine Dehnung und eine Kompression des Signals, jeweils im Verhältnis von 1 zu 4 und 4 zu 1. Befindet sich das Poti auf 12 Uhr, tut sich nichts. Das Signal granuliert hierbei auf eigenartige Weise, ohne ein harsches Klangbild zu erzeugen. Praktisch hierbei: Die Tonhöhe bleibt gleich.
  • Speed ist so etwas wie die Tape-Machine-Funktion des Pedals. Es beeinflusst die Schnelligkeit des Loops oder des gespielten Signals und erzeugt dabei in Echtzeit einen typischen Bandmaschinen-Effekt, der vor allem mithilfe des Expression-Pedals ungemein anregend ist. Links von zwölf Uhr wird das Signal rückwärts abgespielt, rechts normal. Der linke und rechte Anschlag des Potis erhöht die Geschwindigkeit jeweils um 100 %.
  • Random ist der Glitch-Regler, wenn man so will. Das Signal wird durchgeschüttelt und dabei, je mehr man den Regler nach rechts dreht, mit Glitch-Schnipseln versehen, deren Charakteristik sich aus den Einstellungen der Pitch- und Speed-Potis schöpfen. Ideal für Ambient-Texturen jeder Art.
  • Pitch lässt einen die Tonhöhe des Signals einstellen. Wie erwähnt interagieren der Random- und der Pitch-Regler auf nicht unerhebliche Weise. -2 und +2 Oktaven sind hierbei drinnen, in festgelegten Intervallen. Auch der Time-Regler und der Pitch-Regler stehen in einem besonderen Verhältnis zueinander. Da die Time-Stretching-Effekte keinerlei Auswirkungen auf die Tonhöhe haben, kann man diese mit dem Pitch-Poti entsprechend einstellen. Auch das ermöglicht bislang ungehörte Texturen.
  • Blend regelt das Verhältnis von Dry- und Wet-Signal.

Das Zusammenspiel dieser fünf Regler des Red Panda Tensor will eingehend erforscht und verstanden werden. Doch wer sich die Zeit nimmt und das richtige Expression-Pedal zur Hand hat, kann sein Spiel auf nachhaltige Weise verändern und den seltsamsten, kreativen Schüben anpassen. Das Red Panda Tensor belohnt Experimentierfreudigkeit allemal – der gängige Gitarrist braucht nur ein bisschen Geduld.

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Der Hold-Kippschalter wirkt sich auf die Aufnahme des Loops aus. Das heißt konkret:

  • Overdub ermöglicht es, mehrere Loops übereinander zu legen, wobei die Länge des ersten eingespielten Loops vorgebend ist.
  • Record ermöglicht die Aufnahme eines Loops, der bei wiederholter Tätigung des Hold-Buttons gelöscht und überschrieben wird.
  • Next halbiert die maximale Aufnahmezeit und öffnet zwei Signalpfade. Ein für Looping-Pedale unüblicher Modus: Hier wird ein Loop in Echtzeit vom nächsten Loop abgelöst – ein Modus, den Nick Reinhart von Tela Melos im unten beigefügten Video ausführlich erklärt.

Nicht wenig also. Darüber hinaus ist der Direction-Kippschalter dafür zuständig, dem bestehenden Loop seine Richtungen zuzuweisen.

  • FWD lässt, wie der Name vermuten lässt, den Loop in seiner eingespielten Richtung ablaufen.
  • REV kehrt den Loop um und spielt ihn rückwärts ab.
  • ALT lässt den Loop alternieren, abwechselnd also zwischen Forward und Reverse ablaufen.

Die maximale Aufnahmezeit des Tensors beträgt 4,8 Sekunden. Das hört sich erst einmal nicht nach viel an, doch wenn man bedenkt, dass man die Loops auf bisher nicht dagewesene Weise verfremden und überspielen kann, ist dies allemal ausreichend. Die letzten zwei Kippschalter des Red Panda Tensor betreffen sowohl die Hold- als auch den On-Schalter, die beide dadurch jeweils in den Momentary- oder Latching-Mode versetzt werden können. Das ist vor allem für das Aufnehmen von Loops recht praktisch, da jeder Gitarrist da seine Vorliebe hat – entweder während des Loops den Schalter aktiviert zu halten und dann loszulassen oder eben durch zweifaches Tätigen Aufnahmebeginn und -ende festzulegen.

Das ist nicht wenig. In der Tat glaube ich aber, dass das Panel des Red Panda Tensors so logisch und letzten Endes auch übersichtlich aufgebaut ist, dass sich der Charakter des Pedals recht schnell erschließt. Eine tiefere Auseinandersetzung erfolgt nun im Praxisteil.

Red Panda Tensor – in der Praxis

Aufgenommen wurden die Hörbeispiele mit dem Direct In einer Focusrite Scarlet. Diese sollen demonstrieren, wie sehr mit den aufgenommenen Loops gearbeitet werden, wie er verfremdet, zerlegt und aufgebröselt werden kann. Wie gesagt – mit 4,8 Sekunden maximaler Aufnahmezeit ist das Ausmaß dessen, was in den Loop kommen kann, relativ überschaubar – es reicht für kurze Kadenzen und Motive jedoch allemal. Die Veränderung der Tonhöhe und des Pitches geht bei den meisten Looper-Pedalen einher mit dem Tempo/Time des aufgenommenen Loops. Dass das hier voneinander getrennt eingestellt werden kann, ist ein ganz klares Alleinstellungsmerkmal des Tensor. Das Justieren des Speed-Reglers führt zu den charakteristischen Tape-Stop-Effekten und die hochwertigen Prozessoren sorgen dafür, dass die Konturen der Klänge nicht verwaschen. Das heißt konkret, dass beispielsweise ein gezupfter Loop in einen rhythmisch akzentuierten Drone verwandelt werden kann. Atmosphärische Gitarren-Texturen sind speziell mit dem Random-Regler auf faszinierende Weise nutzbar. Das Aufnehmen kurzer Loops von nicht mal einer halben Sekunde verwandeln sich in stotternde Spuren – und der Glitch-Wahnsinn nimmt seinen Lauf.

Mich persönlich erinnert das Pedal sehr an das Count To Five von Montreal Assembly – es ist tatsächlich nur eine Ecke irrer und vielleicht sogar spannender (wobei alle Nutzer des Count to Five mit Sicherheit wissen, dass der Mode 3 des Pedals zu den vielleicht coolsten Pedal-Ideen aller Zeiten gehört). Man ertappt sich beim Red Panda Tensor dabei, sich stetig auszuprobieren und zu schauen, wie weit man ein paar Akkorde verfremden und in etwas gänzlich anderes verwandeln kann. Auch die Nutzung einer Drum-Machine mit dem Time-, Random- und Speed-Regler des Tensor ergibt Sinn und macht Spaß (die Drum-Machine wird nach Aufnahme des Loops nicht mehr angefasst. Alles, was im Loop zu hören ist, ist der Tensor). Nicht alles, worauf man bei der Erforschung des Pedals trifft, ergibt auf Anhieb Sinn – da kann es helfen, auf die eigene Intuition zu vertrauen – und den Tensor bisweilen auch eher als eine Art Sampler-Maschine zu verstehen. Gitarristen, die sich mehr trauen möchten, die keine Angst vor Glitch- oder Stutter-Effekten haben, dürften ihre helle Freude an dem Tensor haben.

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Mehr Informationen

 

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Fazit

Viele Unternehmen rühmen sich damit, kreative Stompboxen zu erschaffen. Wenige kriegen dabei so Originelles hin wie Red Panda. Der Tensor hat das Zeug, zum absoluten Kult-Pedal zu werden. Die Time-Stretchting und Glitch/Stutter-Effekte sind in ihrer Qualität und Handhabe einmalig und die Hinzunahme eines Expression-Pedals kann einem völlig neue Welten erschließen. Zugegeben, es ist nicht billig. Und dieses Pedal ist auch jenen vorbehalten, die sich mit dem sperrigen Konzept auseinandersetzen wollen. Die größte Stärke des Pedals ist also auch zugleich seine Schwäche, gewissermaßen: Wer etwas so Originelles erschafft, muss damit rechnen, zumindest in Teilen der Community lediglich auf hochgezogene Augenbrauen zu stoßen. Doch erst einmal erschlossen, offenbart sich der Tensor als ein regelrechter Performance Enhancer. Meine Pedaltrain wird dieses Pedal jedenfalls in der nächsten Zeit nicht verlassen.

Plus

  • originelles Konzept
  • unzählige Modi
  • hohe Klangqualität

Minus

  • hoher Preis
  • Konzept will erschlossen werden

Preis

  • 349,- Euro
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