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Test: Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo, Gitarrenverstärker

Hughes&Kettners erfolgreichstes Stück jetzt auch als Combo

29. September 2019

Es bleibt ein ewiger Streitpunkt für alle Live-Gitarristen, der zwar freundlich, aber dennoch vergleichsweise straff geführt wird. Die Rede ist von der ewigen Konkurrenz zwischen Combo-Verstärkern oder Head-Cabinet-Kombinationen und ja, es gibt auch die Kemper In-Ear-Silent-Stage Variante, aber wir bleiben in diesem Test bei dem Vergleich „echter“ Verstärker, die, wie sich im Verlauf des Tests heraus stellen wird, auch jede Menge „Silent-Stage“-Attribute beinhalten. Nachdem H&K mit der Topteil Black Spirit 200 hervorragende Erfolge feiern konnte, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo das Licht der Welt erblicken sollte. Dies ist vor Kurzem geschehen, hier ist der Test.

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Aufbau des Hughes & Kettner Black Spirit 200 Combo

Wie bereits erwähnt, orientiert sich der Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo sehr stark am seinem Head-Vorgänger, genau genommen ist das Verstärkerteil identisch. Dies bringt sehr viele Vorteile und einen winzigen Nachteil mit sich. Um sich einen Überblick über die Head-Variante zu verschaffen, kann man hier den AMAZONA.de Testbericht nachlesen. Die Besonderheiten des Black Spirit hier noch einmal kurz zusammengefasst.

Die herausstechende Besonderheit des Hughes&Kettner Black Spirit 200 ist der sogenannte Bionic Tone Generator, dessen Aufgabe es ist, sozusagen das „Missing Link“ zwischen Röhren- und Transistorverstärkern zu bilden. Bekanntlich tummeln sich in der Topliga der Verstärker ausschließlich Vollröhrenverstärker, was primär klangliche Gründe hat. Die Interaktion der einzelnen Bauelemente untereinander erzeugt bei den Spitzengeräten des Genres eine bislang einzigartige Kombination von Kompression und Dynamik, die bisher einem Transistorverstärker nicht zu entlocken war. H&K habe diesbzgl. ein sehr schönes Video gemacht, wo auf die genaue Arbeitsweise dieses Bauteils eingegangen wird, siehe hier:

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Dabei wäre es doch so schön, könnte man die gleiche Soundqualität eines Röhrenboliden auch aus einem Halbleitergerät generieren, denn leider haben Vollröhrenverstärker außer ihrem Klang fast nur Nachteile gegenüber einem Halbleiter. Die Röhren sind Verschleißteile, die Endröhren müssen zudem eingemessen werden, sie sind empfindlich während des Transportes, in aufgeheiztem Zustand darf man den Amp gar nicht mehr bewegen, sonst haut es dir die Röhren direkt weg, die Verstärker sind um ein Vielfaches schwerer und zu guter Letzt, aufgrund der nur noch gering hergestellten Bauteile, um ein Vielfaches teurer. Für die ökologisch denkenden Gitarristen unter uns gibt es zusätzlich das Problem, dass der überwiegende Teil der zugeführten Energie ähnlich wie bei einem Verbrennungsmotor in Hitze umgewandelt wird, immerhin knapp 70 %.

H&K haben sich nun die Aufgabe gestellt, die klanglichen Vorzüge eines Vollröhrenverstärkers so weit wie möglich zu übernehmen und dennoch möglichst viele Features eines modernen Verstärkers wie z. B. eine Bluetooth-Anbindung, Kopfhörerbetrieb oder eine hochwertige Speaker-Emulation zu übernehmen.

Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo - Bionic Tone Generator

Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo – Bionic Tone Generator

Head oder Combo?

Die Head-Ausführung des Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo konnte mich seiner Zeit auf breiter Basis überzeugen, insbesondere wenn man zur Kategorie der „Working Musician“ zählt, bei denen neben einem sehr guten Sound insbesondere Punkte wie Transportabilität in Gewicht und Abmessungen, Flexibilität in Sachen Sound und Tonabnahme und am liebsten auch noch eine weltweite Einsatzmöglichkeit in Sachen Netzspannung fallen. Alle diese Punkte erfüllte bereits die Topteil-Ausfertigung und muss in diesem Test demnach nicht noch einmal heruntergebetet werden, Die entscheidende Frage lautet vielmehr, wie weit unterscheidet sich der Combo klanglich vom Head und sollte man in bestimmten Situationen einem Combo den Vorzug vor einem Head geben?

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Kurz noch mal einen Hauch Geschichtsunterricht. Das Splitten von Verstärker und Lautsprecher in die Topteil-Cabinet-Kombination hatte seiner Zeit rein pragmatische Gründe. Was heutzutage das Hauptproblem im Bühnenbetrieb darstellt, die Lautstärke, war auch vor 50 Jahren ein Problem allerdings diametral. Es gab noch keinerlei leistungsstarke P.A.-Komponenten, was zur Folge hatte, dass alle Konzerte, auch die ganz großen, von Gitarre und Bass zu einem Großteil von der Bühne aus beschallt werden mussten.

Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo - Front

Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo – Front

Während heute alle Gitarristen das Problem haben, dass ihre Amps zu laut sind, hatten die Combos seiner Zeit mit 10 – 20 Watt allesamt das Problem, dass sie viel zu leise für große Bühnen waren. Immer größere Verstärker und immer mehr Lautsprecher in einem Gehäuse unterzubringen brachte irgendwann einmal das Problem mit sich, dass die Verstärker so schwer wurden, dass man sie kaum noch transportieren konnte. Gerüchten zufolge waren es die Roadies von Pete Townsend (The Who), die sich weigerten, die extra für ihn gebaute 8×12“ Boxen zu transportieren, woraufhin Jim Marshall die Box in der Mitte durchschnitt und 2 Stück 4×12“ Boxen fertigte. Der Fullstack war geboren.

Mit den heutigen P. A.- und Monitorsystemen hat der Fullstack physikalisch komplett seine Daseinsberechtigung verloren, wenn die Kombination doch bloß nicht so fantastisch klingen würde. Außerdem kann man Cabinets und Heads frei kombinieren und hat somit zusätzlich ein mächtiges Tool in Sachen Klangvielfalt an der Hand, was bei einem Combo nicht der Fall ist. Zusätzlich arbeitet eine Head-Cabinet-Kombination meistens mit einer anderen Kompression, bewegt mehr Luft und hat eine klanglich andere Interaktion mit dem Künstler.

Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo - Rueckseite

Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo – Rückseite

Jo und nun zu dem leidigen Thema des Transportes und der Handlichkeit, bei dem der Combo so richtig auftrumpfen kann. Es ist einfach deutlich platzsparender und handlicher, mit einem Combo zu spielen. Die Komponenten sind aufeinander abgestimmt, die Verkabelung steht und wer sein 4×12 Cabinet einmal in einem kleinen Club aufgebaut hat, 2 Meter vor der Box steht, keinen Ton hört, von dem was er spielt und sich im Gegenzug die erste Reihe im Publikum die Ohren aufgrund der hohen Lautstärke zuhält, kennt die Problematik der klassischen Halfstack-Lösung.

Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität der Einsatzmöglichkeiten eines Combos, da man das Topteil faktisch wie auch hier bei H&K oben drauf bekommt. Stellt man fest, dass die Räumlichkeiten doch mehr als nur einen 12-Zöller benötigen, kann man den internen Speaker entweder ausstecken und ein externes Cabinet benutzen oder aber man benutzt den Speaker mit. Der Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo hat hierfür 2 Lautsprecherausgänge am Start, einer der wenigen Unterschiede zur Topteil-Variante. Es gibt also viele Gründe, die für einen Combo sprechen, womit wir wieder beim eigentlichen Thema sind. Schauen wir uns doch einmal an, ob man wirklich einen Sieger zwischen dem Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo und seinem Topteil-Bruder ermitteln kann.

die Red Box

die Red Box

Der Hughes & Kettner Black Spirit 200 Combo im Detail

Da das Verstärkerteil der beiden Varianten identisch und in o. g. Testbericht nachgelesen werden kann, wollen wir den Fokus auf die Unterschiede in Form von Gehäuse und Lautsprecher richten. Zunächst einmal verfügt der Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo über einen Celestion G12H-75 Creamback, ein Lautsprecher, der nicht zuletzt wegen seiner vergleichsweise hohen Belastbarkeit eher selten in Combos anzutreffen ist. Warum also einen 75 Watt Lautsprecher? Nun streng genommen kann der Lautsprecher gar nicht leistungsstark genug sein, sofern er am Black Spirit 200 hängt, denn die Zahl 200 steht für die maximale Leistung des Verstärkers in Watt. Sollte man den Verstärker in dieser Leistungseinstellung fahren und nicht wie möglich, auf 20 oder 2 Watt begrenzen, sollte man mit dem Master-Regler sehr feinfühlig umgehen. Natürlich hört der erfahrene Musiker die berühmte „Pappzerre“ eines Lautsprechers, der kurz vorm Exitus steht, sofort heraus, aber es ist dennoch etwas Feingefühl angesagt.

Natürlich hätte man auch einen Lautsprecher mit höherer Belastung einbauen können, Celestion z. B. führt neben anderen Herstellern auch Neodymium-Variationen mit 250 Watt in seinem Programm, aber der Klang ändert sich natürlich entsprechend. Abgesehen davon, niemand, wirklich NIEMAND, möchte 200 Watt Gitarrenlautstärke auf einer regulären Bühne erleben. Der 75 Watt Creamback ist somit ein gelungener Kompromiss und legt trotz seiner Keramik-Magneten einen vergleichsweise hohen Vintage-Charakter an den Tag.

Der zweite große Punkt im Bereich Klang ist das Gehäuse des Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo. Laut H&K wurde der Lautsprecher in ein sogenanntes Thiele-Small-Gehäuse gepackt, in der das ventilierende Lautsprechergehäuse die maximale Leistung bei niedrigen Frequenzen erreicht. Um dem Bassbereich und der Kompression der inneren Luftsäule des Gehäuses einem geschlossenen Cabinet näher zu kommen, wurde der Combo hinten geschlossen und strahlt somit nur nach vorne ab. Viele Vintage-Combos erreichen ihren typischen Klang dadurch, dass sie aufgrund ihres nach hinten offenen Gehäuses die Hälfte ihrer Strahlungsenergie nach hinten „verlieren“. Dies ist bei dem Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo nicht der Fall.

Der Hughes & Kettner Black Spirit 200 Combo in der Praxis

Im Vergleich zu einem Vollröhrencombo ist der Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo geradezu ein Leichtgewicht, allerdings muss man insbesondere aufgrund des Lautsprechergewichts bei einem Gesamtgewicht von 14,9 kg ordentlich zupacken. Steuern kann man den Amp natürlich per Hand, was sich jedoch recht umständlich erweist und man die 128 Speicherplätze nicht nutzen kann. Deutlich effektiver gestalten sich hier die passenden Fußschalter von H&K oder aber die sehr gelungene iPad App, die nunmehr passend nach gefühlten 2 Jahren endlich erschienen ist. Über Bluetooth gesteuert kann man seinen Amp sonst wo im Raum oder auf der Bühne platzieren und ihn entsprechend fernsteuern.

die iPad App

Die iPad App

Aktiviert man den Verstärker, muss man dem Creamback bereits bei den ersten Tönen ein sehr gutes und vor allem passendes Klangverhalten attestieren. Der Grundklang ist voluminös, die Abstimmung mit dem Gehäuse funktioniert hervorragend. Außerdem schafft es der Speaker sowohl in sehr geringer Zimmerlautstärke als auch in gehobener Lautstärke, ein ausgewogenes und druckvolles Klangbild zu erzeugen. Um die extrem umfangreichen klanglichen Möglichkeiten zu erfahren, bitte ich erneut den o. g. Testbericht des Head zu studieren, eine erneute Aufzählung der Features würde den Rahmen dieses Tests sprengen und zudem primär aus Wiederholungen bestehen.

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Fazit

Mit dem Hughes&Kettner Black Spirit 200 Combo haben die Saarländer ein Produkt der Spitzenklasse auf dem Markt. Die Kombination aus Klang, Transportabilität und Flexibilität stellt in der Combo-Kategorie für einen Working Musician alles in den Schatten, was mir bisher untergekommen ist. Es ist schwer vorstellbar, dass es z. B. im Bereich Coverband z. Zt. einen Combo auf dem Markt gibt, der besser geeignet wäre. Und wehe, es kommt mir jetzt wieder einer mit Kemper.

Absolute Kaufempfehlung!

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung
  • Konzept
  • Funktionsumfang

Preis

  • 1199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    schammi

    Ich spiele A und E-Gitarre in einer Coverband. Habe den Black Spirit 200 Head angeschafft weil ich keine Lust mehr hatte bleischwere Kisten durch die Gegend zu schleppen. Ein 200Watt Verstärker der genial viele Möglichkeiten bietet im Handtaschenformat. Einfach Klasse. Im Probenraum steht eine 2x12er zuhause eine 1x12er Box. Die Möglichkeit den „Kleinen“ auf 2 oder 20 Watt runter zu schalten ist sehr praktisch für´s üben/proben. Im Probenraum spiele ich in der 20Watt Einstellung. Die vollen 200 Watt über eine 4x12er Box habe ich ausprobiert. Braucht kein Mensch. Da fliegt Dir die Mütze weg. Die Programmierung via Bluetooth mit einem Android-Tablet funktioniert tadelos. Die ausserordentlich, robust gefertigte MIDI-Schaltleiste von H&K gleich mitbestellen. Schliesse mich hier der Meinung des Autors an. Für einen Coverband Gitarristen gibt es im Augenblick nichts Besseres als den BS200. Als Head, als Pedalboard und nun auch als Combo. Prima Auswahl.

  2. Profilbild
    Spartakus

    Ich hätte einen Vorschlag, wie man die Soundfiles benennen könnte:

    Hugh&Kettner Crunch B = Sound des Bridge-Pickup
    Hugh&Kettner Crunch MB = Sound des Middle-Pickup und Bridge Pickup kombiniert.

    N SC = Neck-Pickup Single Coil Position

    u.s.w.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Spartakus Eine gute Idee, aber das würde voraus setzen, dass alle Leser die gleiche Definition hätten, was sich wohl nur schwer vermitteln lassen würde.

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