Die vielen Gesichter des ARP Axxe
Eigentlich wollte ich den Bericht von Peter Grandl vom November 2014 zum ARP AXXE kommentieren. Jetzt ist es aber ein wenig mehr geworden.
Es gibt eine Reihe Varianten, die unter dem Namen AXXE von ARP im Laufe der Zeit auf den Markt gebracht wurden.
Die erste Variante, die mir bekannt ist, verwendet den von Moogs 24dB-Ladder abgeleiteten Filter, was zwischenzeitlich ja bekannt sein durfte. Dieser klingt aber gar nicht so typisch nach Moog, sondern recht neutral. Ob es beim AXXE wie beim Bruder ODYSSEY eine Ur-Fassung mit 12dB-SEM artigem Filter gab, weiß ich nicht.
Die zweite Variante, die mir bekannt ist, hört in Europa auf die Nummer 2312 und hat eine überarbeitete Schaltung mit 4-pol Filter Typ ARP 4075. Dieser klingt etwas matter, kann aber durch Austauschen von vier Widerständen im Frequenzband nach „oben“ geöffnet werden. Mir persönlich gefällt der modifizierte 4075er Filter besser als die frühere Moog-Variante.
Die erste und zweite Variante laufen inzwischen beide wohl unter der Bezeichnung „Mk I“, also die braun-goldene, obwohl hier „Mk I“ und „Mk II“ angebracht wäre. Die orange-schwarze wäre dann „Mk III“ (ODSSEY lääst grüßen).
Für beide braun-gold-Varianten gab es den „single PPC“ zum Nachrüsten. Der Drucksensor (PPC) wurde auf das Bedienpanel aufgesetzt, wo bisher das einfache Potentiometer für den Pitchbend saß. Toll: Der PPC bietet alle Funktionen der drei PPC des orange-schwarzen AXXE – one at a time, umschaltbar. Das orginale Pitchrad bietet hingegen den Vorteil einer erweiterten Transponierbarkeit.
Wichtig: Die beiden braun-gold-Varianten unterscheiden sich in der GATE IN-Funktion. Bei der ersten wirkt ein GATE-Signal genau so wie ein Tastendruck am Keyboard: mit Re-Trigger des LFO. Bei der zweiten Variante ist der GATE IN so verschaltet, das er zwar die Hüllkurve startet, nicht aber den LFO (LFO läuft bei externem Betrieb frei).
Wer so wie ich den LFO gerne als zweite Hüllkurve für Arme verwenden will, sollte auf den LFO Re-trigger nicht verzichten. Gerade für die Pulsweiten Modulation kann der neu getriggerte LFO verwendet werden, während die komplette ADSR für Filter und VCA zur Verfügung steht.
Wer den AXXE für zu begrenzt hält, dem sei gesagt, dass dieses Instrument fast wie ein modulares System aufgebohrt werden kann, oder zumindest mit zahlreichen Umschaltern versehen werden, kann um die Funktionen deutlich zu erweitern. Der Grundklang des AXXE ist so gut, dass sich die Bastelei lohnt.
- Beispiele für einfache Modifikationen sind:
– LFO Frequenz in Dekadenschritten (0.1x, 1x, 10x) umschaltbar
– ADSR Zeiten in Dekadenschritten (0.1x, 1x, 10x) umschaltbar
– ADSR Invertierungen
– Noise-Modulation des VCO
– LFO Re-Trigger an/aus
– ADSR-Delay an/aus/stufenlos
– Amplitudenmodulation: LFO auf VCA geschaltet - Etwas aufwändiger:
– Sync-Sound: der LFO wird als Audiofrequenzoszillator betrieben und in den Audioweg gegeben und der vorhandene LFO Re-Trigger wird vom VCO gespeist (zurückgesetzt)
Ein paar Schwächen sollten nicht verschwiegen werden:
Das Keyboard ist Marke „Pratt–Read“ und leidet wie viele andere US-Synths unter hart werdenden zerbröselnden Gummianschlägen. Hier ist Handarbeit gefragt. (Alex Guelfenburg „http://www.virtual-music.at“ weis Rat)
Ein „design flaw“ in der Schaltung (hier wurde einfach gespart!) lässt das Keyboard nicht wie gewohnt spielen, weil im S/H Betrieb der KeyCV Speicher (hält die richtige Kontrollspannung für den Ton, auch wenn die Taste losgelassen wird (z.B. Release-Phase des ADSR) für S/H misbraucht wird. Der S/H-Funktion ist also etwas „unterentwickelt“. Die S/H-Spannung liegt dafür am CV OUT an und kann extern weiter verwendet werden.
Ich freue mich auf Eure Kommentare.
Besten Dank für den schönen Bericht.
Gewünscht hätte ich mir einige Soundbeispiele (geht das überhaupt bei Leserberichten?) bzgl. der genannten Modifikationen, die dein Gerät ja offensichtlich hat.
Auch ich stimme zu: Netter kleiner Monosynth mit eigenständigem und sehr durchsetzungskräftigem Sound.
Danke. Die Tippfehler bitte ich zu entschuldigen. Ich kämpfe gerade mit einem Tablet-PC mit „Glasscheiben-Tastatur“, deshalb auch keine Soundfiles. Wenn mein Recordingequipment wieder funktioniert, schiebe ich gerne was nach, obwohl ich die Bashings hier wegen angeblich schlechter Audioqualität fürchte. Die größten Helden und Pioniere des AMAZONA Forums sind dem ja auch ausgesetzt, obwohl wir ihnen viel Dank für die Arbeit und die gewonnenen Erkenntnisse schulden ;-)
@synton Oh je; bist du auch in die Tablet-Falle getappt? Es gibt sicherlich gute Anwendungsbereiche, Texte verfassen gehört aber nicht dazu…
Und was das von dir genannte Bashing bei Soundbeispielen betrifft: Angebrachte Kritik beachten, den Rest in dev/null….. :)