Viel mehr als Hybrid-Drums!
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Sogenannte Hybrid Drums sind aktuell der letzte Schrei auf dem Schlagzeugmarkt. Ob notgedrungen – aufgrund der Wohn- oder Probenraumsituation – oder vollkommen freiwillig werfen interessierte Käufer in Spe ein Auge auf diese Gattung Musikinstrument.
Dabei erkennt selbst der Kenner aus der Ferne und nach der Optik urteilend nicht verlässlich, welcher Schlagzeugtyp eigentlich vor ihm steht. Denn ein Hybrid-Schlagzeug sieht optisch genau so aus wie ein akustisches und erst bei ganz genauem Hinsehen fallen die Unterschiede auf.
Hybride Schlagzeuge von Roland, Efnote, Yamaha und anderen Anbietern gehören nicht unbedingt zu den günstigsten Anschaffungen. Man könnte also auf die Idee kommen, ob man nicht selbst Hand anlegt und aus einem konventionellen akustischem Drumset ein hybrides zaubern kann.
Das und noch eine ganze Menge mehr funktioniert mit dem Evans Sensory Percussion Sound System, um das es in diesem Testbericht geht.
Was ist das Evans Sensory Percussion Sound System?
Das Sensory Percussion System, das in Kooperation der Firmen Evans und Sunhouse entwickelt wurde, ist eine innovative Technologie, um Schlagzeugern völlig neue Möglichkeiten in Bezug auf Klanggestaltung und Ausdrucksmöglichkeiten zu bieten.
Merkmale und Funktionen des Sensory Percussion Systems:
- Drum Sensoren: Das System verwendet spezielle Sensoren, die an den Stimmringen einer Trommel befestigt werden. Diese Sensoren erfassen dabei nicht nur den Schlag, sondern auch verschiedene Aspekte des Anschlags wie Position, Geschwindigkeit und Intensität.
- Digitale Signalverarbeitung: Die per Drum-Sensoren erfassten Informationen werden in Echtzeit über das Evans Portal an die Sensory Percussion Software weitergeleitet, die die Signale analysiert und verarbeitet. Dies ermöglicht es dem Drummer, eine breite Palette von Klängen und Effekten zu erzeugen, die jenseits der Möglichkeiten eines konventionellen Drumsets liegen.
- Klanggestaltung: Mit Sensory Percussion können Schlagzeuger verschiedene Klangparameter wie Tonhöhe, Lautstärke, Filter und Effekte steuern. Diese Parameter können auf vielfältige Weise mit den Schlagzeugbewegungen und -anschlägen des Drummers verknüpft werden.
- Anpassbarkeit: Das System ist äußerst flexibel nutzbar und erlaubt Musikern, ihre eigenen Klanglandschaften zu erstellen. Sie können ihre Drumsets so einstellen, dass sie unkonventionelle Klänge erzeugen oder konventionelle Sounds erweitern.
- Live-Performance: Sensory Percussion ist besonders nützlich für Live-Auftritte. Schlagzeuger können Klangvariationen und -effekte in Echtzeit steuern, was ihre Fähigkeit zur Kreativität und Improvisation auf der Bühne erweitert.
- Software-Integration: Das System kann in DAWs (Digital Audio Workstations) und anderer Musiksoftware integriert werden, um Schlagzeugspuren aufzunehmen und zu bearbeiten.
Lieferumfang
Die Umverpackung des Evans Sensory Percussion Sound Systems ist auf dem Foto links zu sehen. Rechts sieht man die optional erhältlichen Evans dB Zero Meshheads in den Größen 14“, 10“, 12“ und 14“, die mir für diesen Test ebenfalls zur Verfügung gestellt wurden.
Im Lieferumfang des Sensory Percussion Systems enthalten sind die folgenden Komponenten:
- Audiointerface (Evans Portal)
- 3 Drum-Sensoren
- Sensory Percussion (Software Download) für Mac & PC
- Verbindungskabel
- Pickup-Elemente
- 1 Paar Promark Drumsticks
- Adapter für Sensormontage an der Bassdrum
- Netzteil
- Kurzanleitung
Aufbau und Installation des Evans Sensory Set
Bevor man mit dem Trommeln loslegen kann, müssen noch ein paar Dinge erledigt werden. Zunächst müssen die sogenannten Pickup-Elemente auf den Fellen angebracht werden, über denen anschließend die Drum-Sensoren platziert werden sollen. Dazu legt man das Element auf das gewünschte Fell, so dass die „Füße“ den Stimmring berühren. Diese „Füße“ dienen nur als Abstandhalter und werden nach der genauen Platzierung des Pickups entfernt. Ideal ist die Positionierung des Pickups zwischen zwei Stimmschrauben.
So sieht der korrekt angebrachte Pickup auf dem Fell aus:
Die Drum-Sensoren werden anschließend exakt über den Pickups am Stimmring der Snare, Tom Tom oder Kick-Drum montiert. Wie auf den Bildern zu sehen, funktionieren sie sowohl auf konventionellen Schlagzeugfellen als auch auf Meshheads .
Wichtig ist hier das Wort „ÜBER“, denn bei den Drum Sensoren handelt es sich NICHT um konventionelle Trigger, die Kontakt mit dem Schlagfell benötigen, sondern um Sensoren und diese berühren das Fell nur geringfügig und das Pickup-Element gar nicht.
Die Unterseite der Drum-Sensoren verdeutlicht, dass es sich hierbei nicht um bekannte Trigger handelt. Zwar verrät Sensory verrät nicht zu 100 %, wie Bewegungen abgetastet werden, aber der Pickup besteht aus Metall und der Sensor kann verschiedene Vibrationen der jeweiligen Trommel erkennen. Das Licht unterhalb des Sensors dient dabei lediglich zur besseren Positionierung.
Nach dem Anbringen der Sensoren werden diese mit dem Evans Portal mit den beigelegten Kabeln verbunden:
Anschließend wird das Evans Portal per USB mit dem Mac oder PC verbunden. Für ältere Rechner liegt außerdem ein USB-C auf USB-B-Adapter bereit, was mir persönlich sehr gut geholfen hat.
Für die Installation der Software muss man sich zunächst online mit dem beigelegtem Aktivierungscode und einer E-Mail-Adresse registrieren. Anschließend kann man mit der Einrichtung der Software fortfahren. Dabei wird man durch alle notwendigen Schritte per Tutorial begleitet.
Danach geht es weiter mit dem Finetuning der gewählten Trommeln und den Drum-Sensoren, so dass die Signale fehlerfrei übertragen werden können:
Hier können nun für ein realistischeres Spielgefühl und zur Erweiterung der Funktionalität pro Trommel verschiedene Zonen eingerichtet werden, die mit unterschiedlichen Sounds belegt und wiedergegeben werden können. Auch hier wird man Schritt für Schritt durch die Prozedur geführt.
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Bei der Einrichtung der Snare-Drum müssen hier in verschiedenen Bereichen des Schlagfells unterschiedlich harte und schnelle Schläge getätigt werden. Auch auf dem Stimmring spielend werden Informationen vom System abgefragt.
Wie die ganze Einrichtung funktioniert, kann man übrigens auf der Support-Seite in einem ausführlichen Video sehen.
Nach der Einrichtung kann es mit dem Ausprobieren der verschiedenen Drum-Set-Presets weitermachen. Auch hier steht eine kleine digitale Führung durch die Funktionen bereit.
Evans Portal
Das Evans Portal ist die Schnittstelle zwischen den analogen Komponenten und der Sensory Percussion Software. Es ermöglicht den Anschluss von bis zu sieben Drum-Sensoren auf der Vorderseite, so dass man ein komplettes Drumset mit Sensoren „abnehmen“ kann.
Auf der Vorderseite des Evans Portals findet man außerdem 2 Mic/Line-Kombibuchsen mit Preamps sowie 2 regelbare Kopfhörerausgänge in 3,5 und 6,3 mm. Optional kann man für beide Mic/Line-Kombibuchsen Phantompower zuschalten, so dass man das Evans Portal auch als „ganz normales“ Audiointerface im Tonstudio nutzen kann.
Auf der Rückseite findet man die folgenden Anschlüsse:
- Main-Outputs
- Line-Outputs 5-8
- 2 Line-Ins
- ADAT-Out (8x)
- MIDI-Out
- An- und Ausschalter
- Netzanschluss
- USB-C-Anschluss
- Kensington Lock
Welche Sounds bietet das Evans Sensory Percussion Set?
Das Sensory Percussion System hält zahlreiche (Drum-) Sounds parat, die in folgende Kategorien eingeteilt sind:
- Acoustic Drums
- Chord Sequences
- Electric Drum Kits
- Electro Melodic
- Patterns
- Worldly Sounds
In jeder Kategorie findet man mehrere voreingestellte „Drumsets“, wie zum Beispiel hier zu sehen:
So bekommt man schnell einen Eindruck davon, wohin die Reise mit dem Sensory Percussion Sound System gehen kann. Die Presets können einerseits als Inspiration, andererseits auch als Startpunkt für die eigenen Sound-Zusammenstellungen dienen. Die Möglichkeiten sind hierbei quasi unendlich!
Die Sound-Gestaltung ist sozusagen multidimensional: Einerseits können, wie oben beschrieben, unterschiedliche Zonen auf den Trommeln eingerichtet werden, worüber verschiedene Aktionen und Sounds definiert werden können.
So kann man beispielsweise verschiedene Sounds und Effekte (Hall, Delay etc.) den vordefinierten Zonen zuordnen. Auch die Anschlagstärke und das Tempo der aufeinanderfolgenden Schläge kann als Auslöser unterschiedlicher Sounds genutzt werden.
Last but not least kann jeder einzelne Sound nach den eigenen Wünschen und aus mehreren Sound-Layern zusammengestellt werden, die im Edit-Modus noch tiefergehender bearbeitet werden können:
Klangbeispiele zum Evan Sensory Percussion Set
Mir persönlich haben z. B. die Presets CuddleMania, Universe25, Simio und PhantasmaK sehr gut gefallen:
Für wen ist das Evans Sensory Percussion System geeignet?
Dieses Produkt richtet sich an eine breite Palette von Schlagzeugern und Percussionisten, unabhängig von ihrem Erfahrungsniveau oder ihrem musikalischen Stil:
1. Live-Performer
Egal ob man in einer Band spielt, als Solokünstler auftrittt oder in einer Studio-Session arbeitet – das Sensory Percussion Set eröffnet eine Welt neuer Möglichkeiten. Man kann authentische akustische Drum-Sounds mit elektronischen Effekten und Samples kombinieren, um die Performance auf das nächste Level zu heben.
2. Drummer auf der Suche nach Vielseitigkeit
Wenn man nach einem Drum-System sucht, das es einem ermöglicht, eine breite Palette von Klängen zu erzeugen, von klassischem Rock bis zu experimentellem Elektro, ist das Sensory Percussion System ideal. Mit seinen vielfältigen Soundoptionen sind der eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt.
3. Studio-Profis
In der Aufnahmeszene ist Flexibilität von größter Bedeutung. Das Sensory Percussion System bietet hierfür die Möglichkeit, Drum-Sounds in Echtzeit zu bearbeiten und anzupassen, was die Produktion von Musikstücken und Soundtracks deutlich erleichtert.
Bin ein bisschen verwirrt über die Einleitung mit dem Bezug auf Wohnsituation und „akustisch“ aussehende E-Drums. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird dieses System ja auf ein akustisches Set montiert, das dennoch unverändert laut bleibt. Es werden lediglich Sounds hinzufügt. Oder habe ich da was falsch verstanden?
In dem Zusammenhang noch die Frage: Könnte man das auch auf einem E-Drum mit Meshheads verwenden?
@LostSongs Du kannst auf Deinem akustischen Set aber auch erst Meshhead-Felle montieren und dort dann diese Sensoren anbringen.
Und soweit ich das verstanden habe (bin aber kein Drummer) funktioniert das auch mit Meshhead E-Drums (wenn die „Kessel“ die Montage zulassen).
@LostSongs Ich hatte den Vorgänger getestet und es ist wie @m-ex es sagt. Wenn Du es mechanisch befestigen kannst, wird es auch funktionieren. Rein theoretisch könnte man das auch auf Congas oder Bongos anbringen, wenn es denn mechanisch möglich ist…
@LostSongs Sieh dir mal das zweite Bild an- das Set hat offensichtlich MeshHeads auf Snare und Tom, und die übrigen Felle sind möglicherweise weiße MeshHeads.