Neue Sounds für dein E-Drumset
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Jedes elektronische Drumset, egal von welchem Hersteller es auch kommen mag, wird mit einer gewissen Anzahl unterschiedlicher Preset-Drum-Sets und Drum-Sounds geliefert. Auch wenn hier und da die Sounds modifiziert, eigene Librarys hochgeladen und so virtuelle Schlagzeuge zusammengestellt werden können, sind die klanglichen Möglichkeiten – je nach Modell – letztendlich begrenzt.
Genau an der Stelle kommen Software-Drums, wie der hier beschriebene EZ Drummer 3, zum Einsatz. Mit so einem Tool lässt sich der Sound (-umfang) eines E-Drum Sets enorm erweitern und aufwerten, so dass das Schlagzeugspiel hörbar realistischer wird.
Der Versuchsaufbau: Software Drums und E-Drumset
Für diesen Workshop nutze ich EZ Drummer 3 von Toontrack und das sehr preisgünstige E-Drum-Set Donner DED 200, das in der Auswahl seiner Sounds und Anzahl der Drum-Sets eher eingeschränkt ist.
Wie geht man nun vor, wenn man ein konventionelles elektronisches Schlagzeug mit dem EZ Drummer 3 verbinden möchte? Die Antwort ist denkbar einfach!
Zunächst kannst du deinen PC mit dem Sound-Modul deines E-Drum Sets per MIDI-Kabel verbinden. In meinem Fall nutze ich dafür ein simples MIDI-USB-Kabel, um die Verbindung herzustellen.
Nach der Installation von EZ Drummer auf einem PC oder Mac kann das Programm entweder als Standalone-Version direkt auf dem Desktop oder als Software-Instrument in einer DAW geöffnet werden.
Wahlweise kann der Sound aus EZ Drummer natürlich über die Ausgänge eines angeschlossenen Audiointerfaces oder über die Ausgänge des Computers wiedergegeben werden. Auch dieses kannst du in den Settings auswählen:
Sound Mapping in EZ Drummer 3
Anschließend geht es weiter zum sogenannten Sound-Mapping. Dorthin gelangst du durch Klicks auf „Settings“ und auf „E-Drums“:
Im nächsten Schritt kann man in den Presets nachschauen, ob das Sound-Mapping bereits von EZ Drummer erledigt und vorab gespeichert wurde. Neben zahlreichen Roland und Yamaha Modellen findet man hier auch Presets für Sets von Alesis, Pearl, Simmons etc.
Leider kann ich hier jedoch keines für das mir zur Verfügung stehende E-Drum Set finden. Also prüfe ich im nächsten Schritt, ob das Sound-Mapping trotzdem stimmt, indem ich Schlag für Schlag die Drum-Pads anspiele. Anschließend kann man gegebenenfalls Änderungen vornehmen, um die E-Pads mit den gewünschten Drum-Sounds zu synchronisieren.
Dazu klickt man mit der Maus auf dasjenige Instrument in EZ Drummer 3, z. B. Hi-Tom, auf das ein entsprechendes Drum-Pad zugewiesen werden soll. Danach aktiviert man mit der Taste „Learn“ den „Lernprozess“ und schließt diesen ab, indem man das gewünschte Drum-Pad anschlägt.
Wenn bei bestimmten Drum-Pads wie z. B. bei der Snare mehrere Zonen zur Verfügung stehen, können diesen natürlich auch über das Mapping verschiedene Sounds zugewiesen werden. So kann man dem Rand oftmals einen ganz eigenen Klang wie z. B. einen Rim-Shot zuweisen, so dass die Spielweise noch ein Stückchen realistischer wird.
HiHat Settings in EZ Drummer 3
Eine Besonderheit im Sound-Mapping von EZ Drummer stellt die Möglichkeit dar, die HiHat, insbesondere das Verhalten beim Öffnen und Schließen, einzustellen und authentisch wiederzugeben:
Unter „Range“ hat man hier die Möglichkeit einzustellen, wie viel Bewegung auf dem HiHat-Pedal das Öffnen und Schließen der HiHat-Becken bewirkt. Besonders bei den höherwertigen E-Drums von Roland, Pearl und Yamaha kommt man hier zu einer sehr natürlichen Spielweise.
Wie man mit Latenzen umgeht
EZ Drummer 3 ist mit einer sogenannten Buffer-Size von 512 Samples sehr hoch voreingestellt, so dass es je nach Computerleistung zu deutlich spürbaren Latenzen kommen kann.
Damit ist gemeint, dass der Drum-Sound deutlich später zu hören ist als er per Schlag auf dem E-Drum Pad ausgelöst wird. Das irritiert natürlich enorm und normales Musizieren ist mit einer deutlich spürbaren Latenzzeit nur sehr schwer möglich und führt in den akustischen Blindflug. Dabei ist das menschliche Gehör Latenzen gegenüber sehr tolerant. Latenzen kommen auch als ein natürliches Phänomen ständig im Alltag und in der Musik vor, man denke z. B. an Blitz und Donner mit einer oft sekundenlangen Latenz, je nachdem wie weit man vom Gewitter entfernt ist. Selbst beim Singen kommt es schon zu geringsten Latenzen, da der Schall nach dem Verlassen des Mundes etwas Zeit bis zum Ohr bzw. Hörnerv benötigt.
Um die Buffer Size in EZ Drummer 3 zu reduzieren, klickt man wieder auf „Settings“ und anschließend auf „Audio/MIDI Setup“:
Hier kann nun eine niedrigere Buffer-Size ausgewählt werden, so dass etwaige Latenzen vermieden werden. Allerdings muss man sich hier schrittweise an niedrigere Werte heranwagen, da diese mehr Leistung vom Rechner verlangen, weil mehr Prozesse in kürzerer Zeit verarbeitet werden müssen. Eine gut funktionierender Wert sollte zwischen 128 und 256 Samples liegen.
Soundunterschiede und Hörproben
Hier kommen nun ein paar Hörproben, die den Unterschied zwischen der Soundqualität des DED 200 und dem EZ Drummer 3 deutlich machen.
Was in den Aufnahmen möglicherweise nicht so deutlich zum Ausdruck kommt, ist der eindeutig realistischere Anschlag, der durch die Verwendung des EZ Drummers möglich wird. Die Klangentfaltung ist aus meiner Sicht deutlich natürlicher als bei der Verwendung der On-Board-Sounds. Der sogenannte Machinegun-Effekt, den man man auf vielen E-Drum Sets wahrnehmen kann, wird durch den EZ Drummer aus meiner Sicht abgeschwächt – gänzlich verschwinden tut er in der Verwendung mit meinem DED 200 jedoch nicht.
In den vergangenen Wochen habe ich mich zudem in zahlreichen Foren herumgetrieben, um weitere Infos aus der E-Drum Community zu erhaschen. Zu meinem großen Erstaunen nutzen selbst die Eigentümer der High-End E-Drum Sets von Roland und Yamaha die einschlägigen Sound-Librarys von Toontrack wie EZ Drummer 3 und Superior Drummer 3. Denn selbst bei den Soundmodulen von Roland und Yamaha scheint es noch deutliches Verbesserungspotential in Sachen Sound zu geben.
EZ Drummer 3: Standalone und Software-Instrument
Der EZ Drummer ist sowohl als Standalone-Version als auch als Software Instrument in der DAW nutzbar. Auf der nächsten Abbildung habe ich die Audioaufnahmen des DED 200 direkt unter die MIDI-Spur gelegt, so dass ich beide Sounds im Wechsel vergleichen konnte.
Wenn man den EZ Drummer direkt in der DAW einspielt, ergibt sich gegenüber konventionellen Audiospuren natürlich ein erheblicher Vorteil. Alle Schläge können nun in MIDI nachträglich bearbeitet und sogar anderen Instrumenten zugeordnet werden. So kann man auch im Nachhinein das spieltechnisch Unmögliche aus einem Track herauskitzeln und nach Lust und Laune editieren, bis es zu 100 % passt.
Gerade wenn der Geldbeutel schmal ist, empfehle ich die kostenlose Software MT Power Drum Kit 2. Auch damit geht das Pedal Mapping der Hihat ganz gut, sicherlich nicht so komfortabel wie mit EZ-Drummer. Alternativ bieten Drum- Module zumindest der mittleren Preisklasse seit vielen Jahren auch Einstellöglichkeiten für die Sensitivität des HH- Pedals, auch ein Roland TD-8 kostet nur um die 200€ und ist sicherlich soundmäßig vergleichbar mit heutigen billigen Modulen.
Auch wieder für die mit schmalem Geldbeutel: Die Aufnahmelatenz ist bei älteren Computern sicherlich ein nennenswertes Problem. Einfache Abhilfe könnte so funktionieren: Die Pilotspuren mit dem Rechner abspielen und mit den Sounds vom Drummodul ( via Mischpult oder aux/ Audio- In vom Drummodul) auf den Kopfhörer. Die Midi- Daten, die das Modul beim Einspielen ausgibt aufnehmen. Dann höre ich beim Eintrommeln zwar nur die „schlechten“ Sounds von meinem Drummodul (also evt. Spaßbremse), aber beim Abspielen und Editieren kann ich die eingespielten Midi- Dateien auf die Drumsoftware routen und habe entsprechend hochwertige Sounds.
Natürlich ist ein optimiertes hochwertiges Drummodul mit schneller interner Latenz sowie ein aktueller flotter Rechner mit entsprechender Soundkarte was anderes, aber eben auch im Vierstelligen Eurobereich. Oben genannte Lösung funktioniert eigentlich mit jedem Rechner und jedem Drummodul
Tatsächlich finde ich das Problem mit der Latenz nicht soooo relevant wenn sie nicht zu groß ist. Man hat ja den konkreten Impact des Drumssticks auf dem Pad den ich ja auch akustisch höre wenn ich auf dem Set spiele. Dadurch wir der „Tock“ des Anschlags ein Teil des Sounds, den man auf dem Kopfhörer hört. So empfinde ich das zumindest ;)
„…Dabei ist das menschliche Gehör Latenzen gegenüber sehr tolerant…“ da wäre zunächst mal zu klären, ob schlagzeuger diesbezüglich „normale Menschen“ sind. Gerade ein Drummer ist empfindlich für kleinste abweichungen. Das mit dem Blitz find ich kein passendes Beispiel. Beim Gesang kommen wir dem Thema schon näher: Seinen eigenen Gesang nimmt man zu allererst IM! Körper war und ist deshalb tight. Ich könnt mir denken, dass Künstler deshalb ihre in-Ears beim Singen oft heruasnehmen, weil das Monitorsignal tatsächlich eine Latenz hat im gegensatz zur Stimme.
Dennoch ein schöner Artikel von Keno. Denn beim Thema war ja auch der Preis entscheident.
Eine Binsenweisheit, dass ein perfektes E-Dumset das mit bravour aber halt auch nur für mehrere Tausend Euro hinbekommt. Und wer mal wie ich die gelegenheit hatte ein ddrum4 zu spielen weiß, was ich meine.
@dAS hEIKO Wie spielen nach wie vor mir DDRUM 3 live ( mit den Clavia Triggern auf Mesh-bespannten Trommeln, Becken und Hihat nehmen wir aber mit Mic ab.. auch wegen der Optik
Wahrscheinlich schon ca. 20 Jahre.
Immer noch bekommen wir Fragen, was für ein geiles E-Drum das ist,