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Workshop: Erica Synths LXR-02 Sonic Potions, digitaler Drumsynthesizer

Sound-Workshop mit dem LXR-02

20. Oktober 2023
erica synths lxr 02 workshop and sounds

Workshop & Sounds: Erica Synths LXR-02 Sonic Potions, digitaler Drumsynthesizer

Erica Synths aus Lettland, ursprünglich eher in der Modularwelt verankert, hat zusammen mit der deutschen Firma Sonic Potions deren DIY-Drumsynthesizer LXR zur zweiten Version aufgerüstet. Die kleine, aber feine Drumachine ist rein digital aufgebaut und verspricht mit ihren 7 Stimmen und umfangreichen Modulationsmöglichkeiten eine Menge Spaß. Die Stimmen sind aufgeteilt in Drum Voice 1-3 (hauptsächlich für Kicks & Toms gedacht), Snare (Voice 4), Cymbal/Clap (Voice 5) und HiHats (Voice 6 für geschlossene, Voice 7 für offene). Durch das detailreiche Sound-Design kann aber jede Stimme weit mehr, als es die Beschreibung vorgesehen hat. In der Master-Sektion finden wir Kompressor, Ringmodulator, Delay und Distortion – wobei man sich immer für einen Effekt entscheiden muss. Der Sound erinnert stark an das, was wir von Erica Synths bereits gewohnt sind und ich als modern, durchsetzungsfähig und umfangreich beschreiben würde. Wer sich noch mal etwas näher mit den Details befassen möchte, dem kann ich den ausführlichen Testbericht des Kollegen P-HEAD ans Herz legen.

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Erica Synths LXR-02 – Patch 1 – Flat Beat

Oben: LFO, unten: Kompressor

Hier habe ich zuerst eine Kickdrum (Drum1) programmiert. Durch eine längere Decay-Zeit und einen erhöhten Slope ähnelte sie dann eher einer Bassline. Den LFO habe ich auf den Slope geroutet und die Bassline bekam dadurch ihren Groove. Drum 2 und Drum 3 habe ich dann als Kick genutzt und jedoch den obligatorischen Schlag auf Schritt 1 frei stehen lassen. Für jede erste und dritte Cymbal pro Takt habe ich den Shuffle-Wert auf -1 gestellt. Somit werden die Cymbals im Pattern leicht nach vorne gezogen. Für etwas mehr Groove sorgt dann das globale Shuffle mit einem Wert von 36. Bis auf Drum 2 werden alle Signale zum Kompressor geleitet, der hier schon recht hart zupackt.

Erica Synths LXR-02 – Patch 2 – Flanging Drums

Bei geringer Range kann das Delay auch als Flanger genutzt werden

Der LXR-02 besitzt in seiner Master-Sektion neben Kompressor, Drive und Ringmodulator auch ein Delay, das sich bei niedrigen Zeitwerten auch als Flanger nutzen lässt. Im Menü findet man einen Parameter für Zeit und einen für die Range. Ich empfehle die Range auf einen sehr kleinen Wert zwischen 1 und 5 zu stellen, um dann mit dem Zeitparameter den gewünschten Effekt einzustellen. Im Klangbeispiel habe ich dann den Wert der Range durchgehend geändert.

Erica Synths LXR-02 – Patch 3 – FM Bells

Die Parameter zur Frequenzmodulation variieren je nach Voice

Die LXR-02 kann mehr als ‚nur‘ Drums. Über die verschiedenen FM-Modi lassen sich spielerisch leicht verschiedene Arten von Sounds erstellen, die an Glocken erinnern. Hier habe ich jede Stimme dementsprechend programmiert und jeden der jeweils 16 Schritte mit verschiedenen Werten für Probability versehen, teilweise habe ich auch weniger als 16 Schritte genutzt. Im Mix-Menü habe ich dann alle Sounds zum internen Delay im Ping-Pong-Modus geschickt.

Erica Synths LXR-02 – Patch 4 – Morph Kit

Über den Morph-Parameter lassen sich zwei Kits überblenden

Mit dem LXR-02 hat man die Möglichkeit, sich durch 2 Drumkits zu morphen. Für dieses Beispiel habe ich zwei komplett verschiedene Kits genutzt, um den Effekt deutlich zu machen. In der Praxis funktioniert das meistens etwas besser, wenn man ein bestehendes Kit verwendet, etwas abändert und als neues Kit speichert. Somit kann man quasi alle veränderten Parameter über die Morph-Funktion mit dem ‚Data‘-Regler steuern. Hier habe ich ein neues Kit und ein neues Pattern erstellt und im Anschluss ein bestehendes als Morph-Kit gewählt (jedes Drumkit kann ein Morph-Kit sein). Im Klangbeispiel morphe ich relativ langsam vom Morph-Kit (Parameterwert 255) zu dem ‚originalen‘ (Parameterwert 0). Manchmal gibt es recht abrupte Sprünge, trotzdem finde ich diese Funktion super, um beispielsweise auch aus zwei bestehenden Kits sehr schnell ein neues zu generieren. Alle Sounds und Effekte kommen von der LXR-02. Bis auf die Stimme der Cymbals (die hier eher wie ein Wobble-Synth klingen) wird alles direkt zum Hauptausgang geschickt, während die Cymbals durch das interne Delay geschickt werden. Übrigens: Der Morph-Parameter im Pattern Generator Menü ist global, alle anderen Parameter sind für die jeweilige Voice.

Erica Synths LXR-02 – Patch 5 – Clip

Oben: die Drive-Sektion, unten: für Flams gibt es einen eigenen Shuffle-Parameter

Für das nächste Beispiel habe ich mich mal an den Clip-Algorithmus des Drive-Effekts gewagt. Lediglich 5 % Amount haben mir gereicht, alles darüber klang irgendwie anstrengend. Beim Pattern habe ich relativ viele Flams programmiert und durch deren Shuffle-Wert den Effekt mal nach vorne, mal nach hinten versetzt. Im Aufnahmemodus habe ich dann noch einige Parameter wie Decay, Sample-Reduction und die Filterfrequenz moduliert. Im Klangbeispiel habe ich dann im Performance-Modus die einzelnen Sounds relativ zufällig an- und ausgeschaltet. Der globale Shuffle hat einen Wert von 45.

Erica Synths LXR-02 – Patch 6 – Pattern Generator

Sehr hilfreich: der Pattern Generator mit Zugriff auf die Morph-Funktion

Noch interessanter wird der Pattern Generator natürlich während der Performance. So kann man sehr schnell komplett neue Grooves erstellen. Im Klangbeispiel starten wir mit einer 4/4 Kickdrum, lassen ein paar Sounds dazu kommen und spielen dann einfach mit den verschiedenen Parameterwerten des Pattern Generators. Wer den Pattern Generator des LXR-02 noch nicht so ganz nachvollziehen kann, sollte mal nach euklidischen Patterns im Netz suchen. Vor allem Freunde der Modularwelt sind sicherlich schon über diesen Begriff gestossen.

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Erica Synths LXR-02 – Patch 7 – Drive & Routing

Oben/Mitte: das Routing, unten: die Drive-Sektion

Hier habe ich versucht, viel mit den Drive-Parametern zu arbeiten. Für Drum 2 habe ich beispielsweise den Drive im Mix-Menü komplett aufgedreht und beim Filter bis zum Wert 26. Zusätzlich geht das Signal über Ausgang L2 in ein externes Filter, das zusätzlich verstärkt. Das Cymbal geht über Ausgang R2 durch ein Delay. Alle anderen Sounds werden über den Tube Drive der FX-Sektion etwas angezerrt. Ich empfand es angenehmer, an zwei Punkten (Filter und Master-Fx) etwas anzuzerren, als an einem komplett aufzudrehen.

Erica Synths LXR-02 – Patch 8 – Karplus Strong

Oben: das Delay wieder als Flange-Effekt, Mitte/unten: kurze Decayzeiten für die Noise-Oszillatoren

Mit dem LXR-02 lassen sich auch allerlei Experimente außerhalb der Schlagzeugwelt realisieren. Als Schwingungsform habe ich hier für jede Voice NOISE ausgewählt und recht kurze Decay-Zeiten eingestellt. Per MIDI habe ich ein paar Noten eingespielt. Als Effekt habe ich ein Ping-Pong-Delay gewählt und die Range zuerst auf 0 eingestellt, um wieder einen Flange-Effekt zu erzeugen. Indem man nun die Range bis beispielsweise 15 erhöht und das Feedback bis zum Maximum aufdreht, klingen die Sounds natürlich viel länger nach und verschmelzen miteinander. Zusätzlich führt das Signal zu einem externen Granular-Prozessor und ein Filter mit Reverb.

Erica Synths LXR-02 – Patch 9 – Functions

Detailreiches Sounddesign mit zahlreichen Modulationsfunktionen: der LXR-02

Für das nächste Beispiel habe ich noch mal versucht, so viele Funktionen wie möglich (und sinnvoll) zu nutzen. Das Pattern hat nur 16 Steps, wobei ich jedem Sound einen Wahrscheinlichkeitswert gegeben habe. Für die Cymbal habe ich das, bis auf Step 1, ebenso gemacht. Zusätzlich hat die Cymbal auf jedem der 16 Schritte verschiedene Modulationen, so dass sie nie gleich klingt. Die Tonhöhe der Cymbal wird von einem LFO im Random-Modus gesteuert. Einige Schritte spielen noch Flams. Den Shuffle habe ich auf 50 gestellt und während der Performance die Morph- und Sample Reduction-Parameter per Hand bewegt. Das lässt den LXR-02 sehr lebendig klingen und lädt für stundenlange, kurzweilige Jams ein.

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Erica Synths Drum Synthesizer LXR-02
Erica Synths Drum Synthesizer LXR-02
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Erica Synths LXR-02 – Patch 10 – Sound Design Kicks

Um Drumsounds aller Art zu erstellen, bietet der LXR-02 alle Funktionen und Parameter, die man benötigt

Nachdem ich mich mit der Bedienung des LXR-02 angefreundet hatte, wollte ich mal eine Kickdrum programmieren, um ein wenig mehr die Parameter und ihre Auswirkungen kennenzulernen. Hierfür habe ich vor allem erst einmal Parameter wie Drive, LFO-Amount und Sample Reduction sowie den Click und die Pitch-Modulation auf Nullstellung gebracht. Danach habe ich die Kickdrum im Loop laufen lassen und Werte von Decay, Slope und Pitch-Modulation erhöht. Im Anschluss kam etwas Drive des Filters hinzu und schließlich hier und da ein wenig Feintuning. Ich empfehle wirklich, so einen Prozess mit allen Stimmen immer wieder mal abzuarbeiten, um das große Klangspektrum und das detailreiche Sounddesign des LXR-02 zu erkunden.

Erica Synths LXR-02 – Patch 11 – MIDI

Auch die MIDI-Funktionen lassen keine Wünsche offen

Zum Abschluss noch ein kleines Beispiel, bei dem ich die MIDI-Funktion genutzt hatte. Hier habe ich verschiedene Patterns erstellt und über verschiedene MIDI-Kanäle ausgespielt. Im Globalmenü des LXR-02 habe ich das MIDI-Routing auf ‚M2A‘ gestellt, somit wird das eingehende Signal weiter zur MIDI-Out-Buchse wie auch zum USB-Ausgang geschickt. Somit funktioniert die MIDI-Out-Buchse als MIDI-Thru und das Signal kann – hier beispielsweise an den Korg minilogue xd – an einen weiteren Syntheszier geleitet werden. Generell sind die MIDI-Funktionen der LXR-02 ziemlich umfangreich, hier hätte ich gerne noch etwas mehr Zeit für detaillierte Experimente gehabt.

LXR-02 Drum-Synthesizer: Von und für Frickler

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Fazit

Der LXR-02 kann von sehr hart und industriell, bis sehr dezent und klassisch ein großes Klangspektrum abdecken. Vor allem Cymbal und HiHats lassen sich jedoch den digitalen Charakter kaum abgewinnen. Das ist gar nicht negativ gemeint, nur fügt sich der LXR-02 trotz seiner Klangbreite nicht unbedingt in jedes Setup bzw. Genre ein. Neben Drums lassen sich allerdings auch satte Bässe, klassische FM-Bells und allerlei LoFi-Sounds erstellen.

Man sollte hierfür mindestens mit den Grundlagen der Klangsynthese vertraut sein, das Handbuch beschreibt aber sehr schön und verständlich, mit welchen Parametereinstellungen man zu seinem gewünschten Sound kommt. Mit seinem Klang und den umfangreichen Modulations- und Groove-Funktionen finde ich den LXR-02 vor allem für IDM und allerlei Industrial-Genres sehr empfehlenswert. Hier fände ich es noch toll, wenn man die Filtertypen pro Schritt ändern könnte. Der Spaßfaktor ist nach kurzer Einarbeitungszeit vor allem Live definitiv gegeben und ich denke, mit ein paar weiteren Updates in Zukunft wird der LXR-02 noch seinen Weg in so einige Studios finden. Mit seinen Ein- und Ausgängen und der kompakten Größe lässt er sich auch problemlos in jedes Setup integrieren. Vor allem die MIDI-Funktionen lassen keine Wünsche offen. Den Wertebereich von 0-127 bzw bis 255 finde ich (vor allem für das Delay) eher ungünstig, zumal bei einigen Parametern nur im niedrigen Bereich Änderungen zu hören sind. Auch kann es vorkommen, dass sich ein benachbarter Parameterwert ändert, sobald man an einem Regler dreht. Ich gehe davon aus, dass das bei einem zukünftigen Firmware-Update noch behoben wird. Ich empfehle, ihn unbedingt mal anzutesten, sobald sich die Möglichkeit ergibt.

Plus

  • gute Verarbeitung und Klangqualität
  • großes Klangspektrum
  • detailreiches Sound-Design
  • euklidischer Pattern-Generator
  • lehrhaftes Handbuch

Minus

  • kleinere Bugs
  • Wertebereich von 0-127 für manche Parameter ungünstig
  • Akzente sind nur über Velocity machbar

Preis

  • 578,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    zeitlos

    Guter Workshop! Noch schöner wäre es noch, dazu die Files zu bekommen, um damit zu experimentieren zu können.

  2. Profilbild
    komabot

    Also auf den ersten „Blick“ hört sich das alles, für fast 600€, etwas flach an. Features hin oder her.
    Später mal in Ruhe drüberhören aber so ist zumindest mein erster Eindruck.

    • Profilbild
      Aljen AHU

      @komabot Vielleicht mit einer vernünftigen Anlage oder wenigstens akzeptablem Kopfhörer reinhören.

      Die Beispiele spiegeln sehr wohl einen Teil (!) der Möglichkeiten der LXR-02 wieder. Die Kleine geht nach vorn, dass man sie zähmen muss, und macht irre Spaß – beim Schrauben wie beim Abhören. Spätestens bei dem Morphing-Beispiel würde ich (mit meinen >60 Jahre jungen Ohren) dringend empfehlen: wer da den Groove nicht raushört, sollte zum HNO zur Prüfung.

      Aber jedem das Seine… eine R-8 mit gemütlichem Brushes-Latino-Set will die LXR-02 nicht im Ansatz sein. Das wurde aber nirgendwo versprochen.

      • Profilbild
        pytrel

        @Aljen Tatsächlich. Ich frage mich ob manche auf dem smartphone A-B vergleiche zwischen equipment anhören :-)

        Ich finde die Lxr 02 und die Db 01 zwei der besten Sachen die ich jemals gekauft habe.

        Beim ersten mal mit der Db01 war ich schon ziemlich beeindruckt wie gut sie sich mit meinen Subwoofer verstanden hat :-)

  3. Profilbild
    Aljen AHU

    Den Workshop finde ich immer noch super. :)

    Den LXR-02 selbst fände ich eigentlich auch klasse. Wenn er denn nicht nach gerade mal vier Monaten kaputt gegangen wäre.

    Das Gerät erlebte bei mir nun wirklich keine brutale Sonderbehandlung und wurde im Heimstudio selbst bei härtestem Tweaken eher gestreichelt.

    Dass da auf einmal ausgerechnet bei dem Volume-Fader eine offensichtliche kalte Lötstelle für den klassischen immer-wieder „ein Kanal weg – drückst du – Kanal wieder kurz da“ sorgt, lässt generell Sorgen um die Qualität des Ganzen aufkommen. So einen peinlichen reihenweisen Defekt hatte man zuletzt bei Unterhaltungselektronik aller Klassen von SONY in den frühen 1990er erlebt.

    Klar ist es Garantiefall, mit dem Einsenden bei th***** werde ich trotzdem bis Februar warten müssen: jetzt vor Weihnachten hat’s wohl wenig Sinn u im Januar wegen der ganzen Retouren noch weniger. Ärgerlich.

    Andererseits passt das zu einer Firma, deren Anfänge im Nachbau sowjetischer Instrumente liegen. ;)

    Wollen wir mal hoffen, dass es eine Ausnahme ist und nach der Reparatur das Gerät lange und pannenfrei dient.

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