LXR zum Strippenziehen
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Mit dem Erica Synths LXR Drum Module bringt Erica Synths den LXR 02 ins Eurorack. Ziemlich genau vor einem Jahr stellte unser Autor S.Bernhardt die Drum-Maschine LXR 02, ein Joint-Venture von Erica Synths und Sonic Potions, vor.
Nun liegt mir also eine Eurorack-Version vor, die sich aufgrund des Eurorack-Ökosystems von der Pultversion unterscheidet. An der Synthese-Engine hat sich nichts geändert, aber nun gibt es die Möglichkeit, über CV-Eingänge die Drums-Sounds dynamisch zu verändern.
Wer also den LXR 02 Sounds erwartet, bekommt sie auch hier. Die Kompatibilität geht sogar soweit, dass ist von der LXR 02 in die Erica Synths LXR Drum Eurorack-Modul geladen werden können. Auch das wird über die SD-Karte bewerkstelligt, die sich hinten auf der Platine befindet. Über diese können dann auch Firmware-Updates vorgenommen werden.
Was bietet das Eurorack-Modul Erica Synths LXR?
Das Erica Synths LXR Drum Eurorack-Modul besticht durch gewohnt solide Erica Synths Qualität. Alle Knöpfe haben einen guten Druckpunkt, nichts wackelt und alles ist ordentlich verschraubt. Erica Synths hat sich entschieden, die Ein- und Ausgangsbuchsen oben zu platzieren. Das wird nicht jedem schmecken und leider gibt es keine Möglichkeit, das Display zu drehen, handelt es sich doch um ein 16×2 Charakter-LED-Display mit fester Schriftart. Ansonsten wäre eine Kopfüber-Bedienung gut möglich.
Einen Kritikpunkt von S. Bernhardt bezüglich der Hardware möchte ich aber aufgreifen. Die Encoder unterhalb des Displays sind ungerastert und reagieren sehr feinfühlig. Ewas zu feinfühlig auch für meinen Geschmack; Parameter verstellen sich schon nach weniger als einem halben Millimeter Regelweg. Und obwohl die Encoder ausreichenden Abstand voneinander haben, können versehentlich Parameter verstellt werden.
Alternativ kann der Data-Encoder, der ebenfalls über eine Klick-Funktion verfügt, eingesetzt werden.
Das Manual liegt in einer PDF-Version auf der Erica-Synth-Webseite vor und wurde speziell für das Erica Synths LXR Drum Eurorack-Modul angepasst.
Was hat Erica Synths beim LXR Drum Module eingespart?
Eins vorweg, das Erica Synths LXR Drum Eurorack-Modul ist keine 1-zu-1-Umsetzung der LXR-02. Es wurden Dinge hinzugefügt, aber auch einige weggelassen, um die Drum-Maschine für das Eurorack anzupassen. Zunächst einmal wurden die Bedienelemente reduziert und das hauptsächlich, da es keinen Sequencer mehr gibt.
Das könnte für einige schon ein No-go sein, ergibt aber im Eurorack-Kontext für mich durchaus Sinn. Denn wo sonst tummeln sich so viele Sequencer-Module (hier geht’s zu unserer großen Eurorack Sequencer Übersicht), die jede noch so kleine Nische abdecken? Das Erica Synths LXR Drum Eurorack-Modul kauft man also hauptsächlich wegen des Klangs.
Mit dem Sequencer ist auch die MIDI-Implementation komplett weggefallen, wie auch überhaupt jegliche MIDI-Konnektivität. Auch das ergibt Sinn, hätte aber vielleicht zur Fernprogrammierung noch nutzbar sein können.
Welche neuen Features bietet das LXR Drum Module?
Was dafür hinzugekommen ist, sind die erweiterten Steuerungsfunktionen über CV-Signale. Es gibt nun 6 ACC-Eingänge und 5 CV-Steuerungseingänge. Der Unterschied: Die ACC-Eingänge sind digital, im Sinne von, sie nehmen entweder 0 V oder 5 V entgegen. Die CV-Eingänge akzeptieren dagegen kontinuierliche Spannungen von -5 V bis +5 V. Die Zuweisung findet im gleichen Menü statt, das über MOD-Taster erreicht werden kann.
Externe Modulation mit dem Eurorack Modul
Für jedes der sieben Drum-Instrumente können drei Modulationszuweisungen vorgenommen werden. Dieses können dann mit einem Kit abgespeichert werden. Ein Option erlaubt es auch, die Zuweisungen global abspeichern zu können.
Neben den externen Eingängen, deren Auflösung mit ca. 300 Hz bis in den Audiobereich geht, können auch die 5 internen LFOs zugewiesen werden. Auch diese reichen bis in den tieferen Audiobereich. Außerdem können sie über die Retrigger-Einstellung auch als einfache Hüllkurven verwendet werden. Hier die verschiedenen LFO-Schwingungsformen
- Sine (sin)
- Triangle (tri)
- Saw up (sup)
- Saw down (sdn)
- Square (sqr)
- Random (rnd)
- Exponential saw up (xup)
- Exponential saw down (xdn)
Natürlich wurde an eine Steuerung in einer V/Okt-Charakteristik gedacht. Die Drum-Instrumente 1 bis 3 können so auch als Bass-Synths hergenommen werden.


Ich habe ein paar kleine Beispiele aufgenommen, um zu verdeutlichen, wie lebendig man einen Rhythmus gestalten kann, wenn man nur ein paar externe Modulationsquellen wie Hüllkurven oder LFOs einsetzt. Ich hatte auch einen Black Joystick2 von Erica Synths zur Verfügung, mit dem man sehr präzise zugewiesene Parameter verstellen kann. Das in Kombination mit einem BeatStep Pro alles auf kompakten Raum animiert schon sehr dazu, sich im Moment zu verlieren. Von daher würde ich sagen: Ziel erreicht in puncto Integration ins Eurorack-System.
Schöner Artikel. Das Weglassen der Midi Implementierung ist schade und für mich persönlich in Zeiten von 3,5 klinken Midi absolut unverständlich. Sind die Eingänge gegenüber Spannungen oberhalb von 5 Volt geschützt?
Danke
@Synchead Danke 🧡.
Obwohl man das nur mit Sicherheit sagen kann, wenn man den Schaltplan hätte… Ich bin mir zu 99,99% sicher, dass in einem Produkt von Erica Synths alle Vorkehrungen getroffen wurden, um Fehlspannungen abzufangen.
Die Drums klingen! Da kann mein DIY-Koffer mal ein „gegossenes“ Modul vertragen… Mein BSP hat dann mal wieder Freude etwas neues anfeuern zu können. Danke fr die Infos zum LXR der E-Klasse…
Weiß jemand, ob die Morphing-Funktion per CV steuerbar ist?
Die unauffällige, aber imho größte Impertinenz ™ ist, dass die SD-Karte „hinten auf der Platine“ liegt. Na toll. Schade, dass nicht noch besser versteckt. Wie wäre es mit zwischen zwei Platinen, so gut verbaut, dass man die untere erst abschrauben und abstecken muss. Von Autoherstellern lernen (Stichwort: Zahnriemen…) heißt verlieren lernen. ;)
Mal im Ernst, mal liegt die SD perfekt zugänglich oben an der Frontblende (Black Sequencer), mal wie hier versteckt, mal fehlt sie wiederum da komplett, wo sie sehr sinnvoll wäre (Graphic VCO). Bei dieser Inkonsequenz liegen die Rigaer zwar voll im Trend der eurorack-„Benutzerfreundlichkeit“, aber wäre es denn nicht sexy, sich dagegen zu stellen und wenigstens so eine Basic einheitlich zu gestalten? Technisch sehe ich keinen Grund für so ein Quidproquo.
Na wie auch immer, meckern lässt sich stets über etwas auf hohem Niveau;)
P.s. in meiner LXR-02 (Desktop, bei Th**** als Rückläufer gekauft) fehlte die SD-Karte scheinbar völlig. Schon wollte ich es reklamieren, da fiel mir auf, dass im Gehäuse etwas Kleines wohl hin und her rumflog. Guess what… ;-) Zum Glück kann man das Gehäuse aufmachen ohne dass der Garantieanspruch flöten ginge. Der Schlitz im Gehäuse für die Karte ist beim Desktop-Gerät einfach eben ein ausgesägter Schlitz, mitsamt der Möglichkeit, die Card ganz easy neben dem eigentlichen Steckplatz ins Leere des Gehäuses zu werfen.
Erica scheint es also mit den Karten generell zu haben. Vielleicht deswegen zeigt sich der Black Seq so entrüstend ratlos, wenn die SD Card fehlt ;-) – die süßeste „no Card“-Meldung der Technikgeschichte soweit.