Analoge Kick Drum im Eurorack
Im Jahre 1996 erschien die erste XBase 09 Drummachine, deren analoge Kick Drum zur Legende wurde. 25 Jahre später bringt Jürgen Michaelis nun das Jomox ModBase 09 MK2 Eurorack Bass Drum Module auf den Markt. Dabei handelt es sich um eine Neuauflage der inzwischen eingestellten ModBase 09, die nur ganz geringfügig verändert wurde.
Jomox ModBase 09 – Informationen vorab
Wer erst einmal mehr über die grundlegenden Funktionen der ModBase 09 erfahren möchte, sollte zunächst den bereits vor zwei Jahren erschienenen Bericht von Gerhardt Kusche lesen:
Dieser Artikel hier ist als Ergänzung zu verstehen und beschäftigt sich vornehmlich mit der ModBase 09 MK2 in der Praxis.
Eine kurze Übersicht
Das Jomox ModBase 09 MK2 Eurorack Bass Drum Module hat die übliche Einbauhöhe von 3 HE und eine stolze Breite von 20 TE. Es lässt sich wahlweise über analoge CV-Eingänge auf der Front oder mittels eines MIDI-Duos auf der Rückseite steuern.
Die Klangerzeugung ist relativ simpel. Es gibt einen Sinus-Oszillator, der den Bassanteil erzeugt, seine Regler sind ganz im Stile der Roland TR-909 etwas eigentümlich betitelt: Per Pitch wird das Tuning eingestellt und via Tune wiederum die Intensität der Pitch-Hüllkurve. Die Ausklingzeit bestimmt das Decay-Potentiometer und Harmonics sorgt für eine Obertonanreicherung der Wellenform.
Wie schon bei allen Jomox Bass Drums zuvor lässt sich die Attackphase aus einem Pulse- und einem Noise-Anteil zusammenmischen, während die Summe beider Parameter per Attack-Regler gesteuert wird. Als Besonderheit bietet die ModBase 09 nicht nur weißes Rauschen, sondern auch das seit der 888 und 999 bekannte Metal Noise gleich in zweifacher und sehr unterschiedlich gearteter Ausführung – hierzu aber später mehr.
Ein Lowpass-Filter rundet bei Bedarf den Klang noch etwas ab, um zum Beispiel TR-808 ähnliche Klänge zu generieren.
Ansonsten besitzt die ModBase 09 insgesamt 100 Speicherplätze, einen Kompressor und zwei LFOs, mit denen wahlweise das Tuning der Bass Drum oder die Pattern-Auswahl des Metal Noises moduliert werden kann.
Die Neuerungen der Jomox ModBase 09 MK2
Die Änderungen an der MK2 gegenüber der MK1 sind für den Anwender mehr als überschaubar und lassen sich in wenigen Sätzen zusammenfassen:
- Die Klangerzeugung ist identisch mit der des ModBase 09 Modules, ebenso das Betriebssystem einschließlich sämtlicher Bugfixes, welche bereits das letzte Update der ersten Auflage beinhaltet. Dennoch empfiehlt der Hersteller, das jeweilige Betriebssystem für die vorgesehene Version zu verwenden.
- Die Trigger-Buchse, die zuvor ausschließlich für Audiosignale bestimmt war, ist gegen einen Accent-Eingang ausgetauscht worden. Mit ihm lässt sich die Anschlagsstärke der MK2 nun per CV steuern oder direkt mit einem dynamischen Gate triggern, sofern der verwendete Sequenzer ein entsprechendes Signal generieren kann.
- Die Steuerung der Klangerzeugung hat als Erweiterung einen neuen Parameter erhalten: Über das Menü kann als „Hidden-Feature“ das Fine-Tune angewählt werden, mit dem sich die Bass Drum noch genauer stimmen lässt. Das ist ein sehr wichtiges Produktions-Tool, damit die Bass Drum auch wirklich in der richtigen Stimmung zu dem Rest des Songs erklingt.
Jomox ModBase 09 MK2 – Bass Drum
Das ModBase 09 Module wurde primär für das Generieren von Bass Drums konzipiert – eine Aufgabe, die es bekanntermaßen in beeindruckender Qualität meistert.
Verantwortlich dafür ist zum einen der Sinusanteil, der für ein kräftigen, warmen und druckvollen Bass sorgt und durch eine unglaublich straffe und klare Kontur besticht.
Zum anderen ist es die Attack-Phase, die nicht nur überaus sauber getrennt von dem Bassanteil erklingt, sondern sich auch auf mannigfaltige Weise gestalten lässt. Das erste Klangbeispiel zeigt eine kleine Auswahl der Werk-Presets:
Noise und Metal Noise
Im Gegensatz zu allen anderen Bass Drum Klangerzeugern von Jomox ist die ModBase 09 als Einzige mit zwei verschiedenen Metal Noises ausgestattet, welche auch in dem Mod.Brane 11 Module zum Einsatz kommen.
Der erste Generator erzeugt entweder weißes Rauschen oder 499 verschiedene Metal Noise Pattern, die sich aus digitalen Multitönen und Bitmustern zusammensetzen. Der Klang hat tendenziell einen geräuschhaften Charakter, ähnlich einem Kaleidoskop.
Im Gegensatz dazu können mit dem zweiten Metal Noise tonalere Ergebnisse erzielt werden. Auch hier stehen 499 unterschiedliche Pattern zur Verfügung, die zusätzlich über eine Bitmaske mit 16 verschiedenen Presets veränderbar sind. Allein mit dem zweiten Rauschgenerator ergeben sich somit knapp 8000 mögliche Klangvariationen.
Hinzu kommt dann die Kombination beider Generatoren, bei deren Überlagerung sich ebenfalls neue Muster formen; die Summe der möglichen Noise-Sounds multipliziert sich an dieser Stelle nochmals.
Mit diesem riesigen Fundus an Sounds lassen sich nicht nur die Attack-Phasen und Transienten von Bass Drum und Percussions nach Belieben gestalten, sondern auch experimentellere Klänge realisieren.
Anhand einer Percussion-Sequenz wird zunächst nur der erste Noise-Generator demonstriert, wobei ein LFO mit Sinusschwingung zusätzlich das Noise moduliert. Im ersten Durchgang ist das normale weiße Rauschen zu hören, in den weiteren eine Auswahl an verschiedenen Metal Noise Pattern.
Weiter geht es mit der gleichen Sequenz, dieses Mal aber mit dem zweiten Metal Noise. Dabei wird die Bit Maske manuell verstellt; insgesamt sind 9 der 16 Settings zu hören.
Je nach Einstellung des Tunings, der Decay und des Kompressors lässt sich der Bassanteil weitestgehend ausblenden, so dass fast nur noch das Metal Noise wahrnehmbar ist. Auf diesem Wege können die beiden isolierten Rauschgeneratoren zum Beispiel für perkussive Sounds verwendet werden:
Gate Time
Ein weiteres, enorm wichtiges Feature der ModBase 09 ist die variable Gate Time, die eine Einstellung der Impulsdauer des Triggers von 0,1 bis 15 mS erlaubt. So können die Attack und der tonale Verlauf der Bass Drum sehr vielseitig geformt werden. Leider ist dieser Parameter nicht per CV-Eingang steuerbar, dafür aber über Midi. Bei typischen Club-tauglichen Bass Drums besteht auch nicht unbedingt der Bedarf, diesen Wert nach dem Einstellen noch zu modulieren; für lebhafte, perkussive Sequenzen wäre es allerdings ein tolles Feature.
In dem folgenden Beispiel ist nun die Veränderung der Gate-Time anhand einer Vierviertel-Bass Drum zu hören; es beginnt mit dem niedrigsten Wert, der alle vier Schläge erhöht wird:
Jomox ModBase 09 MK2 in einem Modularsystem
Genau genommen handelt es sich bei der ModBase 09 MK2 um einen in sich geschlossenen Bass Drum Synthesizer, der dank seiner CV-Eingänge eine Steuerung der wichtigsten Parameter ermöglicht.
Über Gate und Accent lässt sich die ModBase triggern und dynamisch spielen, wobei man das Verhältnis zwischen dem leisesten und lautesten Anschlag sehr schön über das Untermenü „Accent Dynamics“ individuell einstellen kann.
Die LIN FM Buchse ist für lineare Frequenzmodulationen vorgesehen und der einzige Port, der unmittelbar Einfluss auf die analoge Klangerzeugung nimmt und nicht durch das Sampling der CPU begrenzt ist. Alle frei konfigurierbaren Eingänge (CV 1-4) können lediglich Spannungen von 0 bis 5 Volt verarbeiten. Da die Steuerung der ModBase 09 digital erfolgt, muss das analoge Signal zunächst gewandelt werden, wodurch einige Einschränkungen entstehen.
Zum einen lassen sich nicht alle Parameter in Echtzeit modulieren, so dass immer nur der zum Zeitpunkt des Triggers anliegenden Wert entsprechend der Notenlänge gehalten wird. Das gilt für ungefähr die Hälfte aller Modulationsziele, bei allen anderen ist eine vom Trigger unabhängige Steuerung möglich. Fairerweise wird in der Bedienungsanleitung auch darauf hingewiesen.
Zum anderen entspricht die Spannung von 0 bis 5 Volt nicht dem vollen Umfang der Parameter. Wenn der Ausgangswert eines Modulationszieles auf Null steht und die Modulationsintensität voll aufgedreht ist, wird ungefähr die Hälfte des Regelweges abgegriffen.
Trotz dieser Einschränkungen hat die ModBase 09 MK2 ein großes klangliches Potential, in das die nächsten drei Beispiele einen kleinen Einblick geben sollen:
Bass Drum, Toms und High-Hat
Mit mehreren Spannungssignalen lässt sich ein kleiner Beat realisieren, dazu reicht schon eine einfache Sequenz bestehend aus acht Steps. Zunächst wird die Anschlagsstärke und der Pitch-Regler automatisiert, je nach Modulationsintensität der Tonhöhe kann man neben einer Bass Drum auch Toms oder einen Bass erzeugen. Ein weiteres Steuersignal regelt den Anteil des Noises im Offbeat, so dass auf den Tom-Schlägen eine zusätzliche High-Hat entsteht. Wird die Modulationsintensität weiter erhöht, ist die High-Hat auf allen Schlägen zu hören.
Mit dem EQ lässt sich die Sequenz nach belieben filtern, entweder – wie in diesem Fall – manuell oder über ein weiteres Spannungssignal.
Preset-Change via CV
Ähnlich dem AFX-Mode der Novation Bass Station 2 bietet die ModBase 09 die Möglichkeit, mittels einer Steuerspannung die Presets zu wechseln, sofern diese Funktion einem der vier CV-Eingänge zugewiesen wird. Je nach Höhe der Steuerspannung lassen sich die Speicherplätze sehr präzise anwählen.
Bei dem folgenden Beat werden mit ähnlich klingenden Presets eine Bass Drum, eine High-Hat und einzelne perkussive Sounds erzeugt. Das erste Metal Noise ist bei allen Presets aktiv, die Sinus-Schwingung eines externen LFOs moduliert zusätzlich dessen Pattern-Muster.
So entsteht nicht nur eine harmonische High-Hat-Figur, sondern auch ein leichter Clicks-and-Cuts-Charakter, dank der mit Artefakten versehenen perkussiven Sounds. Mittels einer weiteren Steuerspannung, welche die Attack moduliert, werden die High-Hat-Schläge betont:
Das letzte Beispiel zeigt eine kleine Sequenz, bei der sich durch das Wechseln der Presets
Bass Drum, Bass und Percussion bilden. Zusätzlich wird per CV-Umschalter der LIN FM Eingang mit verschiedenen Steuerspannungen gespeist. So ist zum einen eine Veränderung der Melodiestimme möglich und zum anderen lassen sich FX-Fill-Ins realisieren. Letztere haben einen leichten Delay-Charakter, der durch einen mehrfach getriggerten Hüllkurvengenerator entsteht:
Klangbeispiele
Klangbeispiele: Jomox ModBase 09 MK2, Korg SQ-64, Korg SQ-1, diverse Doepfer Module
Aufnahme: Studer 962 (nur Preamp, kein EQ oder Kompressor)
Audiointerface: Lucid 88192
DAW: Logic Pro
Die Klangbeispiele sind unbearbeitet, nur die Lautstärken wurden angepasst.
Die von Jürgen Michaelis (Jomox Chef) entwickelten BASSDRUMS sind mindestens in einer Liga mit den Klassikern der Firma Roland TR-808 / TR-909 / TR-606.
Die Jomox BASSDRUM übertrifft die klanglichen Möglichkeiten und den Druck aller am Markt erhältlichen Bassdrums.
Jomox spielt in seiner eigenen unerreichbaren Liga was den Bassdrum Sound angeht.
Jürgen’s Sounds sind moderne Klassiker.
Ich würde mir eine Jubiläums Ausgabe der XBase09 wünschen :-)
@Anthony Rother Das erica bass drum modul funzt schon auch ganz ordentlich.
Ach ja wenn es etwas mehr sein darf dann kann man sich mal die Jomox ALPHA BASE anschauen
https://www.amazona.de/test-jomox-alpha-base/