Mobil am Start - Mooers tragbarer Combo!
Inhaltsverzeichnis
Der chinesische Hersteller Mooer hat sich seit geraumer Zeit durch überzeugende und zeitgemäße Produkte, beständige Qualität und vor allem günstige Preise zum Platzhirsch hochgearbeitet. Man begegnet Mooer-Produkten recht häufig, kommt quasi kaum noch an ihnen vorbei, es sei denn, man interessiert sich mehr für deutlich kostenintensivere Boutique-Produkte für den absolut professionellen Bereich.
Seit bereits rund drei Jahren sind die Mooer Combos SD75 und SD30 erhältlich. Im gleichen Design gesellt sich nun unser heutiger Testkandidat SD30i dazu, der nochmals kleiner ist und mit einer Stereoendstufe und zwei 4″-Lautsprechern bestückt wurde. Wissenswert ist, dass die Endstufe pro Seite nur 15 Watt bereitstellt. Das entscheidende neue Feature ist der Betrieb mittels eines wiederaufladbaren Akkus, was ihn zum idealen Outdoor-Amp macht. Viele mobile Acts, Straßenmusiker oder Freiluft-Gitarrist:innen dürften sich darüber freuen. Natürlich könnte unser heutiges Testobjekt auch lediglich als „Boombox“ zum Abhören von Songs (Spotify, Apple Music oder vom Rechner etc.) eingesetzt werden, aber dafür wäre es zu schade. Auch wenn noch keine künstliche Intelligenz integriert wurde, bezeichnet sich der kleine Modeler-Combo im Lunchbox-Format als intelligent, was der Namenszusatz „i“ ausdrücken soll. Seine große Soundpalette (52 Amp-Simulationen, 49 Effekte), die Stereo-Endstufe in Kombination mit der Fähigkeit, wiederaufladbar zu sein, ist sicherlich mehr als interessant. Kleinere Verstärker-Modelle (AER etc.) mit wiederaufladbaren Akkus sind ansonsten eher selten anzutreffen und dabei preislich in einer gänzlich anderen Liga.
Beim heutigen Testkandidaten wurde alles Notwendige integriert, um überall kabellos zu agieren und auch zum Üben ist der SD30i ein glänzend ausgerüsteter Partner, da abgesehen von unendlichen klanglichen Möglichkeiten auch eine Drum-Machine und ein Looper am Start sind und sich gleichfalls Playbacks vom Handy oder Tablet zuspielen lassen (das geschieht am besten über die USB-C-Schnittstelle, da so Latenzen vermieden werden). Der Mooer SD30i wurde zwar ähnlich ausgestattet wie weitere kleinere „Lunchbox-Kollegen“ (z. B. die Yahama THR-Serie), aber die wiederaufladbaren Akkus und der somit kabellose Einsatz bei einem konkurrenzlosen Preis könnten den SD30i in die Pole-Position dieser Kategorie katapultieren. Gehen wir ins Detail.
Mooer SD30i – Facts & Features
Das Design des SD30i macht spontan einen geschmackvollen Eindruck und besitzt optisch sogar etwas von (britischen bzw. U.S.-) Boutique-Röhrenverstärkern. Hier wurde wirklich gute Arbeit geleistet, da das Produkt aussieht, als wäre es in Europa bzw. USA gebaut.
Das Tolex wurde sauber aufgeklebt, auch ein Piping und ein solider, leicht gepolsterter Tragegurt wurden angebracht, was den Transport begünstigt. Die Gummifüße riechen nicht nach „billigem China-Kunststoff“ (dies war häufiger bei chinesischen Produkten zu bemängeln. Überraschend beeindruckend und gleichzeitig etwas beängstigend, was für solch kleines Geld (289,- Euro inkl. Versand, MwSt, Verschiffen, Arbeitskraft und Material) mittlerweile geboten wird.
Die Abmessungen sind mit 350 x 180 x 193 mm (L x B x H) relativ kompakt geraten und auch das Gewicht (5,4 kg) machte mobile Einsätze zum Vergnügen. Laut genug ist er dafür, sofern der Drummer sich zurückhält. Eine Class-D-Endstufe (Solid-State) mit einer Leistung von 2x 15 Watt erzeugt die nötige Lautstärke, die über zwei kleine 4″-Full-Range-Speziallautsprecher ausgegeben wird. Die Rückwand ist geschlossen, was die Basswiedergabe begünstigt. Ein großes Plus sind die wiederaufladbaren Akkus mit (laut Hersteller) bis zu fünf Stunden Laufzeit. Diese Info sollte man eher mit Vorsicht genießen, da der Einsatz von (mehreren) digitalen Effekten sicherlich proportional mehr Energie absaugt und digitale Geräte sicherlich einen bedeutend höheren Stromhunger als rein analoge Geräte haben (hier muss ja nicht nur verstärkt, sondern auch gewandelt und „ge-modelt“ werden.
52 digitale Nachbildungen beliebter Verstärker, basierend auf Modeling-Technologie und 49 klassische (bzw.) experimentelle Effekte können beliebig kombiniert werden. An Bord befindet sich ein 3-Band-EQ (Bass, Middle, Treble). Die kostenlose App (iPhone, Tablet etc.) gestattet das Speichern und Aufrufen von 40 editierbare Presets, das sollte reichen.
Die Wireless-Bluetooth 5.0 Verbindung (z. B. für den AUX-Input), ein 80 Sekunden Looper, 40 Varianten von Drum-Machines und die iAMP App für vollständige Effektbearbeitung komplettieren die Ausstattung.
Auch mithilfe der USB-C-Schnittstelle lassen sich Playbacks zum Üben oder Begleiten einspeisen und mit dem AUDIO-Regler verhältnismäßig zum Instrument in der Lautstärke anpassen. Firmware-Aktualisierungen können gleichfalls über die USB-C-Buchse vorgenommen und zum Laden von Sounds der MOOER Cloud-Unterstützung eingesetzt werden.
Bedienelemente
Am Panel selbst befinden sich Regeler für Gain, Bass, Middle, Treble und Volume. Mit den Reglern „Chorus/Vibrato“ bzw. „ECHO/PLATE“ sind schnell mal ein Modulations- oder Raumeffekt hinzugemischt. Die Regler INSTRUMENT bzw. AUDIO ermöglichen das Einstellen der jeweiligen Lautstärken bzw. der gewünschten Mischung. Die 6,3 mm Klinkenbuchse macht einen stabilen Eindruck. Über die 3,5 mm Stereoklinke kann ein Kopfhörer zum diskreten Üben angeschlossen werden. Die USB Typ-C Anschluss kann für direkte Aufnahmen oder zum Abspielen von Audio über USB fungieren. Ein passendes Netzteil (19 V/2,5 A DC Netzteil (2,1 x 5,5 mm Hohlstecker, Polarität (-) innen) und ein USB-A auf USB-C-Adapterkabel befinden sich gleichfalls im Lieferumfang. Der PRESET-Knopf erlaubt das „Durchtippen“ bzw. die Anwahl der ersten vier Presets der ersten Bank (1A-1D). TAP-Tempo blinkt im Rhythmus des jeweiligen Effekts (Modulationseffekte bzw. Delay). Immerhin vier Presets können direkt am Amp-Panel abgerufen werden, ohne ein Smartphone (Tablet) zu bemühen.
Die gespeicherten Presets können mithilfe der kostenlosen iAMP App (via Bluetooth) oder eines käuflich zu erwerbenden Fußschalters (gleichfalls via Bluetooth und über USB-Schnittstelle aufladbar) angewählt werden.
Handling
Erfreulich ist die intuitive Bedienung. Die Regler wurden gut lesbar und logisch angeordnet. Für einen spontanen Test stellte ich den Preset-Regler (ganz links) zunächst auf CLEAN 1, schraubte mir im Handumdrehen die drei Regler der Klangregelung zurecht und fügte mit PLATE etwas Raum hinzu – fertig. Aber auch mithilfe der kostenlos herunterladbaren App ist die Bedienung kinderleicht. Das „Pairing“ über Bluetooth ist in wenigen Sekunden erledigt, dann kann man einfach den Grundsound (eines der Presets) auswählen, nach Bedarf editieren und auf die Speicherplätze legen. Im Test hat dies einwandfrei funktioniert. Am besten, man scrollt durch die Verstärkermodelle und lässt sich inspirieren. Stimmt der Grundsound, kann dann feinjustiert und Effekte davorgeschnallt (Zerrer, Boster, Kompressor) bzw. hinter der Vorstufe platziert werden (Modulationseffekte, Delay Reverb etc.). Auf die Schnelle legte ich vier Sounds auf die erste Bank, die für einen mobilen Einsatz zunächst ausreichen sollten. Möchte man viele Sounds im Live-Betrieb abrufen, empfiehlte sich der Kauf des Bluetooth-Fußschalters, ansonsten macht man es einfach mithilfe der App.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sound des Mooer SD30i Gitarrenamps
Klar, dass die kleinen Fullrange-4-Zoller in den Bässen keine überaus große Differenzierung aufweisen, aber die Klangregelung ist insgesamt sehr gut auf die Lautsprecher abgestimmt, was überzeugende Ergebnisse liefert. Sich einen wirklich gänzlich unbrauchbaren Sound zu schrauben, ist quasi ausgeschlossen.
Für die Klangbeispiele wurde vor dem dem linken Lautsprecher ein Sennheiser E609 platziert und das Signal anschließend mittels eines MOTU M4 in Logic aufgenommen. Abgesehen von den sich an Bord befindlichen Effekten wurden keine weiteren hinzugefügt. Beginnen wir mit einem „cleanen Klassiker“, dem (Fender) Deluxe 65. Etwas Reverb ist auch im Spiel. Dieser ist kinderleicht über die App konfigurierbar und bietet sogar Parameter, die mancher „Hall-Treter“ vermissen lässt. Die Effektsounds klingen allesamt mehr als brauchbar.
Das klingt ansprechend und kommt dem Charakter des Vorbilds recht nahe. Bei Bedarf kann man den Sound mit einem Kompressor, diversen zuschaltbaren Boosts oder Overdrive-Pedalen in Front noch weiter nach Belieben aufpimpen. Uns hat primär interessiert, wie gut die Verstärkermodelle „gemodelt“ werden. Hier darf man ein Lob aussprechen.
Nun das Modell eines VOX AC30:
Die bekannt runde Kompression, die ein AC30 mitbringt, ist gleichfalls gut getroffen, abgesehen von seinem typischen Frequenzgang und dem sogenannten „VOX-igen Chime“. Etwas „bordeigener Raum“ und Delay wurden gleichfalls hinzugefügt.
Nun die Simulation eines Fender Twin Reverbs, leicht mit einem OD-Pedal geboostet:
Die Verstärkermodelle klingen dynamisch und reagieren gut auf das Zurücknehmen des Lautstärkereglers an der Gitarre, wie man dies aus dem „echten Leben“ kennt.
Hier folgt nun ein leicht schmutziger und gleichfalls warmer Amp-Sound mt der Bezeichnung US-Blues, bei dem ein Tremolo-Effekt „hinter der Vorstufe eingeschleift“ wurde.
Schließlich hören wir die Simulation eines MESA Boogie Mark V bei moderater Gain-Einstellung mit etwas Raum und Delay.
Möchte man perfekte klangliche Ergebnisse, sollte man sich Zeit nehmen, mit den vielen Verstärkermodellen, dem dreibandigen EQ und der Feineinstellung der Effekte zu experimentieren. Auch der globale EQ in der App könnte dabei helfen, sich optimal an die zum Einsatz kommende Gitarre anzupassen. Wer sich bereits über die Möglichkeiten der App sachkundig machen möchte, sollte hier nachsehen.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Stratocaster (SSH) – Mooer SD30i – Sennheiser E609 – MOTU M4 – Mac mit Logic.
Da bietet der Positive Grid Spark Amp (der grössere) aber deutlich mehr für etwa das gleiche Geld. Besonders für Gitarrenschüler sind die Features der begleitenden App wirklich klasse. Auf Dauer war mir die Fummelei mit der App zu mühsam und ich nutzte nur noch vier selbst erstellte Presets mit Grundsounds. Klanglich darf man natürlich nichts erwarten, kleine Speaker sind nun mal kleine Speaker. Der Spark wird nun durch einen kleinen Blackstar Amp ersetzt.
Dann hat wohl ein Update stattgefunden.
Ich hatte das Ding bis letzte Woche.
Die App ist ja essentieller Bestandteil des ganzen Bei mir war die nur teilweise übersetzt, alle Presets zb in chinesisch.
Registrierung nur mit chinesischer Vorwahl etc pp
Alles kiki.
Soundtechnisch war ich auch nicht überzeugt, Bluetooth Footswitch ging auch nicht (auch von Mooer).
Habe ihn durch den NuX Mighty Space ersetzt.
Der kostet zwar einen Hunderter mehr, hat aber Wireless (zur Gitarre/dem Bass) , einen Footswitch dabei und die App bzw PC Software ist im einiges durchdachter.
Mooer hat mich schwer enttäuscht