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Workshop: Gitarrenproduktion in der DAW – so funktioniert’s!

Hol alles aus deinem Gitarrensound in der DAW raus!

20. August 2023

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Pedalboards mit endlosen Pedalen, Amps, Gitarren, Kemper, QuadCortex und weiteres Gear … die ewige Suche nach DEM Sound kennen wir alle und sie endet nie! Macht ja auch jede Menge Spaß. Je mehr Plug-ins auf den Markt kommen und schnelle CPUs mit kaum Latenz verbreitet sind, umso mehr nimmt auch der Rechner an Attraktivität zu, Sounds direkt in der DAW (Digital Audio Workstation) zu kreieren. Wie kann man Sounds in the box be- und verarbeite. Sei es aufgenommenes Material aus einem Amp oder direkt im MacBook kreiert mit oder ohne Amp-Simulation. Heute soll es um verschiedene Ansätze und Ideen gehen, die das Potential zeigen, das das Arbeiten und Sounddesignen mit Gitarre in der DAW darstellen und Input geben sollen, um selbst kreativ zu werden.

Ersparen wir uns den Glaubenskrieg ob „analog oder digital“ und sagen einfach: Beide Welten haben ihre Vor- und Nachteile und idealerweise schöpft man aus beiden das jeweilige Potential. Let’s go …

Recording in der DAW

Als Basis für jedes Sounddesign braucht es natürlich erstmal Sound. Logisch! Also Gitarre ausgepackt, gestimmt, ein Riff überlegt und angeschlossen. Prinzipiell gehe ich von zwei Ansätzen aus:
1.) Grundsound wird vor der Aufnahme fertiggestellt durch Pedals, Amps, Mic oder QuadCortex / Kemper etc.
2.) DI wird aufgenommen und alles entsteht in der DAW (Software).

Version Nr. 2 erfordert kaum Expertise. Die Gitarre wird via Klinkenkabel mit dem Hi-Z-Input des Interfaces verbunden, entsprechend geoutet und los kann es gehen. Hierbei wäre zu beachten, dass schon ein annehmbarer Sound im Abhörweg eingestellt werden sollte (latenzfrei natürlich), sodass man ein möglichst natürliches Spielgefühl hat, da der Response des „Amps“ natürlich das Spiel beeinflusst!

Version Nr. 1: Hier sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Man kann nur die Gitarre im Amp recorden, ohne Pedale oder eine komplette Chain zu bauen. Man kann mit einem einzelnen Mikrofon aufnehmen oder Multi-Mic-Methoden nutzen (Achtung: Phasenlage der verschiedenen Signale zueinander beachten). Die Grenzen sind nur durch die eigenen Mittel gesetzt. Lest hierzu gern Gitarrenrecording Workshops auf AMAZONA.de, wie ihr coole Sounds aufnehmen könnt. Heute soll es ja um den nächsten Schritt gehen.

So bearbeitest du die Aufnahme in der Software

Nach der Aufnahme des Audiomaterials (und ggf. Amp-Simulation addieren) ist es empfehlenswert, vor dem Einsatz von Effekten den Sound einmal „aufzuräumen“. Sprich: Schmutz im Sound zu entfernen und „unnötige“ Frequenzen/Resonanzen rauszufiltern. Meine Tools der Wahl sind in 9 von 10 Fällen eine Instanz des Farbfilter Pro Q-3 Equalizers für chirurgische Eingriffe und zum Aufräumen von Frequenzen (wenn nötig) und DAS ultimative Tool, der WAVES Scheps Omnichannel (der in Kooperation von Andrew Scheps und Waves entwickelt wurde) zur Färbung und weiteren Schönheitskorrektur. Hierbei nutze ich die Saturation zur Färbung, den Low-Cut zum Säubern, den beiden De-Esser zum Absenken von Kreischen und/oder Mulmen, den EQ zur Anpassung und Reinigung sowie den Kompressor zur Verdichtung.

Sounddesign für den Gitarrenklang

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Jetzt geht’s ans Eingemachte … was gibt’s denn nun hier alles!?!

Ich liebe ja die Möglichkeiten, Mixing Plug’ins als Sounddesign zu verwenden. Kreativität in the box. Wie geht man voran? Gibt so zwei extreme Richtungen: Entweder geplant oder einfach suchen und ausprobieren!

In den Beispielen des Workshops habe ich verschiedene Riffs aufgenommen und diese dann anhand einer Soundvorstellung im Kopf etwas bearbeitet. Ihr hört immer zuerst das finale Ergebnis und dann in einzelnen Schritten die Bearbeitung der Signalkette.

So verwende ich beispielsweise immer als erstes den bereits erwähnte WAVES Scheps Omnichannel als Processing des aufgenommenen Signals. Hierbei gilt es erstmal, den Gitarren-Amp-Sound etwas zu bändigen, zu färben und ggf. zu korrigieren.

Anschließend kommen je nach gewünschter Klangfarbe Effekt-Plug-ins zum Einsatz, wie (im heutigen Workshop beispielsweise):
– Mono-, Dual-, Stereo-, Tape- oder Crystallizer – Delays
– Modulationseffekte wie Vibrato, PitchShift etc.
– Plate, VintagePlate oder Random – Reverbs
– Vintage Vibe Effekte, wie RC-20 Retor Color
– Verbreiterungseffekte wie StereoWidener
– weitere Kompressoren und Equalizer
– Tremolo-Effekte

Mit diesen Plug-ins werden die Grundsounds so eingefärbt oder weiter verarbeitet.

Bearbeitung der Gitarrenaufnahme, Teil 2!

Wichtig ist, das fertig designte Signal am Ende erneut zu bearbeiten und in den Mix einzupassen! Dies geschient in der Regel durch erneute EQ- und Dynamikbearbeitung. Hierbei gilt es darauf zu achten, dass das Signal nicht verschlimmbessert oder kaputt bearbeitet wird. Achte bei EQs ggf. auf Linear-Phase (Faustregel: sehr permissive Sound Zero Latency, alles andere, v. a. Flächen Linear-Phase) und bei Kompressoren und Saturation-Plug-ins auf Plug-in internes Oversampling!

Viel Spaß beim Sound Designen und Experimentieren! Unterm Strich gibt’s beim Sounddesign wenig „richtig“ oder „falsch“, sondern es geht viel um Geschmack. Der Mixing-Engineer freut sich je nach Situation über fertige Sounds. Hier ist es oft jedoch empfehlenswert, nicht zu fertige Sounds abzugeben, dass auch der Engineer noch etwas damit arbeiten kann. Also: Immer vorab Rücksprache halten!

Nachfolgend bekommt ihr noch ein paar Beispiele mit Step-by-Step Audiobeispielen und teilweise Plug-in Screenshots. Viel Spaß und bis zum nächsten Workshop!

Diese Beispiele stammen aus keiner „echten“ Produktion. Kontextbezug müsste individuell hergestellt werden können. Dazu kommt bestimmt bald ein zweiter Teil.

Audiobeispiele – Gitarrenproduktion in der DAW

RIFF 1

Das erste Beispiel ist ein leicht cleanes Riff, das mit Tape-Delay und Reverb nur etwas „größer“ gemacht wird. Das fällt vor allem im direkten Vergleich der Beispiele 00 und 01 auf.

RIFF 2

Ähnliches passiert mit diesem kratzigen Rhythmsound. Gerade das Sounddesign mit Reverbs und Delays schafft unglaublich Potential, Sounds groß und mächtig zu designen ohne Doubletracking.

RIFF 3

Im dritten Beispiel wollte ich ein synthmäßigen Sound kreieren, der den 80s Vibe mitbringt, ohne eine 1:1 Kopie der 1980er-Jahre ist. Klar übernommen wurde v. a. die harte Kompression.

RIFF 4

Hierbei handelt es sich bisschen um einen „Klassiker“ des Gitarren-Sounddesigns. Ein stummgeschaltetes Achtelriff wird via DualDelay (Viertel auf der einen Seite, punktierte Achtel auf der anderen) und Reverb „groß“ gemacht.

RIFF 5

Hier ist nicht mehr viel von der originalen Gitarre übriggeblieben. Crystallizer und Tremolator mit Sequencer sorgen für einen synth-haften Klangcharakter.

 

Die Klangbeispiele wurden alle mit folgender Signalkette erzeugt:

Fender Perf Stratocaster MN -> Universal Audio Apollo Twin X -> Steinberg Cubase 12 PRO

Es wurden Plug-ins von WAVES (z. B. Omnichannel Scheps), SOUNDTOYS (z. B. Crystallizer), SSL (z. B. SteroImager), FabFilter (z. B. Pro Q-3) oder Lexikon (z. B. VintagePlate) verwendet.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    CDRowell AHU

    Da erkennne ich eine akribische Vorarbeit! Der beschriebene Workshop zeigt für mich eine hohe Nutzbarkeit. Danke! 🤩

    • Profilbild
      Simon S RED

      @CDRowell Yeah yeah, danke für die lieben Worte. Ich hoffe ihr habt etwas davon mitnehmen können! Viel Spaß beim Ausprobieren und schreibt gern eure Ideen dazu! Da gibts immer eine Menge zu lernen und es ist toll sich darüber auszutauschen! Freue mich auf neue Ideen von euch :) Fortsetzung folgt vielleicht auch noch ;-)

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Interessanter Kommentar: Faustregel: sehr permissive Sound Zero Latency, alles andere, v. a. Flächen Linear-Phase und bei Kompressoren und Saturation-Plug-ins auf Plug-in internes Oversampling!

    Welche Samplerate?

    • Profilbild
      Simon S RED

      Da fällt mir ein Fehler auf! Das muss heißen „sehr perkussive Sounds“ -> Zero Latency… Linear Phase macht nämlich durch den Phasenausgleich die Transienten teilweise „kaputt“.

      Zu Deiner Frage: Ich arbeite mittlerweile eigentlich immer bei 24 bit / 48 kHz im Recording, weil fast jede Veröffentlichung heutzutage auch am Ende in irgendeiner Form visuell hinterlegt wird und da freuen sich die Videokollegen über 48 kHz. 96 kHz macht auch Sinn, aber im Grund produziert man damit auch eine große Datenmenge. Die Plugins im Oversampling zu betreiben macht aber Sinn. Die Ausführungen dazu sind jetzt für einen Kommentar zu umfangreich, hat viel mit Spiegelung von Frequenzen an den Sample Rändern zu tun. Wenn Dich das Thema interessiert, google spukt dazu bestimmt was aus, oder wir machen mal einen Workshop dazu, hier auf Amazona?!? Wen interessiert das Thema denn alles?

  3. Profilbild
    Kstreck

    Toller Workshop, sehr Praxis nah…die Beispiele machen Spass zum Nachbauen..werde mich gleich einmal an meinen Musikrechner setzten. Gerne mehr davon !

    • Profilbild
      Simon S RED

      @Kstreck Freut mich, dass Du Spaß hast! (: Bau nicht nur nach, sondern experimentier selbst weiter und stell Deine Ansätze gern hier rein! Fortsetzung folgt bestimmt mal in der Zukunft! ;-)

  4. Profilbild
    GoHome

    Interessanter Workshop, schön ausführliche Klangbeispiele.
    Zum Thema „Aufnahme“ hätte man vielleicht mehr schreiben können.

    • Profilbild
      Simon S RED

      @GoHome Einen Recording Workshop gibt es glaube ich schon auf Amazona, oder? :) Andernfalls kann ich dazu gerne auch mal einen ausführlicheren Workshop schreiben, wenn euch das interessiert? Ist ein spannendes und sehr weites Feld!

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