Die besten Blues Licks 1
Jeder Gitarrist begegnet früher oder später dem Blues. Um für diese Situation gerüstet zu sein, präsentieren wir euch heute einige typische und einfache Blues-Licks, die sich hervorragend in viele Situationen einbringen lassen. Diese Licks sind für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet. Dem entsprechend vorgebildete Blueser sind sie sicherlich bereits geläufig. Als Tonmaterial kommt hier lediglich die Moll-Pentatonik (Intervalle 1 – b3 – 4 – 5 – b7) und die Dur-Pentatonik (1-2-3-5-6) zum Einsatz. Wem diese Begriffe unbekannt sind, findet in den verlinkten Artikeln sicher eine gute Hilfe zum Verständnis.
Die Licks passen zu einem Dur-Blues in der Tonart G. Der Sound der Hörbeispiele wurde bewusst clean gewählt, damit die Feinheiten gut hörbar sind, aber natürlich vertragen die Licks bei Bedarf auch Verzerrung. Kommen wir zur Sache:
Workshop: Blues Licks – Opener
Um einen Blues zu beginnen, brauchen wir natürlich erst mal einen „Opener Lick“.
Hier bieten sich u. a. folgende Klassiker an, die in unzähligen Blues-Titeln zu hören sind:
Die ersten drei Noten des Licks sollten kurz (staccato) gehalten werden.
Ein millionenfach bewährter „Opener“ ist auch der folgende Lick. Hier wird die Note G gleich zweimal nacheinander gespielt, einmal auf der hohen E-Saite, gefolgt vom G auf der H-Saite, in die wir reinrutschen:
Hier ein kurzer Tipp zur Umsetzung: Die dritte Triole des Auftakts sollte hierbei sehr kurz (staccato) gehalten werden. Das lange g sollte wenn möglich mit etwas Vibrato versehen werden, um dem Lick mehr Ausdruck zu verleihen. Hier die Tabulatur dieses Licks:
Auch das folgende Lick eignet sich gut als „Opener“ und kann stets eingesetzt werden, wenn wir in einem (beispielsweise 12-taktigen) Blues den Tonika-Akkord (hier G7) spielen. Da dieser Lick die Dur-Terz (h) des Tonika-Akkords (G7) beinhaltet, klingt er nicht gut über die Subdominante (in unserem Fall C7 bzw. C9, C13, etc. oder auch die Dominante D7/9/13):
Auch hier wird das g auf zwei verschiedenen Saiten unmittelbar nacheinander gespielt. Das klingt lebendiger und bluesy. Versehe die letzte Note wenn möglich mit etwas Vibrato:
Workshop Blues Licks: 12-taktiges Bluesschema
Wem das 12-taktige Bluesschema unbekannt sein sollte, so sei es hier (simpelste Variante) kurz zusammengefasst.
Dur-Blues-Schema, 12-taktig in der Tonart G:
Vier Takte G7 (Tonika)
Zwei Takte C7 (Subdominante)
Zwei Takte G7 (Tonika)
Ein Takt D7 (Dominante)
Ein Takt C7 (Subdominante)
Ein Takt G7 (Tonika)
Ein Takt D7 (Dominante)
Klingen könnte das z. B. so:
Bluesschema Varianten
Natürlich kann man dieses einfache Bluesschema auch deutlich aufpeppen, komplexer bzw. interessanter gestalten. Erste Maßnahme wäre das Ersetzen des G7 im zweiten Takt durch einen C7, damit man sich nicht langweilt, bis der C7 (erste Akkordwechsel) zu hören ist. Oft werden die beiden letzten Takte dieses einfachen Schemas durch einen sogenannten „Turnaround“ ersetzt (I7 – VI7 – II7 – V7), wobei zwei Akkorde sich einen Takt teilen, jeder Akkord also zwei Schläge lang erklingt. In der Tonart G wären dies die Akkorde G7 – E7 – A7 – D7. Die Improvisation über diesen Turnaround erfordert jedoch einige weitere theoretische Kenntnisse, die den Anfänger des Blues überforderten. Komplexere Varianten des Bluesschemas werden jedoch Bestandteil weiterer Episoden dieser AMAZONA.de Blues-Workshop-Reihe sein.
Workshop: Blues Licks – Typische Licks für Takt 11
Auch am Ende der Bluesschemas brauchen wir stilistisch typische Phrasen. Dieser Klassiker eignet sich beispielsweise für den 11. Takt des zwölftaktigen Bluesschemas:
Eine von zahllosen Varianten hiervon ist das folgende Lick (die Idee „stahl“ ich teilweise von Billy Gibbons):
Weitere Blues Licks in G
Über den G7 eignet sich dieses Lick, es enthält viele sich wiederholende Achteltriolen. Zwei Saiten sind hier meist gleichzeitig involviert:
Auch das nun folgende Lick ist jederzeit gut einzubauen. Es enthält gleichfalls sogenannte Doublestops. Hier werden die G- und H-Saite gleichzeitig „gebendet“. Gleichfalls wird auch der letzte Ton „gebendet“. Wer sich hiermit beschäftigt, wird feststellen, dass es aus technischer Sicht das schwierigste Lick dieses Workshops ist, da es einige Techniken wie Bending, Release und auch Vibrato eines bereits „gebendeten“ Tons enthält, die für einen Anfänger womöglich nicht perfekt umgesetzt werden können. Übung macht den Meister. Das folgende Lick eignete sich gleichermaßen für einen Moll-Blues, da es sich ausschließlich aus Tönen der Moll-Pentatonik bedient.
Immer cool kommt der folgende Lick, er enthält auch die b5 (verminderte Quint):
In die letzte Note kannst du „sliden“.
Über die Akkorde G7 bzw. C7 des Blues (bzw. Tonika und Subdominante) funktioniert das folgende Lick (Lick 9) immer bestens, sicherlich kennt ihr diesen Klassiker, der gleichfalls nur aus Tönen der G-Moll-Pentatonik besteht:
Auch das folgende und abschließende Lick dieses Workshops ist universell stets gut einsetzbar:
Ich hoffe, die Licks waren hilfreich und finden den Weg in euer Repertoire.
Stay tuned!
Und hier unsere Workshops auf einen Blick:
- Gitarre & Bass Workshop: Harmonie-Grundkenntnisse
- Gitarre & Bass Workshop: Tonleitern Minor Pentatonik & Major Scale
- Gitarre & Bass Workshop: Harmonielehre: Intervalle und Akkorde
- Gitarre & Bass Workshop: Arpeggios
- Gitarre & Bass Workshop: Jazz vs Precision!
- Gitarre & Bass Workshop: Fretless Bass für Einsteiger
- Gitarre & Bass Workshop: Moll Pentatonik 1
- Gitarre und Bass Workshop: Moll Pentatonik 2
- Gitarre Tutorial: Blues Dur Pentatonik
- Gitarre Workshop: Advanced Blues Dur Pentatonik
- Gitarre & Bass Workshop: Die besten Blues Licks
- Gitarre & Bass Workshop: Blues Improvisation
- Gitarre & Bass Workshop: Die besten Blues Gitarristen aller Zeiten
- Harmonielehre 1: Verstehen und Anwenden
- Harmonielehre 2: Intervalle
- Harmonielehre 3: Akkorde und Terzen
- Harmonielehre 4: Kadenzen
- Harmonielehre 5: Moll Tonleitern
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- Gitarre Workshop: Gitarrenverstärker aufnehmen mit Speaker-Simulator
- Gitarre Workshop: Recording – die Grundlagen
- Gitarre Workshop: Recording – der Equalizer
- Gitarre Workshop: Recording – der Hall
Ein super Workshop und sehr verständlich erklärt:-) und super Klangbeispiele.
Vielen Dank
Hallo – scheinbar sind die Beispiele nicht „in Tune“!? … oder bei mir stimmt was mit der Wiedergabe nicht. Bei YouTube ist mir bereits aufgefallen, dass dort viele Videos willentlich „verpitcht“ sind, weil man so offenbar meint, die Leute zum Kauf zu bewegen. ….. aber auch die Übungen liegen um ca. einen ganzen Ton daneben.
Übrigens sind die Sachen meistens in Tune, wenn man sie „gedownloaded“ hat und offline hört. Woran mag das wohl liegen!?
Grüße – Woody
Ich muss mich korrigieren – seltsamer Weise stimmt’s jetzt, nachdem ich die Seite neu aufgerufen habe – weiß der Geier, was das sein kann!? …. vielleicht liegt’s daran, dass ich den Sound über mein Motu-Audiointerface und nicht über den Soundchip des Laptops höre!?
Hallo Woody,
verstimmte Hörbeispiele wirst Du von mir nicht finden, ich mache mir stets die Mühe, bei allen Tests und Workshops sicherheitshalber nochmal auf 440 Hz zu stimmen, auch wenn die Gitarre „in sich“ möglicherweise bereits stimmt. Es soll ja beim Üben der Licks auch noch stimmen. Vielleicht war es ein „Ghost In The Machine“.
Weiterhin viel Spaß mit dem Workshop,
Johannes
Vielen Dank für diesen inspirierenden Blues Workshop.