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E-Bass Workshop: Harmonie-Grundkenntnisse leicht erlernt

Die Harmonie-Grundlagen für Basser

29. September 2019

Mein erster Kontakt zu Musiktheorie reicht in die siebte Klasse eines katholischen Gymnasiums zurück, wo der Musiklehrer uns schon bald beibrachte, dass von Deep Purple’s ‚Live in Japan‘ „negative Schwingungen“ ausgehen. Ein Blick ins Lehrbuch bestätigte ihn, denn die letzte Seite warnte eindringlich vor Heavy Metal, Okkult-Rock und den bösen Buben von Black Sabbath. Als rebellierender Jungspund hatte ich diese Teufelsmusik allerdings schon längst kennen und lieben gelernt – sehr zum Missfallen des Lehrers, der fortan keine Gelegenheit ausließ, mir aufgrund meines fehlenden theoretischen Wissens Unmusikalität zu attestieren. Nachdem sich dann auch noch mein erster Basslehrer – ein Jazzer an der kleinstädtischen Musikschule – in der ersten Stunde weigerte, die Musik meiner Helden zu spielen, da Heavy Metal keine ernstzunehmende Musik sei, war mein Weg als Autodidakt zunächst vorgezeichnet.

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Ich sollte jedoch schnell an meine Grenzen kommen, beispielsweise wenn mir Bandkollegen eine Akkordfolge nannten, ich mal die „Quinte“ spielen sollte oder mich Artikel in Musikzeitschriften mit unbekannten Begrifflichkeiten irritierten. Ich erkannte die Notwendigkeit, mich der Theorie zu stellen, nahm Gitarrenstunden, verstand plötzlich immer mehr von dem, was auf dem Griffbrett passierte und landete schließlich in der Musiktheorie-Vorlesung an der Universität. Auch wenn ich mittlerweile in der Lage war, Notenschrift einigermaßen zu dechiffrieren, merkte ich schnell, dass die Lehre von klassischen Chorsätzen und Stimmführungsregeln kaum Bezug zur hartrockenden Realität hat. Als der Professor uns aufforderte sich vorzustellen, wir seien Chorknaben im 14. Jahrhundert, brach ich das klassische Studium ab, um meinen eigenen Weg zu gehen …

Rock’n’Roll und graue Harmonie-Theorie?

Meine musikalischen Idole heißen nun mal nicht Bach oder Mozart, sondern Guns N’ Roses, Alice in Chains und Rage Against The Machine. Die erschreckende Wahrheit vorneweg: Auch diese Herrschaften unterliegen musikalischen Gesetzmäßigkeiten. Die traditionell verstaubt-akademische Herangehensweise an Musiktheorie führt dazu, dass Harmonielehre viel zu oft mit starren Gesetzmäßigkeiten, Notenblättern und anderen Quälereien assoziiert wird. Viele Rocker behaupten, sie hätten keine Ahnung von der Theorie, verfügen aber dennoch über ein ausgeprägtes Verständnis von Griffbrett, Fingersätzen und Akkorden. Oftmals wird sogar befürchtet, dass der Zuwachs von theoretischem Wissen dazu führt, dass die Kreativität mit einem Regelwerk eingeschränkt wird.

Doch die Angst, plötzlich verschult zu klingen, ist völlig unbegründet, denn unabhängig davon, ob man in der Lage ist, angewandte musikalische Formen zu verstehen oder nicht, basiert auch Rock- und Popmusik unweigerlich auf festen Strukturen. Die Harmonik der Dur-Tonleiter ist in unserem westlichen Gehör von klein auf so fest verankert, dass man sich ihr ohnehin nicht entziehen kann. Aber nicht nur im erlernten Musikempfinden, sondern auch in der Beschaffenheit unserer Instrumente selbst und jedem erlernten Griff bzw. Fingersatz spiegelt sich die Harmonielehre wider. Hinzu kommt, dass man keine Regeln brechen kann, die man nicht kennt.

5 Teile Harmornielehre für Bassisten

Diese fünfteilige AMAZONA.de-Workshop-Reihe ist mit dem Grundsatz „There are no rules!“ absolut vereinbar und braucht keinerlei Vorkenntnisse. Die Message lautet: Simplizität und Mut zur Lücke bei einem grundsoliden Verständnis unseres Instruments. Nach dem Baukasten-Prinzip werden wir in 25 Lektionen schrittweise das kleine und große Einmaleins der Harmonielehre praxisnah erarbeiten und so das Griffbrett Stück für Stück entmystifizieren. Auf Theorie der Theorie wegen wird ebenso verzichtet wie auf Notenschrift, dennoch brauchen die einzelnen Teile Übung und ein Mindestmaß an trockener Lernarbeit, um ein wirkliches Verständnis für die Materie zu entwickeln! Also ran an die vier Saiten, Bleistift und Papier parat gelegt und los geht’s mit dem ersten Teil, in dem wir uns mit dem musikalischen Alphabet beschäftigen! Im Folgenden verwende ich die englischen Begrifflichkeiten, da sie nicht nur logischer sind, sondern auch eine internationale Verständigung ermöglichen. Zudem ist uns der amerikanische und britische Markt an praxisnahen Büchern um einiges voraus, deren Lektüre ich nachdrücklich empfehlen kann. Die wichtigsten Wörter sollten dann bereits vertraut sein. Außerdem bin ich ein Freund von Anglizismen.

Wird komplett entmystifiziert: das Griffbrett

1: Das musikalische Alphabet

Das ABC der Musik beschränkt sich im Grunde auf sieben Töne, die entlang der Buchstaben des Alphabets (A-G) benannt werden. Mit dem achten Ton beginnt das musikalische Alphabet erneut von vorne, der demnach auch „A“ heißt, ungeachtet der Tatsache, dass er höher erklingt als der Erste. Der tiefere Ton steht im Frequenzverhältnis 2:1 zu seinem höheren Namensvetter, d.h. der achte Ton schwingt doppelt so oft wie der Erste. Abgeleitet vom lateinischen „Octava“ („Achte“), wird der Abstand beider Töne (A – A*) als Octave bezeichnet. Beim Spielen einer Oktave verdoppelt oder halbiert man also die Frequenz des gespielten Tons. Auf einem 4-Saiter mit 22 Bünden befinden sich drei dieser Tonlagen bzw. octaves. Doch genug der Physik, im Grunde handelt es sich schlicht um „gleiche“ Töne, die sich in verschiedenen Tonhöhen wiederholen.

Natural Notes

A – B – C – D – E – F – G – A*

 1    2    3    4    5    6    7    8*

Doch was bedeutet das konkret auf dem Griffbrett? Eine Oktave erstreckt sich über 12 Bünde. Die sieben Töne des musikalischen Alphabets wiederholen sich wie unten dargestellt in festen Abständen und drei verschiedenen Oktaven auf dem Griffbrett. Es gibt Halb- und Ganztonschritte; ein Bundstäbchen repräsentiert einen Halbtonschritt. Beim Betrachten der Anordnung der natural notes auf dem Griffbrett fällt auf, dass zwischen ihnen jeweils der Abstand eines Ganztonschritts (2 Bünde) steht. Soweit die Regel, hier die beiden Ausnahmen: Zwischen B und C sowie E und F liegt ein sogenannter natürlicher Halbtonschritt. Diese Abstände sind also fest definiert, unabhängig von der Anordnung der Noten.

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Die Natural Notes auf der E-Saite

Die Standardstimmung erfolgt dabei im Abstand einer sogenannten Quarte, sprich der Abstand von einer Saite zur nächsten beträgt vier Töne. Schlägt man die dickste Saite leer an, erklingt ein E. Zählt man nun mit diesem Ton angefangen vier Töne weiter, landet man beim A, dem Namen der nächsten Leersaite. Von Tief nach Hoch heißen die Töne der Leersaiten also E, A, D, G.

E (– F – G –) A (– B – C –) D (– E – F –) G

Wir haben nun das A im 5. Bund auf der E-Saite kennen gelernt und wissen zudem, dass auch die leer angeschlagene zweite Saite diesen Ton wiedergibt. Ab dem zwölften Bund einer jeden Saite beginnt das musikalische Alphabet von vorne. Gemäß der Verschiebungen durch die Quartabstände finden wir zudem ein A im 7. Bund der D-Saite, sowie im 2. Bund der G-Saite. Hier liegen unsere wichtigsten Referenzpunkte für Beginn und Ende des musikalischen Alphabets innerhalb einer Oktave. Summasummarum fünf As, deren Position man unbedingt kennen sollte.

Die Natural Notes auf dem Griffbrett

Nun wird es ernst, denn die Notennamen wollen beherrscht werden. Hierzu muss auch ein wenig gebüffelt werden, jedoch nützt stures Auswendiglernen wenig. Vielmehr sollte man sich vergegenwärtigen, an welcher Stelle sich Töne wiederholen und warum. Ein gutes Training ist es zunächst alle As auf dem Griffbrett zu lokalisieren und flüssig hintereinander zu spielen. Achtet hierbei auch auf die Tonhöhenunterschiede der einzelnen Oktaven. Anhand dieser Fixpunkte sollte man sich nun jeden einzelnen der sieben Töne in gleicher Vorgehensweise spielerisch erarbeiten.

2: Enharmonische Verwechslung

Wenn das beherrscht wird, geht es einen Schritt weiter: Wir füllen die Lücken zwischen den natürlichen Noten, indem wir Vorzeichen, sogenannte accidentals einführen. Durch das Hinzufügen eines Kreuzchen „#“ lässt sich ein Ton um einen Halbtonschritt erhöhen (englisch: „sharp„) oder mit einem „b“ (englisch: „flat„) erniedrigen. Der angesprochene Beispielton kann also „B flat“ oder „A sharp“ heißen. Es gibt also insgesamt zwölf verschiedene Töne innerhalb einer Oktave, sieben natürliche und weitere fünf, die sich zwischen diesen befinden, aber je zwei Namen tragen können.

Das musikalische Alphabet

Es gibt also zwei Möglichkeiten, beispielsweise den Ton zwischen A und B zu benennen. Entweder wir erniedrigen das B durch ein „b“ um einen Halbton oder erhöhen das A mit einem Kreuzchen. Der beschriebene Ton erhält dadurch zwei Namen (!), obwohl es sich um ein und denselben handelt. Das nennt man enharmonische Verwechslung. Auch wenn diese Bezeichnung zunächst unwichtig oder überflüssig erscheint, ist es wichtig sie zu verstehen, denn der musikalische Kontext kann später durchaus einen wesentlichen Unterschied machen, sodass eine korrekte Benennungsweise unumgänglich ist.

Notennamen auf dem Griffbrett komplett

Die Basisarbeit ist damit geleistet! Beim nächsten Mal geht’s mit den grundlegendsten Elementen der Harmonielehre weiter, den Intervallen und Dreiklängen!

Und hier unsere Workshops auf einen Blick:

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Forum
  1. Profilbild
    Eibensang

    Sehr schön übersichtlich und verständlich. So liest (und lernt) man das gerne. Habe jetzt endlich diese ominöse „enharmonische Verwechswupselung“ kapiert, genauer: ihre Wurzel begriffen. Yeah. Bin gespannt auf die folgenden Lektionen!

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