Guitar Skills: Bluesworkshop
Blues Workshop – Teil 2
Hallo Bluesfreunde! Heute wollen wir in unserem Workshop Guitar Skills – Advanced Blues an die gelernten Inhalte aus Teil 1 anknüpfen. Solltet ihr den ersten Teil noch nicht gelesen bzw. verstanden haben, legen wir euch ans Herz, sich zunächst diesen zu Gemüte zu führen. Er ist zwar nicht die unbedingte Voraussetzung für unseren heutigen Workshop, enthält aber wichtige Informationen und theoretische Erklärungen, die euch hier auch nützlich sein werden.
Schauen wir uns nun weitere Möglichkeiten der Improvisation über den Dur-Blues an. Wir werden uns, wie in Teil 1 wiederum in der Tonart G-Dur aufhalten, wobei ich auch wieder die internationalen Bezeichnungen (deutsches H = B und deutsches b = Bb) verwende.
Dur-Pentatonik
Die Dur-Pentatonik besitzt im Vergleich zur „vollständigen 7-tönigen diatonischen Durtonleiter“, wie der Name bereits verrät (griech. Penta = 5), lediglich fünf Töne. Wenn wir uns von der Quart (4) und Septime (7) einer Durtonleiter verabschieden, bleiben uns beispielsweise für die G-Dur Pentatonik noch folgende fünf Noten:
G (1) – A (2) – B (3) – D (5) – E (6)
Über einen G7(9) Akkord klingt das „reine Material“ dann z.B. so:
Der Klang kommt euch garantiert bekannt vor, da er bereits millionenfach von Instrumentalisten eingesetzt wurde bzw. wird.
Ersetzen der Dur-Pentatonik durch Moll-Pentatonik, eine kleine Terz (3 Bünde tiefer)
In der Praxis des Gitarristen tauscht man das Pattern der Dur Pentatonik auch gerne gegen eine um drei Bünde tiefer gespielte Moll-Pentatonik aus, da wir diese bereits gut kennen bzw. beherrschen und diese zudem noch etwas angenehmer zu spielen ist. Beide Skalen haben nämlich erfreulicherweise identisches Tonmaterial und sind folgerichtig frei austauschbar, wie ihr hier sehen könnt:
Ersetzen wir unser Dur-Pentatonik Pattern, durch die drei Bünde tiefer startende Moll-Pentatonik Variante (wir „denken“ E-Moll-Pentatonik statt G-Dur Pentatonik, über G7/9), so sollte stets der Bezugspunkt (Grundton G) im Auge behalten werden. Konkret bedeutet dies, dass beim Einsatz z.B. der E-Moll Pentatonik über G7(9) diese nur abwärts bis zum G (Grundton des Akkords) gespielt werden sollte. Spielten wir noch das E, klingt es so, als hätten wir vergessen, dass wir über einen G7/9 Akkord und nicht über z.B. einen E-Moll Akkord improvisieren. Wir würden den Zuhörer somit eventuell auf eine falsche Fährte locken.
Dur-Pentatonik mit b3 als Durchgangsnote
Fügen wir dieser Dur-Pentatonik noch eine weitere Note (b3) hinzu, wird der Sound noch „bluesiger“. Wir erhalten dann die Noten:
G (1) – A (2) – Bb (b3) – B (3) – D (5) – E (6).
Im Ergebnis haben wir jetzt also eine Tonleiter mit jeweils einer großen (3) und einer kleinen Terz (b3). Wichtig ist, dass ihr die neue Note Bb (b3), stets als Durchgangsnote betrachtet. Sie sollte sich also stets einen Halbton nach unten bzw. oben auflösen.
Abgesehen vom Einsatz im Blues eignet sich diese Tonleiter gleichfalls hervorragend über andere „Dur Angelegenheiten“, wie z.B. im Country, Pop, Folk, Jazz etc. .
Wir können dieses Pattern wiederum durch unsere „um drei Bünde tiefergelegte“, also eine kleine Terz unterhalb des Grundtons des Akkords gespielte Variante ersetzen, das sähe dann z.B. so aus:
Das entspricht also einer Moll-Pentatonik mit hinzugefügter verminderter Quint (b5) als Durchgangsnote.
Dur-Pentatonik über drei Oktaven
Als extrem hilfreich hat sich folgende Variante der Dur-Pentatonik erwiesen. Diese erstreckt sich über zwölf Bünde, deckt damit den Umfang von satten drei Oktaven ab und lässt sich darüber hinaus auch noch sehr flüssig und angenehm spielen:

— Sehr nützlich, Dur-Pentatonik über drei Oktaven —
Ich empfehle, alle Noten G mit dem Zeigefinger zu spielen und mit dem kleinen bzw. Ringfinger in das B zu „sliden“, das klingt sehr „smooth“. Die zweite und dritte Oktave folgt dem gleichen Schema.
Hier noch die Variante mit der eingebauten kleinen Terz (b3):
Ich persönlich mache häufig Gebrauch von dieser Variante. Übt diese beiden Tonleitern auch abwärts und bildet dann eure eigenen Phrasen.
Übungstipps und Zusammenfassung
Um das Gelernte über einen 12-taktigen-Standard-Blues in G einmal ganz konkret auszuprobieren, könnt ihr Folgendes versuchen (ich habe auch die Improvisationsmöglichkeiten aus dem ersten Teil des Advanced Blues Workshops integriert, um alles beisammen zu haben):
Über Tonika G7/9 bietet sich z.B. an:
G7 Argeggio aus Teil 1
G7/9 Argeggio ( = D-Moll – 6 Pentatonik) aus Teil 1
G-Dur Pentatonik (2. Bund) mit bzw. ohne hinzugefügte kleiner Terz b3 (als Durchgangsnote). Es kann natürlich auch deren Version über drei Oktaven (3. Bund) eingesetzt werden.
Diese ist tonal identisch und somit austauschbar mit:
E-Moll Pentatonik (am 12. bzw. 0. Bund) mit bzw. ohne hinzugefügter verminderter Quint b5 (als Durchgangsnote). Hier den Bezug zum Grundton G nicht verlieren!
Über Subdominante C7/9:
C7 Argeggio, 7. Bund aus Teil 1
C7/9 Argeggio ( = G-Moll 6 Pentatonik, 3. Bund) aus Teil 1
C – Dur- Pentatonik (7. Bund) mit bzw. ohne hinzugefügter kleiner Terz, b3 (als Durchgangsnote), auch gerne als 3-Oktaven-Variante.
Diese ist gleichbedeutend mit:
A-Moll Pentatonik (am 5. Bund) mit bzw. ohne hinzugefügter kleiner Terz, b5 (als Durchgangsnote). Hier den Bezug zum Grundton C nicht verlieren.
Und schließlich über die Dominante D7/9:
D7 Argeggio, 9. Bund aus Teil 1
D7/9 Argeggio ( = A-Moll 6 Pentatonik, 5. Bund) aus Teil 1
D-Dur Pentatonik (9. Bund) mit bzw. ohne hinzugefügter kleiner Terz, b3 (als Durchgangsnote).
ist vom Tonmaterial gleich:
B-Moll Pentatonik (7. Bund) mit bzw. ohne hinzugefügter verminderter Quint b5 (als Durchgangsnote). Hier den Bezug zum Grundton D nicht verlieren.
Selbstverständlich kann auch phasenweise die vertraute G-Moll Pentatonik (auch gerne mit zusätzlicher Note Db = b5) angewendet werden, aber in dieser Workshop-Reihe geht es ja darum, den Klang jenseits der Moll-Pentatonik zu erfahren und Neues auszuprobieren. Im Endeffekt bringt eine gute Mischung die besten Ergebnisse.
Schlusswort
Ich hoffe, der heutige Amazona-Guitar-Workshop war interessant und lehrreich! Im weiteren Verlauf dieses Advanced Blues Workshops werden wir uns u. a. mit der mixolydischen Tonleiter (inkl. zusätzlichen Tonoptionen) und der 8-Note Dominant Scale bzw. B-Bop Scale widmen. Gegen Ende der Serie der Advanced Blues Workshops gelangen wir im vierten Teil zur Thematisierung der Halbton-Ganztonleiter (HTGT) und der alterierten Skala, die bei sparsamem bzw. intelligentem Einsatz noch trickreichere Improvisationsmöglichkeiten über den Dur-Blues bereitstellt.
Und hier unsere Workshops auf einen Blick:
- Gitarre & Bass Workshop: Harmonie-Grundkenntnisse
- Gitarre & Bass Workshop: Tonleitern Minor Pentatonik & Major Scale
- Gitarre & Bass Workshop: Harmonielehre: Intervalle und Akkorde
- Gitarre & Bass Workshop: Arpeggios
- Gitarre & Bass Workshop: Jazz vs Precision!
- Gitarre & Bass Workshop: Fretless Bass für Einsteiger
- Gitarre & Bass Workshop: Moll Pentatonik 1
- Gitarre und Bass Workshop: Moll Pentatonik 2
- Gitarre Tutorial: Blues Dur Pentatonik
- Gitarre Workshop: Advanced Blues Dur Pentatonik
- Gitarre & Bass Workshop: Die besten Blues Licks
- Gitarre & Bass Workshop: Blues Improvisation
- Gitarre & Bass Workshop: Die besten Blues Gitarristen aller Zeiten
- Harmonielehre 1: Verstehen und Anwenden
- Harmonielehre 2: Intervalle
- Harmonielehre 3: Akkorde und Terzen
- Harmonielehre 4: Kadenzen
- Harmonielehre 5: Moll Tonleitern
- Gitarre Tutorial: Die Technik des Doubling
- Gitarre Tipps & Tricks: Die Kunst des Hybrid Pickings
- Gitarre Workshop: Volume Swells und Sustain
- Gitarre & Bass Workshop: Funky Grooves
- Gitarre & Bass Tutorial: Umgang mit Bottleneck und Slideguitar
- Gitarre Workshop: Gitarre aufnehmen und Homestudio
- Gitarre Workshop: Wie nehme ich meine akustische Gitarre auf?
- Gitarre Workshop: Gitarrenverstärker aufnehmen mit Speaker-Simulator
- Gitarre Workshop: Recording – die Grundlagen
- Gitarre Workshop: Recording – der Equalizer
- Gitarre Workshop: Recording – der Hall
Ach ja, die Dur-Pentatonik… habe ich irgendwie sträflich vernachlässigt.
Setzte ich mich heute gleich mal ran.
Vielen Dank :-)