Die neue, größere Hornisse
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Rund vier Jahre ist es her, als Mooer ihren ersten Hornet präsentierte und wir uns unmittelbar nach dem Release ein Testgerät sichern konnten. Damals, so schien es zumindest, sollte der Hornet mit seinen eher spärlichen 15 Watt Ausgangsleistung aus einem 6,5″ Lautsprecher als Verstärker zum Üben oder kleinere Sessions betrachtet werden. Nun hat der chinesische Hersteller nachgelegt und seine kleine Hornisse ein Stück weit aufgeblasen, denn von nun an ist der Hornet mit einem 8″ Speaker und der doppelten Leistung (30 Watt) erhältlich. Dazu wurde das Gehäuse etwas vergrößert und bei der nun verfügbaren Power könnte man ja fast zur Annahme kommen, dass der Mooer Hornet 30 ein Kandidat für den Proberaum oder kleinere Gigs werden könnte. Kann er das? Und was kann er überhaupt? Was hat sich gegenüber seinem Vorgänger verbessert? Fragen über Fragen, die wir im folgenden Review versuchen werden, zu klären.
Mooer Hornet 30 – Specs & Facts
Größer ist die neue Hornisse geworden. Klar, der nun 8″ große Lautsprecher braucht eben seinen Platz und im besten Falle erhält er auch genügend Möglichkeit, sich in dem größeren Gehäuse mit mehr Bassanteil zu entfalten. Mit den Maßen von nun 340 x 295 x 203 mm und einem Gewicht von rund 4 kg haben wir es aber immer noch mit einem doch eher zierlich geratenen Gitarren-Combo zu tun, bei dem man nie auf die Idee käme, ihn in den Proberaum oder auf die Bühne zu schleppen. Dass der optische Eindruck keinesfalls täuscht, sei an dieser Stelle schon mal vorab verraten: Auf der Bühne zwischen Bass-Stack und Double-Bassdrum-Kit käme sich der Mooer Hornet 30 bzw. sein Benutzer ziemlich verloren vor, dafür reicht seine Leistung einfach nicht aus. Bei kleineren Sessions oder beim Jammen/Üben kann die kleine schwarze Kiste jedoch durchaus Freude bereiten und mit seiner recht ansehnliche Palette an virtuellen Verstärkern und Effekten einen flexiblen und zum überwiegenden Teil brauchbaren Klang abliefern.
Neun Amp-Modelle und Effekte
Dazu stehen erneut wie beim Vorgänger neun digitale Nachbildungen der beliebtesten Amps bereit – man könnte hier auch wieder von den üblichen Verdächtigen sprechen. Das Spektrum reicht von der Emulation des Roland Jazz Chorus und klassischer Fender Clean-Sounds, über Nachbildungen des Marshall Plexi für angezerrte Sounds bis hin zu Nachbildungen berühmter High-Gain-Amps vom Schlage eines Mesa/Boogie oder Bogner. Die Auswahl erfolgt erneut über einen beleuchteten Drehschalter, der rechts oben an der Front des Gehäuses seinen Platz eingenommen hat und0 wie beim Vorgänger leider nicht besonders robust ausgefallen ist. Besonders aufpassen sollte man in diesem Zusammenhang darauf, den Hornet möglichst nicht nach vorne fallen zu lassen, denn das könnte das wohlmögliche Aus für den ohnehin schon fragilen Schalter bedeuten.
Das Bedienpanel
Dagegen hat Mooer beim Bedienpanel alles richtig gemacht bzw. beibehalten und das Panel tief in die Oberseite des Gehäuses eingesetzt, denn an dieser Stelle sind alle Regler und Schalter sicher untergebracht und können somit einem eventuellen Sturz trotzen. Am Layout des Panels sowie seiner Bedienung hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell nichts geändert, auch der neue Hornet 30 lässt sich ebenso einfach und intuitiv bedienen. Geblieben ist somit auch das eher rudimentäre Display, das mit seiner kryptischen Darstellung schon beim 15-Watt-Modell etwas antiquiert wirkte. Es muss ja nicht gerade ein Touch-Screen sein, aber an dieser Stelle hätte ein zeitgemäßes Upgrade sicher nicht geschadet. Ideal lässt sich die Hornet jedoch nichtsdestotrotz mit einem der vielen Mooer Floorboards kombinieren – da hat man zu einem kleinen Preis bereits eine riesige Soundfülle:


Mooer GE 200


Mooer GE 300


Mooer GE150 Amp Modelling & Multi


Mooer GE 250
Live- und Preset-Mode
Besonders viele Funktionen werden vom Display ohnehin nicht dargestellt, lediglich als einfaches Stimmgerät und zum Wechseln zwischen den beiden Modi „Live“ und „Preset“ ist es nutzbar. Während im „Live“ Modus der Hornet 30 wie ein ganz gewöhnlicher Gitarrenverstärker bedient werden kann, sorgt der „Preset“ Modus für die Auswahl von neun zuvor erstellten bzw. abgespeicherten Sounds. Die können eine Kombination aus einem der neun Verstärkermodelle und bis zu drei gleichzeitig genutzten Effekten bestehen. Zur Verfügung stehen mit Chorus, Phaser und Vibrato drei Modulationseffekte, die drei Echoeffekte werden mit „Analog“, „Tape“ und „Digital“ bezeichnet und in Sachen Hall existiert mit drei unterschiedlichen Raumgrößen (Room, Hall und Church) ebenfalls eine solide Grundauswahl. Sowohl für die Modulations- als auch für die Echoeffekte stehen direkt unter den Reglern beleuchtete Taster bereit, mit denen die gewünschte Modulationsgeschwindigkeit bzw. Verzögerungsdauer eingegeben werden kann.
Der dritte Taster im Trio hat mit der Klanggestaltung gar nichts zu tun: Er dient einzig und allein zum Koppeln des Hornet 30 mit einem bluetoothfähigen Gerät, mit dann Audiomaterial kabellos in den Verstärker gelangt. Das kann aber auch mit Kabel geschehen, dafür sitzt an der Rückseite eine 3,5-mm-Klinkenbuchse – zusammen mit einer identisch großen Buchse zum Anschluss eines Kopfhörers. Zu erwähnen sei an dieser Stelle noch der Anschluss für das Netzteil, das selbstverständlich mitgeliefert wird.
Mit Gain, Volume sowie einer Dreiband-Klangregelung lassen sich die neun Verstärker-Presets wie beim Vorgänger bearbeiten, das Einstellen der Gesamtlautstärke erfolgt in sechs Stufen über einen kleinen Umweg durch Drücken der mit zwei Funktionen belegten Tuner-Taste. Mit den Effekt-Potis fährt man die drei vorhandenen Effekte durch und regelt sie auch gleich in der Intensität – eine klassische Einknopf-Bedienung sozusagen. Ist der gewünschte Klang dann schließlich erstellt, genügt ein Druck auf die Live/Preset-Taste, um den Sound dauerhaft zu sichern und mit dem Drehregler an der Front bei Bedarf abzurufen.
Wie klingt der Mooer Hornet 30?
Nun, im Großen und Ganzen so wie sein Vorgänger, dessen Klang ich noch ganz gut im Ohr habe. Natürlich erwartet die Ohren aufgrund des größeren Lautsprechers und des gewachsenen Gehäuses ein etwas vollerer Klang, im Prinzip aber gilt das, was ich bereits vor vier Jahren über den kleinen Vorgänger schrieb. Eine Menge Licht und leider auch etwas Schatten erwarten den Gitarristen beim Durchhören der neun Presets, die einen guten Querschnitt aus vielen verschiedenen Stilistiken bieten und sich durch den gut zupackenden Equalizer noch ein gutes Stück weiter formen lassen. Gut gefallen die beiden unverzerrten Amp-Modelle, bei den übrigen sieben verzerrten Typen gibt es jedoch den einen oder anderen Ausrutscher, der sich nur schwer mit Effekten kaschieren lässt.
Apropos Effekte, auch an dieser Stelle gibt es gute und weniger gut gelungene Typen: Während die Modulations- und Delay-Effekte durchaus brauchbar sind, fallen die drei Hall-Presets eher durch dumpfes Scheppern auf. Gut zu hören ist der Unterschied in Klangbeispiel 1 und 2, dort habe ich zunächst das Plexi-Preset (PL 100) als Basis genommen und dann mit dem Hall-Preset „Church“ kombiniert. Im zweiten Beispiel wurde der Church-Reverb deaktiviert und zu hören ist dann die gar nicht mal so schlecht gelungene Plexi-Emulation in purer Form. Immerhin lassen sich bis zu drei Effekte gleichzeitig nutzen, was natürlich interessante Kombinationen ermöglicht. Ein grundsätzliches Lob soll zum Schluss nicht unerwähnt bleiben und das bezieht sich explizit auf die sehr geringe Nebengeräuschentwicklung des Mooer Hornet 30. Selbst bei hoher Verzerrung, in denen die High-Gain-Presets als Basis dienen, hält sich der schwarze Zwerg mit Nebengeräuschen sehr zurück, was ihn somit zu einem idealen Bedroom-Amp qualifiziert.
Mooer Hornet Klangbeispiele
Für die folgenden Klangbeispiele wurde ein AKG C3000 Mikrofon vor dem Hornet 30 platziert, für das Einspielen der Tracks habe ich dazu passend eine Mooer GTRS 800 Gitarre verwendet. Abgesehen von denen im Verstärker wurden keine weiteren Effekte eingesetzt.
Der Amp gewinnt bei mir den Preis für das hässlichste Produktdesign 2022.
@mofateam „asymmetrie als Anarchie“ oder so ähnlich hat Mal ferris mc gesagt. 8-)
@Numitron Ferris und ich würden unter ästhetischen Gesichtspunkten den asymetrischen Carr Skylark klar bevorzugen.
Ok, ist kein fairer Vergleich, weil ganz andere Liga.