Wie stelle ich ein Pedalboard für wenig Geld zusammen?
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Ich möchte heute mal ein Budget-Pedalboard zusammenstellen, dessen Kosten die 500,- Euro Marke nicht überschreiten soll. Das Pedalboard soll eine solide Basis für Anfänger darstellen und kann entsprechend der wachsenden Fähigkeiten nach und nach erweitert werden.
Wichtig ist zuerst natürlich, dass man klar definiert, für welche Musikrichtung man das Board nutzen möchte. Ich werde in diesem Artikel auch versuchen, ein Allrounder-Pedalboard zusammenzustellen, aber je genauer man die gewünschte Musikrichtung festlegt, umso effektiver kann man sich dem gewünschten Sound nähern. Natürlich sind Geschmäcker immer verschieden und empfiehlt sich daher, die auserwählten Effektgeräte einmal selbst anzuspielen. Aber hier möchte ich ein paar Ideen mit auf den Weg geben, die als grobe Richtlinien dienen können.
Die Effektauswahl für das Budget-Pedalboard
Auf ein Budget-Pedalboard für Rockmusik gehört natürlich mindestens ein Verzerrer. Fügt man noch einen weiteren Verzerrer oder ein Boost-Pedal hinzu, erhält man durch die Kombination beider Verzerrer bereits drei Gain-Stufen. Dementsprechend würde ich einen Verzerrer mit mittlerem Gain und einen weiteren mit geringem Gain wählen. Kombiniert man diese beiden, so erhält man dann einen Sound mit viel Gain oder, wenn man die Einstellung der Pedale verändert, einen lauteren Sound, der sich beispielsweise ideal für ein Solo eignen würde.
Für den Verzerrer mit etwas mehr Gain würde ich persönlich einen Sound wählen, der in Richtung eines Marshall-Verstärkers geht. Der Harley Benton Ultimate Drive deckt diesen Sound sehr gut ab, liefert von Overdrive bis Distortion eine ordentliche Bandbreite an Sounds und kostet nur 29,90 Euro. Das ist schon mal eine gute Basis. Wer sich noch mehr Budget für andere Pedale aufsparen möchte, könnte auch das Harley Benton MiniStomp Plexicon für 19,90 Euro wählen. Der Sound dieses Verzerrers orientiert sich am klassischen Marshall Plexi und hat ein unschlagbares Preis-Leistungs- Verhältnis. Kombiniert man einen dieser Verzerrer mit einem milden Overdrive oder Boost-Pedal, hat man den Gain-Bereich gut abgedeckt. Und unzählige Gitarristen haben bewiesen, dass Pedale im Stil eines Bluesbreakers oder Tubescreamers zum Boosten sehr gut geeignet sind. Diese Gain-Variante gibt es günstig in Form des Harley Benton MiniStomp Dealbreaker für 19,90 Euro oder Harley Benton Vintage Overdrive für 29,90 Euro.
Alternativ könnte man auch ein Harley Benton Tag Team für 44,- Euro wählen. Dieses Pedal kombiniert einen Marshall-Sound mit dem eines Tubescreamers. Die Effektreihenfolge kann hier per Schalter geändert werden, dementsprechend sind sowohl Lautstärke-Boosts als auch Gainboosts möglich. Ja, dieses Pedal soll auf mein Budget-Pedalboard, denn so spare ich mir gleich noch ein Patch-Kabel und einen Netzteilanschluss. Wenn jemand definitiv nur einen Lautstärke-Boost zum Verzerrer benötigt, könnte alternativ auch das Harley Benton Sidecar wählen. Hier wird ein Verzerrer mit einem EQ kombiniert und das Sidecar kann auch sehr gut als Boost genutzt werden. Damit haben wir die Gain-Fraktion bereits abgedeckt.
Für die Modulation könnte man einen Chorus oder einen Phaser auswählen. Viele Soli, aber auch klassische Rock-Riffs werden mit einem Chorus angereichert, um den Sound etwas anzudicken. Ich denke da nur an Zakk Wylde, der für mich absolut repräsentativ für diesen Sound ist. Ein Phaser könnte als Modulationspedal für ruhigere Parts integriert werden. Aber wer nur ein Modulationspedal auf dem Board haben möchte, dem empfehle ich, eher einen Chorus auf sein Budget-Pedalboard zu nehmen, da er für ruhige Parts und für Rock-Riffs gleichermaßen genutzt werden kann. Da wir beim Verzerrer aber ordentlich gespart haben, wähle ich beide Effekte und zwar entweder in Form des Yuer RF-10 Series Vintage Phase und des Yuer RF-10 Series Analog Chorus für jeweils 29,90 Euro oder den Harley Benton Classic Chorus und den Harley Benton Vintage Phase für ebenfalls jeweils 29,90 Euro. Alle vier Modulationspedale arbeiten analog und orientieren sich an den klassischen Sounds der 70er- und 80er-Jahre. Hier kann man nichts falsch machen. Die Einstellung über die zwei Potis des Chorus und dem einen Poti des Phasers ist zudem kinderleicht. Die Modulationssektion können wir also mit knapp 60,- Euro verbuchen. Insgesamt haben wir für drei Pedale jetzt rund 100,- Euro ausgegeben.
Beim Delay könnte man ein klares Digital Delay oder ein etwas verwaschenes Analog-Delay wählen. Vielleicht finden wir aber auch ein Pedal, das gleich mehrere Sounds abdecken kann. Je nachdem, wie wichtig das Delay für den jeweiligen Gitarristen ist, könnte man hier etwas mehr Geld investieren. Ein günstiger Allrounder wäre das Harley Benton D-Seed für 65,- Euro. Praktisch ist, dass es über Tap-Tempo verfügt und verschiedene Delay-Algorithmen anbietet. Wer noch flexibler sein möchte, könnte das Mooer Reecho Pro Digital Delay für 129,- Euro wählen. Hier bekommt man viele Klassiker von Digital-Delay über Analog-Delay bis zum Tape-Delay. Für 149,- Euro bekäme man bereits das Boss DD-8, das wirklich richtig gut klingt, ebenfalls Digital-Delay-Sounds, Analog-Delay-Klänge und Tape-Delays abdeckt und noch einiges mehr bietet. Da wir bei den Verzerrern ja so sparsam waren, nehmen wir das Boss DD-8 und liegen jetzt bei 250,- Euro.
Mit diesen vier Pedalen können wir schon viele Sounds abdecken und sie passen gut auf ein kompaktes Pedalboard. Alle Pedale müssten auf einem Harley Benton SpaceShip 50C für 39,- Euro Platz finden. Bei diesem Board ist die Tasche und das notwendige Montagematerial gleich mit dabei und wir liegen preislich insgesamt noch bei unter 300,- Euro.
Mit einem passenden Multinetzteil, das unter dem Budget-Pedalboard montiert werden kann und 5 isolierte Anschlüsse hat und damit unnötige Nebengeräusche vermeidet, ist das Harley Benton PowerPlant ISO-1AC Pro Modular für 59,- Euro meine Wahl. Ich habe dieses Netzteil selbst und es ist absolut zu empfehlen. Preislich liegen wir jetzt bei rund 360,- Euro. Da am Netzteil noch einen Anschluss frei ist und noch etwas Platz auf dem Board übrig ist, packe ich noch einen Rockboard Stage Tuner ST-01 V2 für 35,- Euro mit drauf. Ein Stimmgerät kann ja nie schaden.
Die Kabel
Dann müssen wir die Effekte nur noch mit Patch-Kabeln verbinden. Bei 5 Effektgeräten brauchen wir also 4 Patch-Kabel. Platzsparend sind die Harley Benton Fpc10 Flat Patch Cable für 2,90 Euro pro Stück. Alternativ sind die Cordial CFI 0,15 RR für 4,20 Euro pro Stück auch eine gute Wahl, nehmen aber aufgrund ihrer Stecker etwas mehr Platz in Anspruch. Damit wären wir je nach Kabelwahl bei 11,60 Euro beziehungsweise 16,80 Euro.
Insgesamt kommen wir also auf etwas über 400,- Euro für ein ordentlich bestücktes Budget-Pedalboard mit einem Stimmgerät, analogen Verzerrern, zwei Modulationspedalen, einem top Delay, dem Pedalboard mit Tasche und einem richtig guten Netzteil. Alle genannten Pedale habe ich selbst schon gespielt und bin absolut von ihrem Sound und dem Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.
Wer etwas ruhigere Musik spielt, könnte vielleicht noch ein Reverb-Pedal hinzufügen. Günstige Reverbs wären das Behringer DR600 Digital Reverb, das Flamma FS02 Reverb oder das Joyo R-14 Atmosphere Reverb. Alle drei verfügen über mehrere Reverb-Sounds und können flexibel eingestellt werden. Wenn man ordentliche Reverb-Sounds haben möchte und alternativ vielleicht noch einen weiteren Delay-Sound, könnte man auch das Line6 M5 wählen. Für 149,- Euro bekommt man hier eine große Auswahl an guten Effekten. Leider lässt sich jedoch nur ein Effekt zurzeit anwählen. Daher würde ich das Pedal als zusätzliches Effektgerät auf das Budget-Pedalboard packen. Da das Line6 M5 auch Modulationseffekte abdeckt, könnte man sich dafür das Chorus- und das Phaser-Pedal sparen. So hat man wieder etwas Platz auf dem Pedalboard. Das Line6 M5 kann ebenfalls mit dem Harley Benton Netzteil betrieben werden. Fügt man also das Line6 M5 hinzu, kommen wir auf 550,- Euro. Wenn wir jetzt die beiden Modulationspedale rausrechnen, landen wir bei ungefähr 490,- Euro für ein komplettes Pedalboard, das viele Sounds abdecken kann.
Ein Multieffektgerät als Alternative
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von guten Multieffektgeräten, die ein ganzes Pedalboard ersetzten können. Hier spart man sich das Multinetzteil, die Patch-Kabel, das Pedalboard, den Umschalter und die Befestigungsmöglichkeiten. Im Gegenzug bekommt man eine Vielzahl guter Effekte, die in Presets abgespeichert werden und problemlos geschaltet werden können. Problemlos ist hier das Stichwort, denn ein Pedalboard mit mehreren Effekten, Kabeln und einer entsprechenden Stromversorgung kann schon mal fehleranfällig sein und ein defektes Audiokabel irgendwo auf dem Board kann für einen Totalausfall und zu Verzweiflung führen. Bei einer nicht optimal durchdachten Stromversorgung kann es zu Störgeräuschen kommen und einige Effekte verstehen sich nicht so gut mit anderen. Diese ganzen Hürden umschifft man geschickt mit einem Multieffektgerät.
Das hier kürzlich vorgestellte Boss ME-90, mit einem aktuellen Neupreis von 339,- Euro, bietet einiges und lässt sich genauso einfach einstellen wie ein Pedalboard mit Einzeleffekten. Die Effekte können wie auf einem Pedalboard auch hier einzeln aktiviert oder in vorprogrammierten Presets abgespeichert werden. Es ist sogar möglich, das Boss ME-90 mit Batterien zu betreiben. Dadurch kann man es einfach zusammen mit der Gitarre unter den Arm klemmen, es mit zwei Audiokabeln mit Gitarre und Amp verbinden und losspielen. Davon träumen viele Pedalboard-Nutzer.
Ähnlich umfangreich und unkompliziert sind übrigens auch das das Valeton GP-200 für aktuell 349,- Euro oder ein Zoom G5n für schmale 242,- Euro.