Kompaktes Octaver-Pedal mit Presets
Mooer hat sich im Bereich der Octaver in den letzten Jahren einen Namen gemacht und der Tender Octaver ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Zwischen dem Tender Octaver und Tender Octaver Pro schiebt sich jetzt der Mooer Tender Octaver X2 auf das Pedalboard beziehungsweise ins Mooer-Sortiment der X2-Serie.
Inhaltsverzeichnis
Gehäuse, Potis und Schalter des Tender Octaver X2
In einem ziemlich kompakten Gehäuse mit den Maßen 115 x 75 x 33 mm (L x B x H) bringt der Mooer doch einiges unter. Das Gehäuse ist, wie man es von Mooer bereits kennt, aus Metall gefertigt und mit seinen 330 g gar nicht so schwer. Da Octaver-Pedale aus irgendeinem Grund meist rot sind, reiht sich auch der Mooer Tender Octaver X2 mit einem verwaschenen Zartrosa in diese Riege ein.
Die beiden Fußtaster sind klickfrei und schalten zwischen True-Bypass und den jeweiligen Oktaven. Es ist möglich, die untere und/oder obere Oktave separat oder gemeinsam zu aktivieren. Wer den Status nicht akustisch wahrnimmt, kann ihn durch die leuchtenden LEDs (blau für die tiefe Oktave und rot für die hohe Oktave) erkennen. Tritt man auf beide Fußtaster gleichzeitig, kann man durch die insgesamt 14 Presets schalten, die am linken Gehäuserand durch kleine nummerierte LEDs in Rot und Blau dargestellt werden.
Ein kleiner rot-beleuchteter Save-Button kann ebenfalls zum Durchschalten der Presets genutzt werden. Eine Änderung am Preset wird durch eine blinkende Preset-LED angezeigt. Ein längerer Druck auf den Save-Button speichert das neue Setting.
Mit insgesamt fünf Potis wird der Sound beziehungsweise der Oktavanteil eingestellt. Die Potis besitzen einen schwarzen Potiknopf aus Metall, der geriffelt und mit einer Madenschraube am robusten Metall-Potischaft befestigt ist. Die Potis sind ebenfalls mit dem Gehäuse verschraubt. Hier ist also alles sehr robust verarbeitet.
Eine weiße, aufgedruckte Markierung zeigt die aktuelle Einstellung präzise an und die Funktion der einzelnen Potis ist mit einer weißen Beschriftung auf dem Gehäuse gut ablesbar. Trotz der relativ großen Gehäuseoberfläche sind die fünf Potis ziemlich eng angeordnet. Greift man sie jeweils links und rechts, ist das unproblematisch, möchte man sie aber oben und unten anfassen, ist Fingerspitzengefühl gefragt, um die benachbarten Potis nicht zu verstellen. Die Potis regeln die jeweils die Laustärken und den Klang (Tone) der unteren Oktave und der oberen Oktave sowie den Anteil des direkten Signals.
An der Stirnseite befindet sich der Anschluss für das 9 V Netzteil, das mindestens 300 mA liefern sollte. Ein Batteriebetrieb ist nicht möglich. Die Netzteilbuchse hat etwas Spiel und wackelt daher beim Bewegen leicht. Da sie aber vom Gehäuse gehalten wird und frei verdrahtet ist, kann hier nichts brechen. Diese Konstruktion würde ich mir von so manch anderem Hersteller auch wünschen. Ein Blick ins Innere zeigt, dass ein Daughterboard per Stecksystem auf die Hauplatine montiert wurde. Anscheinend ist die X2-Serie ein modulares System.
Links und rechts sind im unteren Drittel der Gehäuseseite die 6,3 mm Mono-Klinkenbuchsen installiert. Sie sind im Amp-Style auf der Platine verlötet und wurden mit dem Gehäuse verschraubt. Die Stecker rasten hier gut ein.
Die Bodenplatte ist glatt und gut geeignet, um Klettband aufzubringen. Es kleben aber auch bereits vier Gummifüße unter dem Pedal. Ein Aufkleber unter dem Gehäuse verrät, dass das Pedal eben genannte 9 V und 300 mA benötigt und dass ich meine Garantie verloren habe, da ich die vier Schrauben gelöst habe, um ins Innere zu schauen. Tja, das war’s mir wert.
Geliefert wird der Mooer Tender Octave X2 in einem Pappkarton mit passendem Aufdruck. Dazu gibt es ein Netzteil, was bei einem Produktpreis von 149,- Euro schon klasse ist. Außerdem liegt eine einseitige deutsche Bedienungsanleitung bei, die vielleicht noch einmal überarbeitet werden müsste, da hier ein paar Fehler vorliegen. Laut Anleitung müsste ein USB-Kabel beiliegen und das Pedal dürfte ausschließlich mit 500 mA betrieben werden. Abgesehen davon weiß ich jetzt, dass ich es bei Gewitter nicht nutzen darf und es von Magnetfeldern, Feuchtigkeit und Nässe fernhalten sollte. Also wäre der feuchte Proberaum nicht so ideal. Da ich es aber im schön trockenen Heimstudio nutze, dürfte hier keine Gefahr bestehen und so geht es weiter zum Praxistest.
Der Mooer Tender Octave X2 in der Praxis
Das Bypass-Signal ist unverfälscht und wird per True-Bypass weitergeleitet. Zunächst widme ich mich der oberen Oktave des Mooer Tender Octaver X2. Es erklingen prompt die bekannten oktavierten Sounds. Melodielinien im Stil von Radiohead gelingen prompt und klingen gut. Mit dem Tone-Poti, das meiner Meinung nach sehr viel mehr Octaver haben sollten, kann der Sound der oberen Oktave geformt werden. Vom scharfen und prägnanten Sound bis zum etwas dumpferen Klang hat das Poti einen guten Regelweg. Es werden die Höhen gekappt und ein etwas mittiger Sound kommt aus den Lautsprechern. Das Tracking ist ordentlich und das Spielen mit der hohen Oktave macht Spaß. Insbesondere in Verbindung mit Delays oder Reverbs kommen hier richtig tolle Klänge zum Vorschein.
Blendet man das direkte Signal dazu, kann man Sounds erzeugen, die an eine 12-saitige Gitarre erinnern und man ist sofort verleitet, einige Yardbirds-Songs zu spielen. Vor allem bei diesem gemischten Sound aus direktem und oktaviertem Signal ist das Tone-Poti sehr nützlich, da der Klang geformt werden kann. Und natürlich kann mit dem Volume-Poti für die „Upper Octave“ geregelt und das direkte Signal das Mischverhältnis sehr gut und stufenlos eingestellt werden.
Die obere Oktave lässt sich mit dem rechten Fußschalter aktivieren und die untere mit dem linken Fußschalter. Aus diesem Grund benötigt man im Grund fast gar keine Presets. Ich hatte mich anfangs über die 14 möglichen Presets gewundert, es ist aber absolut nützlich, so viele Speicherplätze zur Verfügung zu haben. Mit den verschiedenen Abstimmungen der Lautstärken und Tone-Poti-Settings, mal mit und mal ohne direktem Signal, kann man schon eine Palette an Sounds zusammenstellen. Auch wenn ich in der Praxis wahrscheinlich bei zwei bis drei Presets bleiben würde. Das Abspeichern funktioniert kinderleicht. Hierfür muss einfach der Save-Button gedrückt werden, um den gewünschten Slot auszuwählen. Anschließend gilt es, beide Fußtaster gleichzeitig zu drücken und dann mit den Fußtastern durch die Speicherplätze scrollen. Nach drei Sekunden speichert das Pedal automatisch. In der Praxis könnte das allerdings zu Schwierigkeiten führen, wenn man mal eben, wie man es von Doppel-Verzerrern gewohnt ist, beide Fußtaster gleichzeitig drückt, um beide Oktaven gleichzeitig auszuschalten, dadurch gelangt man in den Speichermodus und dem einen oder anderen könnte es passieren, dass er nun panisch auf einen der Fußtaster drückt und dadurch drei Sekunden später ungewollt ein vielleicht geliebtes Preset überschreibt. Ein Drücken der Taster von 3 Sekunden für das Speichern wäre viel praxistauglicher.
Mit dieser Ausstattung und der oberen Oktave wollte ich eigentlich schon einen Strich unter das Fazit machen und das gute Gesamtpaket loben. Allerdings hat mich die untere Oktave insgesamt enttäuscht. Aber der Reihe nach.
Die Sub-Octave fügt die untere Oktave hinzu und bietet zunächst einen sehr guten Bass-Ersatz, der mit dem Tone-Poti vom frischen und knackigen Bass bis zum dumpfen und holzigen klang sehr gut klingt. Das Tracking der einzelnen Töne ist recht gut und macht richtig viel Spaß. Zusammen mit einem Looper-Pedal kann man auf diese Weise schnell und einfach eine Bassspur einspielen und anschließend die Gitarrenparts darüberlegen.
Allerdings ist das Tracking bei Akkorden leider nicht gut. Grundton und Quinte funktionieren noch, aber schon wenn eine Terz dazukommt, wird der Klang unter dem Signal mit einem undifferenzierten Wabern quittiert. Man hat stets das Gefühl, dass das Pedal den passenden Ton verlieren könnte. Mischt man das unbearbeitete Signal hinzu, wird dieser Effekt etwas kaschiert, aber das kann eigentlich nicht das Ziel sein. Es bleibt in allen Settings mit unterer Oktave immer dieses schwammige Gefühl und die Töne wabern beständig ein wenig. Ich würde die untere Oktave also nur für Bass-Sounds nutzen. Da hat das Mooer Tender Octave X2 wohl leider etwas viel gewollt, was wirklich schade ist, denn sonst erfüllt dieses Pedal so viele Voraussetzungen, um zu den wirklich guten zu zählen. Wenn man die untere Oktave nur leicht hinzumischt oder für Bässe nutzt, was der Mooer Tender Octave X2 wirklich gelungen rüberbringt, ist das Pedal trotzdem ein gutes Gesamtpaket.