Non-Plus-Ultra-Analog-Kick?
Genau passend zum ersten Bild der neuen Jomox Alpha Base durfte ich mir kürzlich das analoge Bassdrum-Modul Jomox MBase 11 anschauen. Zwar bereits einige Zeit erhältlich, aber damit nicht weniger interessant, handelt es sich hierbei um den Nachfolger der MBase 01, die 2006 auf den Markt kam. Die Jomox MBase 11 ist nach wie vor voll analog und in einigen Punkten aufgewertet worden.
Kurz gesagt, die Jomox MBase 11 ist im Grunde ein simpler einstimmiger Analogsynthesizer, der aufgrund der Konzeption auf das Erzeugen von Bassdrum-Sounds optimiert ist.
Rein äußerlich könnte man das Gerät, ebenso wie schon den Vorgänger, eher für eine Art Spielzeug halten, würde es doch wegen seiner geringen Abmessungen in einer Handtasche Platz finden. Auch die Anschlüsse, das kleine Display und die beiden Drehregler plus fünf Taster scheinen auf den ersten Blick ernsthaften Ansprüchen eher im Weg zu stehen. Doch das ist nur der erste oberflächliche Eindruck. Der Zwerg hat weit mehr zu bieten, außerdem ist die Jomox MBase 11 komplett über MIDI steuerbar. Das Metallgehäuse und die Regler sind von guter Qualität, der Aufdruck der Parameter auf der Frontplatte lassen die Einarbeitungszeit äußerst kurz werden. Bedingt durch die kompakte Bauweise lässt sich die MBase 11 eigentlich überall im Studio platzieren, sei es auf einem Keyboard, einem Pult oder wo auch immer – sehr praktisch.
Die Technik
Die monophone Jomox MBase 11 verfügt über einen VCO, der nur eine Sinusschwingung generiert und einen synchronisierbaren LFO für Modulationszwecke, deren Ergebnisse über einen unsymmetrischen 6,3 mm Klinkenausgang abgegeben werden. Der zur MIDI-Clock synchronisierbare LFO arbeitet mit Sägezahn-, Sinus- oder Rechteckschwingungen, sowohl positiv als auch negativ gepolt. Das gleiche Format gibt es als Eingang zum externen Triggern beispielsweise via Drumpad oder einer Audioquelle, die allerdings für gute Ergebnisse möglichst hohe und kurze Pegelspitzen liefern sollte.
Die Audiotriggerfunktion ist eigentlich nur für den Liveeinsatz sinnvoll, da ist wohl etwas Phantasie gefragt. Denkbar wäre sicher der Einsatz zur Unterstützung bzw. Dopplung eines Schlagzeugs bei Livedarbietungen. Dann wären da noch die beiden Buchsen für MIDI-In und -Out sowie der Anschluss für das externe Netzteil. Es gibt keinerlei Drumsamples, alle Sounds sind also analog und kommen sehr wuchtig und durchsetzungsfähig rüber. Eine Effektsektion gibt es nicht, meiner Meinung nach sollte man die auch bei einem Gerät wie diesem nicht vermissen, wo doch der Einsatz von Effekten bei Bassdrums eher dezent vonstatten geht und sowieso von jeder DAW einfacher und besser ermöglicht wird.
Zu guter Letzt kann die Jomox Mbase 11 SysEx-Daten, genauer das jeweils aktuelle Preset, empfangen und senden. So kann man beispielsweise in seinem DAW-Projekt kurz vor der Kickspur einen Datensatz platzieren, der einem das manuelle Einstellen des Sounds abnimmt.
Funktionsumfang
Die Ausstattung der Jomox MBase 11 klingt natürlich zunächst wenig spektakulär, aber die zahlreichen manipulativen Parameter lassen hingegen keine Wünsche offen.
Die MBase 11 bietet Platz für 110 Kicks, leuchtet beim Betrieb keine der links wie rechts angebrachten 8 LEDs, befindet man sich im Preset-Modus. Durch Drehen des Value-Reglers lassen sich die Speicherplätze abrufen (und schnell mit dem Play-Taster abhören), die sich in Pr0 – Pr9 sowie r00 – r99 gliedern, allesamt frei belegbar. Die 10 Plätze Pr0 – Pr9 sind als Anwender-Speicherplätze gedacht und können quasi als Favoriten angesehen werden, da sollten 10 Plätze sicher ausreichend sein. Andernfalls bedient man sich der 100 Werkssounds, die man als Template hernehmen und dann angepasst im Anwender-Bereich ablegen kann, so ist das praktikabel. Aber letztlich hat man ja doch meistens so seine Lieblingssounds, die immer wieder Anwendung finden.
Die Einstellungen
Die MBase11 gliedert sich ein zwei getrennte Parameterblöcke, links die Masterparameter und rechts die Soundparameter, die entsprechend auf der Gehäusefront übersichtlich aufgedruckt sind.
Soundparameter
Angewählt werden sie mittels des UP- bzw. DOWN-Tasters, wobei der aktuelle Parameter durch eine rot leuchtende LED kenntlich gemacht wird. Eine Direktanwahl ist nicht möglich, man kommt hier nur schrittweise ans Ziel. Das kann sicher etwas nervig sein, aber für Ungeduldige lassen sich auch MIDI-Setups mithilfe von Controllerboxen o.ä. basteln, die das vereinfachen. Aber eigentlich sollte man da eher seltener einsteigen müssen, wenn man sich mal seine Lieblingskicks im Speicher abgelegt hat. Um die folgenden Parameter verstehen und nachvollziehen zu können, werde ich abschließend Klangbeispiele anführen, zunächst aber die nüchternen Fakten. Als da sind:
Tune
Auch Pitch Envelope genannt (sprich die Modulationsintensität der einfachen Hüllkurve auf die Tonhöhe) kann hier geregelt werden. Je höher der eingestellte Wert, desto härter wird der Klang bzw. die Kick. Einfach gesagt bewegt sich der Klang von einer bauchigen, weichen 808 zur kernigen, wuchtigen 909.
Pitch
Hiermit wird die Grundtonhöhe der Bassdrum bestimmt, die Varianz geht vom 10 Hz-Subbassbereich bis hin zu relativ hohen, schneidenden Tönen. Wohl aus Gründen der großen Bekanntheit der TR-Maschinen wird auch hier bei der MBase 11 die sonst übliche Bezeichnung Tune durch Pitch ersetzt.
Decay
Wie man es sich denken kann, bestimmt dieser Wert die Länge der Ausklingzeit, bei einer Bassdrum faktisch also die Gesamtlänge des Klanges.
Harmonics
Verbiegt die sinusförmige Schwingungsform des Oszillators zu einer parabolischen, was sich durch einen härteren, paukenartigen Klang bemerkbar macht.
Puls
Regelt den Rechteck-Puls-Anteil der Attack-Phase auf dem Weg zum VCA. Klingt etwas verwirrend, praktisch äußert sich dieser Parameter als eine Art Klicksound.
Noise
Regelt den reinen Noise-Anteil der Attack-Phase, was sich hier klatschartig artikuliert. Beeinflusst wird dieser Parameter einerseits durch die EQ-Einstellung und andererseits durch MetNze (Metal Noise, siehe weiter unten), d.h. hohe EQ-Werte lassen den Noise-Anteil der Bassdrum annähernd verschwinden.
Attack
Hiermit lassen sich auch Bassdrums völlig ohne Attack- oder nur mit Puls- oder Noise-Anteilen erzeugen. Attack steuert die Intensität von Puls und Noise, deren Signale vorher gemischt und somit in ihrer Intensität gesteuert werden können.
EQ
Ein Filter zum Glätten. 0 heißt Filter ganz geöffnet, bei (teilweise) geschlossenem Filter sind Änderungen des Noise-Anteils wenig bis gar nicht mehr zu hören.
Volume
Auch klar, die Lautstärke. Jomox empfiehlt für beste Ergebnisse den höchsten Wert, also 255.
Gate
Regelt den Zeitabschnitt des Auslösers der Bassdrum von 0,1 – 16 ms, wodurch der Klang maßgeblich beeinflusst wird. Der Klang verändert sich von kurz und knackig bis hin zu längeren, geräuschartigen Kicks.
Comp(ression)
Klar, komprimiert den Sound, je höher der Wert, desto kürzer das Ergebnis, so lässt sich aus einer normalen Bassdrum ein Klicksound erzeugen, indem der Bauch verkleinert wird.
MetNze (Metal Noise)
Verwandelt das herkömmliche Rauschen in ein metallisches, sprich 0 generiert ein altbekanntes Zufallsrauschen, alle Werte darüber erzeugen komplexere Muster aus digitalen Multitönen. Irgendwie klingt das in der Theorie ziemlich sperrig, hier kommt man ohne E-Technikstudium nur mit Ausprobieren weiter.
Neben den klangformenden Parametern gibt’s noch die Masterparameter, die linksseitig erreichbar sind. Ausgewählt werden sie mit den darunter liegenden UP-/DOWN-Tastern, die Werte ändert man mit dem Value-Regler. Auch hier gibt es teilweise Doppelbelegungen, die sogenannte „2. Function“, die durch den roten Aufdruck erkennbar sind und über das gleichzeitige Drücken des UP- und Play-Tasters aufgerufen werden können:
MIDI Chann(el)
Einstellung des Sende- und Empfangskanals.
Split Mode (SM)
Zur Auswahl stehen entweder einen Drumsound nur auf einer Note (C1) oder verteilt über die Tastatur dann mit entsprechend variabler Tonhöhe abzurufen. Das ist insofern wichtig, als man die MBase per Sequencer ansteuern und automatisieren will, also praktisch fast immer, da unter der Einstellung SM2 (Bassdrum verteilt sich über gesamte Tastatur) die Änderungen der Tonhöhe faktisch wirkungslos bleibt. Darauf muss man erstmal kommen, meine ersten Gedanken waren, dass das OS möglicherweise hier fehlerhaft sein könnte.
Pitch Mode
Hier kann man die MBase11 in einen monophonen Synth verwandeln, d.h. mit SEM wird die VCO-Frequenz in Halbtonschritten über drei Oktaven angesprochen, während unter LIN die Verteilung linear über die Tastatur erfolgt, sofern der Split Mode auf 2 eingestellt ist, s.o.
LFO Wave
Der LFO erzeugt periodische Tonhöhenschwankungen, sprich Vibratos, durch die üblichen Schwingungsformen Sägezahn, Sinus, Rechteck und Dreieck in sowohl positiver als auch negativer Richtung. Die Polarität macht sich bemerkbar, wenn die LFO-Synchronisation aktiviert ist und so zur zweiten Hüllkurve wird, sowie eine Note ausgelöst wird.
LFO Speed
Wählbar ist die Geschwindigkeit des LFO in BPM oder synchronisiert zur MIDI-Clock.
LFO Int(ensity)
Klar, der Wirkungsgrad des LFO, 0 deaktiviert den LFO.
LFO Sync
Siehe oben, entweder läuft der LFO unabhängig oder startet bei jedem Note On-Befehl neu.
Store
Speichert einen gewünschten Sound ab, durch Drehen und Drücken des Value-Reglers wählt und bestätigt man den Speicherplatz.
Vergleich MBase 01
An dieser Stelle spätestens drängt sich natürlich der direkte Vergleich mit dem inzwischen nicht mehr hergestellten Vorgängermodell Jomox MBase 01 auf. Dieses Gerät habe ich nicht und kenne es auch nicht, aber ein Blick auf das Frontpanel sowie eine kurze Recherche genügen, um die Unterschiede schnell festzustellen: Es fehlen die vier klangformenden Parameter Volume, Gate, Compression, Metal Noize sowie der Value-Regler. Metal Noize kann interessante Sounds hervorbringen, die so mit der MBase 01 nicht möglich sind, die drei weiteren gehen schon in den Finetuning-Bereich und sind sicherlich eher entbehrlich.
Ansonsten ist natürlich das Fehlen des Value-Reglers von Nachteil, da er bei größeren Parametersprüngen sehr viel schneller zum Ziel führt und Nerven schont. Ansonsten scheinen aber die Engines identisch zu sein, was ich allerdings hier nicht mit Sicherheit sagen kann.
Ob der Umstieg von einer 01 auf die Jomox MBase 11 lohnt, ist schwer zu sagen und eine Sache der Schwerpunkte. Ist man mehr Musiker als Sounddesigner und besitzt bereits eine 01, kann man bestimmt ohne gravierende Nachteile auch dabei bleiben. Spielt man hingegen mit dem Gedanken, sich seine erste MBase überhaupt zuzulegen, sollte man in Anbetracht des aktuellen Preise von 220,- Euro zur MBase 11 greifen. Gebrauchte MBase 01 gibt es für knapp 100,- Euro.
Keine schlechte Idee, jedoch jomox airbase 99 gebraucht Kongurrenz aus eigenem Hause stellen eher eine Komplette Lösung dar, und konkurriert direkt schon wieder mit Drumbrute. Was willst du denn bei der großen Auswahl?