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Test: IOLabs Flux, Eurorack Rhythmus-Sequencer

Der Fluxkompensator für eure Grooves

17. November 2023
io labs flux eurorack sequencer

IOLabs Flux, Eurorack Rhythmus-Sequencer

Mit dem IOLabs Flux testen wir für euch einen Sequencer für das beliebte Eurorack-Format. Einige Leser werden nun einwerfen: „Was? Schon wieder ein Sequencer? Die gibt es doch mittlerweile wie Sand am Meer!“ Nun, das mag schon stimmen, aber solch einen Sequencer habt ihr sicher noch nicht in eurem Fuhrpark, soviel kann ich schon mal vorwegnehmen.

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IOLabs mit Sitz in Belfast, der Hauptstadt von Nordirland, wurde 2014 mit dem Ziel gegründet, innovative Musikinstrumente in Hardwareform für zukunftsweisende Live-Auftritte und Studioaufnahmen zu entwickeln. Bevor es mit dem Probanden ans Eingemachte geht, lassen wir die Entwickler selbst zu Wort kommen und lesen in der übersetzten Einleitung der Bedienungsanleitung:

„Flux ist das Ergebnis langjähriger Forschung und Entwicklung. Eine Kickstarter-Kampagne zur Einführung des Sequenzers wurde im Jahr 2020 erfolgreich abgeschlossen. Der Funktionsumfang ist im Vergleich zu den ursprünglichen Spezifikationen, basierend auf dem Feedback und dank der Unterstützung durch die modulare Community, erheblich gewachsen. Wir sind stolz auf die kompositorischen Möglichkeiten, die das Flux ermöglicht und erweitern die Firmware kontinuierlich, um neue und aufregende Funktionen bereitzustellen. Das Modul kann anfangs etwas überwältigend sein, aber wir glauben, dass die Benutzeroberfläche logisch aufgebaut ist und Sie nach wenigen Sitzungen in der Lage sind, jede beliebige Komposition mit Leichtigkeit zu programmieren.“

Das klingt doch schonmal vielversprechend – oder? Kommen wir also gleich zur Gretchenfrage:

Was ist das IOLabs Flux?

Das IOLabs Flux ist ein flexibler und sehr komplexer Rhythmus-Sequencer für das beliebte Eurorack-Modularsystem. Es nutzt den von IOLabs entwickelten Temporal Modulation Synthesis-Algorithmus als neue Methode zur Erzeugung komplexer Rhythmen.

IOLabs Flux Userbild Frontansicht

Mit der Temporal Modulation Synthesis verbiegt das IOLabs Flux die Zeit ohne die Einschränkung von starren Quantisierungsgittern mit Hilfe temporärer Modulationskurven und erzeugt damit unter anderem Polyrhythmen, euklidische Rhythmen sowie auch sehr realistische Schlagzeugmuster und vieles mehr.

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Mit seinen vier Kanälen, bestückt mit je drei Trigger/Gate-Ausgängen und einem CV-Ausgang, kann das IOLabs Flux als rhythmischer Treiber und zentrales Herz eines Modular-Systems agieren.

Das IOLabs Flux bietet neben der analogen Steuerung auch eine volle USB-MIDI-Einbindung, inklusive MIDI-Clock IO, MIDI-Notes-Out und der Steuerung aller Parameter über CC/NRPN-Befehle.

Das IOLabs Flux ausgepackt – Verpackungsinhalt

Aus der hübsch gestalteten Box bringen wir das sicher verpackte IOLabs Flux Eurorack-Modul mit bereits eingesteckter SD-Card und etlichen Beigaben zum Vorschein.

IOLabs Flux Userbild Verpackungsinhalt

Wir finden unter den Beigaben dann das übliche Ribbon-Kabel für die Eurorack-Stromversorgung, das obligatorische Schraubenset und darüber hinaus ein wertiges USB-Kabel, ein Calibration-Zertifikat, einen hübschen IOLabs-Dogtag und eine sehr stylisch gestaltete Blindplatte. Ja ist denn heut schon Weihnachten?

IOLabs Herstellerbild Blindplatten

Wo wir gerade dabei sind: Für Blindplatten-Fetischisten wie mich hat IOLabs im hauseigenen Shop noch zwei weitere wirklich hübsche Exemplare, die auch größere Wunden im System stilvoll abdecken.

Herstellerbild Webseite Sceenshot

Achtung Wortwitz! Flux zurück zum Flux: Das Handbuch lag zwar nicht mit in der Verpackung, aber man findet es in englischer Sprache dann als umweltfreundlichen Download in zwei Versionen auf der Hersteller-Website zum IOLabs Flux. Geboten wird dabei eine hübsche Version im Flux-Design und eine druckerfreundliche und somit farbsparende Version zum Ausdrucken. Dazu finden wir noch eine ausführliche Dokumentation der vom IOLabs Flux sendbaren und von ihm verstandenen MIDI-Befehle und ein Max4Live Setup Handbuch als Download im PDF-Format. Auf der Website von IOLabs findet man zudem auch immer die aktuelle Firmware des IOLabs Flux und die dazugehörige Anleitung und Dokumentation: Sehr löblich!

Wir werfen einen Blick auf die Haptik des Fluxkompensators

Das 32 Teileinheiten breite und mit Skiff-tauglichen 28 mm Einbautiefe sehr flache IOLabs Flux macht sofort nach dem Auspacken einen sehr edlen Eindruck. Die schwarze Frontplatte mit den goldenen Buchsenumrahmungen, Beschriftungen und Reglern verstärkt diesen ersten Gedankengang natürlich enorm. Die goldenen Beschriftungen setzen sich leicht von der Frontplatte ab und sind sehr gut ablesbar.

IOLabs Flux Userbild Frontansicht von rechts schräg

Die Regler und Buchsen sind alle mit der Frontplatte verschraubt, nur die kleinen schwarzen Druck-schalter machen hier eine Ausnahme, sind aber von unten per Extraplatine gut arretiert. Die Schalter machen einen langlebigen Eindruck und lösen ihre Funktionen blitzsauber aus. Die Buchsen haben einen relativ strammen Halt und verrichten ihre Arbeit ohne zu murren.

Userbild Regler im Fokus

Die Regler haben einen guten Grip und bieten einen butterweichen, gut aufgelösten Regelweg mit angenehmem Widerstand. Die beiden schwarzen Push-Potis lösen ihre Funktionen bei Druck schnell und sauber aus und durch die Rasterung wird das genaue Einstellen von Parametern zusätzlich erleichtert. Das Display reagiert direkt auf Tastendruck und Eingaben, was für eine gute Programmierung spricht. Alles in allem macht das IOLabs Flux bis hierhin in allen Belangen einen sehr hochwertigen Eindruck.

IOLabs Flux Userbild Rückseite

Schauen wir noch kurz auf die Rückseite des IOLabs Flux. Dort finden wir fast mittig als Erhöhung den gesockelten Teensy-Chip und seitlich rechts zwischen drei DC/DC-Wandlern die verpolungssicher angelegte Stromversorgung.

Userbild Rückseite seitlich

Dazu an dieser Stelle auch gleich die Daten: Auf der -12 V Leitung des Eurorack-Busses benötigt das IOLabs Flux magere 50 mA und auf der +12 V Leitung saugt es dann noch einmal 160 mA und ist damit für ein Eurorack-Modul dieser Größenordnung doch recht genügsam, zumal die 5 V Leitung gar nicht genutzt wird. Erwähnenswert ist zudem noch die per Schaltung integrierte Reverse-Protection, die das wertige Modul gegen Zerstörung bei versehentlicher Verpolung der Stromversorgung schützt.

Lässt sich der IOLabs Flux erweitern?

Tja, wie es immer so schön ist: Die User wollen Features und sie bekommen ihre Features! Mit dem Firmware-Update 1.06 zog eine umfangreiche MIDI-Implementation in das IOLabs Flux ein. Es unterstützt jetzt vollständiges MIDI-IO, einschließlich Clocks, MIDI-Notes-Out and Control Messages. Nun war guter Rat teuer! Denn MIDI funktioniert am IOLabs Flux nur über die USB-Buchse, die aber leider fest auf der Rückseite des hübschen Antreibers installiert ist.

Flux Herstellerbild Expander

Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg und der führt über den IOLabs Flux-Expander. Das passive drei Teileinheiten breite Erweiterungsmodul für den Fluxkompensator bringt den USB-Anschluss von der Rückseite zur Vorderseite des Gehäuses und bietet zudem noch ein 4-Wege-Passiv-Multiple. Im Verpackungsinhalt findet man neben dem Expander-Modul noch ein vergoldetes 2 m USB Kabel und das übliche Schraubenpaket. Wer also auch die MIDI-Funktionalität des IOLabs Flux nutzen möchte, kommt aus Gründen der Ergonomie fast nicht an dieser nützlichen Erweiterung vorbei. Mein Tipp: Gleich mit einplanen!

Flux Herstellerbild Expander seitlich

Kleiner Hinweis: Da der Flux-Expander nur separat erhältlich ist, werde ich die umfangreiche MIDI-Funktionalität des IOLabs Flux in diesem Test nicht beschreiben. Interessierte können sich aber gern in der von IOLabs bereitgestellten MIDI-Dokumentation einen Überblick verschaffen oder sich dieses Video ansehen.

Die Bedienelemente des Flux von IOLabs

Hiermit sind wir bei meinem obligatorischen Rundgang über die ausladende, hübsch designte Frontplatte angekommen. Ich hoffe, ihr habt die festen Wanderschuhe gut geschnürt, denn zuerst geht es ganz oben über sehr holpriges Gelände. 24 Eurorack-Buchsen wollen hier erkundet werden. Los geht es von links:

IOLabs Flux Userbild Frontansicht von links

Die obere Reihe Eurorack-Buchsen sind die 16 Ausgänge für die Kanäle 1 bis 4. Jedem Kanal sind dabei 4 Ausgänge zugeordnet. Die erste Ausgangsbuchse ist der Rhythm Out, dann folgen zwei Logik-Ausgänge Aux 1 und Aux 2. Die Logikausgänge können aktiviert werden und je nach ausgewähltem Logik-AUX-Mode feuern sie ihre Trigger gen Output. Diese vorgenannten drei Buchsen senden demnach alle Trigger/Gates, die vierte Ausgangsbuchse sendet Control Voltage und kann entsprechend für Modulationen verwendet werden.

Herstellerbild Manual Outputs

Die ersten vier Buchsen links bilden nach dieser Logik also Kanal 1, der dann im Display und in den LEDs unter den Buchsen in Orange dargestellt wird. Die nächsten vier Buchsen sind Kanal 2 zugewiesen und haben die Farbe Grün. Danach folgt Kanal 3 mit weiteren 4 Ausgängen in Blau und der vierte Kanal mit den restlichen Ausgängen arbeitet in roter Farbgebung auf den Display-Seiten und den LEDs darunter.

Userbild Eingänge links im Detail

Links unter den Kanalausgängen finden wir vier Eingangsbuchsen, die für erfahrene Euroracker selbsterklärend sein dürften. Von links nach rechts: External Clock (C), hier wird der IOLabs Flux zu externer Clock synchronisiert. Die nächste Buchse ist der Reset (R), klar hier wird der Flux bei eingehendem Trigger auf Step 1 zurückgesetzt. Danach folgt dann der Eingang Start/Stop (S), mit dem man den Flux von extern starten und stoppen kann und zu guter Letzt gibt es dann noch eine Mute-Schaltung (M) für alle Kanäle. Bei hier eingehendem Trigger werden die Trigger aller Kanäle temporär ausgeschaltet.

Userbild Eingänge rechts im Detail

Rechts unter den Kanalausgängen finden wir dann noch vier weitere Eingangsbuchsen, die schnell erklärt sind. Es handelt sich hier um die Eingangsbuchsen A bis D für die Steuerung von Parametern des IOLabs Flux durch von Extern zugeführte Control Voltage.

Ein Stockwerk tiefer finden wir dann jeweils außen links und rechts zwei goldene Regler. Das sind die vier Macro-Pots. Hiermit kann man manuell zugewiesene Parameter des IOLabs Flux direkt im Schnellzugriff steuern. Sie dienen darüber hinaus auch als Attenuverter für die vier oben beschriebenen Control Voltage-Eingänge A bis D.

Userbild Regler

Die beiden innen liegenden schwarzen Potis sind Push-Potis und besitzen eine Rasterung im Regelweg. Mit dem linken Poti scrollt man durch die Seiten und Parameter und mit dem rechten Poti stellt man dann die Werte ein. Schauen wir bei der Gelegenheit doch gleich mal auf die hier angebotenen Display-Seiten.

Herstellerbild Manual UI Overview und Navigation

Die Seite 1 (Rhythms) umfasst Einstellungen für den aktuellen Step und wie die Trigger von diesem Ausgegeben werden. Hier aktiviert man auch die beiden Logikausgänge für den Step. Die zweite Seite (CV Outputs) befasst sich mit den Einstellungen des CV-Ausganges. Hier kann man dann unter anderem einen LFO oder eine Hüllkurve aktivieren und mit entsprechenden Parametern einstellen. Die dritte Seite nennt sich Config und hier kann man dann zum Beispiel das Tempo, Shuffle oder Auflösungen eingeben. Zudem gibt es hier auch ein wenig Random und einen Copy-Befehl. Die vierte Seite bietet dann zusammenfassend eine Übersicht aller Kanäle und den Zustand der Steps. Man sieht dabei die Anzahl der Steps, deren Status (aktiv oder nicht) und den zugeordneten Modulationsbus.

IOLabs Flux Userbild Kabelvorhang Stepübersicht

Mit einem Druck auf die Push-Potis wechselt man zwischen den Kanälen, wobei die Auswahl auf dem aktuellen Step und auf dem Wert stehen bleibt. So kann man zum Beispiel schnell die Werte für DENS auf allen Kanälen für Step 1 ändern. Das Bedienkonzept ist wirklich gut durchdacht und ermöglicht trotz der vielen Parameter eine schnelle Arbeitsweise.

Das omnipräsente hochauflösende IPS-Display, mittig über den Push-Potis sitzend, wollen wir natürlich nicht unterschlagen. Es ist entspiegelt, bietet einen großen horizontalen Betrachtungswinkel und ist trotz kleiner Schrift gut ablesbar.

Herstellerbild Manual Schalter

Nun fehlen nur noch die kleinen schwarzen Schalter im unteren Bereich des IOLabs Flux. Wir beginnen wieder von links. Der Schalter mit dem Stern erleichtert die Navigation zwischen den Menüseiten. Wie oben beschrieben, scrollt man mit dem linken Push-Poti durch die Parameter und irgendwann wechselt auch die Displayseite. Drückt man nun den Sternschalter und scrollt mit dem Push-Poti, wechselt man sofort zur nächsten Seite, ohne endlos durch die Parameter zu surfen. Und auch in den Parameterwerten kann man mit einem Druck auf diesen Schalter die Werte schneller anfahren und damit schonmal grob voreinstellen.

Mit gedrücktem Schalter ALL werden die Werte eines Parameters auf allen aktivierten Steps auf einem Kanal bearbeitet. Der nächste Schalter µSD bringt uns namensgebend in das Menü für die SD-Card. Hier kann man seine kreativen Ergüsse benennen, abspeichern, wieder laden und auch löschen. Kleiner Hint: Legt man hier ein File mit Namen DEFAULT ab, wird es bei jedem Systemstart automatisch geladen. Den Micro-SD-Cardslot finden wir dann direkt unter dem Display.

Userbild Schalter Step ON und MOD

Die nächsten drei Schalter sind für die Bedienung des IOLabs Flux essenziell. Hier finden wir STEP links und STEP rechts sowie den Schalter ON. Mit diesem Dreiergespann wählt man Steps auf einem Kanal an und aktiviert oder deaktiviert sie. Möglich ist hier die maximale Anzahl von 16 Steps, was sich aber schnell relativiert, wenn man bedenkt, dass das IOLabs Flux 64 Trigger pro Step abfeuern kann.

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Der Schalter MOD entführt uns in die umfangreiche Modulationssektion des IOLabs Flux. Ein erster Druck bringt uns in die Seite Evolve UI. Hier gibt es dann 85, in Worten fünfundachtzig (!!!) Parameter-LFOs für die interne Modulation von Parametern des IOLabs Flux. Ein zweiter Druck auf den MOD-Schalter bringt uns in die Einstellungen der Inputs für die Steuerung der Parameter durch externe Control Voltage. Und ein weiterer Druck auf MOD führt uns schlussendlich in die Sektion für die Einstellungen der vier Macro-Pots. Die Möglichkeiten in der Modulationssektion sind dermaßen erschlagend, dass eine umfassende Beschreibung dazu den Rahmen dieses Testberichtes einfach sprengen würde. Stichwort: Modulationsbusse und damit verweise ich für Interessierte auf das wirklich gut beschreibende englische Bedienungshandbuch, Seite 12.

Userbild Schalter PLAY im Fokus

Den letzten Schalter PLAY muss ich wohl nicht näher erklären, er lässt die virtuellen Pferde galoppieren oder stoppt sie bei nochmaligem Druck.

Die Bedienung des IOLabs Flux

Ich muss zugeben, selten hatte ich einen so schweren Einstieg in die Bedienung eines Sequencers. Das lag aber nicht am IOLabs Flux selbst, sondern an meinem anfänglichen Unvermögen, über den Tellerrand hinausschauen zu können. Ich sah einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mein Verständnis von Sequencern ist eben durch Lauflicht- und Step-Eingabe geprägt und so musste ich erst einmal komplett umdenken. Als ich diese Hürde dann aber gemeistert hatte, tat sich mir eine unendliche Spielwiese mit extrem hohem Spaßfaktor auf.

IOLabs Flux Userbild im System gepatcht schräg

Damit ihr diese Hürde gleich von Anfang an meistert, integriere ich an dieser Stelle einen kleinen Einführungs-Workshop. Wir werden uns dem IOLabs Flux dabei erst einmal wie einem ganz normalen Sequencer mit Lauflichtprogrammierung nähern, damit wir uns auf vertrautem Terrain bewegen und die grundlegenden Funktionen im Schlaf beherrschen und dann verlassen wir die quantisierten Pfade und verbiegen die Zeit.

Für diesen Miniworkshop programmieren wir uns ein einfaches 4/4-Rhythmus-Pattern mit nur acht Steps. Auf Kanal 1 ist die Bassdrum, Kanal 2 triggert die Snaredrum, Kanal 3 die geschlossene HiHat und auf Kanal 4 liegt die offene HiHat. Die Bassdrum macht ihren Schlag auf der 1. Wir wählen also durch Drücken auf das linke Push-Poti den Kanal 1 und drehen ihn dann auf den Parameter LOOP. Dort stellen wir 1-8 ein und haben damit 8 Steps im Pattern. Nun müssen wir die gewünschten Steps noch ein- oder ausschalten. Also mit den kleinen Schaltern den jeweiligen Step anwählen und mit dem Schalter ON wird der Step dann ein- oder ausgeschaltet. Wir lassen Step 1 bei der Bassdrum an und schalten die Steps 2-8 aus. Analog dazu bestücken wir jetzt die anderen drei Kanäle. Die Snare ertönt auf Step 5, die geschlossene HiHat kommt auf der 1, 3, 5 und 7. Die offene HiHat hat nur einmal ihren Einsatz auf Step 6. Die getriggerten Sounds stammen alle von einem SoundForce S-LD Eurorack-Drum-Modul. Das Ergebnis hört man in Klangbeispiel 01 und sieht dann im Display (Seite 4 Overview) so aus:

IOLabs Flux Userbild Miniworkshop Pattern im Display

Und nun drehen wir einfach mal aus Spaß bei den aktivierten Steps an den Parametern für PROB, DENS, LONG und PHAS. Das Ergebnis dieser eher unkonventionellen Dreherei an den Parametern hört man dann in den Klangbeispielen 02 (nur Step 5 manipuliert) und im Klangbeispiel 03 (alle Steps manipuliert) und dabei bitte immer im Hinterkopf behalten: Das Pattern ist immer noch das Gleiche, nur die Steps werden hier in einigen wenigen Parametern manipuliert. Ich denke, man kann an dieser Stelle schon erahnen, wohin die Reise mit diesem großartigen Modul gehen kann, wenn man sich da erst einmal richtig eingearbeitet hat.

IOLabs Flux Userbild Miniworkshop mit SLD von SoundForce

Die Bedienung selbst ist nach einer gewissen Einarbeitungszeit tatsächlich in sich logisch und geht dann auch schnell in Fleisch und Blut über. Die sehr gut strukturierte Bedienoberfläche hilft beim Einstieg enorm. Die Bedienelemente liegen durch den vorhandenen Platz auf der großen Frontplatte schön weit auseinander und lassen ein ergonomisches und ermüdungsfreies Arbeiten zu. Das ist schon alles sehr komfortabel!

Für die Update-Liste hätte ich dann noch einen Extrawunsch: Einen Flip-Modus, mit dem das Display auf den Kopf gestellt werden kann und damit ein Einbau des IOLabs Flux mit den Eurorack-Buchsen nach unten möglich wird und mir nicht ständig Kabel vor dem Display hängen. Da die Bedienoberfläche symmetrisch angelegt ist, sollte das kein Problem sein, denn auf die Beschriftungen schaut nach einiger Zeit sowieso niemand mehr. Ach ja: Und vielleicht geht ja als Krönung auch noch ein richtiger Song-Mode?

Was geht mit dem IOLabs Flux?

Den Fluxkompensator nur als einfachen Lauflicht-Sequencer für Drumpatterns zu nutzen, wäre schon fast Perlen vor die Säue geworfen, denn da geht so unglaublich viel mehr. Durch die CV-Ausgänge kann man ihn sogar als vierspurigen CV-Sequencer nutzen und das Befeuern von Drones ist für ihn eher eine der leichteren Übungen.

Das IOLabs Flux erwies sich vor allen Dingen als Spezialist, wenn es darum geht, rhythmische Texturen und Soundscapes mit Tiefgang zu schaffen. Darüber hinaus lassen sich mit ihm auch unglaublich lebendige und realistische Drum- und Percussion-Patterns erstellen. Remixer oder auch die Musiker aus der IDM-Szene werden das IOLabs Flux lieben, bietet es doch eine herrlich kreative Spielwiese für total schräge und abgefahrene Schöpfungen.

IOLabs Flux Userbild mit Soundforce SLD und BOOM

Aber wie so oft im Eurorack-Kontext gilt auch hier: Man sollte auch über weitere Möglichkeiten der Nutzung des Modules nachdenken, denn mit einem Sequencer ist man ja nicht darauf beschränkt nur Drum-Module anzutriggern. Hier geht nämlich deutlich mehr: Alle Module, die einen Trigger- oder Gate-Eingang haben, bieten sich hier als willkommene Abnehmer an. Ich denke hier an Hüllkurven, LFOs, Switches oder weitere Sequencer, die alle im Takt zur Clock an- oder weitergeschaltet und synchronisiert werden können. Das IOLabs Flux kann damit das zentrale pulsierende Herz eures Eurorack-Systems bilden und den Rhythmus für alle angeschlossenen Module vorgeben oder sogar ganze Systemzustände  umschalten.

Und wem das dann noch nicht reicht, der kann das IOLabs Flux auch als Vierfach-VCO nutzen, denn seine ausgegebenen Frequenzen reichen bis weit in den Audiobereich.

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Ich kann mir vorstellen, dass der bekannte Dub-Spezialist und Remixer Adrian Sherwood sicher auch seine helle Freude am IOLabs Flux haben würde. Wer kennt noch seine ultracoolen ON-U-Sound Remixe des Depeche Mode-Songs „People Are People“? Solche schrägen Remixe sind mit dem IOLabs Flux überhaupt kein Problem. Einfach ein Sample-Modul mit den songtragenden Samples füttern und das IOLabs Flux machen lassen. Losgelöst von Raum und Zeit feuert der Fluxkompensator seine Trigger-Signale, Gates und Modulationen in den Sampler und mit PROB auf den Steps ist da trotz vorhandenem Rhythmus kein System mehr dahinter erkennbar. Das ist einfach nur der Hammer! (Klangbeispiel 7).

Flux Userbild im System gepatcht

Obwohl es ja eigentlich sinnfrei ist, bei einem Sequencer Klangbeispiele zu präsentieren, wollte ich doch einige schräge Ergebnisse aus den Testsessions mit euch teilen. Die Klangbeispiele 4 bis 6 basieren tatsächlich auf nur einem gesetzten, aber manipulierten Step auf allen vier Kanälen. Das IOLabs Flux befeuert hier die vier Sample-Kanäle des auch von mir getesteten Rample von Squarp Instruments.

Gibt es Alternativen zum IOLabs Flux?

In einigen Momenten hat mich das IOLabs Flux an den auch bei uns getesteten Control Forge von Emulator-Erfinder Dave Rossum erinnert. Die umfangreichen flexiblen und abgefahrenen Modulations- und Trigger-Möglichkeiten findet man auch in den Menütiefen des wertigen Spitzenmoduls von Rossum Electro-Music.

Userbild mit Rossum ControlForge

Vergleicht man dieses mit dem IOLabs Flux, wird man feststellen, dass der Control Forge aber nur vier Ausgänge hat. Das wäre dann im Vergleich nur ein Kanal des IOLabs Flux. Der Control Forge kann auch nur acht Steps auf diesem einen Kanal liefern. Vor diesem Hintergrund ist dann auch der etwas höhere Preis des Fluxkompensators als durchaus fair einzuordnen.

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Fazit

Das sehr wertig verarbeitete IOLabs Flux hat eine steile Lernkurve, das kann man nicht abstreiten. Aber wenn man diese hinter sich gelassen hat, dann wird man mit einem sehr flexiblen Tool belohnt, das auf seine einzigartige Weise gefühlt den Raum und auf jeden Fall die Zeit verbiegt. Die gut durchdachte Bedienoberfläche lässt trotz der wahnwitzigen Parameterflut eine sehr schnelle Arbeitsweise zu. Ich hatte eine Menge Spaß mit diesem großartigen Modul und kann IOLabs zu diesem großen Wurf mit ihrem Erstling nur gratulieren. Mein Tipp: Unbedingt antesten!

Plus

  • innovatives Konzept der Zeitkrümmung
  • sehr wertige Verarbeitung
  • gut strukturierte Bedienoberfläche
  • Ergonomie und Platz auf der Arbeitsfläche
  • viele interne Modulationsquellen
  • MIDI-Einbindung
  • gfute Updatepolitik
  • hoher Spaßfaktor

Preis

  • IOLabs Flux: 799,- Euro
  • IOLabs Flux Expander: 40,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    [P]-HEAD AHU

    Schöner Test, wunderschönes Modul. Mich spricht das Konzept leider gar nicht an. Die Beispiele und die Videos habe ich angeschaut. Ich bin schon mit den normalen Ratchening und Probability und Random Funktionen von normalen Gate Sequenzern gut bedient und auch manchmal überfordert.

    • Profilbild
      Friendly Noise

      @[P]-HEAD Flux ist wirklich etwas Einzigartiges. Nach mehr als 100 Videos mit dem Ding, sehe ich mich immer noch als absoluten Anfänger. Bitte schau dir manche von den Jupiter4/Flux Videos an. Was man dort hören kann, ist nur schwer mit dem Begriff „Sequenzer“ zu bezeichnen. Viel Spaß! 😊

    • Profilbild
      [P]-HEAD AHU

      @Friendly Noise 109 Videos? Alle Achtung. Ich werde mir natürlich nicht alle 109 anschauen, aber ein paar! Na da bin ich gespannt. Danke für die Info!

      • Profilbild
        Friendly Noise

        @[P]-HEAD Mein großes Lob an den Amazona-Tester. Ich würde keinesfalls wagen, so ein außerirdisches Modul wie Flux in einem Artikel zu beschreiben. Der Versuch ist jedoch gelungen, so weit Wörter reichen. Die Tiefe und organisches Verhalten von Flux wollen erlebt werden.

        • Profilbild
          Dirk E. aka Xsample RED

          @Friendly Noise Also erstmal ein dickes Danke für Dein Lob aus quasi ja schon berufenem Munde. 😀 Und ein zweites fettes Danke auch an Dich und Deinen schnellen Kommentar zu meinem Hilferuf im Sequenzerforum, der mir erst den Zugang zum Fluxkompensator eröffnete, weil ich ja, wie geschrieben den Wald vor lauter Bäumen nicht sah. Und ja, das Modul ist schon der Hammer. 😎

  2. Profilbild
    pol/tox

    Ein spezieller Rhythmusgenerator.
    Betreibe ihn für Rhythmen im Verbund mit einem klassischen Lauflicht-Sequencer, verschachtelt per OR-Gates und Logik. Rhythmen ohne Ende.

    In meinem Setup übernimmt Flux auch die komplette Clockverteilung mittels der AUX Ausgänge, sehr praktisch.

    Bin gespannt ob und was noch von Barry kommen wird. Mit dem Flux hat er die Latte mal megahoch gelegt =)

    Preislich muss ich sagen puh… zum Glück habe ich einen Kickstarter Batch erhalten, nicht mal die Hälfte hat er damals gekostet.

    • Profilbild
      Friendly Noise

      @pol/tox Barry will neue Module herausbringen. Er nimmt die Arbeit aber so ernst, dass alles streng geheim bleibt, bis die Geräte funktionsfähig sind. Also nichts von leeren Versprechen oder steriler Warterei.
      Übrigens, auch Flux sollte weiter entwickelt werden. Barry und die Beta-Tester haben jede Menge fantastischer Ideen, die leider nicht alle in das Modul passen werden. Aber Flux kann noch besser und flexibler werden. Eventuell auch einfacher zu bedienen. Wie, wann und in welchem Umfang ist und sollte unbekannt bleiben, bis die Zeit kommt. 🤐

      • Profilbild
        pol/tox

        @Friendly Noise oh spannend, bin gespannt!

        Was Flux angeht bin ich auch einer der Betatester; er hat Ideen präsentiert, die das Ding noch besser machen werden =)

  3. Profilbild
    Anjin Sun

    Was es alles gibt, abgefahren !! Fällt das jetzt schon unter KI macht Musik? Was würd ich geben Autechre über die Schulter zu schauen… obwohl hab ich ja schon. Einst beim Gig im Ultraschall-Flokati, das Equipment war völlig banal, weit und breit kein Flux_Kompensator_Sequencer! Aber was die da raus geholt haben, da wäre das 800€ Modul nicht mehr aus dem Staunen rausgekommen.
    Das IOLabs Flux im Verbund mit dem Erica LXR02 Modul, bestimmt Mega! Auch wenn das Ersparte dann erst mal weg ist. Ob dann allerdings die Güte von Autechre automatisch erreicht wird? Kreuz und Quer Youtube Videos bestätigen das nicht … aber geil ist das Teil schon.

    • Profilbild
      Friendly Noise

      @Anjin Sun Ich würde Flux eher nicht als KI kategorisieren. Aber das Modul ist dermaßen mächtig-programmierbar-modulierbar-steuerbar, dass es oft scheint, fast wie ein Innenleben von selbst zu entwickeln. ✌

    • Profilbild
      pol/tox

      @Anjin Sun Anfangs dachte ich auch, geil, Flux, jetzt grooved meine Musik endlich.

      Aber nix da, dem Ding muss man genau sagen, was es tun soll. Mit KI hat das nichts zu tun und es erfordert einige Einarbeitungszeit um „vernünftige“ Rhythmen erstellen zu können.

      Alleine wieviele Parameter man per Step/Trigger justieren und modulieren kann ist irre, das bietet kein anderer Trigger-Sequencer (Man kann auch köstlich Melodien damit machen, Friendly Noise hat das längst bewiesen).

      Dieses Modul ist mehr oder weniger die Essenz der akademischen Laufbahn des Erschaffers, und er hat ein Produkt daraus gemacht.

      • Profilbild
        Friendly Noise

        @pol/tox Also, neben der erforderten Einarbeitungszeit sollte man vielleicht auch ein paar nicht so positive Punkte nennen:

        Wer nicht gerne mit Hilfe von Displays musiziert, sollte vielleicht die Finger weg von Flux lassen. Ja, man kann viel Spaß mit den Macroknobs, und den internen und externen Modulationsquellen haben, aber das kommt meistens erst nach dem nötigen „Sequenz-Kochen“ mit dem Display.

        Und auch noch etwas, was manchem missfallen könnte: Nach praktisch jedem wichtigen Update laufen die mit älteren Firmwares erstellten und gespeicherten Pattern nicht mehr. Das ist wohl der Preis für ein richtiges Update mit wirklich neuen Funktionen. Ich nehme an, der neue Code ist so verschieden von älteren Versionen, dass alte Patterns nicht mehr erkannt und gespielt werden können.

        Das alles sage ich noch mit der größten Liebe für Flux.

        • Profilbild
          pol/tox

          @Friendly Noise das sehe auch so, deswegen paare ich Flux mit anderen Sequencern, die spielbarer und zugänglicher sind.

          Flux fühlt sich mehr nach Erarbeiten an, darauf habe ich nicht immer Bock.

          Die Möglichkeit, Steps mittels Midi Controllern (z.B. Launchpad) zu setzen, wäre super.

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