ANZEIGE
ANZEIGE

Workshop: Elektron Sequencer programmieren

Von Optionen und Möglichkeiten

25. August 2023
elektron sequencer programmieren workshop

Workshop: Elektron Sequencer programmieren

Zum Thema „Elektron Sequencer programmieren“ gibt es vielfältige Gerüchte. Es sei eine dunkle Kunst, es sei umständlich und undurchschaubar sagen die einen. Es sei logisch, effizient und kreativ, sagen die anderen. Und so gibt es Vorurteile, die vielleicht verhindern, sich überhaupt mal mit der Materie auseinanderzusetzen. Ich stehe da auf den Standpunkt, bevor man etwas ablehnt, sollte es doch wenigstens einen Versuch geben, das Abgelehnte zu verstehen. Vielleicht stehen ja einfach nur Missverständnisse im Weg. Aus diesem Grund haben wir diesen Workshop zusammengestellt, der die wichtigsten Eigenschaften des Elektron Sequencers anhand des Elektron Model:Samples darstellt.

ANZEIGE

Musikalische Sequencer, älter als Synthesizer

Die Geschichte der Sequencer im Kontext der elektronischen Musik beginnt mit dem elektromechanischen Sequencer von Raymond Scott in 1953. Die Idee, Noten (nicht Audio) über ein Medium an ein Musikinstrument zum Abspielen zu übertragen, reicht aber viel weiter zurück. Persönlich verbinde ich damit immer einen verqualmten Saloon im wilden Westen, in der ein Player Piano steht. Die sprichwörtliche Pianorolle war ab 1883 kommerziell erhältlich. Und daher kommt auch der Begriff Piano Roll Editor in den uns bekannten DAWs. Tatsächlich werden immer noch solche physikalischen Pianorollen hergestellt. Der Katalog eines Künstlers in Bezug auf Pianorollen wird übrigens „Rollographie“ genannt.

Eine echte Pianorolle – Wikipedia CC

Bei genauer Betrachtung reicht die automatisierte Sequenzierung noch weiter zurück, und mit etwas wohlwollen, könnte man den Webstuhl „Power Loom“ von Edmund Cartwright – 1785 zum Patent angemeldet – auch als Sequencer bezeichnen. Hier wurden hölzerne Lochkarten als Träger der Sequenz benutzt. Zum Glück blieb den elektronischen Sequencern die Nachahmung der Maschinenstürmerei von Elberfeld (1783) und Schlesien (1844) erspart.

Lochkarten eines Webstuhls – Wikipedia CC

Elektron Sequencer vs. Sequencer, wie wir sie kennen

Mit dieser Überleitung und der plastischen Vorstellung einer Pianorolle oder der hölzernen Lochkarte lässt sich auch ganz einfach der Unterschied darstellen. Die herkömmlichen elektronischen Sequencer, sei es Hardware oder Software, digital oder analog sind im Prinzip mit diesen physischen Medien identisch. Es werden Events gesetzt, das können Noten oder Steuerdaten sein, die dann abgespielt werden. Soll eine Variation entstehen, so wird eine Sequenz kopiert, die Variation in der Kopie vorgenommen und dann die Variation z.B. alle 4 Takte abgespielt.

Elektron Sequencer Porgrammieren - Piano Rolle DAW

Ein Piano Roll in der DAW

Einen Elektron Sequencer zu programmieren heißt jetzt, diese statischen Vorgaben während des Abspielens ändern zu können. Im Bild der Lochkarte also z. B., dass ein Loch nur alle vier Takte erscheint. Oder dass ein Loch auf der Holzkarte nur erscheint und somit abgespielt wird, wenn ein anderes Loch ebenfalls existiert. Es werden also aus den starren Abspielmedien selber kleine Maschinen gemacht.

Inzwischen haben natürlich andere Hersteller Teile dieses Konzeptes längst aufgenommen und schon länger findet man die Abspielwahrscheinlichkeiten von Noten, die aber eben nur eine zufällige Variation zulässt über die keine Kontrolle herrscht.

Elektron Sequencer – Conditional Trigs

Diese kleinen Maschinen sind im Elektron-Jargon die Conditional Trigs. Bleiben wir doch kurz bei dem Beispiel mit der Variation alle vier Takte. Sagen wir, dies beträfe eine Bass-Drum, die auf der letzten Achtelnote des Taktes landen soll. Anstatt wie oben beschrieben zu kopieren, wird dieses Bass-Drum-Event oder auch -Trigger zunächst gesetzt. Dann kommt diese eben bei jedem Durchlauf auch zu Gehör. Beim Elektron Sequencer kann dann über die Conditional Trigs die Abspielbedingung eingestellt werden. In unserem Fall ist es die Trigger Condition 1:4. Im Klartext bedeutet das: Spiele dieses Event beim ersten von je vier Durchläufen ab. Im Bild ist dargestellt, das auf Step 15 des aktuellen Pattern eben dieser Conditional Trigger eingestellt ist.

Elektron Sequencer Porgrammieren - Conditional Trigs

Der Vorteil liegt auf der Hand. Anstatt vier Patterns zu kopieren, von denen eines variiert wird, benötigt es nur ein Pattern. Und genau hier scheinen sich die Geister zu scheiden. Manche finden, dass das eine unnötige Verkomplizierung ist, andere empfinden das gerade als Erleichterung, da nun weniger Patterns gehandhabt werden müssen. Für mich persönlich ist diese Art der Programmierung eindeutig die bevorzugte, kann aber auch den andern Standpunkt voll und ganz verstehen.

ANZEIGE

Elektron Sequencer Porgrammieren - BSP 1von4

Fakt ist aber, dass mit nur einem Pattern, das im Speicher nur 1 Takt lang ist, ein Pattern gehört wird, das 4 Takte lang ist.

Elektron Sequencer: Tricky Note Trigs

Sicher, mit diesem Beispiel kann nur ein erster Eindruck gewonnen werden und bevor wir uns den Parameter-Locks (die im Handbuch auch als Lock Trigs bezeichnet werden) zuwenden, möchte ich die Komplexität dieser Conditional Trigs aufzeigen und die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben. Am besten erst mal eine Auflistung aller Conditional Trigs, die der Elektron Model:Samples zu bieten hat:

  • FILL,
  • Not FILL,
  • PRE,
  • Not PRE,
  • NEI,
  • Not NEI,
  • 1St,
  • Not 1St,
  • X%,
  • A:B.

Den Fall A:B hatten wir ja schon angesprochen und grundsätzlich kann B Werte von 2 bis 8 annehmen. A hat dann jeweils einen Wert von 1 bis zum eingestellten Wert von B. Also z. B. 2:2 oder 7:8. Die Angabe X% bezeichnet die bekannte Abspielwahrscheinlichkeit. Diese beiden Arten von Trigs werden für einfache Variationen des Grund-Patterns hergenommen.

Läuft eine HiHat-Sequenz, so kann sie stetig variiert werden. Interessant werden Variationen wie 2:3, gepaart mit 4:5 und 4:4 zum Beispiel. Eine kleine Rechnung ergibt, dass sich das Pattern dann erst alle 60 Takte wiederholt. Es liegt auf der Hand, dass eine manuelle Vorgehensweise deutlich länger brauchen würde.

Elektron Sequencer Porgrammieren - BSP 60 Takte Sequenz

Die ersten 10 Takte der insgesamt 60-Takte-Sequenz

Auch Fill und not Fill sind einfach zu begreifen. Dieser Conditional Trigs prüft nämlich, ob die Fill-Taste am Gerät gedrückt wurde. Wenn ja, wird der Trig abgespielt (Fill) oder eben nicht (not Fill). Der Name sagt es schon, diese Bedingung ist ideal, um in ein Pattern Fills einzubauen oder Variationen, die händisch ausgelöst werden können.

1St und not 1St macht das, was auf der Verpackung steht: Die entsprechende Note wird nur beim ersten Durchlauf abgespielt oder eben nur beim ersten Durchlauf nicht abgespielt. Als einfaches Beispiel fällt mir ein Crash-Becken ein, das nur beim ersten Durchlauf des Patterns zu hören ist.

PRE und NEI sorgen für verkettete Umstände im Sequencer

Die beiden letzten bringen uns dann noch weiter in das Territorium des Elektron Sequencer. Hier können nun Trigs eingestellt werden, die abhängig von anderen Trigs sind. PRE bezieht sich darauf, ob der zuletzt ausgewertete Trig abgespielt wurde. Sagen wir, die Trig Condition wäre eine Snare mit 2:4. In einem viertaktigen Durchlauf wäre diese dann alle zwei Takte zu hören. Wird jetzt eine weitere Snare eine 16tel dahinter gesetzt, deren Conditional Trigs auf PRE steht, so ist diese ebenfalls alle zwei Takte zu hören.

Die Einstellung not PRE bewirkt dann das Gegenteil: Die zweite Snare ist nur zu hören, wenn im aktuellen Taktdurchlauf die erste eben nicht abgespielt wurde. Nun kann man sich fragen: Warum nicht gleich alles auf 2:4 einstellen? Nun, so kann mit dieser Methode eine spätere Änderung oder Variation in einem anderen Pattern leichter vorgenommen werden und es erleichtert die Bedienung, nur einen Trig umzustellen, da die anderen Trigs daraus folgen.

NEI und not NEI sind im Prinzip das Gleiche, nur bezieht sich dann die Auswertung auf den Nachbar-Track zum aktuellen Track. Der Nachbar-Track ist definiert als der der Track eine Nummer darunter. Platziere ich also einen NEI auf Track 4, so wertet dieser aus, ob auf Track 3 ein Trig abgespielt wurde. So können verschiedene Tracks aneinander gekoppelt werden. Spielt auf Track 3 die zusätzliche Bass-Drum, könnte die Snare auf Track 3 dann ebenfalls spielen oder mit not NEI eben nicht abgespielt werden.

Bei den beiden letzten Trigs PRE und NEI ist jedoch zu beachten, dass sie sich nicht selbst auswerten, sondern eben nur den letzten gespielten Trig. Drei PREs hintereinander würden sich also z. B. alle auf einen vorhergehenden X%-Trig beziehen.

Affiliate Links
Elektron Model:Samples
Elektron Model:Samples
Kundenbewertung:
(171)

Alles kann, nichts muss

Was allerdings sehr wohl funktioniert, ist der Bezug auf einen FILL-Trig, selbst wenn im Nachgang der FILL-Taster losgelassen wird. Das ist eine wirklich praktische Sache, um bei einem Live-Auftritt die Hände möglichst frei zu halten – nur kurz die FILL-Taste drücken und der gesamte Fill wird abgespielt.

Zum Schluss möchte ich festhalten: Die Conditional Trigs sind optional. Keiner befiehlt, dass diese beim Programmieren genutzt werden müssen. Ich empfehle, am Anfang einfache Sachen zu probieren, wie ein zusätzliches Sample alle 2 Takte. Nach und nach werden automatisch komplexere Zusammenstellungen von Trigs genutzt, so dass wie oben beschrieben mit sehr einfachen Mitteln aus einem 1-Takt-Pattern eine 60-Takte-Sequnenz wird.

Später können dann die Fills angegangen werden. Und wenn es dann richtig tricky zugehen soll, kommen PRE und NEI ins Spiel. Das Ding bei Elektron Sequencern ist, sich nicht von den ganzen Optionen erschlagen zu lassen. Es müssen nicht alle verschiedenen Trig-Arten auf einmal vorkommen. Mir macht das Erstellen solcher in sich programmierten Patterns viel Freude und ist gerade im Live-Kontext sinnvoll. Dann kann nämlich ein Pattern Grundlage für einen ganzen Abschnitt eines Songs sein.

Lock Trigs im Elektron Sequencer

Die geraden besprochenen Note Trigs beziehen sich auf das Abspielen von Noten-Events und betreffen so auch die MIDI-Ausgabe. Die Lock Trigs sind nun für jedes Elektron-Gerät spezifisch und sind an die konkrete Synthese gebunden. Im Falle des Model:Samples betrifft das also die Manipulation von Samples über Hüllkurven, LFOs und Filter. Bei einem Elektron Digitone wären es Parameter zur FM-Synthese.

Auf einem Trigger liegen mehrere Lock Trigs

Die Eingabe dieser Lock Trigs geschieht genau wie die der Note Trigs. Der entsprechende Step auf dem Track wird gehalten und dann wird z. B. die Cutoff-Frequenz verstellt. Nehmen wir an, es ist eine Snare auf der zweiten Viertel-Note. Auf der vierten Viertel-Note wird diese ebenfalls ausgegeben, diesmal möchte ich aber das Filter ein wenig offener haben. Also wieder Step gehalten und Cutoff ein wenig nach oben gedreht. Im Beispiel ist das gut zu hören.

Beim Model:Samples ist es so, dass das Verstellen des Filter-Cutoffs zwar Controller-Daten über MIDI sendet, jedoch keine vorher festgesetzten Parameter-Locks. MIDI wird also nur ausgegeben, wenn Cutoff am Regler verstellt wird, nicht wenn es sich im Pattern über den Parameter-Lock ändert.

Es gibt keine Begrenzung, wieviele Sound-Parameter pro Note verstellt werden können. Durch die Nutzung von mehreren Parameter, z. B. Cuoff, Resonance und Pitch, kann ein Sample innerhalb eines Tracks gehörig verdreht werden. Auch Optionen, einen LFO auf Pitch oder Cutoff zu legen und dessen Frequenz von Note zu Note zu verändern, stellt kein Problem dar, wie das Beispiel zeigt.

Um dem Ganzen mehr Tiefe zu verleihen, stelle ich nun noch einen Lock Trig für Delay- und Reverb-Send auf der Snare ein. Letztere Snare verbinde ich mit einem Note Trig von 1:2.

Erwähnenswert ist, dass die LFO-Basis-Frequenz auch bis in den Audiobereich reicht – alle Elektron Geräte beherrschen das.

Eine ganz besondere Art der Lock Trigs ist der Sample Lock. Normalerweise hat der Elektron Model:Samples sechs Spuren, denen je ein Sample zugewiesen wird. Mit dem Sample Lock ist es möglich, auf einer Spur mehrere Samples zu platzieren, um so die Illusion zu erzeugen, es wären mehr als 6 Tracks, die zur Verfügung stehen. Insgesamt 26 Sample-Locks können pro Pattern genutzt werden.

Parameter Lock Live-Recording

Eine einfache Methode, Parameter-Locks einzugeben, ist der Live-Recording-Modus. Ist dieser aktiv, braucht nur der entsprechende Parameter, z. B. Pitch, bewegt werden. Daraus resultierende Parameter-Locks werden dann auf den jeweiligen Steps abgelegt. Bei anderen Herstellern heißt das Motion-Sequenz.

Es stellt sich natürlich die Frage: Was ist, wenn ich ein Sample habe, das lange ausklingt und ich verstelle die Tonhöhe bei einem Live-Recording über den Pitch-Regler? Auch das funktioniert beim Programmieren des Elektron Sequencers. Bei anderen Elektron-Geräten heißen diese Daten Trigless-Trigs (ich hätte Noteless Trigs als Bezeichnung vorgezogen) und können auch manuell gesetzt werden.

Der kleine Weiße von Elektron ist auch nicht umsonst unser Sequencer zum Workshop Elektron Sequencer. Mit anderen Geräten gibt es eben noch mehr Möglichkeiten, Trigs zu verwenden, auch wenn gar keine Note gespielt wird, die sogenannten Trigless-Trigs. Aber hier soll es einfach gehalten werden. Der Model:Samples hat das auch, es kann aber nur über das Live-Recording bewerkstellig werden. Der Sequencer zeigt auf dem Track dann zwar Steps an, diese starten aber das Sample eben nicht neu, sondern manipulieren es Step-quantisiert während des Ausklingens.

Ein paar Worte zum Video

Im Video erstelle ich einen Beat von 0 an. Die beiden Schnitte im Video sind nur ich, der zwischendurch die falschen Knöpfe drückt. Man beachte, dass der ganze Beat sich innerhalb eines Taktes abspielt. Damit es nicht so trocken und langweilig wird, habe ich noch etwas Begleitung hinzugefügt. Im Hintergrund hört man eine Basslinie, die nicht vom Elektron Model:Samples kommt, ebenso wie das endlose Reverb. Manchmal schicke ich auch kurze Spitzen vom Elektron Model:Samples an das Reverb.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

ANZEIGE
Fazit

Ich hoffe, dass dieser kurze Workshop beitragen könnte, was denn nun überhaupt an Elektron Sequencern so anders ist. Man kann das mögen oder nicht, für mich ist das Erstellen von Patterns, die eigentlich nur einen Takt lang sind, aber sich als viel längere Sequenzen entpuppen, eine optimale Arbeitsweise. Wie gesagt: Alles kann, nichts muss. Die Programmierung der Elektron Sequencer geht auch auf die herkömmliche Art. Meiner Meinung nach liegt aber gerade in diesen Eigenheiten der Vorteil der Geräte.

ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    moinho AHU

    Als jemand, der seit Jahren ein Elektrondings hat, ohne da genug Zeit investiert zu haben:
    Hilft mir dieser Workshop weiter,wenn ich nen OG EAR hab‘?

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X