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Test: ALM Busy Circuits Motto Akemie V1.1, FM Drum Synthesizer und Step-Sequencer Plug-in

Boing, Bumm Tschak

29. März 2024
ALM Busy Circuits Motto Akemie V1.1 test fm drum synthesizer plug in

ALM Busy Circuits Motto Akemie V1.1, FM Drum Synthesizer und Step-Sequencer Plug-in

Mit ALM Busy Circuits Motto Akemie veröffentlichen ALM ihr erstes Plug-in. Im Grunde handelt es sich um die Software-Version des Akemie’s Taiko Modul in sechsfacher Ausführung garniert mit einem Step-Sequencer, der alle Parameter steuern kann.

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Die ersten Schritte einer Firma in der Software-Welt konnte ich erst kürzlich miterleben. Als Erica Synths/Ninja Tunes das Zen Delay als Software entwickelten, war ich im Betatest dabei. Ich konnte sogar einige der Factory-Presets beisteuern. Der Übergang von Hard- zu Software ist nicht so leicht, wie mancher vielleicht denken mag, deswegen war ich bei ALM Busy Circuits Motto Akemie besonders gespannt, wie es hier gelungen ist.

Installation des Drum-Synthesizer Plug-ins

Nach dem Kauf wird per E-Mail ein Download-Link sowie eine Seriennummer gesendet. Beim ersten Aufruf wird diese dann abgefragt und nach einmaliger Internetverbindung ist das ALM Busy Circuits Motto Akemie dann freigeschaltet. Das Installationspaket kann insgesamt 10-mal heruntergeladen werden. Eine Einschränkung bezüglich der gleichzeitig nutzbaren Computer konnte ich nicht finden.

Motto Akemie ist lauffähig ab Windows 10 und MacOS 10.14 (auf der Website steht zwar MacOS 11, aber es läuft auf meinem Testsystem ohne Probleme) und das in den jeweiligen VST3- und AU-Varianten. Da keine Samples installiert werden müssen, dauert der Installationsvorgang nur einige Sekunden.

Die Anleitung kann auf der Website des Herstellers als englischsprachiges PDF heruntergeladen werden und besitzt zu meinem Entzücken ein verlinktes Inhaltsverzeichnis. Bei neun Seiten ist das zwar nicht wirklich erforderlich, aber dennoch eine Wohltat, dass hier an die Nutzer gedacht wird.

ALM Busy Circuits Motto Akemie - Front

Aufbau des ALM Busy Circuits Motto Akemie Plug-ins

Beim ersten Aufruf zeigt sich das nicht skalierbare GUI in seiner schlichten Pracht. Die Oberfläche ist wirklich simpel und sofort begreifbar, macht aber trotz der fliederfarbenen Gestaltung einen recht brutalen Eindruck.

Oben befinden sich sechs identische FM-Drum-Synthesizer, jeweils mit Mute- und Solo-Funktion. Hier befindet sich auch der FM/Mix-Button, der entscheidet, ob die 2-Operator-FM in Serie genutzt oder einfach beide Operatoren-Ausgänge parallel gemischt werden. Sieben Stereoausgänge stehen zur Verfügung, einer für die Summe und sechs für die einzelnen FM-Drum-Synths.

Pate stand hier der „Akemie’s Taiko“, der wiederum einen Yamaha YMF262 (auch bekannt als OPL3) Chip als Soundgenerator besitzt. Die Einschränkung in den FM-Algorithmen verbietet es aber, den ALM Busy Circuits Motto Akemie als YMF262-Emulator zu bezeichnen.

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Die Darstellung der Knöpfe ist recht plakativ und machmal umfassen sie einen sehr großen Parameterbereich, beispielsweise 20 Hz bis 3 kHz für Start- und Endfrequenz der Operatoren. Über die Ctrl/CMD-Taste können diese Werte aber tatsächlich Hertz-genau eingestellt werden. Dabei ist aber die präzise Einstellung manchmal etwas fummelig.

ALM Busy Circuits Motto Akemie - lanes

Alle Parameter sind sequenzierbar

Alle einstellbaren Parameter lassen sich sequenzieren, das übernimmt der integrierte 16-Step-Sequencer in der unteren Hälfte. In einer Plug-in-Instanz können bis zu 16 Patterns gespeichert werden. Einige Nutzer, auch hier auf AMAZONA.de hatten Probleme mit dem Speichern der Patterns. Wenn nach einer Session ALM Busy Circuits Motto Akemie erneut geöffnet wird, waren die erstellten Patterns verschwunden – auf meinem System passierte das allerdings nicht. Dennoch bringt mich das zu einem weniger erfreulichen Punkt, der Preset-Verwaltung – oder besser gesagt, des völligen Fehlens einer solchen.

Werden DAW-Presets abgespeichert, so werden damit alle 16 Patterns des Motto Akemie Plug-ins dort abgelegt, d. h. die DAW-Preset-Verwaltung ist die einzige Möglichkeit. Die meisten DAWs sollten zudem die Factory-Presets im DAW-eigenen-Preset-System anzeigen. Ist dies nicht der Fall, werden entsprechende Dateien mitgeliefert, um Abhilfe zu schaffen.

Sequencer des Plug-ins ALM Busy Circuits Motto Akemie

Der Sequencer hat einige Eigenheiten, bei denen ich mir wünschen würde, dass sie in Zukunft vielleicht hier und da anders gelöst werden. Positiv wie gesagt ist, dass alle Sound-Parameter über den internen Sequencer gesteuert werden können. Die Einstellung des Wertes über den Regler am FM-Drum-Modul ist dabei der unterste Wert, also die Basislinie.

Gleich hier gibt es aber Probleme. Denn die Werte im Sequencer, die nicht numerisch, sondern als mehr oder minder gefüllte Kästchen dargestellt werden, erlauben kaum eine präzise Kontrolle.

Aber bei der FM-Synthese ist gerade diese von großer Relevanz für das tonale Ergebnis. Sicher – auch hier kann die Feineinstellung genutzt werden, aber ohne konkrete Zahlenwerte ist das manchmal nicht so einfach. Am Ende wird der Klang nicht nach Zahlen beurteilt! Dennoch ist es durchaus von Vorteil, die genau eingestellten Werte zu kennen. Toll wäre es auch, im Sequencer vom eingestellten Reglerwert abziehen zu können.

Die Sequenzen aller sechs Spuren können eine variable Länge von 1 bis 16 Steps aufweisen und in verschiedenen Geschwindigkeiten laufen – Polyrhythmisches ist also möglich. Allerdings gibt es keine Möglichkeit, den Startpunkt oder – was ebenfalls sehr praktisch wäre –  das gesamte Pattern nach links oder rechts zu verschieben.

ALM Busy Circuits Motto Akemie - spureinstellungen 1

Was ich aber als wesentlich einschränkender empfinde, ist die Tatsache, dass die einzelnen Parameter einer einzelnen Spur keine individuellen Längen oder Geschwindigkeiten aufweisen dürfen. Das würde eine Menge Potenzial freisetzen. Ebenso fehlt eine Möglichkeit, ein Mikrotiming für einzelne Steps einzustellen.

Eine weitere Einschränkung ist, dass es keine Legato-Funktion gibt – was meine ich damit? Wird z. B. ein Gate gesetzt und folgen danach mehrere nicht gesetzte Gates, so haben Einstellungen in der sich ergebenden Ausklingzeit keine Auswirkung auf den Sound. Auch hier wurde Klangpotenzial liegengelassen.

Es hört aber leider nicht auf, denn es stecken auch Kinderkrankheiten im Sequencer. Wird eine Spur offline gerendert oder gebounced, so „verwechselt“ ALM Busy Circuits Motto Akemie dabei die Parameter-Modulationen, beispielsweise für den „Ratio“-Parameter – es klingt anders als eingestellt. DAW-Automationen werden allerdings tadellos gerendert. Auch muss nach dem Bouncen das Pattern erst neu aufgerufen werden, bevor die Modulation wieder richtig hörbar wird. Bei Nutzung des Sequencers ist ein Echtzeit-Rendern also die einzige Möglichkeit, das Gehörte auf Festplatte zu bannen – das schränkt den gesamten Nutzen des Sequencers doch erheblich ein.

Zwei Sachen noch: Die Patterns sind als Automationsziel in der DAW erreichbar und können also so während eines Songs dynamisch ausgewählt werden. Das Pattern wird dabei on-the-fly umgeschaltet.

Auch die Patterns selber bieten eine DAW-Automation. Dieser Parameter hat 65.536 Werte – also alle Kombinationen, die in einem 16-Step-Pattern möglich sind. Die Zufallsfunktion ist recht ergiebig, da sie oft brauchbare Patterns auswirft, also nicht chaotisch zufällig wirkt.

Spielbarkeit über MIDI und Microtuning

Über MIDI kann das ALM Busy Circuits Motto Akemie Plug-in tonal gespielt werden, in Zusammenspiel mit Automationen kann so der Sequencer komplett umgangen werden. Dazu muss der Speed-Regler der FM-Drum auf Null stehen; nun übernimmt die MIDI-Note den Parameter „Frequency Start“. Eine Pitch-Hüllkurve ist immer noch möglich, wenn der Parameter „Frequency End“ in Kombination mit dem Speed-Regler genutzt wird.

Die Spielbarkeit betrifft immer beide Operatoren einer Zelle gleichzeitig. Wenn eine gleichmäßige Stimmung hier nicht reicht, kann über die MTS-ESP-Microtuning-Integration auch ein beliebiges Microtuning angewendet werden. Dazu dient z. B. das Plug-in MTS-ESP Mini von Oddsound.

ALM Busy Circuits Motto Akemie - kann auch Gamelan

Wie klingt das ALM Busy Circuits Motto Akemie Plug-in?

OK, der Sequencer weiß nicht ganz zu überzeugen. Wie sieht es denn mit dem Klang aus? Eingeschränkt, könnte eine erste Reaktion sein.

ALM Busy Circuits Motto Akemie - Wave 8

Statt der achten Schwingungsform im Modul gibt es diese hier

Denn obwohl Motto Akemie auch acht Schwingungsformen anbietet, die bis auf die Saw-Wave identisch mit denen im Hardware-Modul sind, ist die Anzahl der FM-Algorhitmen mit nur 2 Operatoren natürlich recht eingeschränkt. Außerdem werden immer beide Operatoren mit der gleichen Schwingungsform betrieben.

Wie genau der Feedback hier genutzt wird, darüber schweigt sich das Handbuch leider aus; viele Möglichkeiten gibt es aber nicht. Faktisch bedeutet ein mehr an Feedback zunächst die Addition von Obertönen und schließlich ein mehr an geräuschhaften Anteil. Auch wird nur Operator 1 vom Feedback-Wert beeinflusst.

Generell klingt der ALM Busy Circuits Motto Akemie ein wenig LoFi, was in Bezug auf das Vorbild dem YMF262-Chip ja auch ganz passend ist. Glockenklare FM ist hier nicht zu erwarten, es ist immer ein wenig „dreckig“ vom Klang her mit dabei.

Die Schwierigkeit der Sound-Programmierung liegt hauptsächlich im genauen Einstellen der Parameter. Was über die eigentlichen Regler schon nicht einfach ist, ist über die kleinen Quadrate im Sequencer sehr schwierig.

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Fazit

Dem ALM Busy Circuits Motto Akemie ist deutlich anzumerken, dass es ein Erstlingswerk in Sachen Plug-in-Programmierung ist, denn viele Selbstverständlichkeiten fehlen. Eine bessere Kontrolle über den Sequencer und eine Preset-Verwaltung folgen. Für eine sehr gute Bewertung muss aber zwingend das Problem mit dem Offline-Rendern behoben werden.

Ist es deswegen ein schlechtes Plug-in? Nein, mitnichten. Mit etwas Zeit und viel Feingefühl wird eine große Bandbreite an LoFi-lastigen FM-Drums geboten, die ihre Berechtigung haben und auch sicher ihren Einsatz finden werden.

Da das Plug-in mit 40,- Euro beinahe Low-Price ist, möchte ich die erwähnten Minuspunkte auch nicht allzu schwer gewichten, so dass das ALM Busy Circuits Motto Akemie Plug-in aus meiner Sicht dennoch eine gute Anschaffung darstellt; allerdings mit der Hoffnung verknüpft, dass Updates einige Probleme, wie das nicht funktionierende Offline-Rendern, behoben werden.

Plus

  • alle Parameter sequenzierbar
  • interessante Nutzung der Paramter-Automation für Tracks (Bit-Pattern)

Minus

  • Parametermodulationen werden nicht so gerendert wie gehört
  • Missverhältnis zwischen Step-Werten (zu wenig Kontrolle im Kästchen) und Werteumfang
  • kein Microtiming

Preis

  • 40,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Ich glaube, ich habe das schon einmal gesagt: vorbildliche GUI, keine 3-D Grafik, Potikappen mit Lichtreflexen, so dass ich den Wert kaum mehr ablesen kann. Sofort verständlich, schwarz, weiss und eine Farbe, super Preis, schon halb gekauft, bevor gehört. (Und keine Holzseitenteile…)

    • Profilbild
      chardt

      @Tai Was den „abgespeckten“ Look angeht, gebe ich Dir grundsätzlich Recht, aber angesichts der extrem unterschiedlichen Bildschirmauflösungen heutzutage ist ein skalierbares Fenster für mich kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Und was den Klang betrifft: _Mich_ törnen die Beispiele hier überhaupt nicht an, lediglich die Bassdrum ist für mich ganz ok, aber falls es Dir besser gefällt …

      • Profilbild
        Tai AHU

        @chardt Ich hatte ihn nicht mal angehört. Nur aufs Äussere reagiert. Nicht skalierbare GUI ist allerdings ein herber Minuspunkt, da gebe ich dir Recht.
        @Flowwater. Finde Drumcomputer auch einen ganz großen Wurf. GUI geht so, zu viele Erdferkelfarben, wirkt auch deutlich unruhiger.

  2. Profilbild
    Flowwater AHU

    Der von mir hochverehrte Basicnoise hat es bei der »Top News« hier auf Amazona erwähnt: Bei ihm und auch bei mir werden die Patterns nicht mit im Programm gespeichert (in der Demo-Version). Andere Forums-Kollegen hatten diesen Fehler dagegen nicht (siehe hier).

    Für mich war das ein Grund, den links liegen zu lassen, weil er aufgrund dieses Bugs (ich nenne das mal so) für mich nahezu unbrauchbar wird.

    Ich halte mich also weiter an meinen geliebten DrumComputer von Sugar Bytes. Der bietet zwar nicht FM, stattdessen aber andere abgefahrene Synthesearten (auch einfach Samples) und hat auch ansonsten alles, was man sich so wünscht (auf die Schnelle aufgezählt): Patternlänge pro Instrumentenspur, Mikrotiming, Probability pro Step, Links- und Rechts-Shift sowie Zufallspattern pro Spur, Einzelausgänge in der DAW (für mich wichtig) … ein Quell stetiger Freude.

    • Profilbild
      CDRowell AHU

      @Flowwater Danke für deine Info zu SugarBytes DC!🤩
      Der DC von SB ist wirklich eine geniale Kiste!😍
      Vollkommen richtig, was du schreibst!!😎

      Was mir besonders gefällt sind die taktisch korrekt automatisierten und randomisierten Fills, wenn man möchte.👏 Da ist wirklich alles drin für den ungestümen Nicht-Drummer und Sounddesigner!🚀

      Wer nen NI-FM8 oder ähnliches sein nennt, kann mit dem SB-DC-SAMPLER noch seine eigenen Sounds mit EFFEKTEN verwursteln. Alles möglich, wenn DECAY, MODULATION und ROLL zudem nicht ausreichen.🛸

      Wer sich nicht so tief reinhängen möchte, kann zudem glücksgefällig auf „KIT-MODUS“ schalten und die wirklich ausgefeilten Presets rausnuckeln…🤧 Und… und… und…

      (Sorry, da muß einfach eine Lanze für SB-DC gebrochen werden, auch wenn es Schmerzen bereitet.🥳)

      https://www.amazona.de/test-sugar-bytes-drumcomputer-drum-software/

      • Profilbild
        Flowwater AHU

        @CDRowell Ich LIEBE den DrumComputer von Sugar Bytes. Wenn ich genau überlege, gibt es von denen sogar gar keine Software, die ich nicht mag. Aus praktischen Gründen kaufe ich mir nicht alles von Sugar Bytes … aber das ist schon sehr gute sehr durchdachte Software von denen.

        Aber um den Thread nicht in eine andere Richtung kippen zu lassen: Mit Blick auf den Preis des Motto Akemie hätte ich mir den auch sofort gekauft. Wie schon geschrieben werden bei mir die Pattern nicht gespeichert. Ich habe auch nirgendwo irgend etwas gefunden, womit man die Pattern irgendwie separat speichern kann. Da der Bug laut anderen Forums-Kollegen bei ihnen nicht auftaucht, scheint es tatsächlich so etwas wie ein Bug zu sein. Bei mir geht’s halt leider nicht (Windows 7, DAW: Reaper, als VST).

        [Nachtrag]
        Gerade noch mal die Demo v1.1 vom Motto Akemie herunter geladen und installiert. Jetzt funktioniert nicht mal mehr die Demo-Registration. 😑

  3. Profilbild
    Synchead

    Man hofft immer auf abgefahrenes und ungehörtes bei FM Drums…
    Meiner Meinung nach würden Hihat, Cymbals und Noise-Metallisches von einem Bandpass profitieren. Im Eurorack kein Problem

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