Wie viel Sound willst du? JA!
Inhaltsverzeichnis
Welch schönes Thema doch Effektgeräte sind, nicht wahr? Meist eine rechteckige Box mit Drähten, Platinen und Potis … sie verbreiten seit Jahrzehnten, ja teilweise seit vielen Jahrzehnten Freude und wunderbare Klänge. Seit der Entwicklung und Verbreitung der E-Gitarre im 20. Jahrhundert sind auch die Effektgerät aus kaum einem Genre noch wegzudenken. Auch wenn die Tage der Guitarheros etwas gezählt sind (kommt bestimmt wieder), so bauen verschiedenste Hersteller nach wie vor großartige neue Geräte und optimieren Klassiker immer weiter. Mit „time-based“ Effekten spielen Gitarristen seit sehr viele Jahrzehnten, erweitern diese Effekte doch die Räumlichkeit und das Gespielte selbst (z. B. durch Delays) des Spielenden. Heute schauen wir uns mal ein Pedal an, das was kann, was nicht jedes Pedal kann. Viel Spaß mit dem Collision Devices Nocturnal. Let’s unbox this beauty.
UNBOXING – Collision Devices Nocturnal, Effektgerät
Das Effektgerät wird per Post im Versandkarton geliefert. Der Box liegen bei: das Pedal selbst, Firmenaufkleber von Collision Devices, Benutzerhandbuch in Englisch, Firmeninfos und ein QR-Code von CustomKnobs.
SPECS & FACTS – Collision Devices Nocturnal, Effektgerät
Der NOCTURNAL ist eoin Multi-Time-based-Effektprozessor und beinhaltet primär diese drei Effekte:
- Modulations – Delays
- Shimmer – Reverb
- Dynamic – Tremolo
Auf der Oberfläche des Effekts findet man 12 Potis, drei Fußschalter und drei LEDs. Diese sind in die drei Segmente „Modulations – Delays“, „Shimmer – Reverb“ und „Dynamic – Tremolo“ aufgeteilt. Dabei haben die ersten beiden jeweils fünf Potis und das Tremolo nur zwei.
Die drei Fußschalter aktivieren und deaktivieren jeweils einen der drei Effekte und haben jeweils eine weitere Funktion (Momentary = gedrückt halten). So lassen sich die jeweils gewünschten Kombinationen aus den drei Effekten unkompliziert schalten. Die jeweilige LED zeigt den Status des Effekts an.
An Parametern lassen sich folgende Einstellungen vornehmen:
Das auf dem Pedal links sitzende Modulations-Delay („Dusk“ betitelt) kann in Depth und Speed (Modulation) und Feedback und Time (Delay) regelt werden. Ebenso gibt es ein Mix-Poti zum Hinzumischen des Effekts zum trockenen Signal. Der Sound basiert auf einem warmen Tape-Delay.
- Depth: steuert die Modulationsweite/-range
- Speed: regelt die Geschwindigkeit der Modulationsbewegung (0,1 Hz bis 20 Hz)
- Feedback: lässt die Anzahl der Wiederholungen des Delays einstellen (bis zur Selbstoszillation)
- Time: steuert die Dauer bis zur ersten/nächsten Wiederholung des Signals (Range: wenige Millisekunden bis eine Sekunde)
- Mix: Anteil von Originalsignal zu Delay-Signal 0 % bis 50:50 % dry-wet
Anmerkung: Hält man den Fußschalter gedrückt, ergibt sich eine Feedback-Selbstoszillation! Cooler Effekt.
Der Tremolo („Night“ genannt) ist in der Mitte des Pedals verbaut und hat zwei Potis spendiert bekommen. Diese regeln die Attribute: Depth und Sensibility.
- Depth: regelt die Intensität des Tremolos, ähnlich einem Mixregler
- Sensibility ist eine Art Threshold und regelt, ab welchem Eingangspegel das Pedal wie stark reagiert. Nach rechts gedreht erhöht sich die Reaktion auf den Anschlag.
Anmerkung: Hält man den Fußschalter gedrückt, wechselt das Tremolo in den „Overspeed“ Modus.
Auf der rechten Seite sitzt schließlich das Shimmer-Reverb (auf den Namen „Dawn“ hörend) mit den Parameter: Reverb, Shimmer, Blend, Colour, Filter
- Reverb: steuert die Halllänge bis zu 15 Sekunden
- Shimmer: mischt Shimmer hinzu
- Blend: Mixregler der gesamten „Dawn“ Sektion bis 100 %
- Color: Notch aktives und analoges Filter um 2,2 kHz, der den Q-Wert des Filters steuert
- Filter: der Name ist Programm, digitales Lowpass-Filter für dunklere Shimmer-Sounds
Anmerkung: Hält man den Fußschalter gedrückt, werden die „Trails“ aktiviert.
Das „made in France“ Pedal misst 119 x 116 x 56 mm (B x T x H) und wiegt 700 g.
Auf der Stirnseite des Chassis findet man die Anschlüsse zur „outside world“. Hier steht jeweils eine Standard 6,3 mm Klinkenbuchse für Input und Output zur Verfügung sowie eine Standard Hohlsteckerbuchse 5,5 x 2,1 mm, Minuspol innen für die Stromversorgung. Benötigt wird hierbei 9 V DC mit min. 250 mA. Ein passendes Netzteil wird nicht mitgeliefert! Ein Batteriebetrieb wird nicht unterstützt!
PRAXISTEST 1: HANDLING – Collision Devices Nocturnal, Effektgerät
Durch die glasklare Benennung und einfache Verkabelung ist der NOCTURNAL ein echtes Plug & Play Pedal, das auf Anhieb eine Menge Spaß macht. Die Potis sind für Pedalfreunde einfach verständlich und tun das, was man erwartet auf sehr gute Art und Weise. Selbst die „Hold“-Funktion der Fußschalter findet man recht zügig auch ohne Handbuch heraus. Die Optik macht auch einiges wett und so hat man sehr schnell sehr viel Spaß. Fehlt mir was? Einzig die Möglichkeit, bei Bedarf, die Sektionen einzeln zu verkabeln oder deren Reihenfolge zu verändern, wäre ein schönes Feature und natürlich MIDI. Aber hier reden wir von jammern auf hohem Niveau.
Wie klingt die Kiste denn nun?
PRAXISTEST 2: SOUNDS – Collision Devices Nocturnal, Effektgerät
Uiuiuiui, das Ding macht echt schnell süchtig! Die Klangqualität der Effekte ist sehr gut und inspiriert direkt beim Spielen zu neuen Riffs und Ideen. Überzeugt euch selbst.
Delaysounds
Die „schmierigen“ modulierten Delays setzen schöne Akzente, ohne das Originalsignal zuzumatschen. Die Regelweite der Modulation ist wirklich sehr weit (zu weit für meinen Geschmack, so viel bräuchte ich gar nicht). Mit kurzen Delay-Zeiten lassen sich hier auch Chorussounds realisieren.
Der Selbstoszillationsmodus ist auf jeden Fall für psychedelisch anmutende Gitarristen ein tolles Feature. Aber Achtung auf die Ohren!
Tremolosounds
Vom Tremolo habe ich tatsächlich etwas mehr erwartet. Es tut zwar seinen Job sehr gut, doch hätte ich mir hier etwas mehr Regelmöglichkeiten gewünscht. Da ist man vergleichsweise schon sehr eingeschränkt. Klingt aber schön.
Reverbsounds
Coole Sache direkt vorab: Man kann Shimmern OHNE Reverb. Ist das geil oder geil? Das Reverb klingt auch jeden Fall sehr sehr schön und man schwebt nur so dahin! Dreht man den Shimmer dazu, wird’s richtig mystisch! Liebe ich ja sehr sowas … das hat schon echte Analogsynth-Qualität, was da aus der Kiste kommt. WOW!
Kombinationssounds
Und jetzt schalten wir mal mehrere Knöpfe gleichzeitig an: Schimmerndes Tape-Delay mit Tremolo, ich würde sagen, die Ohren entscheiden hier klar.
In diesem Setup kommt auch das Tremolo sehr gut zur Geltung! Das Ding ist als Einheit konzipiert. Macht schon Laune!
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
Ibanez AZ2204 -> Collision Devices Nocturnal, Effektgerät -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> NeuralDSP Plugins (Tone King Imperial MKII) -> Steinberg Cubase 12 PRO
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.
Oh yes! Das Pedal sieht nicht nur klasse aus, sondern es hat eigentlich auch alles, was ich auf einem kompakten Pedalboard brauche (inklusive einem richtig guten Shimmer)! Das werde ich auf jeden Fall auch mal anspielen.
Vielen Dank für den tollen Test (Soundfiles 10 und 11 haben mich eigentlich schon auf den Kaufbutton klicken lassen). 🤩
Auch wenn das zuallererst ein Pedal für Gitarristen ist, grade Delay und Reverb nur in mono ist schon ein dicker Minuspunkt, finde ich.
spannendes Konzept, das Pedal verdient meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit!