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Test: Peavey Vypyr X3, E-Gitarrenverstärker

Ein Verstärker für alle Fälle!

12. Dezember 2023

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Machen wir uns nichts vor, natürlich hat jeder Gitarrist einen Heidenspaß, wenn er sich einen der fetten Boliden-Vollröhren-Topteil-Cabinet-Kombinationen nach Hause holt und bei massiver Lautstärke seinem Partner, seinen Nachbarn und so ziemlich jeden, der sich in Abstrahllautstärke befindet, auf die Nerven gehen kann. Die Amps verfügen in der Regel über einen bis zwei herausragende Sounds, an denen man sich sehr wohl erfreuen kann, die aber bis auf den Einsatz in großen Hallen, respektive großen Open Air Festivals, ohne zusätzliche Mittel wie zum Beispiel der High-End-Lastwiderstand-Lösung von Fryette, der Fryette Power Station nirgends ihre wahren klanglichen Qualitäten ausspielen können. Die andere Seite der Medaille wird von Verstärkern bzw. Verstärker-Lautsprecher-Kombinationen abgedeckt, die den Anspruch haben, ein möglichst breites Feld an klanglichen Übertragungsmöglichkeiten zu bieten, die teilweise sogar über die reine E-Gitarren-Verstärkung hinausgehen. Einen solchen Komboverstärker haben wir mit dem Peavey Vypyr X3 zum Test vorliegen, der über ein paar sehr interessante Detaillösungen verfügt.

Peavey Vypyr X3 Test

Peavey Vypyr X3, Front

Der Aufbau des Peavey Vypyr X3

Der Peavey Vypyr X3 stellt die stärkste Variante der Peavey Vypyr Serie dar und soll laut Herstellerangaben über eine Leistung von 100 W verfügen, die über einen von Peavey gefertigten 12 Zoll Lautsprecher abgestrahlt wird. Ehrlich gesagt geben mir jedoch die Angaben auf der Rückseite des Combo-Gehäuses etwas zu denken. Laut diesen Angaben hat der Verstärker eine Leistungsaufnahme von gerade einmal 42 W. Ich bin bei Leibe kein ausgebildeter Physiker, aber mir persönlich scheint es etwas schwierig, bei einer Leistungsaufnahme von nur 42 W eine Lautstärke von 100 W abgeben zu können. Nicht nur dass die maximale Lautstärke mehr als das Doppelte der Leistungsaufnahme sein soll, Daten wie zum Beispiel Wärmeverlust und ähnliches sind hier noch gar nicht mit gerechnet. Vielleicht bezieht sich Peavey auch auf eine Peak-Angabe diesbzgl.

Wie dem auch sei, der in China gefertigte Combo hat eine nach hinten halboffene Bauweise, sitzt auf vier kräftigen Gummifüßen, besitzt 8 Ecken aus Kunststoff als Eckschutz, hat einen stabilen Tragegriff und ist mit 15,6 kg kräftig ausgelegt, aber bei Leibe nicht schwer zu transportieren. Insgesamt 11 Drehregler, wobei einige als Push-Menü-Regler ausgelegt wurden, steuern das komplette System. Die Regler wurden etwas vertieft eingebaut, um das Abbrechen während des Transportes zu minimieren. Leider sind die Regler in unterschiedlichen Größen ausgeführt, wobei drei Regler deutlich höher vom Ansatz her sind als die acht anderen. Diese drei Regler ragen etwas über die Flucht des oberen Abschlusses hinaus, sodass die Regler, wenn es zu einem flächigen Druck kommen sollte, noch vor der Holzoberfläche den Druck abbekommen.

Peavey Vypyr X3 Test

Peavey Vypyr X3 Front, Rückseite

Eine Besonderheit des Modeling-Verstärkers ist seine Flexibilität. So kann man nicht nur erwartungsgemäß mehrere E-Gitarren Verstärker-Simulationen über die digitale Menüführung abrufen, sondern auch einen E-Bass bzw. eine Akustikgitarre über den Verstärker verstärken. Damit nicht genug, es gibt sogar ein paar Emulationen in der Menüführung, die aus einer normalen E-Gitarre bei Bedarf einen E-Bass, eine Akustikgitarre, eine Baritongitarre oder eine 7-saitige Gitarre umsetzen sollen. Insgesamt verfügt der Amp über 12 Amp-Modelings mit je 3 unterschiedlichen Sounds (Clean/Crunch/Lead), 12 Stompbox-Modelings, 26 Effekt-Modelings, 10 Instrumenten-Modelings und einen Looper (in Verbindung mit dem optionalen Sanpera Floorboard). Dabei legt Peavey großen Wert darauf, dass gerade im Stompboxen-Bereich bezüglich Overdrive und Distortion der Sound analog und nicht digital erzeugt wird. Dies soll zu einer allgemein besseren und durchsetzungsfähigeren Verzerrung innerhalb der Distortion-Sounds führen.

Des Weiteren können die eigenen Sound-Kreationen auf 16 User-Speicherplätzen abgelegt werden. Um die Menüführung des Verstärkers zu verwalten, gibt es insgesamt drei Möglichkeiten. Die erste ist erwartungsgemäß die Bedienung über die normalen Drehregler auf der Oberseite des Verstärkers, die mit einem kleinen gut lesbaren Display unterstützt wird. Die zweite Möglichkeit ist das bereits erwähnte Sanpera Floorboard. Und die dritte Möglichkeit ist eine iOS App, die auf einem iPad wiedergegeben werden kann. Die Oberfläche des iPads ist sehr schön gestaltet, sehr intuitiv zu bedienen und wird erwartungsgemäß über Bluetooth an den Verstärker geschickt, der über eine entsprechende Schnittstelle verfügt. Zusätzlich verfügt der Peavey Vypyr X3 noch über einen Miniklinke-Aux-In zum Einspielen von MP3s oder ähnlichem, einem Miniklinke-Kopfhöreranschluss und einem USB Anschluss.

Was auch sehr schön ist, ist die Zusammenarbeit zwischen der Oberfläche des Verstärkers und der iOS-App. Jede Bewegung der Drehregler, die auf dem Verstärker getätigt wurde, wird eins zu eins auf der Oberfläche des iPads wiedergegeben. Das Ganze geht natürlich auch in die andere Richtung, jede Bewegung auf dem iPad wird am Verstärker optisch und akustisch weitergegeben. Das ist besonders angenehm, wenn man den Verstärker zum Beispiel im Probenraum oder bei einem Auftritt in einer hinteren Ecke stehen hat und man jegliches Nachregeln über das iPad machen kann, was zum Beispiel links in Reichweite liegt oder mittels einer Halterung am Mikrofonstativ befestigt wurde.

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Peavey Vypyr X3 Test

Peavey Vypyr X3, Front-Profil

Die Regelmöglichkeiten des Peavey Vypyr X3

Die Regelmöglichkeiten des Peavey Vypyr X3 sind vergleichsweise einfach gehalten. Neben dem Klinkeneingang ganz links befindet sich ein Endlosdrehregler, mit dem man die unterschiedlichen Verstärkertypen einstellen kann. Es folgen drei kleinere Regler, die die Instrumentensimulationen zuzüglich der Stompboxen, den Verstärkerbereich und die Effekte im Postbereich verwalten. Danach folgt eine typische 3-Band-Klangregelung mittels Pre-Gain und Post-Gain, um den allgemeinen Klang des Verstärkers zu definieren. Es folgen ein Mastervolumen-Regler, um den Gesamtlautstärkenbereich des Verstärkers zu bestimmen.

Eine Besonderheit findet man ganz rechts außen mit der Bezeichnung Power Sponge, die eine Prozentzahl von 0 bis 100 ermöglicht. Hierbei handelt es sich um eine digitale Endstufenverwaltung, die in den Bereich einer Leistungsreduktion eingreift, wie man es zum Beispiel von Pentoden- oder Triodenbetrieb eines Vollröhrenverstärkers her kennt. Mit abnehmender Prozentzahl nimmt auch die Lautstärke des Verstärkers ab, es verändert sich allerdings das Spielgefühl bezüglich Kompression und Attack-Verhalten. Hier muss jeder seinen persönlichen Geschmack und in Kombination mit dem Mastervolumen-Regler die Endlautstärke des Verstärkers finden.

Peavey Vypyr X3 Test

Peavey Vypyr X3, Front Aufsicht

Der Peavey Vypyr X3 in der Praxis

Der große Vorteil des Peavey Vypyr X3 ist in seiner Multifunktionalität zu sehen. Der Verstärker wirkt auf mich eher wie eine Multifunktionsverstärkeranlage, die in der Lage ist, jegliche Form von Saiteninstrumenten zu verstärken. Ob es sich dabei um eine Akustikgitarre, einen E-Bass oder jegliche Formen von E-Gitarren handelt, alle Instrumente können angemessen verstärkt werden und ihrem jeweiligen Klangbild entsprechend tonal angepasst werden. Wenn allerdings ein einzelnes Verstärkerprodukt mehrere in sich völlig unterschiedliche Instrumententypen verstärken soll, muss es zwangsweise in den tonalen Umsetzungen zu Kompromissen in der Klanggestaltung kommen.

So ist es auch bei dem Peavey Vypyr X3, der an sich genommen einen ordentlichen Grundsound erzeugt, jedoch was Auflösung, Frische und Charakter der jeweiligen Sounds angeht, doch im direkten Vergleich zu den Spezialisten im Verstärkerbereich hinterher hinkt. Gerade im Bereich von leicht verzerrten bis High-Gain-Sounds wirkt der Verstärker vom Grundklang her matt und lässt es etwas an Durchsetzungskraft missen. Da hilft auch der analog erzeugte Verzerrersound wenig, wenn die allgemeine Umsetzung die Feinheiten der Auflösung nicht umsetzen kann. Man sollte sich aber der Fairness halber auch immer vor Augen führen, was man alles für den vergleichsweise geringen Ladenpreis in Höhe von ca. 429,- Euro an Funktionen und Verstärkungsmöglichkeiten bekommt.

Der Peavey Vypyr X3 ist vielmehr einer der Verstärker, die man zu einer Probe oder einer kleinen Show mitnimmt und je nachdem, welches Saiteninstrument gerade einen Verstärker benötigt, schnappt sich der jeweilige Musiker den Combo, er wird garantiert in der umfangreichen Datenbank einen Sound finden, mit dem sich arbeiten lässt. Außerdem lässt die soundliche Verwaltung des Amps über iOS eine recht komfortable Steuerung des Amps zu und macht den Peavey Vypyr X3 zu einem guten Tool für viele Möglichkeiten der Verstärkung von Saiteninstrumenten.

Peavey Vypyr X3 Test

Peavey Vypyr X3, Front im Einsatz

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Fazit

Mit dem Peavey Vypyr X3 hat Peavey einen Multifunktionscomboverstärker in seinem Portfolio, der über umfangreiche Einsatzmöglichkeiten verfügt. Der Verstärker bietet nicht nur eine großzügige Auswahl an Verstärker- und Pedal-Emulationen im Bereich E-Gitarre, sondern schafft es über seinen Modeling-Ansatz auch, anders geartete Saiteninstrumente wie zum Beispiel E-Bass, Akustik- oder Baritongitarren zu verstärken, der er bei nicht Vorhandensein dieser Instrumente im Zweifelsfall auch noch emulieren kann.

Wer ein flexibles Arbeitsmittel im Bereich Saitenverstärkung benötigt, sollte sich den Peavey Vypyr X3 einmal anhören.

Plus

  • Flexibilität
  • iOS App

Preis

  • 429,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    chardt

    Danke für einen weiteren angenehm kompetenten und gut geschriebenen Test!

    Frage in die Runde: Bin ich der Einzige, dem es so geht? Selbst bei höherpreisigen digitalen Emulationen von verzerrenden Röhrenverstärkern ist da irgendeine „Komponente“ im Klang – irgendwas in den hohen Mitten – was den Klang für mich unangenehm macht, so in Richtung Plastik. Bei guten Transistorgeräten (Wampler Plexi-Drive, OCD, Tech21 / Joyo „True Sound“ z.B.) finde ich den Klang weit angenehmer und realistischer.

    Also für den aufgerufenen Preis des Testgeräts (oder knapp drüber) gibt es auch schon leckere Röhrengeräte, und mit geeigneten Amp-in-a-box-Pedalen davor bin ich so flexibel wie ich will :)

    • Profilbild
      tenderboy

      @chardt Finde ich nicht.

      Blindtest macht’s möglich ;)

      JHS Pedals, mit 500000 Abonnenten auf YouTube, hat ein Jahr lang statt dem im Video sichtbaren Boutique Amp heimlich den Kemper verwendet. Und NIEMANDEN ists aufgefallen. Auch den Tonesnobs nicht.

      • Profilbild
        chardt

        @tenderboy Tschuldigung, ich hätte mich deutlicher ausdrücken sollen: Ich meinte die Gerätschaften mit tatsächlicher Emulation (so wie der Testamp), nicht die Profiler – bei den Kempers kann ich tatsächlich dieses Klangproblem nicht finden. ist eben ein anderes Funktionsprinzip. (Ja, und den Kanal von Josh kenne und schätze ich.)

      • Profilbild
        harrymudd AHU

        @tenderboy wobei bei Josh fast nie Amp-Zerre zu hören ist und daher der Unterschied Kemper vs Real-Amp auch nicht so groß ist.

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