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Test: DV Mark Raw Dawg 60 EG, E-Gitarrenverstärker

Maximal clean!

3. Dezember 2023

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Es gibt eine Verstärkergattung, welche sich in den letzten Jahren tatsächlich sehr rar gemacht hat innerhalb des Verstärkerbereichs. Die Rede ist von den sogenannten einkanaligen Verstärkern, dessen Vertreter die Typen 2203 und 2204 von Marshall wahrscheinlich die bekanntesten Protagonisten sein dürften. Es handelt sich dabei um Verstärker, welche letztendlich nur einen einzigen Sound produzieren können, welcher sich auch nicht mittels eines Fußschalters zwischen verschiedenen Gain-Stufen oder ähnlichem schalten lässt. Im Gegenzug bekommt man jedoch einen Sound, der dann zumeist allerdings richtungsweisend ist und zum Beispiel im Fall von Marshall Weltgeschichte in Sachen Gitarrensound geschrieben hat. Eben um so einen Verstärker handelt es sich bei dem DV Mark Raw Dawg 60 EG, welcher in mehrerlei Hinsicht mit interessanten Details aufwarten kann.

DV Mark Raw Dawg 60 EG Test

DV Mark Raw Dawg 60 EG Front

Wer ist Eric Gales?

Ich muss zu meiner Schande gestehen, bevor ich den DV Mark Raw Dawg 60 EG Verstärker zum Test bekam, habe ich noch nie in meinem Leben etwas von Eric Gales gehört. Glücklicherweise macht es einem das Internet sehr einfach, seinen Wissensstand auf ein aktuelles Niveau zu transportieren. Insbesondere sollte es mir zu denken geben, dass wenn eine Firma wie DV Mark einen Signature-Verstärker auf den Markt bringt, der jeweilige Künstler schon einen gewissen Gegenwert als Werbeträger darstellen sollte, von daher war in der Tat dringend eine Recherche angebracht. Heraus kam ein eigenständiger Künstler, welcher nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er Linkshänder ist, mit seiner Kombination aus Gitarre und Gesang latent an seine großen Vorbilder Jimi Hendrix und Albert King erinnert.

Das Besondere an seinem Signature Verstärker ist jedoch wie bereits erwähnt die Tatsache, dass es sich um einen einkanaligen Verstärker handelt, welcher letztendlich nur eine Art große, neutral klingende Endstufe darstellt, zumal Eric Gales die unterschiedlichen Verzerrungsstufen zuzüglich der ganzen Effekte wie Delay, Reverb, Modulationseffekte etc. über Pedale abruft. Zudem war es ihm wichtig, dass der Verstärker möglichst leicht ist, möglichst geringe Abmessungen hat und am besten mit jedem Cabinet gut klingt, welches man gegebenenfalls im örtlichen Club vorfindet oder was von einer Verleihfirma zur Verfügung gestellt wird. So verringert man zum Beispiel die Kosten bei Flügen für zusätzliches Gepäck auf ein Floorboard, auf welches man je nach Größe und Auslastung auch noch den Verstärker an sich platzieren kann.

DV Mark Raw Dawg 60 EG Test

DV Mark Raw Dawg 60 EG, Rückseite

Die Konstruktion des DV Mark Raw Dawg 60 EG

Bei den oben genannten Vorgaben wundert es demnach einen nicht wirklich, dass der Verstärker mit einem Gewicht unter 2 kg und den Abmessungen (Breite mal Tiefe mal Höhe) von 200 mm mal 221 mm mal 70 mm daherkommt. Gefertigt wird der Verstärker in Indonesien, entwickelt wurde er in Italien von der Firma DV Mark, welche die gleiche Mutterfirma wie der sehr bekannte Basshersteller Markbass hat. Es ist in der Tat sehr interessant zu beobachten, wie sich die Kunden je nach Firma immer nur auf eine bestimmte Produktlinie einer Firma festlegen. Die Firma Markbass hat es weltweit zu echtem Ruhm gebracht, während die Gitarrenabteilung unter DV Mark nach wie vor eine Art Geheimtipp darstellt. Ähnliches konnte man bzw. kann man immer noch bei der Firma Marshall sehen, die im Gitarrensektor eine Legende aufbauten, im Bassbereich aber ein ums andere Mal für ihre Produkte abgestraft wurden und wirtschaftlich gesehen mit den Bassprodukten jedesmal Schiffbruch erlitten. Ach ja, wer kennt Gitarrenverstärker von Ampeg? OK, Steve Morse in seinen frühen Jahren.

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DV Mark Raw Dawg 60 EG
DV Mark Raw Dawg 60 EG
Kundenbewertung:
(10)

So kommt der Verstärker mit seinen Regelmöglichkeiten entsprechend spartanisch und rein funktionell daher, soll heißen, es gibt lediglich einen Volume-Regler, eine Dreiband-Klangregelung und einen mittels eines Fussschalters schaltbaren Reverb-Regler. Nichts für ungut, aber die Italiener haben ein sagen wir mal „goldiges“ Verhältnis zur englischen Sprache. Während es mit „Bass“ und „Mid“ anfängt, dann aber mit „Hi“ statt „High“ aufhört, hätte wahrscheinlich in jedem anderen Land der EU bei der Endkontrolle eine Watschen bekommen. Zusätzlich lassen sich über zwei Miniklinkenbuchsen auf der Frontseite mittels Aux externe Klangquellen zwecks Rehearsals einspeisen und über Phones ein Kopfhörer anschliessen.

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In Sachen Leistung ruft der DV Mark Raw Dawg 60 EG mittels einer MPT Endstufe (Mark Proprietary Technology) 60 Watt an 4 Ohm und 50 Watt an 8 Ohm ab, was für jeden Club in Sachen Volume problemlos ausreichen sollte. Um jedoch nicht ausschließlich auf Solid-State zu setzen, wurde ein Tube-Preamp in Form einer 6205 Micro-Röhre verwendet, um die Saturisation im Vorstufenbereich „weicher“ fahren zu können. Auf der Rückseite des Gehäuses des DV Mark Raw Dawg 60 EG Verstärkers finden wir zwei parallel geschaltete Lautsprecherausgänge, welche nach einer minimalen Impedanz von 4 Ohm verlangen. Man kann also problemlos auch 2 Stück 112 oder 212 Boxen anschließen, welche bekanntermaßen meistens in einer 8 Ohm konzipiert werden. Zusätzlich gibt es noch einen seriellen Einschleifweg für alles, was an Effektpedalen im Modulations- und Raumbereich unterwegs ist und neben dem bereits erwähnten Fußschalter noch eine Spannungskontrolle, welche den Bereich von 240 Volt oder 120 Volt einstellen lässt.
Als Abschluss gibt es auf der linken Seite die bekannte Kaltgerätebuchse nebst verbauter Hauptsicherung in Form einer Feinsicherung darunter. Sehr schön auch, dass DV Mark sehr hohe Gummifüße verwendet, sodass man den Verstärker problemlos auf jedem Cabinet abstellen kann, bei dem sich der Tragegriff auf der Oberseite des Gehäuses befindet, was bei den meisten Combo-Kabinetts der Fall sein dürfte.

DV Mark Raw Dawg 60 EG Test

DV Mark Raw Dawg 60 EG, Profil

Der DV Mark Raw Dawg 60 EG in der Praxis

Auch wenn bzw. gerade weil der DV Mark Raw Dawg 60 EG nur eine sehr begrenzte Auswahl an Regelmöglichkeiten besitzt, dürfte das Produkt für den einen oder anderen User eine Herausforderung darstellen. Sofern man sich in seiner Jugend nicht mit den Modellen 1959 bzw. 1987 von Marshall beschäftigt hat, wird einem die Arbeitsweise mit nur einem einzigen Volume-Regler an einem Verstärker eventuell etwas ungewohnt vorkommen. Wer es gewohnt ist, über einen separaten Regler für die Vorstufe respektive Endstufe zu verfügen, beziehungsweise teilweise sogar noch mit einem separaten Gain-Regler versehen, wird im ersten Augenblick sich etwas wundern, dass man den Verstärker nur zu dezenter Sättigung veranlassen kann, indem man ihn ganz einfach in der Lautstärke nach oben fährt. Dieses Verhalten wurde bei allen Verstärkern in den frühen Tagen des Rock’n’Roll praktiziert, einfach weil es die übliche Weise war, einen Verstärker zu bauen. Wer mehr Verzerrung haben wollte, hatte eine höhere Lautstärke, kein Wunder also, dass in den 60ern nahezu alle Gitarristen ansatzweise bis minderschwer taub waren.

Die Abstimmung des DV Mark Raw Dawg 60 EG ist allerdings in dieser Hinsicht sehr gut gelungen und hält das „Clean“-Prinzip konsequent durch. Der Verstärker hält einen komplett cleanen Sound bei, und zwar bis hinauf zur maximalen Lautstärke des Amps, also genau das, was Eric Gales für seine Art des Gitarrensounds benötigt. Einen möglichst neutralen Verstärker, der bis in hohe Lautstärken nur ganz wenig eine eigene Färbung in den Ton einbringt. Dabei ist der Grundklang des Verstärkers aufgrund der verwendeten Bauteile, wie zum Beispiel der Röhre in der Vorstufe, angenehm warm und weich. Insbesondere im Zusammenspiel mit einspuligen Tonabnehmern, wie dem klassischen Strat-Set oder auch allem anderen, was zum Beispiel über einen P90 verfügt, weiß der Verstärker zu überzeugen und federt die teilweise harten Fender-Spitzen besagter Tonabnehmer sehr gut ab.

Was mir in der Tat sehr gut gefällt, sind die sehr kompakten Abmessungen des Produktes. Gerade in einer Zeit, wo jeder Quadratzentimeter im Transport eingespart werden will, kann ein solcher Verstärker mit wenigen Handgriffen die Transportabilität des Gears deutlich erhöhen. Der Verstärker dürfte sogar in verschiedene Gitarrentaschen hinein passen, um dort direkt mit der Gitarre zusammen transportiert zu werden. Dazu eventuell noch einen kleinen Rucksack für das Pedalboard and you’re fine to go, zur Not auch mit dem öffentlichen Nahverkehr. Alles in allem würde ich den Verstärker in der Tradition der alten klassischen Hiwatt Verstärker einordnen. Nicht vom Klangbild, aber vom Konzept her, waren doch auch selbige Verstärker bekannt dafür, immense Lautstärken abbilden zu können, ohne dass es auch nur ansatzweise zu einem deftigen Crunch geschweige denn High-Gain-Verzerrungsgrad geführt hätte.

DV Mark Raw Dawg 60 EG Test

DV Mark Raw Dawg 60 EG im Einsatz

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Fazit

Mit dem DV Mark Raw Dawg 60 EG verfolgt der italienische Hersteller konsequent den Pfad eines einkanaligen Verstärkers, welcher mehr den Ansatz einer hochwertigen Endstufe für FX-Pedale als den eines flexiblen Verstärker-Topteils verfolgt. Der Amp ist sehr transportfreundlich, liefert einen hochwertigen Grundsound und sollte alle Fans der Marshall Modelle 1959 und 1987 interessieren, welche den Transport der Boliden scheuen und einen durchgehend cleanen und weichen Sound suchen .

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Abmessungen

Preis

  • 459,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    ctrotzkowski

    Hi Axel

    kurze Frage: Wir genau wurden die Crunch- und Lead-Klangbeispiele erzeugt (oder hab ich das überlesen)? Ich hatte verstanden, der Amp selber kann nur Clean?

    Wäre das nicht auch eine Empfehlung als Amp hinter einem Modeller, wo man keine stark färbenden Endstufen braucht?

    Gruß
    Carsten

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @ctrotzkowski Hi Carsten,

      die Crunch und High Gain Sounds wurden mit Pedalen erzielt, welche ich davor geschaltet habe.

      Theoretisch kann man auch einen Modeller davor schalten, allerdings steht in diesem Fall die Vor- und Endstufen Simulation des Modellers im Weg. Wenn der Modeller einen separaten Ausgang hat, der nur die simulierten Pedale abgreift, ja, wenn nicht, würde ich bei einem Modeller eher zu einer reinen Endstufe raten.

  2. Profilbild
    RainerJTM

    Ich schlage vor, dass Ihr mal den

    Fender Hot Rod Devile Michael Landau

    testet.

    Ein Amp mit zwei unanhängigen Clean Kanälen, von denen der zweite mit einem Boost angefahren werden kann.

    Den Amp gibt es schon seit Jahren …. soll aber eine tolle Pedalplattform sein.

  3. Profilbild
    uelef

    Danke für den Test, Axel. Täusche ich mich (oder liegt es an meiner Abhöre) – aber das letzte Soundbeispiel (Lead) pumpt ganz schön stark, so dass das alles andere als gut klingt …
    Viele Grüße, Ulf

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