High-Gain fürs 21. Jahrhundert
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Welch schönes Thema doch Gitarren sind, nicht wahr? Meist sechs Saiten, gespannt auf etwas Holz … sie verbreiten seit Jahrzehnten, ja teilweise seit Jahrhunderten, Freude und wunderbare Klänge. Seit der Entwicklung und Verbreitung der E-Gitarre im 20. Jahrhundert ist diese aus kaum einem Genre noch wegzudenken. Auch wenn die Tage der Guitarheros etwas gezählt sind (kommt bestimmt wieder), so bauen verschiedenste Hersteller nach wie vor großartige Instrumente und optimieren diese immer weiter, da das Instrument nach wie vor eine sehr große und wichtige Rolle in der Musik spielt. Der für seine Shred Axte bekannte Gitarrenhersteller JACKSON GUITARS hat auch dieses Jahr neue Modelle vorgestellt. Hier kommt sie, die JACKSON American Series Virtuoso SHP. Let’s unbox this beauty.
UNBOXING – JACKSON AS Virtuoso SHP, E-Gitarre
Das Instrument wird per Post im Versandkarton samt Softbag (dem traut man leider keinen Touralltag zu) geliefert. Der Gitarre liegen im Koffer bei: Specs-Karte, Einstellschlüssel für Hals, Floyd etc, Zusatzfeder für Floyd, Gurtpins (Security-Locks), Tremoloarm, Kurzanleitung und Gutschein für Fender Play.
SPECS & FACTS – JACKSON AS Virtuoso SHP, E-Gitarre
Das in einer Standard 648 mm (25,5″) Mensur ausgeführte Instrument besitzt einen angenehm leichten, relativ dünnen Erlenkorpus. Dieser bietet die tonale Grundlage für die Pickups. Auf dem Korpus sitzt neben den Pickups und Potis ein altbekanntes und gerade für derart Gitarren geliebtes Floyd Rose 1500 Series Double Locking Tremolo-System.
Der fünfstreifige Ahornhals (kramellisierter Ahorn – Ahorn – kramellisierter Ahorn – Ahorn – kramellisierter Ahorn) ist im Korpus verschraubt, durch die genannte Konstruktion auch bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen sehr stabil und weist einen Compound-Griffbrettradius von 304,8 – 406,4 mm (12 – 16″) auf. Die durch die Verschraubung des Halses mit dem Korpus entstehende Resonanzübertragung unterstützt einen klaren Attack und ein langes Sustain. Der Hals wird von einem Griffbrett aus gestreiftem Ebenholz mit offset Mother of Pearl Dot Griffbretteinlagen vervollständigt. 24 Jumbo-Bünde findet man auf dem Griffbrett. Somit stehen dem Spielenden pro Saiten zwei volle Oktaven zur Verfügung und insgesamt auf dem Instrument vier Oktaven Tonumfang.


Jackson American Series Virtuoso SHP
Am oberen Ende des Halses, am Sattel, ist der für Floyd Rose Systeme notwendige original Floyd Rose 1500 Series Lockingsattel verbaut. Der Sattel hat eine Breite von 42,86 mm (1,6875″). Ebenfalls auf der Kopfplatte montiert sind die sechs Gotoh MG-T Locking-Mechaniken, die für die Grundstimmung sorgen und dank der Locking-Technik ein angenehmes Saitenwechseln ermöglichen. Diese sind für Jackson typisch alle auf einer Seite des Headstocks angebracht. Am anderen Ende des Halses, am Übergang zum Korpus also, findet man das Halsstab-Einstellrädchen.
Beigelegt sind auch die Gegenstücke des Dunlop Security Lock Systems. Damit kann das Instrument sicher am Gurt befestigt werden, dass die Gitarre auch bei wilder Performance on stage nicht abstürzt.
Die Hardware (Floyd Rose, Stimmmechaniken, Pickups, Potis etc.) ist in der Farbe schwarz ausgeführt!
Auf elektronischer Seite findet man einen Five-Way-Blade-Switch, ein Mastervolume-Poti und ein Mastertone-Poti mit Dome-Style Knobs. An diesen sind die beiden Pickups verdrahtet. Hier kommen zum Einsatz: 1 Seymour Duncan JB TB-4 Direct Mount (Steg) und 1 Seymour Duncan ’59 SH-1N Direct-Mount (Hals) Humbucker.
Diese lassen sich via des Standard 5-Wege-Schalters in den Konfigurationen anwählen:
Position 5: Neck-Humbucker
Position 4: Neck äußerer Singlecoil + Bridge innerer Singlecoil
Position 3: Neck-Humbucker + Bridge-Humbucker
Position 2: Bridge innerer Singlecoil + Neck äußerer Singlecoil
Position 1: Bridge-Humbucker
Die Gitarre kommt ab Werk mit mit einem 9er Satz Saiten bestückt.
Die Farbe dieses Modells nennt sich „Satin Shell Pink“. Das Instrument gibt es außerdem noch in den alternativ Lackierungen „Der beigelegte Softbag-Style „Jackson Foam Core Koffer“ bietet Platz für das Instrument und ein wenig kleines Zubehör (Tremoloarm, Ersatzsaiten etc.).
PRAXISTEST 1: HANDLING – JACKSON AS Virtuoso SHP, E-Gitarre
Die Gitarre fühlt sich in den Händen gehalten sehr angenehm an. Sowohl auf dem Bein als auch am Gurt hat sie ein angenehmes und ausgewogenes Gewicht ohne dramatisches Übergewicht in eine Richtung (Anmerkung: leichte Tendenz in Richtung Hals aufgrund des recht leichten Korpus). Sie steht aber dennoch recht gerade auf dem Oberschenkel. Gut! Das gibt einem direkt Sicherheit und man kann sich auf Wichtigeres konzentrieren als darauf, ob einem gleich die Klampfe vom Schoß rutscht.
Der schmale Ahornhals schmiegt sich schön an die Hand an und man hat ein angenehmes, bequemes Spielgefühl. Selbst wenn man etwas an den Fingern schwitzt, bleibt das Spielgefühl sehr komfortabel. Auch der Korpus ist auf Komfort designt. Die abgerundete obere rechte Korpuskante lässt ein weiches Ablegen des Unterarms der Schlaghand zu. Der Cutaway an der unseren Seite des Bodys ist genau weit genug ausgeschnitten und die schmale Ausführung des Korpus lässt genügend Platz, um auch in höhesten Lagen komfortabel an alle Bünde heranzukommen. Da stimmt soweit alles. Das Spielgefühl ist alles in allem sehr gut!
Aber wie klingt die Gitarre denn nun?
PRAXISTEST 2: SOUNDS – JACKSON AS Virtuoso SHP, E-Gitarre
An den Amp angeschlossen, hört man, was man von einer Jackson erwartet. Einen straffen, kompakten und direkten Sound. Sehr klar und sehr angepasst auf Gain-Monster-Amps. Die fünf Positionen bilden unterschiedliche Sounds ab und lassen sich via Tone-Poti weiter im Frequenzgang anpassen. Da hat man ein Instrument in Händen, aus dem man richtig etwas herausholen kann. Akkorde klingen schon akustisch ohne Amp sehr klar und sauber. Das Floyd arbeitet sehr stimmstabil, wenn man es einmal eingestellt und getunet hat.
Die Gitarre verzeiht recht wenig durch ihre Klarheit, bildet dabei aber das Gespielte sehr gut ab.
Die Positionen 2 und 4 haben durch die gesplitteten Humbuckern zu Singlecoils natürlich deutlich weniger Output!
CLEAN SOUNDS
Im cleanen Kanal hört man klare Klänge. Der Neck-Pickup ist recht warm und schmatzt ein wenig. Schön. Ich finde, man hört es der Halsposition immer an, wenn der Pickup beim 24. Bund nicht am Oktavpunkt sitzt und der Sound dadurch ein bisschen leidet bzw. – neutral gesprochen – anders klingt.
Die Zwischenpositionen mit den Singlecoils sind sehr präzise und mir persönlich dadurch etwas zu klinisch und spitz im cleanen Sound.
Die Mittelstellung gibt einem in der Kombi der beiden Humbucker die volle Röhre und etwas LP Vibes auf modern.
Der Bridge-Pickup fetzt schon ordentlich rein und lässt im Cleanen bereits vermuten, dass da mit Drive die Party steigen wird.
MID GAIN SOUNDS
Dreht man leicht den Gain des Amps auf, macht die Gitarre ein gutes Bild. Jedoch bleiben die in meinem Empfinden etwas steril klingenden Zwischenpositionen. Die Positionen 1, 3 und 5 machen aber tolle Sounds. Auch mit Fuzz funktioniert das Instrument sehr gut!
Dennoch: Wir haben hier aber eine Gitarre, die dafür bekannt ist, mit Gain umzugehen. Also geben wir ihr mal Gain. Ordentlich dazu …
HIGH GAIN SOUNDS
Ja, hier ist das Baby zu Hause, würde ich sagen! Die beim cleanen Sound gestellten Vermutungen beweisen sich nun. Alle Positionen der Gitarre arbeiten ausgezeichnet mit Rhythm- und Lead-Gainstages. Die Klarheit der Gitarre und der unverkennbare Sound von Jackson glänzen hier und zeigen die Gitarre von ihrer besten Seite. Im Bandkontext wird die American Series Virtuoso SHP sehr erstrahlen. Ohne dem Bass in die Quere zu kommen, schafft sie ein straffes und sehr klares, direktes Rhythmusbrett.
Im Lead singt sie mit einer Menge Sustain und einer herrlichen Flitzefinger Bespielbarkeit. Der schmale Hals lädt zu Runs ein und das Floyd schafft ein weiteres Tool für geile Effekte à la Eddie & Co. Eine wahre Freude für alle High-Gain-Freunde der härteren Gangarten!
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
JACKSON American Series Virtuoso -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> NeuralDSP Plugins (Archetype: PLINI X) -> Steinberg Cubase 12 PRO
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.
Richtig klasse aussehende Teile, Specs stimmen und vor allem die Farben! Pink und Ocean sind einfach perfekt für diese Art Gitarre :)
Leider hatte ich bis jetzt noch keine Jackson Gitarre in meinem Besitz, aber ich hatte immer wieder die Möglichkeit, eine zu spielen.
Für mich die beste Marke, was Rock- bzw Metal-Gitarren betrifft.
Schließlich spielen meine Lieblings-Gitarristen Jackson Gitarren: Marty Friedman und Jeff Loomis.
Ich habe eine Zeit lang desöfteren eine von den klassischen Dinkys gespielt. Das hat schon sehr viel Spaß gemacht. Ich hätte auf jeden Fall mal Lust eine höherpreisige Jackson zu testen. Allerdings habe ich Floyd Rose für immer abgeschworen, also wirds keine von diesen hier:-)