Die flexible Powerstrat mit Style
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Die Strat war und ist eine Ikone wie wenig andere Instrumente, sie verbreitet seit Jahrzehnten, ja teilweise seit Jahrhunderten, Freude und wunderbare Klänge in der Musikwelt. Oft kopiert und in verschiedensten Arten und Weisen modifiziert. Seit der Entwicklung und Verbreitung dieser E-Gitarre im 20. Jahrhundert ist sie aus der Gitarrenwelt nicht wegzudenken. Auch wenn die Tage der Guitarheros etwas gezählt sind (kommt bestimmt wieder), so bauen verschiedenste Hersteller nach wie vor großartige Instrumente und optimieren diese immer weiter, da das Instrument nach wie vor eine sehr große Rolle in der Musik spielt. Seit den 1980ern wurden Strats immer wieder auf die Art modifiziert, dass die originalen Singlecoil-Pickups durch Humbucker ersetzt werden. Ibanez hat dieses Jahr eine neue Generation AZ Modelle vorgestellt, unter anderem auch die im Oktober limitierte AZ 2204NW-SFB. Was hinter diesem Namen steckt und was die Gitarre so alles kann, lest ihr im heutigen Review. Viel Spaß und let’s unbox this beauty.
UNBOXING – Ibanez AZ 2204NW-SFB, E-Gitarre
Das Instrument wird per Post im Versandkarton samt Premium-Koffer (dem traut man auch harte Touralltag zu) geliefert. Der Gitarre liegen im Koffer bei: Specs-Karte, Garantiekarte, Ibanez Multitool, Anleitung und Tremoloarm. Toll, dass Ibanez auch in diesem Preissegment schon einen so gut verarbeiteten Koffer mitliefert (das habe ich wo anders auch schon ganz anders erlebt)!
Was steckt denn so in diesem Instrument?
SPECS & FACTS – Ibanez AZ 2204NW-SFB, E-Gitarre
Schauen wir uns mal die Specs an:
Die AZ 2204NW-SFB hat einen aus Erle gefertigten Korpus. Die Mensur beträgt 648 mm (25,51″). Der an den Korpus angeschraubte Ahornhals wurde speziell geröstet und wird durch ein Rosewood-Griffbrett vervollständigt. Auf diesem findet man 22 Jumbo-Edelstahlbundstäbchen mit „prestige fret edge treatment“ und Mother of Pearl Dot Griffbrett-Inlays. Der Hals weist das für die Ibanez Baureihe typische AZ Oval C-Profil auf mit einer Stärke von 20,5 mm am 1. Bund und 22,5 mm am 12. Bund auf. Der Compounded-Griffbrettradius beträgt 228 – 305 mm (8,98″ – 12,01″). Die Breite des Knochensattels ist 42 mm (1,65″). Am 22. Bund sind es dann 56,4 mm.
Es sind die Farben „Mint Green“ und „Dark Tide Blue“ regulär erhältlich und hier die Oktober Sonderedition in „Sea Form Blue“ („SFB“ in der Namensgebung).
Auf der Ibanez Kopfplatte findet man 6 Gotoh Magnum-Locking-Mechaniken. Auf der anderen Seite sind die Saiten in einem Gotoh T1702B Tremolo befestigt. Die Hardware ist in Chrom ausgeführt.
Für die Übertragung des guten Tons sorgen drei Seymour Duncan Pickups. Hier kommen in der HSS-Bestückung zum Einsatz:
Neck: Seymour Duncan Fortuna (Singlecoil, passiv, Alnico)
Middle: Seymour Duncan Fortuna (Singlecoil, passiv, Alnico)
Bridge: Seymour Duncan Fortuna (Humbucker, passiv, Alnico)
Diese lassen sich via eines Standard 5-Wege-Schalters und des dyna-MIX9-Switching-Systems mit Alter-Switch in den Konfigurationen schalten:
Alter Switch OFF:
Position 5: Neck – Singlecoil
Position 4: Neck-Singlecoil + Middle Singlecoil
Position 3: Middle Singlecoil
Position 2: Middle Singlecoil + Bridge Singlecoil (!)
Position 1: Bridge Humbucker
Alter Switch ON:
Position 5: Neck Singlecoil + Middle Singlecoil (seriell verschaltet!!)
Position 4: Neck Singlecoil + Bridge Singlecoil
Position 3: Neck Single Coil + Middle Singlecoil (seriell verschaltet) + Bridge-Humbucker
Position 2: Bridge Singlecoil
Position 1: Bridge Humbucker
Zur Kontrolle von Volume und Tone steht je ein Poti zur Verfügung.
Ab Werk kommt die AZ 2204NW-SFB mit D’Addario® EXL110 (.010 / .013 / .017 / .026 / .036 / .046) besaitet und in Standard-Tuning (1E, 2B, 3G, 4D, 5A, 6E).
Das Premium-Instrument wurde komplett in Japan gefertigt („Made in Japan“) und wird inkl. einem sehr stabilen Ibanes Hartschalenkoffer aus Kunststoff geliefert.
Wie fühlt sich die Gitarre denn an? Wie spielt sie sich?
PRAXISTEST 1: HANDLING – Ibanez AZ 2204NW-SFB, E-Gitarre
Die Gitarre liegt quasi perfekt in der Hand. Der AZ-Hals schmiegt sich traumhaft an die Hand an und lässt sich herrlich bespielen. Die Licks fliegen nur aus einem heraus. Der Cutaway sitzt, wo er sein muss und bietet genug Spielkomfort und angenehmen Zugang bis zum 22. Bund. Auch die Potis, der Alter-Switch und der 5-Wege-Schalter sind in angenehmer Position angebracht, sodass sie beim Spielen weder stören, noch zu weit entfernt sind, um mit ihnen zu arbeiten. Finde ich immer sehr wichtig, dass man nirgends ständig hängen bleibt. Gleichzeitig wechsel ich oft die Pickup-Position für verschiedene Riffs/Formteile und arbeite permanent mit Volume- & Tone-Poti. Dafür muss alles dennoch gut zugänglich sein.
Der Tremoloarm des Gotoh Tremolosystems lässt sich stecken und dann mittels Drehgewinde in einer Position arretieren bzw. in der Schwer-/Leichtgängigkeit einstellen. Das ist ein äußerst angenehmes Feature, das ich mir auf mehr Instrumenten wünschen würde. Sehr praktisch im Spielalltag. Das Tremolo arbeitet butterweich. Super coole Sache … ist alles richtig eingestellt, so ist das Gotoh System sehr stimmstabil. Während die AZ-Serie über eine Unterfräsung des Tremoloblocks für einen flüssigen und dynamischen Tremolo-Effekt verfügt, hat die AZ 2204NW keine Unterfräsung. Der direkte Kontakt zwischen Bridge und Gitarrenkorpus sorgt für eine bessere Resonanz und erleichtert subtile Nuancen in der Spieldynamik.
Die Klinkenbuchse sitzt mit Winkel nach oben schräg versenkt im Rand des Korpus. Geschmacksache: Ich mag das sehr, so lassen sich gerade Klinkenstecker nutzen, ohne dass diese vom Instrument abstehen. Sieht schon schick aus.
Was mir einfach am meisten gefällt (neben der wirklich großartigen Bespielbarkeit), ist das dynaMIX9-System. Die Soundpalette, die man damit erhält, sucht ihresgleichen! In Kombination mit ein paar unterschiedlichen Plektren, Pedalen und Amps lässt sich so fast jeder „Strat“-Sound abrufen, den man sucht! Gerade wenn man viele unterschiedliche Genres bedient, ist das Instrument dafür wirklich sehr geeignet.
Wie klingt das Baby denn nun? Klinke eingesteckt und ab geht’s …
PRAXISTEST 2: SOUNDS – Ibanez AZ 2204NW-SFB, E-Gitarre
CLEAN-SOUNDS
Direkt im ersten Klangbeispiel hört ihr die unfassbare Palette an Grundsounds! Irre, wie unterschiedlich und flexibel das Instrument klingen kann. Die verschiedenen Schaltungen von der beiden Singlecoils und dem (gesplitteten) Humbucker oder der Kombination zweier Singlecoils zu einem Quasi-Humbucker sorgen für diese Vielfalt und lassen keine Wünsche offen! Dabei sind alle Sounds sehr klar und deutlich, zeichnen wunderbare das Gespielte in allen Details und Nuancen und haben dabei den Geist und die Tradition einer Strat im modernen Gewand inne!
Mithilfe des Tone-Potis lassen sich die Höhen absenken und etwas wärmere Klänge erzeugen.
MID-GAIN-SOUNDS
Die Präzision und der Twang der Pickups zeigen sich auch im Mid-Gain-Bereich und überzeugen sofort. Blues und Riffs sind klar verständlich und das Instrument trägt das Gespielte perfekt an den Amp weiter! Da matscht nichts.
HIGH-GAIN-SOUNDS
Dreht man noch weiter am Gain des Amps, wird’s böser, aber nicht weniger klar. Man merkt, dass die Gitarre nicht für High Gain gebaut ist, aber dadurch verliert sie nicht an Charme beim Spielen! Waren doch viele Instrumente der ersten High-Gain-Generation bis heute modifizierte Stratocasters (man denke an Eddie’s Frankenstrat)!
Die Klarheit schafft im Bandkontext den Platz für Bass und ggf. Keys oder eine zweite Gitarre, die man braucht! Macht auf der Bühne eine Menge Spaß (ja, ich habe mir die Gitarre nach dem Test tatsächlich gekauft). In meinen Augen: Jeden Cent wert!
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
Ibanez AZ 2204NW-SFB -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> NeuralDSP Plug-ins (Archetype: PLINI & Tone King Imperial MKII) -> Steinberg Cubase 12 PRO
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.
Tremolo? Leo Fender hat das falsch benannt und nun ist das auch für studierte Musiker so?
@yhawks Haha, stark wie unter jedem Gitarren-Test jemand genau diese Beschwerde einlegt:-)
Da hat sich aber Ibanez anscheinend seit dem Test noch ein Weihnachtsgeld von knapp 20% genehmigt. Die Strat kostet 2500€, nicht 2100€.
Und dass bei dem Preis ein Koffer dabei ist sollte nicht erwähnenswert sein.
Ich persönlich mag diese „neuen“ Ibanez-Headstocks sehr gerne. Da kann ich mir eine Rückkehr zu Ibanez schon wieder gut vorstellen.