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Test: Pigtronix Cosmosis, Effektpedal

Eine Ambient-Maschine für Klangforscher

21. Januar 2024
Pigtronix Cosmosis

Pigtronix Cosmosis

Mit dem Cosmosis ergänzt der amerikanische Boutiquepedal-Hersteller Pigtronix sein Sortiment mit einem weiteren Reverb-Pedal, das mit seinen drei Presets „Theatre“, „Temple“ und „Cosmos“ sowie einer umfangreichen Morphing-Funktion neue kreative Momente bieten soll. Es geht hier also weniger um Spring-Reverb-Emulationen als um das Schaffen von lebendigen Klangkaskaden, wobei sich das blaue Pedal dank seiner Stereosignalführung nicht nur für den Einsatz auf dem Pedalboard von uns Gitarristen und Bassisten, sondern auch im Setup von Tastenspielern oder gar für Aufnahmen im Studio eignet. Vier Speicherplätze dienen zum Sichern der eigenen Kreationen und mit den beiden Softklickschaltern wird auch die nächtliche Session nicht übermäßig gestört. Was sich unter der Haube des kompakten Pedals sonst noch so verbirgt und welche Möglichkeiten sich bieten, werden wir im folgenden Artikel klären.

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Pigtronix Cosmosis – Facts & Features

Das im Querformat designte Pedal wurde aus gebürstetem Aluminium gefertigt. Die Anschlüsse sitzen ausnahmslos an der Stirnseite, es finden sich dort ein Stereo-In, ein Stereo-Out, ein Anschluss für ein handelsübliches 9-Volt-Netzteil sowie eine weitere Klinkenbuchse zum Anschließen eines Expression-Schalters, der die Auswahl der drei verfügbaren Hallräume per Fußdruck ermöglicht. Dies ist sonst nämlich nur über einen kleinen Druckschalter möglich, der sich direkt neben den Preset-LEDs befindet. Damit sind wir schon bei der Betrachtung des Bedienpanels angelangt, das sich mit insgesamt elf LEDs, zwei großen und drei kleinen Schaltern sowie den vier Reglern schon als maximal ausgelastet zeigt. Die Doppelbelegung einzelner Parameter macht es da nicht gerade einfach beim Schrauben und Drücken, ein kleines Display würde beim Editieren sicher Erleichterung schaffen und selbsterstellte Sound-Sets besser reproduzierbar machen.

Mit „Morph Rate“ befindet sich ein zentraler Bestandteil des Pedals ganz links außen auf dem Panel. Mit diesem Poti lässt sich die Geschwindigkeit der Überblendung zwischen zwei Reverb-Sounds stufenlos regeln, die Zeitspanne reicht von 0 Millisekunden bis hinauf zu 10 Sekunden. Während des Morphings informiert die Morph-LED durch einen farblichen Wechsel von grün über orange bis rot über den Verlauf der Modulation. Mit „Tone“ steht ein extrem kräftig zupackendes und musikalisch klingendes Filter bereit, der Regler „Blend“ dient der Anpassung zwischen Original- und Effektsignal. „Size“ schließlich bestimmt die Größe des Raums, der je nach gewähltem Hall-Preset vom gekachelten Badezimmer bis zum Ausflug in den tiefsten Orbit reicht.

Pigtronix Cosmosis Presets

Pigtronix Cosmosis Hall-Presets

Wi-Fi inside!

Die Qualität der verwendeten Potis und Schalter lässt nichts zu wünschen übrig und entsprechen den Anforderungen an ein Boutique-Pedal vollkommen. Und damit sind wir auch schon fast beim Sound-Check angekommen, aber nur fast, denn etwas Ungewöhnliches gilt es noch zu erwähnen. Das Pigtronix Cosmosis kann wie viele seiner Brüder und Schwestern mit einem Firmware-Upgrade dann und wann noch ein Stückchen besser bzw. zuverlässiger gemacht werden. Man fragt sich allerdings, wie das geschehen soll? Einen USB-Port oder eine ähnliche digitale Schnittstelle dafür gibt es nicht, Bluetooth ist ebenso wenig an Bord und die Expression-Buchse auf der Vorderseite ist ausschließlich für das Durchschalten der drei Hallräume bestimmt. Ein Blick in das Online-Manual verblüfft bei der Antwort – das blaue Pedal ist per Wi-Fi zu erreichen, wenn es drauf ankommt. Hatte ich in dieser Form bislang auch noch nicht gesehen.

Das Pigtronix Cosmosis in der Praxis

Über die Signalqualität muss man keine großen Worte verlieren, das Cosmosis erzeugt einen absolut nebengeräuscharmen Sound mit einer quicklebendigen Dynamik, die insbesondere bei den Morphings ihr volles Potenzial ausspielen kann. Die drei Presets Theatre, Temple und Cosmos lassen grundsätzlich kaum einen Wunsch nach dem passenden Raum offen, obwohl im Preset „Cosmos“ die Pitch-Shifting-Effekte meiner Meinung nach etwas künstlich aufgesetzt klingen. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Das Überblenden zwischen den einzelnen Hallräumen weckt ungeahnte kreative Momente, so kann zum Beispiel ein mit Lowpassfilter und LFO bearbeitetes Preset blitzschnell oder auch über mehrere Sekunden in einen Kathedralenhall mit reichlich Obertönen und minutenlanger Hallfahne verwandelt werden. Oder man überlässt einem Badezimmer-Hall die Modulation mit dem Tone-Poti, das sich in der Praxis als ungemein kräftiges und sehr musikalisch arbeitendes Filter präsentiert.

Vieles ist kaum kalkulierbar und gerade das übt einen besonderen Reiz aus, auch wenn die Bedienung mit den winzigen Schaltern und den mehrfarbig leuchtenden LEDs für den einen oder anderen sicher etwas Zeit der Eingewöhnung bedarf. Bei all den zahlreichen Möglichkeiten bleiben aber leider nur vier Speicherplätze, um die eigenen Kreationen dauerhaft abzusichern.

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Pigtronix Cosmosis – Klangbeispiele

Sein volles Potenzial entfaltet das Pigtronix  Cosmosis natürlich im Stereobetrieb. Aus diesem Grund habe ich das Pedal für die nun folgenden Klangbeispiele direkt mit den Stereoeingängen meines UAD-Interface verbunden. Zum Einspielen wurde eine PRS Semi-Hollow 2 und deren Sounds aus dem Piezo-Ausgang genutzt. Echte „Shoe-Gazer“ mögen mir verzeihen, dass ich an dieser Stelle keine Distortion-Sounds verwendet habe – aber für solche Zwecke wirkt das Cosmosis dann doch etwas deplatziert.

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Fazit

Ein kleines, aber feines Kreativwerkzeug für Klangtüftler liefert uns Pigtronix mit dem Cosmosis an die Ohren. Kritikpunkte gibt es nur wenige, der überragende Klang entschädigt für kleine Nachlässigkeiten, wie etwa der geringe Speicher oder die fummelige Bedienung, die eine gewisse Eingewöhnungsphase erfordert. Danach aber kann der Spaß beginnen und Stoff für viele neue Ideen liefern.

Plus

  • hohe Bandbreite an Reverbs
  • tadellose Signalqualität
  • Stereo-Signalführung
  • kräftig zupackendes und musikalisches Filter
  • Softklickschalter & hochwertige Potis

Minus

  • Bedienung fummelig
  • Sounds zum Teil überladen
  • nur vier Speicherplätze

Preis

  • 199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tomtom AHU 1

    Vielen Dank für die Vorstellung dieses Pedals. Ich finde gerade die Klangbeispiele richtig gut und kann mir auch sehr gut vorstellen, das Pedal mit Synthesizern zu verwenden. Halt Ambient pur. Der Preis geht auch voll in Ordnung. 👍

  2. Profilbild
    Aljen AHU

    Sieht aus wie ein von Ullis Hand zu heiß gewaschener Nightsky. :) Selbst die Farbe des Gehäuses geht in die Richtung. Aber was soll’s, wenn der Preis passt und die Leistung in Ordnung ist. Immerhin kann es Stereo-in. Darum wäre tatsächlich das ein oder andere Klangbeispiel „mit ohne“ Gitarre, oder wenigstens mit einer Stereogitarre (gibt es eigentlich sowas?) nicht schlecht. Aber das ist wohl der ewige Amazona-Insider ;-)

    Was ich generell bei solchen Geräten nicht verstehen mag, das gilt auch und gerade auch für den erwähnten, teuren Strymon: Klang auf dem kosmischen Niveau aus dem mindestens 22. Jahrhundert, Bedienung hingegen Steinzeit. Hallo Hersteller, gute Nachricht: es gibt eine Erfindung namens Display! Wie wär’s damit? Dann kann der User wenigstens ein paar Presets speichern, mit Namen versehen, geil wa? Schon ein Zweiteiler, den es seit ungefähr 40 Jahren auf dem Markt gibt, würde reichen.

    Wifi bei solchen Geräten finde ich hingegen immer interessant. Vor allem in der Frage: speichert das Ding das Passwort, und wenn ja, im Klartext, und wenn ja, wie einfach ist es, es auszulesen? Das alte gute „Liebe zu fremden WLANs geht übers Thermomix“-Prinzip mal anders.

    • Profilbild
      mort76

      @Aljen Für die Speicherung bräuchte es dann aber LED-Kränze oder Motor-Potis, und schon wars das gewesen mit den 199€.

      • Profilbild
        Ruhestörung

        @mort76 Zum Speichern von Presets benötigt man weder LED Kränze, Motorpotis – ja nicht mal ein Display. Siehe Strymon Volante. Nicht elegant oder komfortabel, aber möglich.

        Dieses Pedal ist Parametertechnisch ja eher übersichtlich, von daher – mit etwas Übung und Erfahrung – dreht man sich schnell zum gewünschten Sound.

        Davon abgesehen: das Teil hat ja 4 Speicherplätze. Nicht viel, aber immerhin.

  3. Profilbild
    Soundreverend AHU

    Meine Frage ist hier: Was kann so ein Teil besser als die Effekte von Ableton oder anderen DAWs? Ist das nur was für Live Acts? Oder DAWless? Auch solche Morphing Dinge bekommt man bestimmt mit Ableton und einem LFO hin der 2 Effekte überblenden… muss ich doch glatt gleich mal ausprobieren. Schönen Abend.

      • Profilbild
        Soundreverend AHU

        @digital-synthologie Ist tatsächlich ziemlich einfach möglich: Eine Send Gruppe nehmen, da dann den Max4Live LFO rein und einen Reverb. Oder gleich 2 LFO und Reverb und Delay… und dann kann mann die Decay Zeit und auch Dry/Wet dem LFO zuordnen, auch gleich noch zum Temp syncen wenn man das möchte. Sehr lustig. Und noch einen Echo und da die Modulation noch mal extra modulieren. Oder 2 Reverbs in eine Gruppe und die Level per LFO ändern.

        Gibt leider keine Möglichkeit der Anhänge hier. Aber das ist auch sehr einfach nachzubauen. Eventuell braucht man eine größere Ableton Live Version (?) wegen dem M4L LFO… 🤙

  4. Profilbild
    LostSongs

    Ich hatte noch nie mit einem Effektpedal so viel Freude wie mit diesem. Die Bedienung ist – wenn man sie verstanden hat – unglaublich durchdacht, weil man mit wenigen Handgriffen gezielt und schnell eine sehr große Bandbreite an Effekten hinbekommt. Von ganz subtilem Hall zur leichten Unterstützung eines Chorus, über Shimmer-artige Hall-Effekte bis zu psychedelischen Klangteppichen kann es alles. Es ist das erste Hallpedal, das für meine Ohren nicht nervig wird, wenn man richtig dick aufträgt. Mit Shimmer-Effekten konnte ich bisher nie wirklich etwas anfangen, weil ich sie als zu künstlich empfand. Das Cosmosis ist für mich eine Art „bessere Shimmer-Variante“. Bisher benutze ich es nur mit Akustik-Gitarre. Die Kombination aus Blend- und Size-Knopf erlaubt eine perfekte Dosierung, um zum Beispiel bei schnellem perkussiven Spiel eine Art Pad-Sound nur ganz leise wie von Ferne einzublenden. Mit der Morph-Funktion kann man eine leichte Bewegung hineinbringen, die das Statische auflockert, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu schieben. In Verbindung mit dem OPFXS Dig Deep, das aus der tiefsten Seite noch einen Bass zaubert, wird meine Akustik-Gitarre zu einem ganzen Orchester. (Den Bass muss man allerdings über ein Y-Kabel am Cosmosis vorbeiführen, sonst fängt es an zu matschen.) Ich könnte mich stundenlang mit Improvisationen nur in diesen Sounds verlieren.

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